Ohne Moos nix los – besonders beim Gründen
Gerade die Finanzierung bereitet Gründer:innen Kopfzerbrechen. Zwar hat die Bundesregierung ihre Start-up-Strategie überarbeitet und einige spannende Initiativen ins Leben gerufen. Doch bis das Kapital einsatzbereit ist, müssen Gründungswillige meist mit zeitintensiven Prozessen rechnen: Bewerbungsfristen müssen eingehalten werden oder Zuschussberechtigungen überprüft werden. Hinzu kommt, dass sich pro Bundesland die Förderprogramme zusätzlich unterscheiden. Wer soll hier noch den Überblich behalten?
„Gründer:innen brauchen Unterstützung, nicht zusätzliche Hürden, vor allem beim Zugang zu Finanzmitteln. Mit unserer Kampagne wollten wir ihre Vision stärken und diese Barriere abbauen. Die hohe Teilnehmerzahl – über 2.500 – zeigt, dass Unternehmergeist weit verbreitet ist“, sagt Christian Steiger, Geschäftsführer von Lexware.
„Wir sind sehr visionsgetrieben und sehen den positiven Impact unserer Geschäftsidee“, erzählen die beiden Gründerinnen und Gewinnerinnen Alina Friedrichs und Susanna Mur von guud. „Für ein junges Unternehmen sind 100.000 Euro als Starthilfe viel Geld. Das kam für uns gerade zum richtigen Zeitpunkt. So konnten wir dieses Jahr direkt viele Maßnahmen im Marketing und Sales ausprobieren und an einigen Events und Messen teilnehmen.“
Bei den übrigen Teilnehmenden sollte das gewonnene Startkapital vordergründig für die Produktentwicklung und Infrastruktur verwendet werden. Dies zeigt, dass Gründer:innen zwar Ideen und Prototypen entwickeln, aber ohne finanzielle Mittel Probleme haben, diese zu optimieren oder die Investitionen wieder hereinzuholen. Erstaunlich ist, dass der Großteil der Bewerber:innen die Projekte aktuell selbst finanzieren, während der Rest auf Crowdfunding oder Bankkredite zurückgreift. Die Tatsache, dass bei einigen die Finanzierung noch aussteht, bestätigt die Tragweite dieser Thematik.
Im Gründerfokus: Gemeinwohlorientierte Unternehmen
Auffällig ist außerdem, dass das Gemeinwohl oft im Vordergrund steht: Business-Ideen in den Kategorien soziale Projekte, Nachhaltigkeit, Kinder, Gesundheit und Umwelt, wie zum Beispiel neugedachte Kinderbrillen, elektrische Rollatoren oder neue Konzepte für Textilrecycling, dominieren. Die Unternehmer:innen setzen dabei stark auf Kundenorientierung und Innovation. Auch Werte wie Teamarbeit und Nachhaltigkeit sind für die „100.000 Euro-Bewerber:innen“ zentral, während Qualität und Integrität überraschenderweise weniger Priorität haben. Friedrichs und Mur bestätigen: „Unsere Kernwerte sind: "People first", "Purpose-driven", "No-Ego", "Try-out" und "Have-Fun". Im Grunde geht es uns darum, ein gesundes Unternehmen aufzubauen, bei dem der Purpose – nämlich einen nachhaltigen Lebensstil für möglichst viele Menschen einfach und erschwinglich zu machen – im Fokus steht.“
Für die beiden Unternehmerinnen liegt die größte Herausforderung, aber gleichzeitig auch eine große Chance in den nächsten drei Jahren darin: Unternehmen in Zeiten steigender Gesamtkosten für nachhaltige Benefits für ihre Mitarbeitenden, wie guthabenbasierte Zuschüsse für den regionalen Fahrradkauf, zu begeistern. „Wir wollen zeigen, dass nachhaltig leben nicht zwingend teurer sein muss und wollen hier Barrieren abbauen“, so die beiden. Unter den übrigen Bewerber:innen zählen Kundenorientierung und die Erfüllung der Kundenerwartungen neben Nachhaltigkeitsanforderungen sowie Marktexpansion und technologische Veränderungen zu den Herausforderungen der nächsten drei Jahre.
„Dies zeigt unter welchem Druck gerade junge Unternehmen stehen. Erfüllen sie die Erwartungen nicht und erwirtschaften auch nur kurzzeitig weniger Umsatz, sind die Folgen deutlich gravierender als bei etablierten Mittelständlern oder Großkonzernen. Das kann binnen Wochen über eine Gründung entscheiden,“ sagt Christian Steiger.
Die Lexware „100.000 Euro-Kampagne“
Bei der „100.000 Euro-Kampagne“ von Lexware hatten die Teilnehmenden die Chance 100.000 Euro Startkapital zu gewinnen. Ziel war es, die Gründer:innen und Gründungswilligen bei der Verwirklichung ihres Traums zu bestärken und zu unterstützen. Das Besondere war, dass sich sowohl Menschen mit Gründungstraum als auch existierende Start-ups um das Startkapital bewerben konnten. Über 2.500 Bewerber:innen hatten schließlich ihre Ideen eingereicht, darunter kamen zehn Finalist:innen in die engere Auswahl. Die Jury aus bekannten Gründungsgesichtern wie Andy Weinzierl, Jen Martens, Fabian Walter, Gülsah Wilke, Michael Fritz und Johanna Röh sowie öffentliches Voting kürten anschließend die Gewinner. Die Gründerinnen von guud, Susanna Muhr und Alina Friedrichs, konnten sich dabei mit ihrer Idee durchsetzen. Sie bieten Benefits für Unternehmen an, die den nachhaltigen Konsum der Mitarbeitenden fördern und gleichzeitig Steuervorteile realisieren. „Wir wollen zeigen, dass nachhaltige Benefits für alle Unternehmen in Deutschland eine guude (oder eher: die beste) Wahl sind. Fokus liegt damit vor allem auf der Skalierung sowie darauf, weitere Produkte zu testen. Für 2025 haben wir bereits zwei neue Produkte in Planung und sind gespannt, wie sie ankommen“, sagen die beiden Unternehmerinnen.
Methodik
Die Business-Träume der mehr als 2.500 Bewerber:innen wurden geclustert und mittels LLM anonymisiert ausgewertet.