Bonitätsprüfung: Das sollten Unternehmer zum Bonitäts-Check wissen

Um die Kreditwürdigkeit von Vertragspartnern zu ermitteln, können Sie eine Bonitätsprüfung durchführen. Damit lässt sich abschätzen, ob ein Vertragspartner Ihre Rechnung begleichen kann und will. Bei einer Kreditanfrage für das eigene Unternehmen kann es sinnvoll sein, die Bonität zu prüfen, um sich günstige Konditionen zu sichern.

Zuletzt aktualisiert am 23.04.2024
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Definition

Was ist eine Bonitätsprüfung?

Bei einer Bonitätsprüfung werden die Kreditwürdigkeit und Kreditfähigkeit von Unternehmen oder Privatpersonen geprüft. Dabei werden sowohl die wirtschaftliche Zahlungsfähigkeit als auch der Zahlungswillen berücksichtigt. Als Ergebnis erhalten Sie den Bonitätsindex. Gesetzlicher Hintergrund für die Bonitätsprüfung sind §18 KWG sowie §31 BDSG.

Video: Das musst Du über die Bonität wissen!

Wofür braucht man eine Bonitätsprüfung?

Eine Bonitätsabfrage kann aus verschiedenen Gründen sinnvoll sein. Es sind vor allem zwei Fälle, in denen Sie die Bonität prüfen lassen sollten:

  1. Kreditanfrage
  2. Prüfung der Zahlungsfähigkeit von Geschäftspartnern oder Kunden

Zudem können Sie für Ihr Unternehmen eine Bonitätsprüfung durchführen lassen (Selbstauskunft), um attraktiv für Geschäftspartner zu sein. Das positive Ergebnis können Sie zum Beispiel auf Ihrer Website sowie in Rechnungen und E-Mails einfügen.

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Wer zahlt die Bonitätsprüfung?

Wenn Sie Interesse daran haben, einen Firmenkredit aufzunehmen, müssen Sie in diesem Fall die Kosten für die Bonitätsprüfung selbst übernehmen. Es zahlt immer derjenige, der die Prüfung der Kreditwürdigkeit beantragt.

Bonitätsprüfung bei Kreditanfrage

In erster Linie ist das Verfahren einer Bonitätsprüfung notwendig, wenn Sie für Ihr Unternehmen einen Kredit aufnehmen wollen, um Investitionen oder andere Ausgaben mit hohem Volumina zu tätigen, etwa Produktentwicklungen. In dem Fall bildet die Bonitätsprüfung bei einer entsprechenden Anfrage die Verhandlungsgrundlage für Gespräche mit Banken, einem anderen Kreditinstitut bzw. Anbieter. Durch eine positive Bonität ergeben sich ggf. bessere Konditionen und ein niedriger Zinssatz. Der Gesetzgeber verlangt ab einer Kreditsumme größer als 750.000 Euro sogar zwingend, dass eine Bonitätsprüfung durch die Bank vorgenommen wird. Außerdem ist der Kreditnehmer verpflichtet, während der Kreditlaufzeit regelmäßig seine wirtschaftliche Situation offenzulegen.

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Kredit ohne Schufa-Auskunft

Einen Kredit ohne Bonitätsprüfung bzw. mit einer negativen Bonitätsprüfung zu erhalten, ist in Deutschland kaum möglich. Ist das bei Ihnen der Fall, sollten Sie versuchen, Ihre Bonität zu verbessern. Dafür empfiehlt es sich, Zahlungsausfälle zu vermeiden und Rechnungen pünktlich zu zahlen.

Bonitätsprüfung von Geschäftspartnern

Kommt bei dem Bonitäts-Check heraus, dass Ihr Vertragspartner nicht kreditwürdig ist, können Sie den Auftrag oder die Bestellung ablehnen. Denn immerhin stellt ein Geschäftspartner mit geringer Bonität ein enormes Geschäftsrisiko dar, da es zu Zahlungsverspätungen oder -ausfällen kommen kann. Es ist daher durchaus üblich, dass Unternehmen vor Vertragsabschluss die Kundenbonität prüfen. 

Gleichzeitig werden vielleicht Geschäftspartner und Lieferanten auf Sie zukommen und eine entsprechende Bonitätsauskunft von Ihnen verlangen. Auch hier sollten Sie einer solchen Aufforderung nachkommen und kooperativ sein. Das baut Vertrauen auf und ist Grundlage zukünftiger Geschäftsbeziehungen. Sollten Sie eine gewünschte Auskunft ablehnen, werden Sie vielleicht nicht mit Ware beliefert, müssen in Vorleistung gehen oder einen Risikopreisaufschlag in Kauf nehmen.

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Bonitäts-Check gibt keine hundertprozentige Sicherheit

Der Bonitätsindex gibt lediglich eine Wahrscheinlichkeit an. Es bleibt immer ein Risiko, dass Ihr Vertragspartner oder Kunde die Rechnung nicht bezahlt und Sie mit Zahlungsausfällen rechnen müssen. Andererseits können Sie durch einen schlechten Bonitätsindex auch einen zahlungswilligen und zahlungsfähigen Kunden ablehnen.

Was wird bei der Bonitätsprüfung gecheckt?

Um die Bonität zu prüfen, werden verschiedene Faktoren herangezogen. Als Basis für eine Bonitätsprüfung gelten die persönlichen, rechtlichen und wirtschaftlichen Verhältnisse. Außerdem spielen Faktoren eine Rolle, welche die entsprechende Branche oder sogar die gesamte Wirtschaft betreffen. Sowohl von einem Kreditnehmer als auch von Verbrauchern bzw. Kunden werden diese Daten analysiert.

Bei der Bonitätsprüfung wird zwischen Unternehmen oder Privatpersonen unterschieden.

Prüfung von Unternehmen

Bei Unternehmen enthält eine Bonitätsauskunft unter anderem folgende Informationen:

  • Branche
  • Firmenhistorie
  • Geschäftsführung
  • Bilanz
  • Jahresabschlussinformationen
  • Muttergesellschaft und Beteiligungen
  • Inkassoinformationen
  • Insolvenzverfahren
  • Business- und Finanzpläne
  • Kennzahlen, z.B. Renditen, Liquiditätsgrade, Kapitalanteile 

Für Unternehmen erfolgt bei einer Bonitätsprüfung allgemein eine Analyse gesamtwirtschaftlicher und branchenspezifischer Kriterien. Dazu gehören unter anderem das Branchenrisiko, Unternehmensalter und die Marktstellung. Auch wird das Management betrachtet und wie das Unternehmen organisiert ist.

Aus dem Score ergibt sich eine realistische Einschätzung über das zukünftige Zahlungsverhalten und die Bonität des Unternehmens.

Prüfung von Privatpersonen

Hier werden folgende Punkte unter die Lupe genommen:

  • Name
  • aktuelle sowie frühere Anschriften inklusive des Einzugsdatums
  • Geburtsdatum
  • Geschlecht
  • Fachliche Qualifikationen (Abschlüsse und Ausbildungen)

Neben diesen Angaben sind bei einer Bonitätsprüfung auch die kreditrelevanten Daten wichtig. Mit diesen wird ermittelt, ob Kunden ihren Zahlungsverpflichtungen nachkommen. Um Positiv- und Negativmerkmale zu ermitteln, schauen Rating-Agenturen und Auskunfteien z. B. auf die folgenden Einträge:

  • Angaben zu laufenden Verträgen und Krediten
  • Angaben über Kontoeröffnungen
  • Daten über Mahn- und Inkassoverfahren
  • Offene Forderungen, z. B. von Telekommunikationsfirmen, Energieversorgern oder Einzel- und Versandhändlern

Daten über das Einkommen, Vermögen und den Familienstand werden nicht erhoben.

Wer führt eine Bonitätsprüfung durch?

Eine Bonitätsprüfung kann durch verschiedene Stellen erfolgen. Meist wird sie durch die Bank oder Rating-Agenturen ermittelt. Bei einem bankinternen Rating stuft die Bank die Kreditwürdigkeit eines Unternehmens selbst ein. Im besten Fall kennt die Bank das entsprechende Unternehmen und dessen Geschäftsmodell über vorhergehende Kreditvergaben genau. In diesem Fall kann die Bank ein sehr genaues Rating auf Grundlage aktueller Daten vornehmen. Bei Banken lässt sich die eigene Bonitätseinschätzung häufig durch Sicherheiten wie Immobilien erhöhen.

Bei kleinen und mittelständischen Unternehmen prüfen Auskunfteien, wie Creditreform oder die Schufa, die Bonität. Auch europäische Rating-Agenturen, wie Coface, Scope oder Dun & Bradstreet, übernehmen einen Bonitäts-Check.

Mittlerweile stellen aber auch große Onlinehändler wie Amazon oder PayPal Zahlungsprofile von privaten Schuldnern zur Verfügung, da diese über die Jahre ein enormes Wissen über die Bonitätseinschätzung der einzelnen Kunden gesammelt haben.

Bonitätsprüfung einfach erklärt: Wie wird der Kreditscore ermittelt?

Die Auskunfteien ermitteln einen externen Score-Wert. Dieser berechnet sich auf Grundlage von Daten aus dem Handelsregister, Bundesanzeiger oder Schuldnerverzeichnis. Außerdem kommen Kennzahlen aus den Bilanzen und Abschlüssen hinzu, wie Cashflow sowie Gewinne und Verluste. Diese Kennzahlen werden dann mit anderen branchengleichen Unternehmen gegenübergestellt, um abzuschätzen, wie zahlungsfähig ein Unternehmen ist. 

Zudem gibt es mathematisch-statistische Verfahren der Bonitätseinschätzung wie zum Beispiel die Diskriminanzanalyse, um entsprechende Zahlungsausfallrisiken zu bestimmen. Hier werden ebenfalls Kennzahlen wie Rentabilität, Liquidität sowie der Verschuldungsgrad genutzt, um eine Bonitätseinschätzung mathematisch zu ermitteln.

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Auskunft über Bonität bei der Schufa

Die führende Auskunftei in Deutschland ist die Schufa. Sie hat nicht nur kreditrelevante Daten über natürliche Personen, sondern auch über Unternehmen. Diese Informationen sammelt die Schufa in kleinem wie in großem Rahmen von Energieversorgern, Telekommunikationsgesellschaften und Banken. Die Auswertung dieser Daten fließt in den sogenannten Schufa-Score.

Für große, oft börsennotierte Unternehmen machen große, renommierte Rating-Agenturen eine Bonitätsprüfung. International bekannt sind beispielsweise Standard & Poor’s, Moody’s und Fitch Ratings.

Das brauchen Sie für eine Bonitätsprüfung

Für die Bonitätsprüfung von Unternehmen werden primär finanzielle Unterlagen benötigt. Dazu gehören in jedem Fall:

  • Gewinn- und Verlustrechnung (GuV)
  • Betriebswirtschaftliche Auswertungen (BWA)
  • Nachweise über Steuerzahlungen

Diese Informationen sind wichtig, um die Einnahmen und Ausgaben eines Unternehmens im Zuge einer Bonitätsprüfung einschätzen zu können. Sind Sie kein Gesellschafter, sondern beispielsweise als Einzelunternehmer tätig, benötigen Sie zusätzlich Ihren Personalausweis. Mit diesem bestätigen Sie Ihre Identität.

Zur Beurteilung der Finanz-, Vermögens- und Ertragslage werden zusätzlich folgende Angaben benötigt:

  • Eigenkapital
  • Verschuldungsgrad
  • Ertragskennzahlen
  • Cashflow
  • Liquiditätskennzahlen

Tipp

Sie können als Privatperson einmal jährlich eine Schufa Selbstauskunft anfordern. Darin stehen alle Daten und Informationen, die über Sie gesammelt wurden. Diese Auskunft dient zwar nicht als Bonitätsauskunft, kann aber wichtige Hinweise liefern, warum Ihr Schufa Score nicht optimal ist. Für Unternehmen gibt es leider keine kostenlose Auskunft.

Dauer einer Bonitätsprüfung

Möchten Sie als Selbstständiger eine kostenlose Selbstauskunft einholen, dauert dies ca. einen Monat, also rund vier Wochen. Wenn Sie sich für eine kostenpflichtige Auskunft entscheiden, erhalten Sie das Ergebnis erheblich schneller – innerhalb von 1-3 Tagen.

Neue Regeln zur Bonitätsprüfung

Die Bundesregierung plant eine Reform des Bundesdatenschutzgesetzes, um die Rechte von Verbrauchern gegenüber Wirtschaftsauskunftsdateien zu stärken. Im Februar 2024 ist dazu ein Gesetzesentwurf veröffentlicht worden. Dadurch sollen Diskriminierungen bei der Bonitätsprüfung vermieden werden, zum Beispiel, dass die Postleitzahl darüber entscheidet, ob jemand als zahlungsfähig eingestuft wird. Dies gilt auch, wenn nicht nachvollziehbar ist, auf welcher Grundlage das Kreditscoring zustande kommt.

Kreditscoring ist nur noch zulässig, wenn 

  • der Datenschutz beachtet wird.
  • wissenschaftlich anerkannte mathematisch-statistische Verfahren zur Anwendung kommen. •
  • nicht nur ausschließlich die Anschriftsdaten genutzt werden. 

Falls Anschriftsdaten in den Score mit einfließen, muss die Person vorher über die entsprechende Nutzung der Daten informiert worden sein. Die Unterrichtung muss dokumentiert werden (§ 31 BDSG [ab 25.05.2018]).

Wann kann eine Bonitätsprüfung negativ ausfallen?

Eine negative Bonitätsprüfung kann unter anderem folgende Gründe haben: 

  • Zu viele Kreditanfragen in kurzer Zeit bei verschiedenen Banken
  • Hohe Ausgaben im Vergleich zu den Einnahmen
  • Rechnungen wurden nicht bezahlt
  • Viele aktive Kredite
  • Fehler in den Bonitätsdaten (hier sollten Sie sofort korrigieren)