Steuern sparen durch Vorauszahlung in der privaten Krankenversicherung

Krankenversicherungsbeiträge können steuerlich abgesetzt werden. Für Selbstständige, Freiberufler und Angestellte bietet die Vorauszahlung von Beiträgen zur privaten Krankenversicherung (PKV) jedoch ein zusätzliches Steuersparpotenzial. Sie können mit ihrer Versicherung vereinbaren, bis zu drei Jahresbeiträge im Voraus zu zahlen. Im Optimalfall ist es so möglich, die Ausgaben auf ein Jahr mit hoher Steuerbelastung zu verschieben und so für jeden gezahlten Euro bis zu 45 Prozent vom Finanzamt zurückzubekommen.

Zuletzt aktualisiert am 18.11.2024

Wer kann von der Vorauszahlung bei der privaten Krankenversicherung profitieren?

Grundsätzlich können alle Privatversicherten von der Möglichkeit der Vorauszahlung in der privaten Krankenversicherung profitieren, insbesondere: 

  • Selbstständige und Freiberufler, ebenso wie versicherungsfreie und privatversicherte Gesellschafter-Geschäftsführer von Kapitalgesellschaften
  • Beamte, Richter und Soldaten sowie deren Angehörige, sofern sie privat versichert sind
  • gutverdienende Arbeitnehmer 

Diese Gruppen haben eines gemeinsam: Sie tragen ihre PKV-Beiträge vollständig selbst, ohne Unterstützung durch den Arbeitgeber oder Dienstherrn. 

Auch Arbeitnehmer können die Vorauszahlung nutzen, wenn auch nur indirekt. Denn der Arbeitgeberanteil zur PKV wird weiterhin monatlich erstattet, selbst wenn die Prämie bereits im Vorjahr an den Versicherer gezahlt wurde.

Rabatt für Vorauszahlung bei der PKV

Viele PKV-Versicherer bieten bei Vorauszahlung der Beiträge Rabatte von 0,5 bis 4 Prozent an, wobei es auch Fälle gibt, in denen kein Rabatt gewährt wird. Besonders für Angestellte ist dieser Rabatt vorteilhaft, da er auf den gesamten Jahresbeitrag angerechnet wird, während der Arbeitgeber weiterhin den gewohnten monatlichen Anteil zahlt. Bei einigen Versicherern wird allerdings der Arbeitgeberanteil um den gewährten Rabatt reduziert.

Achtung

Viele Versicherer setzen Frist bis zum 15.12.

Die meisten privaten Krankenversicherer verlangen, dass die Vorauszahlung für das kommende Jahr bzw. die kommenden Jahre bis zum 15.12. auf ihrem Konto eingegangen ist. Auch wenn aus steuerlicher Sicht der 22.12. ausreichend wäre, ist es ratsam, sich an diese frühere Frist zu halten.

Was passiert bei Kündigung oder Beitragserhöhung?

Wenn Sie die Beiträge für die private Krankenversicherung im Voraus bezahlt haben, den Vertrag aber vorher kündigen, bekommen Sie das zu viel gezahlte Geld zurück. Sie müssen jedoch auch den Steuervorteil an das Finanzamt zurückzahlen

Bei einer Beitragserhöhung in der Zeit der Vorauszahlung ist es in der Regel so, dass sich der Vorauszahlungszeitraum verkürzt. Wenn Sie z. B. Beiträge für 36 Monate im Voraus gezahlt haben, sind es dann tatsächlich nur 34 Monate.

Diese Beiträge können Sie bei Vorauszahlungen an den Versicherer absetzen

Beiträge für die private Krankenversicherung können nur dann als Sonderausgaben abgesetzt werden, wenn sie der sogenannten Basisabsicherung dienen. Das sind in der Regel etwa 80 Prozent des Beitrags, je nach Tarif. 

Diese Regelung soll die Gleichbehandlung von privat und gesetzlich Versicherten sicherstellen. Die Basisabsicherung umfasst Leistungen, die mit denen der gesetzlichen Krankenkasse vergleichbar sind. Die übrigen etwa 20 Prozent des Beitrags entfallen auf “Wahlleistungen”, die über den grundlegenden Versicherungsschutz hinausgehen. 

Tipp: Der Versicherer informiert in der jährlichen Beitragsbescheinigung über die genaue Aufteilung. Hier wird der “Gesamtbeitrag” und der steuerlich abziehbare “Vorsorgeaufwand” separat ausgewiesen.

Warum ist diese Unterscheidung wichtig?

Beiträge zu einer Basiskrankenversicherung können unbegrenzt von der Steuer abgesetzt werden. Für andere Vorsorgeaufwendungen wie Wahlleistungen der PKV, Berufsunfähigkeitsversicherung oder Risikolebensversicherung gibt es jedoch eine Begrenzung: Pro Jahr können maximal 2.800 Euro (für Selbstständige) bzw. 1.900 Euro (für Angestellte/Beamte) geltend gemacht werden. 

In Bezug auf die private Krankenversicherung bedeutet das: Nur wenn die Beiträge für die Basisabsicherung unter den genannten Grenzwerten von 2.800 Euro bzw. 1.900 Euro liegen, können sich die Wahlleistungen steuerlich auswirken. Da es jedoch kaum möglich ist, eine PKV für etwa 160 Euro im Monat abzuschließen, sind diese Werte in der Praxis fast immer überschritten. 

Hier kommt die Vorauszahlung der PKV-Beiträge ins Spiel. Durch Vorauszahlungen werden die Grenzen von 2.800 Euro bzw. 1.900 Euro in den Jahren ohne PKV-Beiträge für andere Versicherungen freigemacht, die sonst steuerlich nicht berücksichtigt worden wären.

So wirkt sich die PKV-Vorauszahlung steuerlich aus

Eine Vorauszahlung der privaten Krankenversicherungsbeiträge kann sinnvoll sein, wenn sie strategisch geplant wird. Es lohnt sich besonders, wenn auch die PKV-Beiträge der Kinder einbezogen werden, die ebenfalls steuerlich absetzbar sind. Hierbei hilft das progressive System der deutschen Einkommensteuer, das wie folgt aussieht: 

  • Bis zum Grundfreibetrag (11.604 Euro): Keine Einkommensteuer
  • Zwischen 11.605 Euro und 66.760 Euro: Einkommensteuer zwischen 0 Prozent und 42 Prozent
  • Ab 66.761 Euro: Einkommensteuersatz von 42 Prozent
  • Ab 277.826 Euro: Spitzensteuersatz von 45 Prozent 

Der jeweilige Steuersatz wird immer ab dem ersten Euro über der entsprechenden Einkommensgrenze angewendet. Beispiel: Bei einem Einkommen von 277.827 Euro zahlen Sie nur auf diesen einen Euro 45 Prozent Steuer, der Rest wird mit bis zu 42 Prozent besteuert. 

Am meisten profitieren Sie von einer PKV-Vorauszahlung, wenn Sie diese in einem Jahr tätigen, in dem Ihr zu versteuerndes Einkommen über 66.761 Euro liegt. Selbst nach Abzug der Vorauszahlung sollten Sie idealerweise noch über dieser Schwelle liegen, um 42 Prozent der Basisabsicherung der Vorauszahlung vom Finanzamt erstattet zu bekommen.

Vorauszahlung private Krankenversicherung Beispiel

Um zu verdeutlichen, wie sich die Vorauszahlung der privaten Krankenversicherung auf die Steuerbelastung auswirken kann und welche Rückerstattung möglich ist, betrachten wir ein Beispiel mit einem Steuersatz von 42 Prozent. Zur Vereinfachung lassen wir den Solidaritätszuschlag und die Kirchensteuer außen vor. 

Angaben im Beispiel: 

  • PKV-Kosten als Selbstständiger: 9.600 Euro pro Jahr
  • Vorauszahlung: für ein Jahr bzw. drei Jahre im Voraus
  • Abzugsfähiger Anteil der Basisabsicherung: 80 Prozent, was 7.680 Euro entspricht
  • Sonstige Versicherungen: Kosten von 3.000 Euro pro Jahr (z. B. für Berufsunfähigkeitsversicherung, Risikolebensversicherung)
  • Maximal berücksichtigbare Beiträge: 2.800 Euro pro Jahr als Selbstständiger 

Die genauen PKV-Kosten beeinflussen die Steuererstattung nicht direkt, sind jedoch wichtig für den Rabatt, den der Versicherer auf den Gesamtbetrag gewähren könnte, wie bereits erwähnt. Ausschlaggebend für die Steuer ist, dass bei sonstigen Versicherungen 2.800 Euro berücksichtigt werden können. In unserem Beispiel übersteigen die Gesamtkosten dieser Versicherungen die absetzbare Höchstgrenze, was die Bedeutung der PKV-Vorauszahlung noch verstärkt. 

Vorauszahlung für ein Jahr vs. Vorauszahlung für drei Jahre: 

  • Vorauszahlung für ein Jahr: Im Jahr der Vorauszahlung gibt es keine direkte Steuerersparnis, jedoch erhalten Sie einen Nachlass von 384 Euro vom Versicherer (4 Prozent Rabatt).
  • Vorauszahlung für drei Jahre: Auch hier gibt es im Jahr der Vorauszahlung keine direkte Steuerersparnis, aber der Versicherer gewährt einen Nachlass von 1.152 Euro (4 Prozent Rabatt). 

In den Folgejahren: 

  • Für ein Jahr Vorauszahlung: Sie sparen 1.176 Euro an Steuern (basierend auf 2.800 Euro für sonstige Versicherungen und einem Steuersatz von 42 Prozent).
  • Für drei Jahre Vorauszahlung: Die Steuerersparnis beträgt insgesamt 3.528 Euro über drei Jahre (2.800 Euro für sonstige Versicherungen * 42 Prozent * 3 Jahre). 

Durch die Vorauszahlung sparen Sie über drei Jahre insgesamt 3.528 Euro an Steuern und erhalten zusätzlich einen Nachlass von 1.152 Euro vom Versicherer. Somit beläuft sich die Gesamtersparnis auf 4.680 Euro. 

Der Grund für diese Ersparnis liegt darin, dass die sonstigen Versicherungen normalerweise nicht abziehbar sind, weil die PKV-Beiträge bereits über den Grenzwerten von 1.900 Euro bzw. 2.800 Euro pro Jahr liegen.

Info

Geringerer Steuervorteil für Angestellte

Angestellte haben einen geringeren Steuervorteil, da sie nur bis zu 1.900 Euro (anstatt 2.800 Euro bei Selbstständigen) absetzen können.

Zusätzliche Steuerersparnis möglich

Während im ersten Jahr durch die Vorauszahlung der PKV die Steuerlast deutlich reduziert wird, fallen in den Folgejahren keine PKV-Beiträge an, wodurch die Steuerlast höher ausfällt. So gleicht sich die Steuerersparnis über die Jahre aus. 

Der echte Steuervorteil entsteht durch die Möglichkeit, andere Versicherungen abzusetzen, wie bereits beschrieben. Falls Sie im Jahr der Vorauszahlung besonders hohe Einkünfte haben, beispielsweise durch den Verkauf einer Immobilie oder eine Abfindung, können Sie einen zusätzlichen Steuervorteil erzielen. 

Hinweis: Dieses Beispiel dient nur zur Veranschaulichung und ersetzt keine individuelle Steuerberatung.

Die höchste Steuerersparnis erzielen zusammenveranlagte Ehepaare

Noch mehr Steuerersparnis kann bei zusammenveranlagten Ehepaaren erreicht werden, da sie im besten Fall bis zu 5.600 Euro für sonstige Versicherungen absetzen können (zwei Selbstständige). Der Vorteil verstärkt sich, wenn auch die PKV-Beiträge von Kindern und des Ehepartners vorausgezahlt werden, da diese ebenfalls nach § 10 Absatz 1 Nummer 3 Satz 2 EStG als Sonderausgaben abzugsfähig sind.

Vorauszahlung für die private Krankenversicherung gut planen

Wie zuvor erläutert, sollte eine PKV-Vorauszahlung gut durchdacht sein. Besonders wenn das Einkommen von Jahr zu Jahr stark schwankt, ist eine sorgfältige Planung entscheidend. 

Eine Vorauszahlung in einem Jahr mit hohen Einkünften führt zu einer höheren Steuerrückerstattung im Vergleich zu einem Jahr mit niedrigeren Einkünften. Allerdings besteht das Risiko, dass unvorhergesehene hohe Einkünfte in einem späteren Jahr auftreten, für die dann keine PKV-Beiträge gegengerechnet werden kann. 

Unabhängig von der Steuerersparnis bleibt jedoch immer der Vorteil eines Rabatts vom Versicherer durch die Vorauszahlung bestehen.