Was versteht man unter einer Berufsunfähigkeitsversicherung?
Wenn es um die wichtigsten Versicherungen für Selbstständige geht, dann steht die Berufsunfähigkeitsversicherung (kurz BU oder BUV) ganz oben auf der Liste. Per Definition bietet sie Ihnen als Versicherungsnehmer Anspruch auf einen finanziellen Schutz, wenn Sie Ihre Arbeit aufgrund einer Krankheit oder eines Unfalls für längere Zeit oder sogar dauerhaft nicht mehr ausüben können und es zu einem beruflichen Ausfall kommt. Mit der Höhe Ihrer Rente aus der Berufsunfähigkeitsversicherung sollten Sie bis zum Rentenbeginn Ihr Auskommen haben und den bisherigen Lebensstandard von Ihnen und Ihrer Familie finanzieren können. Eine Selbstständigkeit ohne Berufsunfähigkeitsversicherung stellt dagegen ein echtes Risiko dar, da Sie bei einem Unfall oder einer Erkrankung keine ausreichende finanzielle Absicherung haben.
Warum ist eine Berufsunfähigkeitsversicherung für Selbstständige sinnvoll?
Gerade junge Menschen denken häufig nicht über das Thema Berufsunfähigkeit nach. Dabei ist es für Sie als Selbstständigen immens wichtig, sich mit Blick auf Ihre Zukunftausreichend abzusichern. Folgende Gründe zeigen auf, weshalb Sie als Selbstständiger eine Berufsunfähigkeitsversicherung abschließen sollten:
Als Selbstständiger sind Sie in der Regel nicht in der gesetzlichen Rentenversicherung versichert und erhalten somit bei einem Krankheits- oder Unfall kein Geld vom Staat, wenn Sie Ihre Tätigkeit nicht mehr ausüben können. Im Ernstfall besteht daher kein Anspruch auf eine Erwerbsminderungsrente.
Zahlen Sie freiwillig in die gesetzliche Rentenversicherung oder ein Versorgungswerk ein, erhalten Sie im Falle einer Berufsunfähigkeit in der Regel nur dann Leistungen, wenn Sie vollständig erwerbsunfähig sind und somit komplett ausfallen. Eine Teilerwerbsunfähigkeit ist somit nicht abgesichert.
Bedenken Sie, dass Sie als Selbstständiger ebenfalls keinen Schutz durch eine gesetzliche Unfallversicherung haben – auch bei einer drohenden Arbeitslosigkeit durch körperliche Einschränkungen.
Haben Sie keine Krankentagegeld-Versicherung abgeschlossen, kann Ihnen hier durch die Berufsunfähigkeitsversicherung für Selbstständige Unterstützung geboten werden.
Info
Berufsunfähigkeit kann jeden treffen
Berufsunfähigkeit stellt für jeden ein Risiko dar – ganz gleich, ob Sie Freiberufler, Arbeitnehmer oder Selbstständiger sind. Theoretisch kann jeder von einem Tag auf den anderen arbeitsunfähig werden und beruflich ausfallen. Statistischen Erhebungen zufolge wird jeder Vierte, also 25 Prozent der Bevölkerung, mindestens einmal im Laufe seines Arbeitslebens berufsunfähig. Die aktuell häufigsten Ursachen dafür sind psychische Erkrankungen wie Burnout, Depression und Angsterkrankungen. Darum ist eine Berufsunfähigkeitsversicherung für jeden, besonders aber für Selbstständige und Freiberufler sinnvoll. So sichern sie ihren Lebensstandard und schützen sich vor sozialem Abstieg in beruflichen Notsituationen.
Wann greift die Berufsunfähigkeitsversicherung bei Selbstständigen?
In der Regel greift der Versicherungsschutz, sobald Sie nicht mehr in der Lage sind, mindestens 50 Prozent Ihrer gewohnten Tätigkeiten zu verrichten. Dabei spielt die Ursache keine Rolle. So sind körperliche Krankheiten ebenso abgedeckt wie psychische Probleme und die Folgen eines Unfalls oder auch bekannte Vorerkrankungen, sofern diese bei Vertragsabschluss angegeben wurden. Nach einer Prüfung durch die Versicherungsgesellschaft wird die vereinbarte monatliche BU-Rente auf Ihr Konto eingezahlt.
Achtung
Auf Sonderregelungen achten
Für Selbstständige gibt es bei der BU-Versicherung oft eine Sonderregelung. Dabei wird geprüft, ob eine Weiterbeschäftigung durch eine zumutbare Umorganisation möglich ist. Entscheidend ist hier, dass Sie eine angemessene und zumutbare Tätigkeit als Selbstständiger finden, die Sie zu mindestens 50 Prozent der Zeit ausüben können. Für die Umorganisation gelten keine pauschalen Regelungen. Dies wird individuell entschieden.
Wie hoch sind die Kosten einer Berufsunfähigkeitsversicherung für Selbstständige?
Die Höhe der monatlichen Beiträge einer BU für Selbstständige sowie der monetäre Anspruch sind sehr variabel – ganz gleich, ob Sie zum Beispiel Grafiker, Handwerker oder Planungsingenieur sind. Folgende Faktoren bestimmen die Höhe Ihrer Versicherungsbeiträge:
Beruf: Bei Risikoberufen ist der Versicherungsschutz deutlich teurer. Geringeres Risiko wirkt sich somit beitragssenkend aus. So ist beispielsweise der Beitrag für einen Handwerker generell höher als der für einen reinen Bürojob.
Alter: Je jünger, desto günstiger sind die Versicherungstarife. Deshalb ist es grundsätzlich optimal, wenn man die BUV so bald wie möglich abschließt.
Gesundheitszustand: Ein guter Gesundheitszustand und möglichst wenig Vorerkrankungen spiegeln sich auch im Preis wider. Achten Sie bei den Gesundheitsfragen genau auf Ihre Wortwahl, damit Ihr Gesundheitsstatus und Ihr Status zu möglichen Vorerkrankungen nicht fehlinterpretiert werden kann. Korrekte Angaben sind unerlässlich, damit Sie im Falle einer Berufsunfähigkeit Geld von der Versicherung bekommen.
Höhe der Berufsunfähigkeitsrente: Je nachdem, welche Summe Sie versichern möchten, variiert auch der Beitrag, den Sie monatlich zahlen müssen. Als Faustregel gilt, eine Rente in Höhe von etwas 70 bis 80 % des aktuellen Nettoeinkommens pro Monat abzusichern. Holen Sie sich dazu am besten unterschiedliche BU-Angebote ein.
Zusatzleistungen: Möchten Sie Ihre Berufsunfähigkeitsversicherung zum Beispiel mit einer privaten Altersvorsorge für Selbstständige kombinieren, ist eine Berufsunfähigkeits-Zusatzversicherung (BUZ) eine Option. Bei dieser Kombination wird sich zwar der Beitrag erhöhen, aber Sie kümmern sich gleichzeitig auch um Ihre Altersvorsorge.
Tipp
Vergleichen lohnt sich
Gerade bei Berufsunfähigkeitsversicherungen für Freiberufler können die Kosten zwischen verschiedenen Versicherungsanbietern sehr stark variieren. Deshalb lohnt sich vor dem Abschluss einer BU für Selbstständige immer ein Vergleich, zum Beispiel durch einen Online-Rechner. So haben Sie bei der Erstberatung schon einen Überblick darüber, was Sie von der Arbeitsunfähigkeitsversicherung für Selbstständige erwarten können.
Welche Leistungen einer BU sind für Selbstständige besonders wichtig?
Für einen ausreichenden Schutz durch eine BU-Versicherung müssen grundlegende Kriterien erfüllt sein. Machen Sie deshalb die Wahl Ihrer Berufsunfähigkeitsversicherung für Selbstständige nicht allein von den monatlichen Kosten abhängig, sondern prüfen Sie immer den vollen Leistungsumfang. Stellen Sie dafür mehrere Berufsunfähigkeitsversicherungen und deren Versicherungsbedingungen für Selbstständige in einem Vergleich gegenüber. So finden Sie Ihren perfekten Schutz mit allen Leistungen, die Ihnen wichtig sind.
Auf folgende Faktoren sollten Sie vor Vertragsabschluss achten:
Nachversicherungsgarantie
Dadurch haben Sie die Möglichkeit, die ursprünglich vereinbarte Berufsunfähigkeitsrente ohne erneute Gesundheitsprüfung aufzustocken. Sie greift, wenn sich Ihre Lebensumstände ändern.
Karenzzeit
Dabei handelt es sich um den Eintritt der Berufsunfähigkeit und der ersten Rentenzahlung der Versicherung. Häufig beträgt die Karenzzeit 6 Monate. Bei manchen Verträgen führt eine längere Karenzzeit zu geringeren Beiträgen.
Beitragsdynamik
Selbstständige und freiberuflich Versicherte können in ihren Vertrag zur Berufsunfähigkeitsversicherung eine Beitragsdynamik einschließen. Auf diese Weise erhöht sich der Versicherungsbeitrag jedes Jahr um einen festen Prozentsatz und damit auch die künftige Berufsunfähigkeitsrente. Dies ist sinnvoll, um inflationsbedingte Wertschwankungen und steigende Lebenshaltungskosten auszugleichen.
Vertragslaufzeit
Auch als Selbstständiger ist es wichtig zu wissen, dass die Berufsunfähigkeitsversicherung bis zum Rentenalter greift. Vereinbaren Sie deshalb eine Versicherungs- und Leistungsdauer bis zum Alter von 67 Jahren. Bei kürzerer Vertragslaufzeit müssen Sie die Jahre ohne Versicherungsschutz mit Ersparnissen überbrücken.
Berufsunfähigkeitsrente
Damit Sie trotz Berufsunfähigkeit keine Einkommenseinbußen erleiden, ist eine entsprechend hohe Berufsunfähigkeitsrente erforderlich. Sie sollte etwa 70 bis 80 Prozent des aktuellen Nettoeinkommens ausmachen. Kalkulieren Sie alle monatlichen Ausgaben und überlegen Sie, welche zusätzlichen Kosten durch einen beruflichen Ausfall entstehen.
Abstrakte Verweisung
Wenn Sie eine Berufsunfähigkeitsversicherung abschließen möchten, sollten Sie auf den Ausschluss der abstrakten Verweisung achten. Sonst kann der Versicherer im Leistungsfall prüfen, ob Sie unter bestimmten Voraussetzungen eine vergleichbare andere Tätigkeit ausüben könnten. Viele BUV verzichten von vornherein auf diese Klausel.
Direktversicherung
Für Selbständige hat eine Berufsunfähigkeitsversicherung als Direktversicherung den Vorteil, dass die Beiträge direkt vom monatlichen Bruttogehalt abgezogen werden. So können Sie diese zum Beispiel als Betriebsausgabe geltend machen und sowohl Steuern als auch Sozialversicherungsbeiträge sparen.
Tipp
Vertragsbedingungen vor dem Abschluss gründlich prüfen
Bevor Sie sich für eine Berufsunfähigkeitsversicherung für Selbstständige entscheiden, sollten Sie alle Vertragsbedingungen sorgfältig durchgehen. Auf Basis unabhängiger Bewertungen der Berufsunfähigkeitsversicherungen, die für Sie als Selbstständiger in Frage kommen, können Sie die Auswahl direkt beschränken. Mithilfe einer übersichtlichen Checkliste (z. B. von Stiftung Warentest) prüfen Sie alle relevanten BUV-Themen. Lassen Sie sich nach dem Gespräch mit dem Versicherer Ihrer Wahl diese Liste unterschreiben. Sie bildet im Streitfall eine gute Grundlage im Sinne Ihrer Beweisführung.
Darf man mehrere Berufsunfähigkeitsversicherungen abschließen?
Im Falle einer Arbeitsunfähigkeit sollte die Absicherung in einem angemessenen Verhältnis zum Einkommen stehen. Dies ist gegeben, wenn die monatliche Zahlung 70-80 % des Nettoeinkommens beträgt. Grundsätzlich ist es daher möglich, mehrere Verträge parallel einzugehen. Damit es nicht zu einer sogenannten „Überversorgung“ kommt, fragt die Versicherungsgesellschaft in der Regel vor Vertragsabschluss nach anderen Verträgen. So wird ausgeschlossen, dass ein Versicherter durch die Berufsunfähigkeit mehr Einkommen generiert als vorher.
Tipp
BU-Beiträge von der Steuer absetzen
Als Selbstständiger können Sie die Beiträge zur Arbeitsunfähigkeitsversicherung von der Steuer absetzen. Die Beiträge gelten als Sonderausgaben und mindern so die Steuerlast. Bei Angestellten und Beamten sind bis zu 1.900 Euro absetzbar, bei Selbstständigen bis zu 2.800 Euro.
Was ist zu tun, um im Bedarfsfall Leistungen aus der BU zu erhalten?
Werden Sie aufgrund einer Erkrankung oder eines Unfalls berufsunfähig oder fallen dadurch für eine gewissen Zeit aus, müssen folgenden Prozess durchlaufen, um an die BU-Rente zu kommen:
Ihr behandelnder Arzt attestiert Ihnen eine Arbeitsunfähigkeit. Sie muss länger als 3 Monate bestehen.
Ein Arzt prognostiziert, ob die Folgen des Unfalls oder ggf. die Erkrankung zu einer Berufsunfähigkeit führt.
Nach der Prognose schließt sich ein ärztliches Gutachten an, was die Grundlage der Antragstellung bei einer BUV ist.
Die jeweilige BUV führt nun eine Leistungsprüfung durch und teilt Ihnen ihre Entscheidung mit.
Sobald die Versicherung Fakten und Daten überprüft hat, wird sie Ihren Antrag im Idealfall direkt genehmigen. Wenn die Sachlage für die Versicherungsgesellschaft unklar ist, sind unter Umständen weitere Arztbesuche sowie Gutachten notwendig.
Was passiert, wenn Ihr Antrag nicht genehmigt wird?
Wurde Ihr Antrag abgelehnt, sollten Sie Rücksprache mit Ihrer Versicherung halten und nachfragen, was die Gründe dafür waren. Fühlen Sie sich nicht gut beraten, können Sie sich auch an eine Verbraucherschutzorganisation wenden, deren unabhängige Berater Ihr Anliegen mit Ihnen besprechen. Eine weitere Option ist es, den sogenannten Ombudsmann für Versicherungen zu kontaktieren. Seine Aufgabe ist es, Streitigkeiten zu schlichten und für Klarheit zu sorgen.
Zusammenfassung
Berufsunfähigkeit für Ihre Selbstständigkeit: Das Wichtigste auf einen Blick
Eine Berufsunfähigkeitsversicherung bietet Ihnen eine finanzielle Absicherung, wenn Sie Ihren Beruf aufgrund einer Krankheit oder eines Unfalls über einen bestimmten Zeitraum oder dauerhaft nicht ausüben können.
Die monatlichen Beiträge für Ihre BUV müssen bezahlbar sein. Berechnen Sie deshalb genau, wie viel Geld Sie zum Leben brauchen und legen Sie danach Ihre Beitragszahlungen fest.
Tritt der Versicherungsfall ein, muss Ihre Versicherungsgesellschaft die BU-Rente ohne weitere Einschränkungen zahlen.
Die Höhe der BU-Rente bzw. zusätzlich vereinbarte Leistungen müssen so ausgelegt sein, dass Sie bis zum Beginn Ihres Rentenalters Ihren üblichen Lebensstandard finanzieren können.
Die BU-Rente sollte mindestens 70 bis 80 Prozent des Nettoeinkommens betragen.
Informieren Sie sich vor Vertragsabschluss gründlich über Vertragsinhalte und etwaige Sonderklauseln bei verschiedenen Versicherungen.