Studie zur Situation der Selbstständigen in der Corona-Krise zeigt Digitalisierungsdefizit im Handwerk

Die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf Selbstständige in Deutschland untersucht eine aktuelle Studie vom Verband der Gründer und Selbstständigen e. V. (VGSD), dem Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) Mannheim und dem Forschungszentrum Mittelstand an der Universität Trier. Lexware hat die Umfrage als Partner unterstützt, an der über 27.000 Selbstständige und Unternehmer teilgenommen haben, darunter zahlreiche Lexware- und lexoffice-Kunden und Vertreter des Handwerks. Die Ergebnisse lassen u.a. einen deutlichen Handlungsbedarf im Bereich Digitalisierung im Handwerk erkennen. Die Krise kann als Katalysator dienen, um jetzt die Digitalisierung in Angriff zu nehmen.

Zuletzt aktualisiert am 07.03.2024

Auch die etwa sechs Millionen Handwerksbetriebe in Deutschland sind vom Einbruch der Wirtschaftstätigkeit durch die Auswirkungen der Corona-Pandemie stark betroffen. In der aktuellen Studie zur Situation der Selbstständigen in Deutschland von VGSD, ZEW Mannheim und dem Forschungszentrum Mittelstand der Universität Trier wurden auch 628 Handwerksbetriebe befragt. Während die Lage der über 27.000 Befragten durch die Pandemie generell schwierig ist, gibt es innerhalb der Branchen relativ große Unterschiede, wobei der ermittelte Digitalisierungsgrad dabei jeweils eine beachtliche Rolle spielt.

Fast jeder fünfte Handwerksbetrieb fürchtet um seine Existenz

17,1 Prozent der befragten Handwerksbetriebe halten es für sehr oder eher wahrscheinlich, dass sie in den kommenden Monaten ihre Selbstständigkeit aufgeben müssen. Schaut man auf die Auswirkungen der Pandemie auf das Auftragsgeschäft, so werden die Gründe dafür deutlich: 26,8 Prozent der in der Umfrage befragten Handwerksbetriebe geben an, dass Projekte ohne Entschädigung storniert wurden. Ebenfalls rund einer von vier Befragten (23,7 Prozent) beklagte Zahlungsverzögerungen, knapp jeder Fünfte (18,8 Prozent) verzeichnete Zahlungsausfälle. Fast jeder zweite Betrieb (48,9 Prozent) hat Soforthilfen beantragt, 12,1 Prozent haben Kurzarbeitergeld beantragt oder planten dies.

Grad der Digitalisierung beeinflusst die Schwere der Situation

Der Digitalisierungsgrad im Handwerk ist gegenüber anderen Branchen eher gering: Im Bereich Produkt sagen 51,6 Prozent, der Grad sei sehr oder eher gering, bei Geschäftsprozessen sind es 35,4 Prozent und in der Kundenberatung geben 42,2 Prozent der Befragten einen niedrigen Digitalisierungsgrad an. Vor allem die Kundenberatung im Handwerk hat in Sachen Digitalisierung von der Krise profitiert: Immerhin jeder zehnte (9,7 Prozent) Betrieb sagt, der Digitalisierungsgrad habe sich in diesem Bereich erhöht. Laut einer Auswertung des ZEW, das aus den Gesamtergebnissen speziell die Situation der rund 16.000 befragten Soloselbstständigen extrahierte, sind hochdigitalisierte Soloselbstständige deutlich krisenresistenter und leiden seltener unter negativen Konsequenzen der Pandemie als wenig oder gar nicht digitalisierte, zu denen sich viele der befragten Handwerker zählen lassen müssen. „Handwerksbetriebe, die ihre Prozesse und Abläufe digitalisieren, können ihre Effizienz und ihren Erfolg enorm steigern: etwa durch den Einsatz intelligenter Tracking-Systeme für Maschinen und Werkstoffe, smarter Business-Software, digitaler Kundenakten oder Technologien wie 3D-Scan oder -Druck zur Vermessung oder Anfertigung von Ersatzteilen. Die Digitalisierung ist für das Handwerk eine enorme Chance und sollte dringend vorangetrieben werden“, so Jörg Frey, Geschäftsführer bei Lexware.

Handwerkliche Kreativität, die Mut macht, zu digitalisieren

Eine Handwerkerin, die den Digitalisierungsschub erfolgreich gemeistert hat, ist die Schneiderin Jessica Dörr, Inhaberin des Ladens „Gefühl für Leinen“ in der Kleinstadt Kandern im Markgräflerland. Auch sie musste die Zwangsschließung hinnehmen. Daraufhin stiegen sie und ihr kleines Team um und schneiderten Mundnasemasken – allerdings ausschließlich aus Leinen und passend zu ihrem sonstigen Angebot. Kreativität steht für Dörr dabei im Vordergrund. Der Verkauf läuft über den rasch erstellten Online-Shop auf einer Plattform. Die Schneiderin ist überzeugt davon, ihre Kunden über diesen Weg auch für andere Produkte aus ihrer Werkstatt zu gewinnen. Für den Experten und unermüdlichen Streiter in Sachen Selbstständigkeit, VGSD-Vorstand Dr. Andreas Lutz, stehen Selbständige wie Jessica Dörr auch „für die Vielfalt in unseren Städten und im kulturellen Leben“. Er setzt sich mit seinem Verband dafür ein, dass die (Solo-) Selbstständigen nicht die Verlierer dieser Wirtschaftskrise werden. Jessica Dörr gehört zu den „Lexware Mutmachern“, die anderen Selbstständigen durch ihre Geschichte Mut machen und eine Anregung geben wollen.

Lexware bietet ein umfassendes Angebot an Software für Selbstständige und kleine bis mittlere Unternehmen sowie spezielle Lösungen fürs Handwerk für insgesamt über eine Million Nutzer. Der Hersteller hat deshalb während der Corona-Krise seine Community und ihre besonders herausfordernde Situation fest im Blick und möchte bestmöglich unterstützen – ganz besonders auf dem Weg in die Digitalisierung. Unter www.lexware.de/coronavirus stehen hilfreiche Fachartikel. „Wir glauben fest an den Wert von selbstbestimmter, eigenverantwortlicher Arbeit. Der Mut, den Menschen durch ihre Entscheidung für die Selbstständigkeit bewiesen haben, darf sie in der derzeitigen Situation nicht verlassen. Wir verstehen uns als Ansprechpartner für alle, die jetzt die Digitalisierung ihres Geschäfts in die Tat umsetzen wollen“, so Jörg Frey.