Handelskalkulation einfach erklärt

Jeder Händler möchte seine Produkte oder seinen Service gewinnbringend am Markt verkaufen. Dafür ist wichtig zu wissen, wo die Preisuntergrenze für die angebotenen Waren oder Dienstleistungen liegt. Hier kann Ihnen die Handelskalkulation gute Dienste erweisen, um den Gewinn zu berechnen: Mit dieser wichtigen Kalkulationsgrundlage für den Handel können Sie den optimalen Nettoverkaufspreis innerhalb Ihres Rechnungswesens ermitteln.

Zuletzt aktualisiert am 03.04.2024
© Karolina Grabowska - pexels.com

Definition

Was versteht man unter Handelskalkulation?

Die Handelskalkulation ist eine Methode zum Festlegen von Verkaufspreisen. Dabei werden alle relevanten Kostenfaktoren, die zum Einkauf und Verkauf des Produktes dazugehören betrachtet, um den passenden Preis festzulegen. Die Handelskalkulation dient also als Grundlage für die Preisberechnung und Preissetzung. Mit ihr lässt sich die Rentabilität erkennen.

Welche Kalkulationsarten gibt es bei der Handelskalkulation?

Unternehmer können drei verschiedene Kalkulationsarten nutzen, um die Preise ihrer Produkte oder Dienstleistungen zu berechnen:

  1. Mit Hilfe der Vorwärtskalkulation wird der Preis ausgehend vom Einkaufspreis bzw. Listenpreis berechnet. Die zentrale Frage ist zu welchem Preis die Handelsware mindestens verkauft werden muss, um Gewinn zu erwirtschaften.
  2. Die Rückwärtskalkulation wiederum dient der Preisermittlung, ausgehend vom Verkaufspreis. Mit dieser Methode wird der Preis kalkuliert, zu dem die Handelsware höchstens eingekauft werden darf.
  3. Die Differenzkalkulation stellt die Differenz aus Vorwärts- und Rückwärtskalkulation dar. Aus ihr stellt sich ein Gewinn oder ein Verlust dar.

Welche Faktoren sollten Sie für die Handelskalkulation kennen?

Wer die Handelskalkulation rückwärts oder vorwärts anwenden will, sollte zudem verschiedene Faktoren berechnen.

Mittels Vorwärtskalkulation Gewinn berechnen

Bei der Vorwärtskalkulation ist der Einkaufspreis der Ausgangspunkt der Berechnung. Diesem werden alle anfallenden Kosten und Zuschläge addiert - dazu zählen Handlungskosten wie etwa:

  • Miete
  • Personal
  • Lagerung
  • Verwaltungsaufwand
  • Versicherungen
  • Zinsen
  • Rabatte
  • Skonti
  • Umsatzteuer

Man erhält den Listenverkaufspreis. Übersteigen die Verkaufserlöse am Ende die Handlungskosten, so macht das Unternehmen Gewinn.

Das Schema wird auch progressive Kalkulation oder Angebotskalkulation genannt.

Einfach erklärt ist die Kalkulation in Zwischenschritten, um zum Verkaufspreis (Listenverkaufspreis) zu gelangen. Wichtig zu wissen für die Handelskalkulation sind folgende Punkte:

  • Wie hoch ist der Bezugspreis (Einstandspreis)? Dieser wird mittels Bezugskalkulation berechnet
    • Zieleinkaufspreis = Listeneinkaufspreis – Lieferantenrabatt
    • Bareinkaufspreis = Zieleinkaufspreis – Lieferantenskonto
    • Bezugspreis = Bareinkaufspreis + Bezugskosten
  • Welche Selbstkosten fallen an?
    • Selbstkostenpreis = Bezugspreis + Handlungskosten (Gemeinkosten)
    • Da die Gemeinkosten nicht eindeutig einem Produkt zugeordnet werden können wird ein pauschaler Prozentwert errechnet. Dieser nennt sich Handlungskostenzuschlagssatz:
    • Handlungskosten in € *100 / Wareneinsatz
  • Bei welcher Höhe liegt der Listenverkaufspreis?
    • Barverkaufspreis = Selbstkostenpreis + Gewinnzuschlag (der Prozentsatz für den gewünschten Gewinn)
    • Zielverkaufspreis (Angebotspreis) = Barverkaufspreis + Kundenskonto
    • Nettoverkaufspreis = Zielverkaufspreis + Kundenrabatt/Preisnachlass
    • Bruttoverkaufspreis = Nettoverkaufspreis + Umsatzsteuer

Info

Berechnung von Kundenskonti und -rabatten

Kundenskonti und -rabatte müssen rückwärts berechnet werden.

Beispiel:

Soll der Kunde also ein Skonto von 4 % beim Zielverkaufspreis erhalten gilt, vermindert sich der Grundwert von ursprünglich 100 %: Dividieren Sie den Barverkaufspreis durch 96 (also 100 % - 4 %) und multiplizieren Sie das Ergebnis mit 4.

Vorwärtskalkulation Beispiel

Die Töpferei Schmidt will den Listenverkaufspreis von neuem Ton berechnen.

Der Listeneinkaufspreis beträgt 300,00 Euro (netto).

Der Lieferantenrabatt liegt bei 15 %, der Lieferantenskonto 2 %.

Die Bezugskosten, die bei der Beschaffung von Material anfallen, belaufen sich auf 5,00 Euro (netto).

Der Handlungskostenzuschlag beträgt 30 %.

Die Töpferei kalkuliert den Gewinn mit 20 %. Den Kunden werden 2 % Skonto gewährt und 10 % Rabatt.

Darstellung von Tabellen auf Desktop besser lesbar

Listeneinkaufspreis (netto)
Listeneinkaufspreis (netto) 300,00 €
- Lieferantenrabatt 15 % - 45,00 €
= Zieleinkaufspreis255,00 €
- Lieferantenskonto 2 % 5,10 €
= Bareinkaufspreis249,90 €
+ Bezugskosten 5,00 €
= Bezugspreis254,90 €
+ Handlungskosten 30 % 76,47 €
= Selbstkostenpreis331,37 €
+ Gewinn 20 % 66,27 €
= Barverkaufspreis397,64 €
+ Kundenskonto 2 % 8,12 €
= Zielverkaufspreis405,76 €
+ Kundenrabatt 10 % 45,08 €
= Nettoverkaufspreis450,84 €
+ Umsatzsteuer 19 % 85,66 €
= Bruttoverkaufspreis536,50 €

Anhand dieses Schemas kann die Handelskalkulation zum Beispiel in Excel einfach und übersichtlich dargestellt werden. Der Bruttoverkaufspreis stellt also die Preisuntergrenze dar, die Sie anvisieren sollten, um Ihren geplanten Gewinn zu erreichen.

Mittels Rückwärtskalkulation Gewinn berechnen

Ist der Listenverkaufspreis eines Produktes bereits vorgegeben, dient das Schema der Rückwärtskalkulation. Auch sie ist Teil der Handelskalkulation. Sie wird häufig im Online-Handel verwendet: Die Kunden vergleichen im Netz die günstigsten Preise. Sie als Händler wollen nun ausgehend von einem Bruttoverkaufspreis berechnen, wie Sie Ihren Gewinn am besten maximieren. Welche Stellschrauben können Sie bei der Handelskalkulation drehen, damit Sie trotz niedriger Verkaufspreise noch schwarze Zahlen schreiben?

Wie bei der Vorwärtskalkulation gehen Sie schrittweise vor – diesmal nur in umgekehrter Reihenfolge.