Definition
Break-Even-Analyse
Der Break-Even-Point, auch Break-Even-Analyse genannt, ist der Punkt einer Produktion, bei dem Kosten und Erlös eines Punktes identisch sind. Es ergibt sich also weder ein Gewinn noch ein Verlust. Deutsche Bezeichnungen für diesen Punkt sind Gewinnschwelle oder Nutzenschwelle. Die Ermittlung dieses Punktes wird als Break-Even-Analyse bezeichnet. Kann ein Unternehmen die Produktionskosten senken oder den Erlös steigern, erzielt es Gewinne.
- Die Break-Even-Analyse hilft Ihnen dabei, zentrale wirtschaftliche Fragen zu klären:
- Wie viele Produkte müssen verkauft werden, um Verluste zu vermeiden?
- Wo liegt der Punkt, an dem weder ein Gewinn noch ein Verlust entsteht (Break-Even)?
- Ab welcher Verkaufsmenge wird ein Gewinn erzielt, und wie hoch kann dieser ausfallen?
Ein praktisches Beispiel aus einer Schreinerei
Die Schreinerei hat jährliche Fixkosten von 150.000 EUR und produziert ausschließlich Tische. Der Verkaufspreis eines Tisches beträgt 200 EUR, während die variablen Kosten bei 50 EUR pro Tisch liegen.
Mit der Analyse lässt sich berechnen, wie viele Tische produziert und verkauft werden müssen, um die Fixkosten zu decken und ab welchem Punkt die Schreinerei profitabel wird. Es gibt hierfür Formeln für den kritischen Umsatz.
Formel: [1] E = Kge
oder
[2] p x = Kf + kv x
Berechnung des Break-Even-Points
Mithilfe von Gleichungen kann die Nutzenschwelle (nach Formel) für ein Produkt bzw. der Break-Even-Point für mehrere Produkte berechnet werden.
Daraus ergibt sich als Deckungsausbringung (kritische Stückzahl):
[3] xkrit = Kf/p – kv oder krit = Kf / db
E = Erlös, Umsatz
Kges = Gesamtkosten
p = Verkaufspreis
x = Stückzahl, Verkaufsmenge
kv = variable Stückkosten
Kf = Fixkosten, Strukturkosten
db = Stückdeckungsbeitrag
Die Nutzenschwelle ist also dann erreicht, wenn Umsatz- und Kostenvolumen identisch sind. Durch die Umformung der Gleichungen können verschiedene Fragestellungen der Break-Even-Analyse beantwortet werden.
Einsatzgebiete der Break-Even-Analyse
Die Break-Even-Analyse wird in Unternehmen genutzt, um betriebswirtschaftliche Überlegungen, die mit Umsatz- und Kostenstrukturen zusammenhängen, anzustellen. Sie kann angewendet werden, um den aktuellen Stand der Dinge zu analysieren oder bei Entscheidungen für die Zukunft zu unterstützen, zum Beispiel in Bezug auf Investitionen oder wenn Sie zusätzliche Mitarbeiter einstellen wollen.
Achtung
Break-Even-Analyse nur bei eindeutiger Zuordnung
Obwohl die Break-Even-Analyse in jedem Unternehmen zum Einsatz kommen kann, muss sie doch mit Vorsicht angewandt werden. Sie ist nur dann aussagekräftig, wenn Kosten und Erlöse einzelnen Produkten, Produktgruppen oder Bereichen korrekt zugeordnet werden.
Welche Daten werden für die Berechnung des Break-Even-Points benötigt?
Um die Nutzenschwelle zu berechnen, werden verschiedene Informationen benötigt, unter anderem:
- Stückpreis für ein Produkt
- Nettoverkaufspreis
- Jährliches (bzw. monatliches) Fixkostenvolumen
- Menge der verkauften Produkte
- Variable Kosten für ein Produkt
Der Break-Even-Point ist genau der Punkt, an dem der Gewinn gleich null ist.
So gehen Sie bei der Anwendung der Break-Even-Analyse vor
Die Vorgehensweise soll für verschiedene Fragestellungen anhand eines Beispiels erläutert werden.
Praxis-Beispiel einer Break-Even-Analyse
Ein Unternehmen hat sich auf eine Serienproduktion und den Absatz eines Spezialprodukts spezialisiert. Die Planung für das Jahr 01 legt folgende Daten zugrunde:
Beispiel einer Break-Even-Analyse
Verkaufspreis: | I258 | EUR/Stück |
---|---|---|
Stückkosten: | 207 | EUR |
Fixkosten: | 1.268.000 | EUR/Jahr |
variable Stückkosten: | 162 | EUR/Stück |
geplante Absatzmenge im Jahr: | 22.000 | Stück |
Fertigungszeit: | 19,4 | Min./Stück |
Kapazität bei Normalarbeitszeit: | 600 | Std./Monat |
Welcher Anstieg der variablen Kosten, z. B. aus der Lohnerhöhung oder Materialpreiserhöhung, kann verkraftet werden, ohne dass Verluste entstehen?
Ermittlung nach Formel [7]
200,36 EUR/Stück
Anstieg um 23,7 %
Fragen
Fragen: | Ergebnis: |
---|---|
Bei welcher Absatzmenge ist die Kostendeckung erreicht? Ermittlung der Deckungsmenge nach Formel [3] | 13.208 Stück |
Bei welchem Umsatz ist die Kostendeckung erreicht? Ermittlung des Deckungsumsatzes nach Formel [5] | 3.407.750 EUR |
Bei welcher Kapazitätsauslastung ist die Kostendeckung erreicht? Kapazitätsbedarf der Deckungsmenge in % zur verfügbaren Normalkapazität |
59,3 % Beschäftigungsgrad |
Wie groß ist die Sicherheitsspanne? Ermittlung nach Formel [9] | 40 % |
Wie groß ist der Gewinn bei Erzielung der Planabsatzmenge? (Planmenge x Stückdeckungsbeitrag) – Kf | 844.000 EUR |
Welche Preisreduzierung kann verkraftet werden, ohne dass Verluste entstehen? Ermittlung nach Formel [6] | 219,63 EUR/Stück Reduzierung um 14,9 % |
Welcher Anstieg der variablen Kosten, z. B. aus der Lohnerhöhung oder Materialpreiserhöhung, kann verkraftet werden, ohne dass Verluste entstehen? Ermittlung nach Formel [7] |
200,36 EUR/Stück Anstieg um 23,7 % |
Welcher Anstieg des Fixkostenblocks, z. B. aus Erhöhung Miete, Gehaltssteigerungen etc., kann verkraftet werden, ohne dass Verluste entstehen? |
2.112.000 EUR Anstieg um 66,6 % |
Praxis-Beispiel
Beispiel einer Break-Even-Analyse
Ein Softwarehaus und Beratungsunternehmen plant für das Jahr 01 den Absatz folgender Leistungen:
Beispiel einer Break-Eeven-Analyse
Umsatz | Leistungskosten | |
---|---|---|
Softwareprodukt A | 2,80 Mio. EUR | 260 TEUR |
Softwareprodukt B | 1,70 Mio. EUR | 178 TEUR |
Einführungsunterstützung | 1,350 Mio. EUR | 990 TEUR |
Programmierung | 1,480 Mio. EUR | 1.200 TEUR |
im Kundenauftrag | 1,160 Mio. EUR | 945 TEUR |
Wartungsleistungen | 0,420 Mio. EUR | 410 TEUR |
Schulungsleistungen | ||
Bereitschaftskosten | 4,265 Mio. EUR | |
Frage: Welcher Umsatz führt zum Break-Eeven? |
Deckungsumsatz und Sicherheitsspanne
Umsatz | Leistungskosten | DB | Deckungsgrad | |
---|---|---|---|---|
TEUR | TEUR | TEUR | ||
Softwareprodukt A | 2.800 | 260 | 2.540 | 0,9071 |
Softwareprodukt B | 1.700 | 178 | 1.522 | 0,8953 |
Einführungsunterstützung | 1.350 | 990 | 360 | 0,2667 |
Programmierung im Kundenauftrag | 1.480 | 1.200 | 280 | 0,1892 |
Wartungsleistungen | 1.160 | 945 | 215 | 0,1853 |
Schulungsleistungen | 420 | 410 | 10 | 0,0238 |
Gesamt | 8.910 | 3.983 | 4.927 | 0,5530 |
Bereitschaftskosten TEUR | 4.265 | |||
Durchschnittlicher Deckungsgrad | 0,5530 | |||
Deckungsumsatz TEUR | 7.712 |
Frage: Wie groß ist die Sicherheitsspanne?
Ergebnis: 13,4%
Umsatz | DB | DB | Gewinn | |
---|---|---|---|---|
kum. TEUR | TEUR |
kum. TEUR |
kum. TEUR | |
Softwareprodukt A | 2.800 | 2.540 | 2.540 | –1.725 |
Softwareprodukt B | 4.500 | 1.522 | 4.062 | – 203 |
Einführungsunterstützung | 5.850 | 360 | 4.422 | 157 |
Programmierung im Kundenauftrag | 7.330 | 280 | 4.702 | 437 |
Wartungsleistungen | 8.490 | 215 | 4.917 | 652 |
Schulungsleistungen | 8.910 | 10 | 4.927 | 662 |
Gesamt | 4.927 | 4.927 | 662 |
Für die grafische Ermittlung des Deckungsumsatzes im Mehrproduktfall in einem Break-Even-Diagramm werden die einzelnen Produkte in der Reihenfolge ihres Deckungsgrades mit ihrem jeweiligen Umsatz und dem dazugehörigen Deckungsbeitrag in ein Koordinatensystem eingetragen. Auf der Abszisse wird der Umsatz abgetragen, auf der Ordinate Deckungsbeitrag und Gewinn. Die kumulierte Gewinnlinie weist wegen des abnehmenden Deckungsgrades der Produkte eine Bogenform auf. Den Deckungsumsatz erhält man, wenn die Verbindungslinie vom Ausgangspunkt und Endpunkt der Gewinnlinie gezogen wird. Der Schnittpunkt mit der x-Achse gibt den Deckungsumsatz an.
Eine weitere interessante Variante der Break-Even-Analyse stellt die Anwendung auf die Kostendeckung im Zeitablauf dar. Umsatz und Deckungsbeitrag der einzelnen Abrechnungsperioden werden monatlich kumuliert gegenübergestellt. Da das Fixkostenvolumen für das gesamte Jahr in etwa im Voraus bestimmt werden kann, lässt sich so bestimmen, bei welchem Umsatzvolumen im Zeitablauf des Jahres die Kostendeckung eintritt.
Die Break-Even-Analyse als Grundlage für strategische Entscheidungen
Für Unternehmer ist es nicht nur wichtig zu wissen, ab welcher Absatzmenge die Fix- und variablen Kosten gedeckt werden. Ebenso entscheidend ist die Erkenntnis, wie Gewinne oder Verluste sich bei unterschiedlichen Verkaufszahlen entwickeln. Diese Informationen sind essenziell, um die eigene Liquidität zu planen.
Auf Basis der Analyse können Sie fundierte Entscheidungen in verschiedenen Bereichen treffen, beispielsweise:
- Preispolitik: Analysieren Sie, ob Preisanpassungen sinnvoll sind. Während Preiserhöhungen in Phasen hoher Nachfrage umsetzbar sein können, ist bei geringer Beschäftigung eher mit Preisverfall zu rechnen.
- Kostenoptimierung: Prüfen Sie, wo Kosten eingespart werden können. Eine detaillierte Analyse der einzelnen Kostenpositionen hilft dabei, gezielte Maßnahmen zu ergreifen.
- Absatzsteigerung: Entwickeln Sie Strategien zur Erhöhung der Verkaufszahlen, beispielsweise durch gezielte Werbeaktionen oder Marketingmaßnahmen.
Eine klare Darstellung der Zusammenhänge zwischen den Einflussfaktoren der Break-Even-Analyse – etwa durch Tabellen oder Grafiken – ermöglicht es Ihnen, auf einen Blick die Auswirkungen verschiedener Szenarien auf die Gewinnsituation zu erkennen. So können Sie nicht nur Ihre Liquiditätsplanung verbessern, sondern auch neue Produktideen realistisch einschätzen und umsetzen.