Definition: Finanzierung
Unter Unternehmensfinanzierung versteht man die Bereitstellung von Kapital, um die Geschäftstätigkeit einer Firma bezahlen zu können. Es erfolgt nach der Rechtsstellung der Kapital- oder Kreditgeber grundsätzlich eine Unterscheidung zwischen der Beschaffung von Eigen- und Fremdkapital.
Fremdkapital kommt klassisch z. B. von Banken und Sparkassen oder von anderen Finanzierungspartnern. Im Gegensatz zur Liquiditätsplanung ist die Finanzierung bzw. Finanzplanung grundsätzlich langfristig ausgerichtet. Es stellt sich also die Frage, woher eine Firma für die Unternehmensfinanzierung auf Sicht von etwa 3 - 5 Jahren Kapital bekommen kann. Bei der Liquiditätsplanung beträgt die Laufzeit 12 bis 24 Monate.
Video: Unternehmensfinanzierung in 2 min erklärt
Anlässe für Unternehmensfinanzierung
Es gibt eine Vielzahl von Gründen, weshalb eine Finanzierung für eine Firma oder im privaten Sektor benötigt wird. Zu den gängigsten gehören:
- Gründungs- bzw. Start-up-Finanzierung, bei der ein neues Unternehmen Kapital für die Gründung benötigt
- Wachstumsfinanzierung, bei der ein bereits bestehendes Unternehmen Geld benötigt, um weiter expandieren zu können, etwa um Maschinen zu kaufen oder die Entwicklung dieser zu finanzieren.
- Umfinanzierung, wenn z.B. ein Kredit durch eine andere Finanzierungsform, wie Eigenkapital, ersetzt werden soll.
- Akquisitionsfinanzierung, wenn z.B. Kapital benötigt wird, um ein Unternehmen zu kaufen oder zu übernehmen.
- Sanierungsfinanzierung, um Kapital zu haben, damit ein angeschlagenes Unternehmen gerettet werden kann.
- Projektfinanzierung, wenn es z.B. darum geht, in einem Unternehmen langlaufende und teure Projekte mit Kapital zu versorgen.
Im privaten Bereich spielt beispielsweise die Finanzierung einer Immobilie durch Kredite (Immobilienkredit, Bausparvertrag etc.) eine große Rolle.
Arten und Formen der Unternehmensfinanzierung
Grundsätzlich unterscheidet man bei der Unternehmensfinanzierung zwischen verschiedenen Arten der Kapitalerhebung. Es kann zwischen der Eigenfinanzierung und Fremdfinanzierung differenziert werden. Die Grafik zeigt wesentliche Finanzierungsformen und -möglichkeiten für Unternehmen im Überblick:
Info
Ergänzend kurzfristige Finanzierungsmöglichkeiten nutzen
Kurzfristige Finanzierungen umfassen zum Beispiel Kontokorrent- oder Lieferantenkredite, welche für einen Zeitraum von maximal 12 Monaten genutzt werden können. Langfristige Fremdfinanzierungen hingegen wie Bankdarlehen oder Schuldscheindarlehen bieten sich für langfristige Investitionen an, die über mehrere Jahre zurückgezahlt werden.
Als kurzfristig werden meist Zeiträume von bis zu einem Jahr gewertet. Die genannten Finanzierungsmöglichkeiten gehören zur Fremdfinanzierung.
Innenfinanzierung von Unternehmen
Als Innenfinanzierung werden alle Unternehmensfinanzierungen bezeichnet, die aus der Firma selbst stammen. Doch was gehört alles zur Innenfinanzierung? Diese erfolgt auf verschiedene Arten; gemeinsam haben jedoch alle Varianten, dass die benötigten Mittel selbst aufgebracht werden. Eine Zufuhr von außen durch externe Geldgeber erfolgt nicht. Interne Finanzierungsquellen wie Rückstellungen bieten eine Möglichkeit zur internen Fremdfinanzierung, da diese Mittel im Unternehmen selbst erwirtschaftet werden. Zu beachten ist aber, dass ein Vorteil von Fremdkapital die steuerliche Absetzbarkeit der Zinsen ist, die die Steuerlast des Unternehmens mindern kann.
Definition
Was versteht man unter Innenfinanzierung?
Die Innenfinanzierung ist eine Finanzierungsform, bei der das Kapital aus dem Inneren des Unternehmens stammt. Dies können beispielsweise im Unternehmen belassene Gewinne oder Umsatzerlöse sein. Durch diese Methode bleibt das Unternehmen finanziell unabhängig von externen Kapitalgebern. Zu den typischen Ansätzen der Innenfinanzierung gehören die Finanzierung aus Vermögensumschichtung und die Selbstfinanzierung. Die Innenfinanzierung ist besonders attraktiv, da sie keine zusätzlichen Kosten wie Zinsen oder Gebühren verursacht.
Innenfinanzierung aus Kapitalfreisetzung
Bei der Vermögensumschichtung handelt es sich um eine Finanzierungsform, bei der Sie Beträge aus anderen Posten entnehmen und für die Innenfinanzierung verwenden. Die Finanzierung aus Kapitalfreisetzung ermöglicht es Unternehmen, gebundenes Vermögen in liquide Mittel umzuwandeln. Dies kann durch den Verkauf von Vermögensgegenständen, die Reduzierung des Forderungsbestandes oder durch Abschreibungen geschehen. Besonders flexibel ist diese Methode, da sie ohne externe Einflüsse umgesetzt werden kann. Beispiele umfassen den Verkauf von nicht betriebsnotwendigen Immobilien oder Maschinen. Diese Methode hat den großen Nachteil, dass Geld dort entnommen wird, wo es eigentlich bereits verplant ist. Das kann also finanzielle Schwierigkeiten nach sich ziehen.
Definition
Vermögensumschichtung Definition
Bei der Finanzierung aus Vermögensumschichtung handelt es sich um eine Finanzierungsform, bei der Sie Beträge aus anderen Posten entnehmen und für die Innenfinanzierung verwenden. Das kann also finanzielle Schwierigkeiten nach sich ziehen.
Einige Beispiele für Vermögensumschichtungen können sein:
- Der Verkauf von Wertpapieren oder nicht betriebsnotwendigen Immobilien.
- Die Reduzierung von Lagerbeständen, um weniger Kapital zu binden.
- Leasing von Maschinen oder Fahrzeugen anstelle eines Kaufs.
Vorteile Innenfinanzierung
Durch die Innenfinanzierung bleibt ein Unternehmen vom Kapitalmarkt unabhängig. Die Unternehmensentscheidungen werden selbstständig getroffen und es müssen keine Investoren oder Anteilseigner berücksichtigt werden. Die Innenfinanzierung kostet bloß Kapital, das bereits vorhanden ist. Es entstehen aber keine Zinsen oder Gebühren. Auch bei den Ressourcen können Sie durch die Innenfinanzierung sparen. Durch den geringen Aufwand sowohl bürokratisch als auch finanziell fällt keine zusätzliche Arbeit an.
Nachteile Innenfinanzierung
Die Innenfinanzierung muss gesteuert und geplant werden. Das geht aber nur eingeschränkt durch das eigene Unternehmen. Die gesellschaftsrechtlichen und handelsrechtlichen Regelungen und Begrenzungen schränken den Handlungsspielraum bei der Innenfinanzierung auf gewisse Weise ein. Sie müssen aber definitiv beachtet werden, um rechtliche Probleme zu vermeiden.
Innenfinanzierung berechnen
Um die Innenfinanzierung zu berechnen, werden die internen Kapitalquellen des Unternehmens analysiert. Zu den Berechnungsgrundlagen zählen:
- Einbehaltene Gewinne aus der offenen Selbstfinanzierung.
- Rückstellungen für zukünftige Verbindlichkeiten.
Freigesetztes Kapital durch Vermögensumschichtung oder Abschreibungen.
Definition
Eigenkapitalfinanzierung Definition
Im Unterschied zur Fremdfinanzierung wird bei der Finanzierung mit Eigenkapital das Kapital direkt aus dem Vermögen der Eigentümer bereitgestellt. Diese Mittel stehen ohne Rückzahlungsverpflichtungen zur Verfügung und werden häufig auch als „Eigenmittel“ bezeichnet.
Vorteile und Nachteile der Eigenkapitalfinanzierung
Vorteile Eigenkapitalfinanzierung: Die Eigenkapitalfinanzierung bietet dem Unternehmen eine größere Unabhängigkeit, da keine Verpflichtungen gegenüber Gläubigern bestehen. Zudem verbessern Eigenmittel die Bonität und reduzieren das finanzielle Risiko. Ein weiterer Vorteil besteht darin, dass keine regelmäßigen Zinszahlungen erforderlich sind.
Nachteile Eigenkapitalfinanzierung: Werden externe Eigenkapitalgeber eingebunden, kann dies das Mitspracherecht und die Entscheidungsfreiheit der bestehenden Eigentümer einschränken. Dies kann insbesondere bei wachsendem Eigenkapitalbedarf zu Konflikten führen.
Gesetzliche Grundlagen der Eigenkapitalfinanzierung
Je nach Rechtsform eines Unternehmens gibt es gesetzliche Vorgaben für die Höhe des Eigenkapitals. So ist bei einer Aktiengesellschaft gemäß § 7 des Aktiengesetzes (AktG) ein Mindest-Eigenkapital von 50.000 Euro erforderlich, während eine GmbH gemäß § 5 Abs. 1 GmbHG mindestens 25.000 Euro Eigenkapital aufweisen muss. Diese Vorgaben stellen sicher, dass das Unternehmen über ausreichend finanzielle Ressourcen verfügt, und tragen zur Stabilität des Unternehmens bei.
Eigenkapitalfinanzierung: Beispiele und Aufbau
Ein häufiges Beispiel für die Eigenkapitalfinanzierung ist die Thesaurierung von Gewinnen, bei der ein Unternehmen auf Gewinnausschüttungen verzichtet und diese stattdessen reinvestiert. Dies wird als Innenfinanzierung bezeichnet. Bei der Außenfinanzierung hingegen wird das Kapital durch Einlagen von neuen Gesellschaftern erhöht, was auch als Beteiligungsfinanzierung bezeichnet wird.
Selbstfinanzierung
Das Finanzierungsinstrument der Selbstfinanzierung wird in zwei Kategorien unterteilt:
- Offene Selbstfinanzierung: Hierfür verwenden Unternehmen in der Regel Bilanzgewinne, welche nicht ausgeschüttet wurden. Diese stehen daher als Eigenkapital zur Verfügung und werden zur Finanzierung verschiedener Projekte verwendet.
- Stille Selbstfinanzierung: Von dieser sprechen wir, wenn stille Rücklagen gebildet werden. Dies erfolgt beispielsweise bei einer Nichtaktivierung von Wirtschaftsgütern oder unterlassenen Zuschreibungen.
Beide Methoden tragen dazu bei, die finanzielle Stabilität eines Unternehmens langfristig zu sichern.
Offene Selbstfinanzierung
Bei der offenen Selbstfinanzierung wird der einbehaltene Gewinn des vorherigen Geschäftsjahres für die Innenfinanzierung verwendet. Dabei spricht man auch von der Gewinnthesaurierung. Das bedeutet, dass dem Unternehmen ein bestimmter Teil des erwirtschafteten Gewinns als zusätzliches Eigenkapital verfügbar gemacht wird.
Dabei gibt es Unterschiede zwischen Kapitalgesellschaften und Personengesellschaften zu beachten:
Die offene Selbstfinanzierung bei Kapitalgesellschaften muss den einbehaltenen Gewinn regelmäßig zur Stärkung des Eigenkapitals verwenden. In der Bilanz taucht das als Gewinnrücklage auf und ist ein Teil des Eigenkapitals. Geben Sie mit der Lexware Office Bilanz Vorlage alle Angaben Ihrer Bilanz in der richtigen Anordnung an.
Personengesellschaften müssen keine Gewinnrücklage in der Bilanz bilden. Die einbehaltenen Gewinne werden stattdessen direkt in das Eigenkapitalkonto verbucht.
Bei der offenen Selbstfinanzierung besteht der Nachteil, dass durch das höhere Eigenkapital Investitionen vielleicht nicht mehr genau kalkuliert werden. Darüber hinaus wird die Gewinnausschüttung verringert.
Stille Selbstfinanzierung
Eine stille Selbstfinanzierung wird durch stille Rücklagen möglich gemacht. Dafür muss das Vermögen unterbewertet werden oder die Verbindlichkeiten müssen überbewertet werden.
Für die Unterbewertung des Vermögens gibt es auch die Alternative, die immateriellen Vermögensgegenstände nicht zu aktivieren. Diese Nicht-Aktivierung findet zum Beispiel statt, wenn Sie ein Patent entwickeln. Dabei entstehen keine Produktionskosten. Die Patententwicklung wird nicht in der Bilanz ausgewiesen und die stille Selbstfinanzierung ist möglich.
Die Überbewertung von Verbindlichkeiten ergibt sich durch zu hohe Bildung von Rückstellungen.
Stille Reserven dürfen nicht in der Bilanz ausgewiesen werden.
Rückstellungsfinanzierung
Durch Rückstellungen werden finanzielle Mittel im Unternehmen gebunden. Diese können Sie im Betrieb zwischen Bildung und Auflösung der Rückstellung für Finanzierungszwecke nutzen. Wirksam ist diese Form der Unternehmensfinanzierung nur bei langfristigen - Rückstellungen, etwa für Pensionen - weniger bei kurzfristigen Rückstellungen, die schon nach wenigen Monaten aufgelöst werden, etwa Steuerrückstellungen.
Innenfinanzierung aus Rückstellungen
Rückstellungen entstehen dann, wenn mit zusätzlichen Kosten aufgrund von finanziellen Verpflichtungen gerechnet wird. Also beispielsweise, wenn noch zahlreiche Rechnungen offen sind und dafür Geld zurückgelegt wird. Rückstellungen werden als planmäßiger Aufwand dotiert. Die Rückstellungen verbleiben so lange im Unternehmen, bis sie in Anspruch genommen werden. In der Bilanz sind Rückstellungen Verbindlichkeiten. Sie dürfen aber nur dann gebildet werden, wenn tatsächlich ein konkreter Grund dafür besteht.
Rückstellungen gelten als negatives Wirtschaftsgut und mindern dementsprechend das betriebliche Vermögen und reduzieren den steuerpflichtigen Gewinn.
Beispiele für Rückstellungen sind Rücklagen für Steuernachzahlungen oder Prozesskosten.
Abschreibungsfinanzierung
Fließen Abschreibungswerte über den Umsatzprozess dem Unternehmen wieder zu, entsteht ein Finanzierungseffekt und die Mittel können zur Kapitalbedarfsdeckung genutzt werden.
Achtung
Achtung bei Finanzierungen aus Rückstellungen und Abschreibungen
Nutzen Sie diese Möglichkeiten nur ergänzend und stützen Sie sich stattdessen möglichst auf andere Formen der Unternehmensfinanzierung. Eigenmittel, Kredite oder auch Factoring und Leasing wären besser geeignet, weil sich diese Positionen u. A. besser planen und steuern lassen.
Außenfinanzierung von Unternehmen
Im Fall der Außenfinanzierung von Unternehmen erfolgt diese im Unterschied zur Innenfinanzierung nicht aus eigenen Mitteln, sondern mit Fremdkapitals externer Geldgeber. Unterteilt wird sie unter anderem in Fremdfinanzierung, Beteiligungs- und Eigenfinanzierung.
Definition
Was ist Außenfinanzierung?
Definieren lässt sich die Außenfinanzierung als eine Form der Unternehmensfinanzierung, die von externen Anbietern kommt. Bei der Außenfinanzierung wird unterschieden zwischen der Eigenfinanzierung, der Fremdfinanzierung, der Beteiligungsfinanzierung und der Mezzanine-Finanzierung, die je nach Unternehmenssituation eigene Vorteile und Nachteile mit sich bringen. Die finanziellen Mittel werden aber bei allen Varianten von unabhängigen Gläubigern in das Unternehmen gebracht.
Beispiele für eine Außenfinanzierung sind Ausgaben von Aktien wie bei einer Beteiligungsfinanzierung oder auch Lieferantenkredite.
Eigenfinanzierung
Die Eigenfinanzierung ist nicht mit der Innenfinanzierung zu verwechseln. Die externe Eigenfinanzierung bezeichnet die Erhöhung der Eigenkapitalquote durch das Hinzugewinnen von Finanzmitteln durch bereits bestehende oder neue Eigner. Der Kapitalgeber erwirbt Anteile an Ihrem Unternehmen, indem er Ihnen bei der Finanzierung diverser Projekte Ihrer Firma hilft. Dabei ist zwischen der Finanzierung mit Eigenkapitals- und der Beteiligungsfinanzierung zu unterscheiden. Dabei erhält der Geldgeber jedoch nicht nur Anteil am Gewinn, sondern ebenfalls an potentiellen Verlusten.
Möglichkeiten der Finanzierung sind unter anderem:
- Stille Teilhaber
- Neue Partner
- Börsengang
- Kapitalerhöhung
- Ausgabe der Aktien
- Minderheitsbeteiligung
- etc.
Abhängig sind die Möglichkeiten von der Wahl der Rechtsform.
Fremdfinanzierung
Fremdfinanzierung bezeichnet die Finanzierung durch externe Geldgeber, die dem Unternehmen Kapital zu einem festgelegten Zinssatz verleihen. Der Kapitalgeber erhält dabei keine Anteile am Unternehmen und hat in der Regel nur das Anrecht auf Rückzahlung des geliehenen Betrags und die Zinsen.
Die Vor- und Nachteile der Fremdfinanzierung umfassen einerseits den positiven Effekt, dass durch diese Form der Außenfinanzierung Investitionen auch dann möglich sind, wenn das Eigenkapital des Unternehmens nicht ausreicht. Andererseits können die regelmäßigen Zins- und Tilgungszahlungen die finanzielle Flexibilität des Unternehmens verringern. Im Gegensatz zur Eigenfinanzierung unterliegt nämlich die Fremdfinanzierung der unabhängigen Verzinsung.
Der Kapitalgeber ist nicht am Gewinn beteiligt, kann allerdings die nach der Abzugsfähigkeit vom Ertrag erhaltenen Zinsen als Betriebsausgaben geltend machen. Hinzu kommt die Tatsache, dass Sie den Geldgebern Ihre vereinbarten Zinsen auch dann auszahlen müssen, wenn Sie ein verlustreiches Jahr haben.
Formen der Finanzierung sind beispielsweise:
- Darlehen
- Bankkredite
- Schuldverschreibungen
- Etc.
Fremdfinanzierung berechnen
Zur Berechnung der Fremdfinanzierung ist es notwendig, den Kapitalbedarf sowie die Zins- und Tilgungskosten zu ermitteln. Ein Beispiel für eine Fremdfinanzierung ist der Kauf einer Produktionsmaschine im Wert von 900.000 Euro. Wenn nur 150.000 Euro Eigenmittel verfügbar sind, müssten 750.000 Euro fremdfinanziert werden. Diese Summe wäre dann mit den entsprechenden Zinsen zurückzuzahlen, die über die Dauer der Finanzierung anfallen.
Was ist eine Beteiligungsfinanzierung?
Alle Formen der Bereitstellung von Eigenkapital von außen durch Kapitaleinlagen von vorhandenen oder eintretenden Gesellschaftern bezeichnet man als Beteiligungsfinanzierung. Sie ist immer bei einer Unternehmensgründung erforderlich und darüber hinaus bei Erhöhungen des von den Gesellschaftern bereitgestellten Eigenkapitals. Dabei bringt die Aufnahme neuer Gesellschafter gewisse Vor- aber auch Nachteile mit sich. Die Rechtsform des Unternehmens und inwieweit es emissionsfähig ist oder nicht, hat großen Einfluss auf die Bereitstellung von Eigenkapital durch eine Beteiligungsfinanzierung. Im Zusammenhang mit der Beteiligungsfinanzierung spricht man bei nicht emissionsfähigen Unternehmen auch von der sogenannten Einlagenfinanzierung.
Vor- und Nachteile der Beteiligungsfinanzierung
Die Beteiligungsfinanzierung bietet eine Möglichkeit, Wachstum und Innovation zu finanzieren, ohne die Liquidität des Unternehmens zu belasten. Sie ist besonders attraktiv für Unternehmen, die Eigenkapital stärken oder Finanzmittel für große Projekte benötigen. Allerdings ist sie mit einem gewissen Kontrollverlust verbunden und an hohen Erwartungen der Investoren geknüpft, weshalb es sorgfältiger Abwägung benötigt.
Vorteile einer Beteiligungsfinanzierung
- Verbesserung der Eigenkapitalquote: Die Einbringung von Beteiligungskapital stärkt das Eigenkapital und verbessert die finanzielle Stabilität sowie Kreditwürdigkeit von Unternehmen.
- Kein Rückzahlungsdruck: Im Gegensatz zu Fremdkapital müssen die bereitgestellten Mittel nicht zurückgezahlt werden, was die Liquidität des Unternehmens schont.
- Unterstützung durch Know-how und Netzwerke: Investoren bringen oft wertvolles Fachwissen, Erfahrung und Kontakte mit, die das Unternehmenswachstum fördern können.
- Risikoteilung: Da die Investoren Mitunternehmer werden, teilen sie das Risiko von Verlusten mit dem Unternehmen.
- Attraktiv für junge Unternehmen: Besonders Start-ups profitieren von Beteiligungsfinanzierung, da sie häufig nicht über ausreichende Sicherheiten für Kredite verfügen.
Nachteile einer Beteiligungsfinanzierung
- Verlust von Entscheidungsfreiheit: Durch die Abgabe von Unternehmensanteilen haben Investoren oft Mitspracherechte und Einfluss auf strategische Entscheidungen.
- Gewinnbeteiligung: Investoren erwarten eine Rendite auf ihr Kapital, was oft in Form einer Gewinnbeteiligung erfolgt und die Unternehmensgewinne schmälert.
- Aufwendige Verhandlungen: Die Gewinnung von Investoren ist oft zeit- und kostenintensiv, da rechtliche und finanzielle Bedingungen geklärt werden müssen.
- Verwässerung der Anteile: Die Aufnahme neuer Investoren kann bestehende Anteile verwässern und den Einfluss der ursprünglichen Eigentümer verringern.
- Hohe Erwartungen und eingeschränkte Flexibilität: Investoren stellen häufig hohe Erwartungen an die Unternehmensperformance und setzen das Management unter Druck, schnelle Ergebnisse zu liefern.
Besonderheiten der Beteiligungsfinanzierung nicht emissionsfähiger Unternehmen
Es gibt keinen organisierten Markt für die Beschaffung von Eigenkapital für nicht emissionsfähige Unternehmen. Daher müssen solche Unternehmen auf örtlich nicht gebundene und kaum institutionalisierte Märkte zurückgreifen, auf denen individuelle, nicht standardisierte Vereinbarungen getroffen werden. Die Einlagenfinanzierung ist vor allem für Unternehmen von Bedeutung, die keine Möglichkeit haben, Beteiligungskapital über die Ausgabe von Aktien zu beschaffen. Sie gewinnt insbesondere bei Rechtsformen wie der Gesellschaft mit beschränkter Haftung (GmbH), der Gesellschaft bürgerlichen Rechts (GbR) und der Kommanditgesellschaft (KG) an Relevanz. Daraus resultieren vor allem die folgenden Probleme für nicht emissionsfähige Unternehmen:
- Es können keine Kapitalanleger gewonnen werden, die an fungiblen Anlagen interessiert sind, weil die Anteile an nicht börsennotierten Unternehmen meist nicht jederzeit wieder veräußert werden können.
- Für Anteile an nicht emissionsfähigen Unternehmen sind meistens sehr hohe Kapitalbeträge erforderlich, weil deren Anteile nicht regelmäßig in kleine Teilbeträge aufgespalten werden, wie es bei emissionsfähigen Unternehmen der Fall ist.
- Bei nicht emissionsfähigen Unternehmen identifizieren sich die Gesellschafter meistens sehr stark mit „ihrem Unternehmen“ und fürchten, eigene Mitspracherechte und Mitentscheidungsbefugnisse an neue Gesellschafter zu verlieren.
- Die Ausgestaltung des Gesellschaftsvertrags eines nicht emissionsfähigen Unternehmens ist meistens nicht durch juristische Vorschriften geregelt, was aus Sicht eines potenziellen Anlegers problematisch sein kann.
- Es ist deutlich schwerer, einen Preis für Anteile eines nicht emissionsfähigen Unternehmens festzulegen als für Anteile eines emissionsfähigen. Die Preisfindung geschieht individuell.
Einlagenfinanzierung: Vor- und Nachteile
Vorteile | Nachteile |
---|---|
Kapitalbeschaffung innerhalb der Gesellschafter | Gesteigertes Risiko für Einleger |
Keine Zinsbelastung | Wegfall des Leverage-Effekts |
Mittelverwendung flexibel | Hohe Renditenerwartung |
Stärkung des Eigenkapitals | Finanzkraft der Gesellschafter möglicherweise begrenzt |
Beteiligungsfinanzierung bei Einzelunternehmen
Betrachtet man sie im Detail, stellen sich die Möglichkeiten einer Beteiligungsfinanzierung bei nicht emissionsfähigen Unternehmen folgendermaßen dar: Im Fall einer Einzelunternehmung kann der Einzelunternehmer lediglich Teile seines Privatvermögens in sein Unternehmen einbringen, was die Möglichkeiten zur Beteiligungsfinanzierung sehr stark einschränkt. Die Obergrenze des beschaffbaren Eigenkapitals ist hierbei identisch mit der Höhe des Privatvermögens. Um durch die Aufnahme weiterer Gesellschafter Eigenkapital beschaffen zu können, wäre eine Rechtsformänderung notwendig. Die einzige Möglichkeit ist deshalb die Aufnahme eines stillen Gesellschafters.
Beteiligungsfinanzierung bei Personengesellschaften
Im Fall einer Gesellschaft bürgerlichen Rechts (GbR, BGB-Gesellschaft) oder einer Offenen Handelsgesellschaft (OHG) können natürlich die Altgesellschafter weiteres Eigenkapital in das Unternehmen einbringen. Außerdem haben sie die Möglichkeit, neue Gesellschafter aufzunehmen, wodurch sich allerdings die Machtverhältnisse im Unternehmen dahingehend verändern, dass die Altgesellschafter an Einfluss verlieren. In der Praxis bestehen die BGB-Gesellschaft und die OHG meistens nur aus zwei bis vier Personen, da ein gesetzlicher Zwang zu einer gemeinschaftlichen Geschäftsführung und gesamtschuldnerischen Haftung besteht. Das setzt ein harmonisches Verhältnis unter den Gesellschaftern voraus, welches bei einer größeren Anzahl an Anteilseignern oft nicht mehr gegeben ist, was den Vorteil einer breiteren Eigenkapitalbasis überkompensiert.
Beteiligungsfinanzierung bei einer KG (Kommanditgesellschaft)
Aus denselben Gründen, die eine OHG in der Anzahl ihrer Gesellschaftereinschränken, muss auch bei der Kommanditgesellschaft (KG) die Anzahl der persönlich haftenden Gesellschafter (Komplementäre) überschaubar bleiben. Allerdings ergeben sich aus der Möglichkeit, Kommanditiste aufzunehmen, bei einer KG im Vergleich zur OHG leichtere Wege der Eigenkapitalbeschaffung. Dies liegt insbesondere daran, dass die Haftung der Kommanditisten prinzipiell auf die Höhe ihrer Einlage beschränkt ist und sie auch – abgesehen von einigen Kontrollrechten – von der Geschäftsführung ausgeschlossen sind. Die Komplementäre verlieren somit bei der Aufnahme von Kommanditisten keine Geschäftsführungsbefugnisse.
Dennoch treten normalerweise nicht unbeschränkt viele Kommanditisten in ein Unternehmen ein, da die Anteile eines Kommanditisten an einem Unternehmen nur schwer veräußert werden können.
Für die Gesellschaft mit beschränkter Haftung (GmbH) gelten im Prinzip die gleichen Möglichkeiten und Grenzen der Beteiligungsfinanzierung wie für die Kommanditisten einer KG. Jedoch besteht bei der GmbH ein verbesserter Anlegerschutz. Da die GmbH über ein nominell fixiertes Grundkapital verfügt, kann ein Gesellschafter seine Beteiligung nicht kündigen. Ein Gesellschafter, der aus der Gesellschaft austreten will, muss seine Anteile vielmehr verkaufen und dafür zunächst einen Käufer finden. Für GmbH-Anteile existiert allerdings kein organisierter Markt.
Beteiligungsfinanzierung einer AG und KGaA (emissionsfähiger Unternehmen)
Zu den emissionsfähigen Unternehmen gehören die Aktiengesellschaft (AG) und die Kommanditgesellschaft auf Aktien (KGaA).
Für die Komplementäre der KGaA gelten die gleichen Bedingungen wie bei der KG. Die Kommanditaktionäre haben gegenüber den Kommanditisten der KG den Vorteil, dass sie ihre Anteile, wenn diese zum Börsenhandel zugelassen sind, leichter veräußern können. Es besteht allerdings der Nachteil, dass Kommanditaktionäre weniger Einfluss auf die Geschäftsführung nehmen können als die Aktionäre einer Aktiengesellschaft.
Die Aktiengesellschaft weist die größte Eignung für die Beschaffung großer Eigenkapitalbeträge auf. Eine Aktiengesellschaft besitzt ein nominell fixiertes Grundkapital, das in der Bilanz als „gezeichnetes Kapital“ ausgewiesen wird. Das Grundkapital muss mindestens 50.000 EUR betragen und wird in einzelne Anteile, d. h. in Aktien, aufgeteilt. Eine Aktie verbrieft die Teilhaberschaft an der Aktiengesellschaft. Zur Ausgabe von Anteilen an einer Aktiengesellschaft stehen verschiedene Aktienarten zur Verfügung (vgl. folgende Tabelle).
Kriterien | Art der Übertragbarkeit | Umfang der verbrieften Rechte | Art der Aufteilung des Kapitals |
---|---|---|---|
Aktiengattung | Inhaberkriterien, Namensaktien, Vinkulierte Namensaktien | Stammaktien, Vorzugsaktien | Nennwertaktien, Stückaktien, Quotenaktien |
Nach der Übertragbarkeit lassen sich Inhaberaktien, Namensaktien und vinkulierte Namensaktien differenzieren. Während Inhaberaktien durch Einigung und Übergabe der Papiere übertragen werden, ist die Übertragung von Namensaktien nicht formlos möglich. Die Übertragung von Namensaktien erfolgt durch Indossament und Übergabe, wobei zusätzlich der Name, das Geburtsdatum und die Anschrift eines jeden Aktionärs im sogenannten Aktienregister festgehalten werden. Die Übertragung von vinkulierten Namensaktien setzt die Zustimmung der Gesellschaft voraus. Dadurch soll verhindert werden, dass sich Anteilseigner an der Gesellschaft beteiligen, die aus der Sicht der Gesellschaft nicht wünschenswert sind. Insofern stellen vinkulierte Namensaktien ein Mittel zum Schutz gegen feindliche Übernahmen dar.
Merkmale von Stammaktien
Weiterhin können Aktien nach dem Umfang der mit ihnen verbundenen Rechte in Stammaktien und Vorzugsaktien unterschieden werden. Stammaktien verbriefen alle Rechte, die lt. Aktiengesetz mit einer Aktie verbunden sind. Dazu zählen:
- das Recht zur Teilnahme an der Hauptversammlung
- das Stimmrecht in der Hauptversammlung
- das Recht auf Beteiligung am Gewinn der Gesellschaft
- das Auskunftsrecht
- das Bezugsrecht auf junge Aktien im Fall der Kapitalerhöhung sowie
- das Teilhaberecht am Liquidationserlös bei Auflösung der Gesellschaft
Merkmale von Vorzugsrechten
Im Gegensatz zu den Stammaktien weisen Vorzugsaktien besondere Vorrechte für den Inhaber auf. Auf der anderen Seite sind Vorzugsaktien jedoch häufig mit verschiedenen Nachteilen, z. B. dem Verlust des Stimmrechts, verbunden. Folgende Vorzugsarten sind zu unterscheiden:
- Vorzugsaktien mit Überdividende (höhere Dividende im Vergleich zu den Stammaktien)
- Prioritätische Vorzugsaktien (Vorabdividende mit festgelegtem Mindestbetrag)
- Limitierte Vorzugsaktien (fixierte Höchstdividende)
- Kumulative Vorzugsaktien (Dividendennachzahlungsanspruch)
- Mehrstimmrechtsaktien (Ausgabe in Deutschland nach § 12 Abs. 2 AktG prinzipiell unzulässig)
- Stimmrechtslose Vorzugsaktien (zulässig bei gleichzeitigem Bestehen eines Dividendennachzahlungsanspruchs)
Aktienarten
Nach der Zerlegung des Grundkapitals sind Nennwert-, Stück- und Quotenaktien zu differenzieren. Bei Nennwertaktien ist das gezeichnete Kapital in Aktien mit einem bestimmten Nominalbetrag eingeteilt. Der Nennwert muss in Deutschland mindestens 1 EUR betragen. Bei Stückaktien kann ein rechnerischer Nennwert ermittelt werden, indem das gezeichnete Kapital durch die Anzahl der emittierten Aktien geteilt wird. Die Stückaktie unterscheidet sich von der Nennwertaktie lediglich dadurch, dass bei der Stückaktie kein Nennwert aufgedruckt ist. Quotenaktien verbriefen demgegenüber einen prozentualen Anteil am Reinvermögen der Gesellschaft. Diese Form der Aktie ist zwar in den USA verbreitet, in Deutschland jedoch verboten.
Arten der Kapitalerhöhung
Nach der Gründung einer Aktiengesellschaft vollzieht sich die Beteiligungsfinanzierung über eine Kapitalerhöhung, die aber neben einer Reihe von Vorteilen auch Nachteile mit sich bringt. Ein Beispiel für eine solche Beteiligungsfinanzierung wäre ein Szenario, in dem ein Unternehmen, anstatt einen Kredit aufzunehmen, einen Teil der Unternehmensanteile veräußert, um die Kapitalerhöhung zu generieren.
Bei der Kapitalerhöhung gegen Einlagen (auch als ordentliche Kapitalerhöhung bezeichnet) werden neue, sogenannte „junge“ Aktien gegen Barzahlung oder Sacheinlagen ausgegeben. Die Altaktionäre besitzen bei der ordentlichen Kapitalerhöhung ein Bezugsrecht auf die neuen Aktien, das dem Schutz ihrer Interessen dient. Ohne ein solches Bezugsrecht würde ein Altaktionär bei einer Kapitalerhöhung benachteiligt:
- Da der Ausgabekurs der jungen Aktien in der Regel unterhalb des aktuellen Börsenkurses liegt, sinkt der Kurs der alten Aktien, was zu einem Vermögensverlust der Altaktionäre führt, wenn diese kein Bezugsrecht besitzen
- Die offenen und stillen Reserven der Gesellschaft werden nach der Kapitalerhöhung auf eine größere Anzahl von Aktien verteilt, d. h., der Anteil eines Aktionärs an den Reserven würde ohne das Bezugsrecht abnehmen
- Nur durch das Bezugsrecht kann der Altaktionär seinen Stimmrechtsanteil auf der Hauptversammlung konstant halten
Sicherung von Bezugsrechten
Das Bezugsrecht soll insbesondere den Vermögensverlust eines Altaktionärs verhindern. Daher besitzt das Bezugsrecht einen wirtschaftlichen Wert. Die Höhe dieses Wertes hängt von folgenden Einflussfaktoren ab:
- vom Bezugsverhältnis (Verhältnis der Altaktien (a) zu den jungen Aktien (j))
- vom Ausgabekurs der jungen Aktien (Kj)
- vom Börsenkurs der alten Aktien (Ka)
Durch eine Verknüpfung dieser Größen ergibt sich folgende Formel für den rechnerischen Wert eines Bezugsrechts:
(Ka – Kj) / (a / j) +1
Der Wert eines Bezugsrechts entspricht der Differenz zwischen dem alten Börsenkurs und dem neuen Börsenkurs nach der Kapitalerhöhung. Die Bezugsrechte werden bis zur Realisation der Kapitalerhöhung an der Börse gehandelt und dort auch notiert, sodass der Wert des Bezugsrechts schwankt.
Bedingte Kapitalerhöhung
Die bedingte Kapitalerhöhung ist auf die Fälle der Kapitalerhöhung beschränkt, in denen die Gesellschaft zum Zeitpunkt der Entscheidung über die Kapitalerhöhung noch keine Gewissheit über die genaue Anzahl der benötigten jungen Aktien besitzt. In solchen Fällen kann die Hauptversammlung eine bedingte Kapitalerhöhung beschließen, die nur in dem Maße durchgeführt wird, wie von Umtausch- bzw. Bezugsrechten Gebrauch gemacht wird. Im Aktiengesetz ist eine bedingte Kapitalerhöhung jedoch drei Fällen vorbehalten:
- Gewährung von Umtauschrechten in bzw. Bezugsrechte auf Aktien bei der Ausgabe von Wandelschuldverschreibungen oder Optionsanleihen
- Gewährung von Umtausch- oder Bezugsrechten zur Vorbereitung von Unternehmenszusammenschlüssen und
- Gewährung von Bezugsrechten an eigene Mitarbeiter oder Mitglieder der Geschäftsführung.
In den genannten Fällen werden die jungen Aktien an neue Aktionäre ausgegeben. Daher ist im Rahmen einer bedingten Kapitalerhöhung der Ausschluss des Bezugsrechts der Altaktionäre erforderlich. Der Bezugsrechtsausschluss wird häufig damit begründet, dass die Altaktionäre indirekt von der Kapitalerhöhung profitieren. So werden zum einen Wandelanleihen in der Regel zu einem geringeren Zins als anderes Fremdkapital begeben. Daneben haben Fusionen oftmals einen positiven Einfluss auf die Entwicklung des Aktienkurses.
Ermächtigung zur Kapitalerhöhung
Im Rahmen des genehmigten Kapitals wird der Vorstand einer Aktiengesellschaft von der Hauptversammlung ermächtigt, das Grundkapital der Gesellschaft ohne erneute Zustimmung der Hauptversammlung bis zu einem bestimmten Betrag zu erhöhen. Die Erhöhung des Grundkapitals kann in einem Zeitraum von bis zu fünf Jahren vorgenommen werden, jedoch darf das genehmigte Kapital höchstens 50 % des bisherigen Grundkapitals betragen. Die Kapitalerhöhung kann auch in mehreren Stufen vorgenommen werden, solange die Summe der Teilerhöhungen den genehmigten Gesamtbetrag nicht übersteigt.
Durch die genehmigte Finanzierung hat der Vorstand einer Aktiengesellschaft verschiedene Möglichkeiten:
- Wählen einer günstigen Gelegenheit für die Ausgabe der jungen Aktien
- Investitionenrealisieren, die einer strategischen Geheimhaltung bedürfen, wie z. B. die Übernahme eines anderen Unternehmens einen kurzfristig auftretenden Kapitalbedarf zu befriedigen
Bankkredit: Das müssen Sie bei der Unternehmensfinanzierung beachten
Für kleine Unternehmen ist es häufig schwierig, einen Kredit bei der Bank zu bekommen. Das zeigen diverse Umfragen der staatlichen KfW Bankengruppe. Deshalb ist es heute sowohl für Selbstständige als auch für kleine GmbHs wichtiger denn je, bei der Beantragung von Kreditenprofessionell vorzugehen - angefangen bei der Vorbereitung eines Kreditgesprächs, bis hin zu den Unterlagen, die man dem Banker an die Hand gibt.
Die Zeiten, in denen die Vorlage einer guten Bilanz bei der Hausbank ausreichte, um die gewünschte Finanzierung als Selbstständiger zu erhalten, sind längst vorbei. Viele Unternehmer haben bereits die Erfahrung gemacht, dass ihre Kreditgesuche abgelehnt wurden. Mal missfällt das Rating, mal missfallen die Unterlagen, die im Hinblick auf Transparenz zu wünschen übriglassen. Die Vorbereitung ist besonders wichtig! Unternehmer sollten vor einem Kreditgespräch bei ihrer Bank oder Sparkasse fragen, welche Unterlagen Sie vorlegen sollen. Folgende Dokumente sind bei einem Kreditantrag für eine Unternehmensfinanzierung grundsätzlich wichtig.
Kapitalerhöhung aus Gesellschaftsmitteln
Im Zuge einer Kapitalerhöhung aus Gesellschaftsmitteln erfolgt eine Umfinanzierung, bei der offene Rücklagen in gezeichnetes Kapital umgewandelt werden. Es erfolgt demnach lediglich eine Umbuchung innerhalb der Eigenkapitalpositionen der Bilanz, sodass sich die Bilanzsumme nicht verändert. Die aus der Schaffung des neuen Grundkapitals entstehenden jungen Aktien, die auch als Berichtigungsaktien bezeichnet werden, werden an die Altaktionäre entsprechend deren Beteiligungsquote an der Gesellschaft verteilt. Für diese jungen Aktien haben die Altaktionäre keinen Bezugspreis zu zahlen, weshalb die Berichtigungsaktien auch als „Gratisaktien“ bezeichnet werden. Diese Bezeichnung ist jedoch letztlich unzutreffend, da es sich bei den Berichtigungsaktien nicht um ein Geschenk der Gesellschaft an die Aktionäre handelt.
Die Vermögensposition eines Altaktionärsverändert sich durch die Ausgabe der neuen Aktien nicht, da der Altaktionär nach der Ausgabe von Berichtigungsaktien zwar über eine größere Anzahl an Aktien verfügt, jedoch bezieht sich der Gesamtkurswert des Unternehmens auf eine größere Anzahl von Aktien, was zur Folge hat, dass der Börsenkurs sinkt.
Für eine Kapitalerhöhung aus Gesellschaftsmitteln gibt es verschiedene Motive. Sie stellt zunächst ein Instrument zur Absenkung des Aktienkurses dar, wenn z. B. zu hohe Kurse die Handelbarkeit der Aktie einschränken. Zudem wird durch eine stille Kapitalerhöhung das garantierte Haftungskapital erhöht. Darüber hinaus kann eine stille Dividendenerhöhung durchgeführt werden, wenn der Dividendenbetrag pro Aktie trotz der höheren Aktienanzahl konstant bleibt.
Beschreibung des Investitionsprojekts
Die Beschreibung sollte alle wichtigen Daten zum Projekt enthalten. Dazu zählen Angaben zu den wirtschaftlichen Vorteilen, die Investitionsberechnung und der Realisierungszeitraum, die erforderliche Kreditsumme und die Rückzahlungsmodalitäten.
Jahresabschlüsse mit Bilanz bzw. Gewinn- und Verlustrechnung (GuV)
Informationen über die Vermögens-, Ertrags- und Finanzlage sind die Quelle zur Ermittlung von betriebs- und finanzwirtschaftlichen Kennzahlen (z. B. Umsatz- und Eigenkapitalrendite, Cash-Flow, etc.). Diese interessieren Ihre Bank, bevor Sie einer Finanzierung zustimmen. Sie sollten die Angaben zu Ihrer Bilanz oder Ihrer Gewinn- und Verlustrechnung (GuV) mit einem Bestätigungsvermerk des Steuerberaters vorlegen.
Aktuelle Betriebswirtschaftliche Auswertung (BWA)
Eine BWA zeigt die Zusammensetzung und die Entwicklung der Erträge und der einzelnen Aufwendungen. Die Zahlen informieren über den Verlauf des aktuellen Geschäftsjahres. Die Summen-Saldenliste lässt besondere Kontovorgänge erkennen. Zusätzlich wichtig sind Informationen über Abschreibungen, Bestandsveränderungen und saisonale Schwankungen bei einzelnen Konten (Sonderverkäufe, Urlaubs- und Weihnachtsgeld etc.).
Umsatz- und Ergebnisplan mit Erläuterungen
Unternehmen werden bei einer Finanzierung neben den Vergangenheitswerten vor allem nach der zukünftigen Entwicklung beurteilt. Dafür ist die Absatzplanung für die einzelne Produkte und Leistungen mit Mengen- und Wertangaben erforderlich. Hinzu kommt die Planung der erforderlichen Aufwendungen für Lohn, Material etc.
Liquiditätsplan mit Erläuterungen
Der Liquiditätsplan enthält die Gegenüberstellung der monatlich zu er-wartenden Einnahmen und Ausgaben mit Zahlungs- bzw. Fälligkeits-terminen für das laufende und kommende Geschäftsjahr. Die Differenz ergibt den monatlichen Überschuss (Überdeckung) oder einen Fehlbetrag (Unterdeckung), für den die Finanzierung geklärt werden muss.
Liste der Verbindlichkeiten und Forderungen (Kreditoren- und Debitorenliste)
Die offenen Posten bei den Verbindlichkeiten und Forderungen spielen bei der Beurteilung der Zahlungsfähigkeit eine zentrale Rolle. Bei den Debitoren ist die Zahlungsfähigkeit (Bonität) der Schuldner zu bewerten.
Kreditübersicht
Listen Sie bei der Kreditübersicht alle laufenden Kreditverträge mit Angaben zur Höhe, Tilgung, Restlaufzeit und den Sicherheiten auf.
Sicherheiten
Zu den Sicherheiten gehören zum Beispiel Immobilien, Beteiligungen, Wertpapiere, Lebensversicherungen mit Rückkaufswert und Bürgschaften.
Voll- oder Teilfinanzierung
Grundsätzlich besteht die Möglichkeit, vor allem im privaten Bereich, eine Vollfinanzierung zu nutzen - d.h.: eine Finanzierung ohne Eigenkapital. Aufgrund fehlender eigener Mittel ist diese Form der Unternehmensfinanzierung aber mit hohen Risiken verbunden und es fallen auch höhere Kosten an, da ein Kapitalgeber um die Risiken weiß und sie sich vergüten lässt. Banken lassen sich auf Vollfinanzierungen meist nur ein, wenn der Kunde über eine gute bis sehr gute Bonität verfügt und ein hohes sicheres Einkommen vorweisen kann. Daher sollte man von einer Finanzierung (z. B. Immobilienfinanzierung) vollständig ohne Eigenkapital möglichst absehen. Das Finanzierungsinstrument der Vollfinanzierung wird meist beim Immobilienerwerb genutzt.
Tipp
Fordern Sie zunächst nur eine Konditionenanfrage an!
Unternehmen die mehrere Kreditangebote vergleichen wollen, sollten bei der Bank kein Kreditangebot, sondern eine Konditionenanfrage verlangen. Hintergrund: Kreditanfragen melden die Institute an Schufa etc., was bei mehreren Anfragen dazu führen kann, dass die Bonität sinkt. Die Auskunfteien unterstellen, dass jemand, der mehrere Anfragen wegen einer Unternehmensfinanzierung stellt, dringend Geld benötigt, weil er sich ggf. in einer Notsituation befindet.
Voll- oder Zwischenfinanzierung
Als Zwischenfinanzierung wird eine in der Regel kurzfristige Finanzierungsart bezeichnet, um eine Finanzierungslücke zu überbrücken, die entstehen kann, wenn ein langfristiger Kredit zwar zugesagt, aber die Auszahlung noch nicht erfolgt ist. Zwischenfinanzierungen finden sich z.B. beim Immobilienkauf.
Sonderformen: Leasing, Factoring, Mezzanine-Kapital
Insgesamt unterscheidet man drei Sonderformen der Finanzierung, die Sie für Ihr Unternehmen nutzen können.
1. Mezzanine-Finanzierung
Eine spezielle Art der Unternehmensfinanzierung ist das Mezzanine-Darlehen, eine Mischform zwischen Eigen- und Fremdkapital. Zum Mezzanine-Kapital können je nach Vertragsgestaltung z.B. die typische und atypische stille Beteiligung, Wandelanleihen oder Nachrangdarlehen gehören.
2. Factoring
Factoring ist eine weitere Finanzierungsmöglichkeit. Dabei werden Forderungen an ein spezialisiertes Unternehmen, den Factor, verkauft. Dieser zahlt nach 2 - 3 Tagen bis zu 90 % des Forderungsbetrags aus. Der Differenzbetrag wird gezahlt, wenn der Kunde seine Forderungen an den Factor beglichen hat. Ansonsten verwendet der Factor den offenen Betrag dazu, die Kosten für z.B. ein Mahn- oder Inkassoverfahren zu decken. Kosten fallen für das verkaufende Unternehmen je nach Vertrag und Leistungsumfang in Höhe von etwa 0,5 - 3% der Forderungssumme an. Hinzu kommen Zinsen für den Zeitraum von der Zahlung durch den Factor bis zum Forderungsausgleich für den Kunden.
Vorteile der Finanzierung
- Mit Factoring gewinnt ein Unternehmen sehr schnell an Liquidität.
- Factoring erspart Zeit und Arbeit. Kleine Unternehmen brauchen dann keine kostenintensive Debitorenbuchhaltung. Für Unternehmen, die weitgehend bar oder mit sehr kurzen Zahlungszielen verkaufen, eignet sich Factoring dagegen kaum.
Nachteile der Finanzierung
- Es entstehen hohe Kosten durch den Abschlag zum vollen Rechnungsbetrag an den Factor.
- Unter Umständen wird die Zusammenarbeit mit wichtigen Kunden beeinträchtigt, da Factoring-Unternehmen Standardverfahren beim Eintreiben von Forderungen anwenden.
3. Leasing
Firmenleasing kann eine gute Alternative zum Bankkredit und zur Eigenkapitalfinanzierung sein. Heutzutage können nahezu alle Wirtschaftsgüter geleast werden. Ein Vorteil von Leasing gegenüber Krediten ist, dass Leasing-Gesellschaften in der Regel weniger hohe Anforderungen an die Bonität eines Unternehmens stellen. Hintergrund für die scheinbar einfachere Prüfung ist, dass ein Leasing-Geber bei Problemen wie Zahlungsverzug oder -ausfall eher als eine Bank in der Lage ist, sich schadlos zu halten. Das liegt daran, dass ersterer das Wirtschaftsgut besser und vor allem auch relativ kurzfristig verwerten kann.
Bei dieser Art der Unternehmensfinanzierung muss bedacht werden, dass es zwei grundlegende Varianten gibt, zwischen denen Sie wählen können. Das Leasing mit Restwert und das Leasing ohne Restwert, bei dem die Raten ausschließlich nach der voraussichtlichen Nutzung berechnet werden (oft auch als Kilometer-Leasing bezeichnet).
Vorteile der Finanzierung
- Bei einem Kauf verschlechtert sich die Liquidität des Unternehmens durch die Ausgaben. Erfolgt die Investition dagegen durch Leasing, bleiben Liquiditätsstatus und Kreditrahmen der Banken unverändert. Leasing stellt damit oftmals eine interessante objektbezogene Finanzierungsalternative dar.
Nachteile der Finanzierung
- Leasing geht oft einher mit langfristigen Vertragsbindungen, sodass Sie sich über einen längeren Zeitraum an einen bestimmten Vertragspartner binden müssen.
- Das geleaste Objekt gehört nicht zu Ihrem Anlagevermögen. Bei eventuellen Streitigkeiten mit dem Leasingunternehmen ziehen Sie somit schnell den Kürzeren, wenn der Leasinggeber mit dem Entzug des für Sie betriebsnotwendigen Leasingobjekts droht.
Kundenanzahlung und Lieferantenkredit
Bei der Finanzierungsart der Kundenanzahlung tritt der Abnehmer als Kreditgeber auf: Bereits im Voraus bzw. vor Lieferung der Ware, zahlt er einen Teil- oder sogar den Gesamtbetrag. Kundenanzahlungen sind vor allem in der Auftragsfertigung üblich, wie sie im Handwerk vorkommt. Die Anzahlungen stellen für das produzierende Unternehmen eine Finanzierungshilfe dar. Mit diesem Geld kann es die für die Produktion benötigten Waren und Dienstleistungen bezahlen.
Vorteile der Finanzierung
- Das Risiko der Nichtabnahme der bestellten Ware ist gleich Null.
- Der Auftraggeber stellt dem Unternehmen das Geld meist zinslos zur Verfügung.
Nachteile der Finanzierung
- Eine Kundenanzahlung führt unter Umständen zu einer größeren Unzufriedenheit der Kunden und kann daher nicht immer durchgesetzt werden.
Ein Lieferantenkredit ist eine Unternehmensfinanzierung, in welcher der Verkäufer/Lieferant dem Käufer einer Ware im Zusammenhang mit dem Warenabsatz gewährt. Man spricht dabei auch von Buch- oder Wechselkredit. Daneben existieren auch sogenannte Einrichtungs- und Ausstattungskredite, die der Lieferant seinem Abnehmer gewährt. In der Praxis findet man solche Einrichtungs- und Ausstattungskredite beispielsweise in der Gastronomie. Da für Lieferantenkredite meist keine zusätzlichen Sicherheiten benötigt werden, besitzen sie vor allem in kleinen Betrieben große Bedeutung.
Vorteile der Finanzierung
- Der Lieferantenkredit hilft, den Zeitraum zwischen der Beschaffung der Ware, bis der Umsatz aus dem Wiederverkauf hereinkommt, zu überbrücken.
- Der Lieferantenkredit ist eine schnelle Finanzierung, da auf Kreditwürdigkeitsprüfungen meist verzichtet wird.
Nachteile der Finanzierung
- Der Lieferantenkredit ist meist sehr teuer.
Finanzplanung
Bei der Finanzplanung ist es wichtig, schrittweise vorzugehen, um keine überhasteten Entscheidungen zu treffen.
Finanzplan erstellen
Ist die Kapitalbedarfsplanung durchgeführt, müssen Sie für die Planjahre eine Finanzplanung bzw. ein Finanzplan erstellen. In ihm wird dargestellt, aus welchen Quellen bzw. mit welchen Finanzierungsformen für die entsprechenden Jahre das benötigte Kapital kommen soll. Die Abbildung zeigt ein Beispiel für einen einfachen Finanzierungsplan.
Die Jahressummen des Finanzierungsplans sollten die Werte des Kapitalplans um 5 - 10 % übersteigen, da man so noch über Reserven verfügt, wenn z.B. die Investitionen oder Entwicklungsleistungen mehr kosten als gedacht.
Finanzierungsfaktor | 20xx | 20xx+1 | 20xx+2 | 20xx+3 | 20xx+4 | Gesamt |
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Eigenkapital | ||||||
Fremdkapital (Bank) | ||||||
Fördergelder | ||||||
Mezzanine-Kapital | ||||||
Factoring | ||||||
Leasing | ||||||
Andere, z.B: Rückstellungen | ||||||
Gesamt |
Kapitalbedarfsplanung und langfristige Fremdfinanzierung
Um die Höhe des Finanzierungsbedarfs zu kennen, wird im Vorfeld eine Kapitalbedarfsplanung benötigt, die möglichst über mehrere Jahre aufzeigt, für welche Anlässe wie viel Kapital benötigt wird. Die Abbildung zeigt ein Beispiel für einen einfachen Kapitalbedarfsplan.
Kapitalbedarf für... | 20xx | 20xx+1 | 20xx+2 | 20xx+3 | 20xx+4 | Gesamt |
---|---|---|---|---|---|---|
Gründung | ||||||
Maschinen | ||||||
Fuhrpark | ||||||
Büroausstattung | ||||||
Warenbeschaffung | ||||||
Tilgung | ||||||
Entnahmen | ||||||
Gesamt |
Liquiditätsplanung
Bei der Liquiditätsplanung handelt es sich um einen rollierenden Plan für Ihre Unternehmensfinanzierung. Sie listen alle liquiden Mittel auf, die am Ende einer Periode vorhanden sind. Diese fungieren für die neue Periode als Basis. Sie stellen quasi alle Auszahlungen und Einnahmen, die Sie erwarten, gegenüber. Man spricht hier auch von einer kurzfristigen Finanzierung, um Ihre Liquidität zu gewährleisten.
Finanzierungsmöglichkeiten und Bonitätssteigerung
In Deutschland haben Sie verschiedene weitere Möglichkeiten, sich eine Finanzierung zu sichern. Im Folgenden haben wir die Wichtigsten für Sie zusammengefasst:
Fördermittel und -programme
Egal, ob Existenzgründer oder bereits etabliertes Unternehmen: Für Firmen, die auf der Suche nach einer Unternehmensfinanzierung sind, gibt es diverse Fördermittel auf dem Markt:
- KfW-Förderprogramme
- Gründerzuschuss der Agentur für Arbeit
- Gründerstipendien für Studenten
- Gründercoachings
- Gründerzuschuss für Handwerker
- Zuschuss für innovative Projekte
Neben der KfW sind vor allem Hausbanken oder auch die Bundesländer eine gute Anlaufstelle, um sich über Finanzierungsmöglichkeiten zu informieren.
Info
Staatliche Hilfen
Noch nie waren diese so notwendig, wie es aktuell der Fall ist. Selbstverständlich gibt es zu jeder Zeit staatliche Förderkredite, die Sie beantragen können. Während der Corona-Krise waren hingegen staatliche Hilfen deutlich sinnvoller. Das wären beispielsweise:
- Überbrückungshilfen
- Kurzarbeitergeld
- Novemberhilfen
Sie wollen mehr wissen? In unserem Ratgeber zum Thema Corona-Überbrückungshilfen gehen wir ins Detail.
Bilanzanalyse
Die Unternehmensfinanzierung findet auch im Rahmen der Bilanzanalyse Beachtung. Beispielsweise wünschen sich Banken einen Eigenkapitalanteil von 20% oder mehr. Entsprechend darf das Fremdkapital nicht über 80% liegen. Ist das der Fall, verschlechtert sich die Bonität des Unternehmens und gewünschte neue Firmenkredite oder Fördergelder werden teurer oder sogar verweigert.
Werden hingegen weitere Finanzierungsmöglichkeiten wie z.B. Factoring, stille Beteiligungen oder Leasing genutzt, hat das positive Auswirkungen auf die Liquidität und die Bonität. Auch wenn es gelingt, den Gewinn zu erhöhen und mehr Gewinne einzubehalten, wird der Eigenkapitalanteil erhöht und die Selbstfinanzierung gestärkt, was sich ebenfalls positiv auf Liquidität, Bonität und Finanzierung auswirkt.
Bonität und Liquidität steigern
Banken und Sparkassen achten besonders auf folgende Finanzkennzahlen:
- Finanzlage
- Ertragslage
- Vermögenslage
Besonders wichtig ist es zu wissen, wie diese Kennzahlen interpretiert werden. Denn in allen Bereichen können Unternehmen auch zu einer besseren Beurteilung kommen und damit eine günstigere Finanzierung sicherstellen.
Kennzahlen zur Finanzlage
- Cashflow: Der Cashflow bezeichnet die Summe aus Betriebsergebnis, Abschreibungen und Veränderungen der langfristigen Rückstellungen. Er misst die Fähigkeit des Unternehmens, sein kurzfristiges Fremdkapital, also etwa den Kontokorrentkredit oder Verbindlichkeiten, gegenüber Lieferanten oder dem Finanzamt aus dem Zahlungsmittelüberschuss abzudecken. Banken und Sparkassen raten ihren Firmenkunden, den Cashflow aktiv zu managen. Umsatzsteigerungen und Kostensenkungen, fristgerechte Finanzierungen oder Cash Management können den Cashflow verbessern und das Rating positiv beeinflussen.
- Kreditorenlaufzeit: Diese Kennzahl gibt an, nach wie vielen Tagen im Durchschnitt ein Unternehmen seine Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen begleicht. Unternehmen mit einem besonders hohen Wert haben statistisch gesehen ein erhöhtes Risiko. Um diesen Wert zu minimieren, nutzen Sie Skonti, optimieren Sie die Warenwirtschaft und Lagerhaltung und verbessern Sie die Finanzierungsstruktur.
Kennzahlen zur Ertragslage
- Kapitalrentabilität: Sie zeigt, welche Rendite nach Abzug der Fremdkapitalzinsen im Verhältnis zur Bilanzsumme übrigbleibt. Je höher der Wert, desto besser ist die Bonität – und damit das Rating. Eine Steigerung der Erträge und eine Verringerung der Kosten erhöhen die Kapitalrentabilität. Diese Ziele lassen sich nicht immer einfach erreichen. Ein pragmatischer Weg besteht darin, die Bilanzsumme zu kürzen - etwa durch den Verkauf nicht benötigter Aktiva. Auch lassen sich Forderungen verkaufen (Factoring).
- Zinsaufwandquote: Sie gibt das Verhältnis der Zinsaufwendungen zur Gesamtleistung des Unternehmens an. Eine niedrige Quote wirkt sich positiv auf das Rating aus. Erhöhung des Eigenkapitalanteils, Verringerung der Außenstände und bessere Fremdkapitalstruktur durch fristgerechte Finanzierung tragen dazu bei.
- Mietaufwandsquote: Sie zeigt Miet- und Leasingaufwendungen im Verhältnis zur erwirtschafteten Gesamtleistung. Unternehmer sollten nach Möglichkeit den Mietaufwand reduzieren. Kann sich das Unternehmen von nicht ausgelasteten Miet-Immobilien trennen oder kann es die Mietfläche verringern, ohne die Unternehmensentwicklung zu behindern?
Kennzahlen zur Vermögenslage
- Eigenkapital: Die Ausstattung mit Eigenkapital beeinflusst stark das Rating für die Unternehmensfinanzierung. Auf das Verhältnis von Eigenkapital zu Gesamtkapital richten Kreditinstitute auch bei Kleinunternehmen besonderes Augenmerk, um die Kreditwürdigkeit und die Kreditkonditionen zu bestimmen. So gestalten Sie das Verhältnis von Eigen- zu Gesamtkapital positiv: Gewinne einbehalten, Forderungsausfall reduzieren (durch gezieltes Forderungsmanagement, verbessertes Mahnwesen oder Verkauf von Forderungen).
Achtung: Bei Einzelunternehmen werden auch Bewegungen auf den Privatkonten betrachtet, wenn es um die Bewertung des vorhandenen Eigenkapitals einer Firma geht.
Liquidität richtig planen
Liquidität bezeichnet die Ausstattung mit Zahlungsmitteln, die für Investitionen, Konsum und zur Befriedigung von Zahlungsverpflichtungen zur Verfügung steht. Beim Liquiditätsmanagement sehen viele Banken für ihre Firmenkunden noch erheblich Luft nach oben. Immer wieder drängende Themen sind der Zahlungsverzug und der Zahlungsausfall von Kunden.
Mit optimiertem Forderungsmanagement erreichen Unternehmen eine bessere Bonität und dadurch mehr Möglichkeiten für eine Finanzierung. Als Betriebsinhaber sollten Sie deshalb Folgendes tun:
- Einen Verantwortlichen für das Forderungsmanagement ernennen
- Rechnungen zeitnah und korrekt stellen
- Zahlungseingänge regelmäßig prüfen
- Buchungen zeitnah registrieren und Debitorenlisten aktualisieren
- Ein Mahnwesen und feste Mahntermine einrichten
Kapitalreduzierung verringert Finanzierungsbedarf
Die Reduzierung des Vermögens - etwa im Anlagenbereich - oder die Reduzierung von Forderungen und Vorräten, hat zur Folge, dass ein Unternehmen weniger Finanzierungsbedarf hat. Lässt sich so z. B. der Fremdkapitalbedarf senken, steigen Bonität, Liquidität und Rentabilität (weil weniger Kosten und Zinsen entstehen).
Unternehmenskennzahlen im Blick behalten
Eine gute und ausgewogene Unternehmensfinanzierung ist wichtig, damit ein Betrieb langfristig erfolgreich am Markt agieren kann. Daher sollte die Finanzierung ständig im Blick behalten werden. Dabei helfen Ihnen folgende Kennzahlen:
Kennzahl | Formelvorschlag | Richtwerte |
---|---|---|
Eigenkapitalanlage | Eigenkapital * 100 / Gesamtkapital | > 20 % |
Fremdkapitalanlage | Fremdkapital * 100 / Gesamtkapital | > 80 % |
Verschuldungsgrad | Fremdkapital * 100 / Eigenkapital | 200 bis max. 400 % |
Forderungsquote | Forderungen * 100 / Bilanzsumme | Möglichst niedrig, das sonst hoher Kapitalbedarf und Risiken |
Vorratsquote | Vorräte * 100 / Bilanzsumme | Möglichst niedrig, das sonst hoher Kapitalbedarf und Risiken |
Kapitalkostenquote | Kapitalkosten* 100 / Gesamtkosten | Möglichst <5-10 % |
Deckungsgrad I | Eigenkapital * 100 / Anlagevermögen | Möglichst > 100 % |
Deckungsgrad II | (Eigenkapital + langfristige Kredite) * 100 / Anlagevermögen | Möglichst > 150-200 % |
Hinweis: Für die Kennzahlen gibt es Formelvarianten. Bei den Richtwerten handelt es sich um in der Praxis häufig akzeptierte Ausprägungen bzw. gestellte Forderungen. Bei größeren Abweichungen muss nach Verbesserungsmöglichkeiten gesucht werden: z. B. beim Deckungsgrad. Oder Sie versuchen, den Eigenkapitalanteil zu steigern und/oder das Anlagevermögen zu senken.
Tipp
Bessere Chancen auf eine Finanzierung mit Kennzahlen
Unternehmenskennzahlen zu berechnen, kann ausschlaggebend sein, wenn Sie eine Finanzierung wollen. Denn Geldgeber (egal, ob intern oder extern) sind immer daran interessiert, genaue Zahlen zu Ihrem Unternehmen zu erhalten. Mit unserem Excel-Tool machen Sie sich diese Aufgabe leicht.