Cashflow: Wichtige Kennzahl für die Ertrags- und Finanzkraft von Unternehmen

Ist Ihr Unternehmen in der Lage, langfristig zu überleben? Können Sie mit Ihren Geschäftstätigkeiten nachhaltig Gewinne erzielen und Forderungen begleichen? Essenzielle Fragen, die erfolgreiche Unternehmen beantworten und sich immer wieder stellen müssen. Auskunft darüber kann am besten die betriebswirtschaftliche Kennzahl Cashflow geben. Was Cashflow bedeutet und welche Arten es gibt, erfahren Sie in diesem Beitrag. Außerdem gehen wir darauf ein, wie die Cashflow-Berechnung – oder Kapitalflussrechnung – funktioniert.

Zuletzt aktualisiert am 04.02.2025
© Ihar - stock.adobe.com

Zusammenfassung

Cashflow im Überblick

  • Cashflow zeigt den Überschuss an liquiden Mitteln eines Unternehmens nach Abzug der Ausgaben.
  • Er bietet Einblicke in die finanzielle Flexibilität und Ertragskraft des Unternehmens.
  • Die Kapitalflussrechnung wurde in den 1980er Jahren international verbindlich eingeführt und 1998 in Deutschland gesetzlich festgelegt.
  • Positive Cashflows deuten auf finanzielle Stabilität und die Möglichkeit zur Investition hin.
  • Negative Cashflows können temporär akzeptabel sein, stellen jedoch langfristig ein Risiko für die Zahlungsfähigkeit dar.
  • Der Cashflow kann direkt oder indirekt ermittelt werden. Die indirekte Methode ist in der Praxis verbreiteter.
  • Zu den wichtigsten Arten des Cashflows gehören operativer Cashflow, Investitions-Cashflow und Finanzierungs-Cashflow.
  • Free Cashflow misst den Betrag, der nach Investitionen für die Eigenkapitalgeber zur Verfügung steht.

Definition

Was bedeutet Cashflow?

Cashflow ist ein englischer Begriff und bedeutet auf Deutsch Kapitalfluss. Die Definition von Cashflow beschreibt den Geldfluss innerhalb einer bestimmten Periode – in der Regel ein Geschäftsjahr. Genauer gesagt geht es um die Differenz zwischen den Einnahmen und Ausgaben aus regulären Geschäftstätigkeiten. Der Cashflow ist eine wichtige Kennzahl der Betriebswirtschaftslehre. Er findet sich in der Bilanz von bilanzierungspflichtigen Selbstständigen und Unternehmen.

Wie der Begriff des Cashflows entstand

Erstmals erwähnt wurde der Begriff Cashflow als „Discounted Cash-Flow“ im Jahr 1938 von John Burr Williams in einer Dissertation unter dem Eindruck der überstandenen Weltwirtschaftskrise. Weil der Cashflow im Gegensatz zu anderen Kennzahlen in deutlich geringerem Maße von der Bilanzpolitik abhängig ist, setzte er sich insbesondere ab den 1980er Jahren immer mehr in der Wirtschaftspraxis durch. 

Seine heutige Bedeutung erlangte der Cashflow im Jahr 1987 als zahlungsorientierte Kapitalflussrechnung. Damals wurde er mit dem Statement of Financial Accounting Standards No. 95 (FAS 95) „Statement of Cash Flows“ des amerikanischen Financial Accounting Standard Board (FASB) für Unternehmen, die nach den United States Generally Accepted Accounting Principles (US-GAAP) berichten müssen, verbindlich als Bestandteil des Jahresabschlusses eingeführt. 

Hierzulande wurde die Kapitalflussrechnung mit der Einführung des „Gesetzes zur Kontrolle und Transparenz im Unternehmensbereich“ (KonTraG) im Jahr 1998 sowie des „Transparenz- und Publititätsgesetzes“ (TransPuG) im Jahr 2002 im Jahresabschluss gleichberechtigt neben Bilanz und Gewinn– und Verlustrechnung (GuV) für Konzerne verpflichtend festgelegt.

Was sagt der Cashflow aus?

Der Cashflow verdeutlicht per Definition, in welchem Umfang in dem betrachteten Zeitraum die laufende Geschäftstätigkeit zu Kapitalüberschüssen führt. Er beschreibt die finanzielle Flexibilität, die interne Ertragskraft sowie die Unabhängigkeit des Unternehmens gegenüber externen Geldgebern.

Hinter dem Cashflow steht die Idee, solche Positionen, welche zur bilanziellen Gewinnmanipulation besonders genutzt werden (z.B. Rückstellungen und Abschreibungen) gemeinsam mit dem manipulierten Gewinn zu erfassen, sodass sich die Wirkungen einzelner bilanzpolitischer Maßnahmen ausgleichen.

Definition

Geldfluss

Was bedeutet eigentlich Geldfluss? Der Begriff beschreibt die Bewegungen von Zahlungsmitteln in und aus einem Unternehmen, die in Form von Einzahlungen und Auszahlungen den finanziellen Zustand widerspiegeln.

Weshalb der Cashflow einen hohen Stellenwert einnimmt

Existenzgründer können dem Cashflow entnehmen, inwiefern sie mit dem derzeitig laufenden Geschäft ausreichend liquide Mittel erwirtschaften werden, um die im Businessplan definierten Ziele zu erreichen und darüber hinaus weitere Investitionen zu tätigen. 

Der Cashflow ist jedoch nicht nur für die Planungen von Unternehmen und insbesondere für Existenzgründer von großer Bedeutung. Denn gerade auch für externe Fremdkapitalgeber wie Banken und andere Kreditinstitute ist diese Kennzahl sehr interessant. 

Die Aussagekraft des Cashflows über die Finanzkraft einer Firma ist eine wichtige Grundlage für die Kreditvergabe. Auf Fremdfinanzierungen sind vor allem Unternehmer in der Gründungsphase angewiesen. 

Wichtig für etwaige Kreditnehmer ist es zu sehen, ob der Cashflow ausreicht, um neben essentiellen Investitionen auch Gewinnausschüttungen vornehmen und in Anspruch genommene Darlehen tilgen zu können. Auch ist der Cashflow eine wichtige Größe zur Aktienanalyse und zwar in Gestalt des sogenannten KCV (Kurs-Cash Flow-Verhältnis).

Definition

Mittelabfluss

Der Mittelabfluss beschreibt die Abgänge von finanziellen Mitteln aus einem Unternehmen, zum Beispiel durch Zahlungen für Investitionen, Kredittilgungen oder laufende Betriebsausgaben.

Positive und negative Cashflows

Der Cashflow liefert Informationen über die finanzielle Situation eines Unternehmens und kann sowohl im positiven als auch im negativen Bereich liegen: 

  • Positiver Cashflow: Ein positiver Cashflow bedeutet, dass ein Unternehmen mehr Einnahmen als Ausgaben hat, wodurch ein Überschuss entsteht. Das ist ein Hinweis auf die Fähigkeit des Unternehmens, Gewinne zu erwirtschaften. Darüber hinaus ermöglicht es, Investitionen aus eigenen Mitteln zu finanzieren oder Verbindlichkeiten zu begleichen. Ein positiver Cashflow wird daher als Zeichen finanzieller Stabilität und Ertragskraft gewertet.
  • Negativer Cashflow: Wenn die Ausgaben die Einnahmen übersteigen, spricht man von einem negativen Cashflow. Das deutet auf eine finanzielle Unterdeckung hin, die Liquiditätsprobleme verursachen kann. Langfristig kann ein anhaltender negativer Cashflow sogar ein Risiko für die Zahlungsfähigkeit darstellen. Dennoch ist es nicht zwangsläufig ein Zeichen von Misserfolg. Häufig sind höhere Ausgaben mit notwendigen Investitionen oder der Tilgung von Krediten verbunden, was vorübergehend akzeptabel sein kann. Entscheidend ist, dass der Cashflow mittelfristig wieder positiv ist.

Info

Negativer Cashflow trotz Gewinn?

Ein häufiges Missverständnis dreht sich um die Frage, wie ein negativer Cashflow trotz Gewinn zustande kommen kann. Das kommt vor, wenn ein Unternehmen zwar buchhalterisch einen Gewinn erzielt, aber gleichzeitig hohe Ausgaben für Investitionen, Vorratsaufbau oder Schuldenrückzahlungen tätigt, die den tatsächlichen Geldfluss belasten.

Cashflow berücksichtigt nur tatsächliche Geldströme

Der im Rahmen der Gewinn- und Verlustrechnung ermittelte Jahresüberschuss gibt lediglich einen unvollständigen Überblick über die Innenfinanzierungsmöglichkeiten eines Betriebes. So wird der Jahresüberschuss durch die Zuführung von langfristigen Rückstellungen sowie Aufwendungen wie Abschreibungen gemindert, obwohl es nicht wirklich zu Geldabflüssen kommt. 

Der Jahresüberschuss lässt sich wie folgt berechnen: 

Summe aus Erträgen – Aufwendungen = Jahresüberschuss 

Bei dem Cashflow wird der Jahresüberschuss um solche Erträge und Aufwendungen bereinigt, bei denen keine Zahlungen fließen. Ebenso ausgeschlossen werden senkende Abschreibungen sowie erhöhende Rückstellungen. Denn diese Faktoren lassen eine objektive Schlussfolgerung, wie viel Kapital eine Firma tatsächlich eingenommen hat, nicht zu. 

Im Falle eines niedrigen Cashflows gilt das Wachstumspotential eines Unternehmens als eingeschränkt. Denn dieser schwächt das firmeneigene Eigenkapital und führt in der Folge zu einem höheren Verschuldensgrad und einer steigenden Zinslast. Gemäß § 297 Abs. 1 des Handelsgesetzbuches (HGB) sind börsennotierte Unternehmen dazu verpflichtet, eine Cashflow Rechnung ihrem Konzernabschluss beizufügen und zu veröffentlichen.

Info

Wie lässt sich der Cashflow steigern?

Es gibt verschiedene Strategien, um den Cashflow eines Unternehmens zu verbessern. Drei Ansätze, die in die Planung aufgenommen werden können, sind: 

  • Effizienteres Debitorenmanagement: Verkürzen Sie die Zahlungsziele für Ihre Kunden, um schneller an liquide Mittel zu gelangen.
  • Optimierung der Verbindlichkeiten: Verhandeln Sie längere Zahlungsfristen mit Ihren Lieferanten, um den Abfluss von Kapital zu verzögern.
  • Leasing statt Kauf: Statt größere Investitionen in Anlagevermögen wie Maschinen oder Fahrzeuge zu tätigen, könnte Leasing eine flexible Alternative sein, um die Liquidität zu schonen.

Wie der Cashflow ermittelt wird

Die Berechnung des Cashflows kann auf zweierlei Weise erfolgen. Werden von den zahlungswirksamen Erträgen die zahlungswirksamen Aufwendungen subtrahiert, so liegt eine direkte Ermittlung vor. 

Beispiel für die Berechnung des direkten Cashflows: 

Ein Unternehmen hat einen Jahresumsatz von 50.000 Euro. Die Gehälter betragen 15.000 Euro. Für Materialen wurden 10.000 Euro ausgegeben. 

Cashflow = 50.000 Euro – 15.000 Euro – 10.000 Euro = 25.000 Euro 

Im Falle einer indirekten Ermittlung des Cashflows werden nicht zahlungswirksame Aufwendungen (z.B. Erhöhung der Rückstellungen, Abschreibungen) zum bilanziellen Erfolg (i.d.R. der Gewinn, bspw. der Jahresüberschuss) addiert, wohingegen nicht zahlungswirksame Erträge abgezogen werden. So erhält man den Mittelzufluss. 

Beispiel für die Berechnung des indirekten Cashflows: 

Ein Unternehmen hat einen Jahresüberschuss von 20.000 Euro. Die Rückstellungen sind um 5.000 Euro erhöht und der Gewinn ist um 10.000 Euro geringer. 

Cashflow = 20.000 Euro + 5.000 Euro – 10.000 Euro = 15.000 Euro. 

Für den Wirtschaftsausschuss genügt in den meisten Fällen den Cashflow nach folgender Formel zu berechnen:

Jahresüberschuss / -fehlbetrag 

+ Abschreibungen 

+/- Veränderungen der Rückstellungen 

+/- Veränderung der Sonderposten mit Rücklagenanteil 

= Cashflow 

Ein guter Cashflow Wert liegt bei über 8 Prozent. Bei den meisten Insolvenzfällen lag die Cashflow-Marge unter zwei Prozent. In der Praxis hat sich aufgrund der einfacheren Handhabung die indirekte Methode durchgesetzt.

Info

Was sind Zuschreibungen beim Cashflow?

Dabei handelt es sich um Korrekturen, die den Cashflow beeinflussen, wenn Wertsteigerungen von Vermögenswerten in der Bilanz erfasst werden, ohne dass ein tatsächlicher Geldfluss stattfindet. Solche Zuschreibungen können beispielsweise bei der Neubewertung von Vermögenswerten wie Immobilien oder Anlagen auftreten.

Welche Arten von Cashflow unterschieden werden

Der oben errechnete Wert steht für den Brutto Cash-Flow. Hieraus lassen sich nochmals folgende Kenngrößen ableiten: 

  • Netto Cashflow: Bereinigen Sie den Brutto Cashflow unter anderem um Rücklagenverlängerungen, Finanzierungskosten sowie Steuerzahlungen, erhalten Sie den Netto Cashflow.
  • Free Cashflow: Der Free Cashflow stellt das Kapital dar, das ein Unternehmen am Ende einer Periode frei verwenden kann, zum Beispiel für Dividenden, Aktienrückkäufe oder Schuldenrückzahlungen.
  • Net Operating Cashflow: Dieser Wert misst den Einzahlungsüberschuss aus den Absatz- und Produktionstätigkeiten der Periode. 

Der Zusammenhang zwischen den einzelnen Cashflows kann folgender Systematik entnommen werden: 

Netto-Umsatzerlöse 

– Löhne und Gehälter, einschließlich soziale Abgaben 

– Materialaufwand 

 Steuern

– erforderliches Betriebskapital 

= Net Operating Cashflow 

– Rückzahlung von Fremdmitteln 

– Zinszahlungen 

+ erhaltene Zinszahlungen, Dividendenzahlungen 

+ erhaltene Rückzahlungen aus Ausleihungen 

– Investitionsauszahlungen 

+ Verkauf von Gegenständen des Anlagevermögens 

= Free Cashflow 

+ Aufnahme langfristiger Fremdmittel 

– Rückkauf von Obligationen 

– Tilgung von Fremdmitteln 

+ Ausgabe von Aktien, Obligationen etc. 

– Dividendenzahlungen 

= gesamter Cashflow 

+ kurzfristige Verbindlichkeiten

– Wertpapiere des Umlaufvermögens, Forderungen an Banken etc. 

= Kasse i.e.S.

Weitere wichtige Begriffe

  • Operativer Cashflow: Der betriebliche Cashflow umfasst die Geldströme aus dem laufenden Geschäftsbetrieb und zeigt, ob ein Unternehmen seine Ausgaben und Investitionen aus eigener Kraft finanzieren kann. Nach Abzug der Steuern wird er als Netto-Cashflow bezeichnet.
  • Investitions-Cashflow: Der Investitions-Cashflow spiegelt Ein- und Auszahlungen im Zusammenhang mit Investitionen wider, wie dem Kauf oder Verkauf von Vermögenswerten. Er zeigt, ob diese Investitionen positiv oder negativ zur finanziellen Lage beigetragen haben.
  • Cashflow aus Finanzierungtätigkeiten: Der Finanzierungs-Cashflow umfasst Zu- und Abflüsse durch Kapitalzuführungen, Kredite oder Dividendenzahlungen. Er gibt Einblick in die Finanzierung eines Unternehmens durch Eigen- oder Fremdkapital.

Free Cashflow

Der Free Cashflow spielt eine zentrale Rolle bei der Analyse der finanziellen Leistungsfähigkeit eines Unternehmens. Er ermöglicht wichtige Rückschlüsse auf die Liquidität und den Handlungsspielraum für zukünftige Investitionen.

Definition

Was ist der Free Cashflow

Der Free Cashflow definiert den Zahlungsmittelüberschuss bzw. Umsatzüberschuss, der aus einem Unternehmen entnommen werden kann. Der Total Cashflow wird berechnet, indem auch der Steuervorteil aus der Fremdfinanzierung einbezogen wird.

Er drückt also aus, wie finanzkräftig Ihr Unternehmen ist. Den Zahlungsmittelüberschuss können Sie errechnen, indem Sie alle Investitionen, die in der Zukunft nötig sind, bereits in das Anlage- und Umlaufvermögen aufnehmen. 

Der Free Cashflow kann sowohl als Brutto- als auch als Nettowert angegeben werden. Als Bruttowert sind Zahlungen an Eigen- und Fremdkapitalgeber enthalten, der Free Cashflow netto berücksichtigt nur Zahlungen an Eigenkapitalgeber. Darüber hinaus werden zwei Methoden unterschieden, wie der Free Cashflow ermittelt werden kann, nämlich die direkte und die indirekte:

Direkte Ermittlung = Einzahlungen einer Periode – Auszahlungen einer Periode 

Die indirekte Ermittlung hingegen ist wesentlich genauer und ermöglicht die Berechnung verschiedener zusätzlicher Kennzahlen rund um den Cashflow. Sie funktioniert folgendermaßen: 

Ergebnis der Geschäftstätigkeit (vor Zinsen, nach Steuern) 

+ Abschreibungen 

+ Rückstellungen 

= Brutto-Cashflow (nach Steuern) 

– Brutto-Anlageinvestitionen 

– Umlaufvermögenserhöhungen

 = Free Cashflow brutto 

– Fremdkapitalzinsen und -kapitaltilgung 

+ Neuverschuldung 

= Free Cashflow netto 

Der Free Cashflow wird überwiegend für die Berechnung des Unternehmenswertes verwendet und kommt im sogenannten Shareholder-Value-Konzept zum Einsatz. 

Ein negativer Free Cashflow entsteht, wenn die Ausgaben für Investitionen und laufende Geschäfte die operativen Einnahmen übersteigen. Obwohl dies kurzfristig ein Zeichen für hohe Investitionsaktivität sein kann, ist es langfristig wichtig, den Free Cashflow ins Positive zu wenden, um die finanzielle Stabilität zu sichern.