Wann besteht Kapitalbedarf?
Kapitalbedarf besteht immer dann, wenn zur Finanzierung eines bestimmten Projekts oder Vorhabens Geld bzw. liquide Zahlungsmittel benötigt werden. In Unternehmen besteht Kapitalbedarf üblicherweise aus diesen beiden Gründen:
- Die Auszahlungen sind größer als die Einzahlungen: Gerade für Start-ups ist es ganz typisch, dass mehr Geld ausgegeben wird, als hereinkommt. Denn das neu gegründete Unternehmen muss ja in aller Regel zunächst Geld ausgeben und investieren, bevor es große Umsätze generieren oder Gewinn erzielen kann.
- Die Auszahlungen müssen bereits vor den Einzahlungen erfolgen: Das ist in fast jedem Unternehmen der Fall. Externe Rechnungen von Lieferanten müssen beglichen werden, bevor das Zahlungsziel der eigenen Kunden erreicht ist und die offenen Ausgangsrechnungen beglichen werden. Eine Liquidität – oder Kapitalbedarfsplanung kann hier dabei helfen, solche „Vorschussleistungen“ im Überblick zu behalten.
Den Kapitalbedarf zu berechnen und einen Kapitalbedarfsplan zu erstellen ist wichtig, um nicht durch Fehleinschätzungen später ins Hintertreffen zu geraten. Oft fällt es Gründern, die an ihrem Unternehmen natürlich auch emotional stark beteiligt sind, schwer, sich ausschließlich an die „nackten Zahlen“ zu halten. Doch genau um diese geht es bei einer Kapitalbedarfsrechnung; hier auf das „Bauchgefühl“ zu hören, kann schlimme Folgen haben.
Kapitalbedarf berechnen – wie funktioniert die Kapitalbedarfsplanung?
Wann immer ein Kapitalbedarf besteht, muss das fehlende Geld in der vorher berechneten Höhe durch eine Finanzierung aufgebracht werden. Ob dies durch eine Innen- oder Außenfinanzierung, Fremd- oder Eigenfinanzierung geschieht, hängt von vielen Faktoren ab. Auch die Höhe des benötigten Kapitals bei einer Neugründung kann sehr unterschiedlich sein.
So wird der Kapitalbedarfsplan eines Start-ups, das zum Loslegen lediglich ein gut eingerichtetes Büro mit der entsprechenden IT benötigt, natürlich anders aussehen als der eines neuen KMU, das Maschinen oder einen Fuhrpark anschaffen, ein Warenlager einrichten und zahlreiche Dienstleistungen von Drittunternehmen in Anspruch nehmen muss.
Wie viel Geld wird benötigt, und wo soll es herkommen?
Du solltest zunächst den Kapitalbedarf berechnen und dann im Rahmen deines Businessplans den Kapitalbedarfsplan erstellen. Als Ergänzung zum Kapitalbedarfsplan wird in der Regel außerdem ein Finanzierungsplan erstellt, in welchem du als Gründer bzw. Unternehmer aufführst, auf welche Art du den ermittelten Kapitalbedarf decken möchtest.
Den Businessplan mit Finanzierungs- und Kapitalbedarfsplan kannst du dann zum Beispiel einem Investor oder möglichen Kreditgeber vorlegen. Schon aus diesem Grund sollte er gut durchdacht, seriös und übersichtlich sein.
Kapitalbedarf berechnen: Wie kann ich Fehler bei der Kapitalbedarfsberechnung vermeiden?
Um den Kapitalbedarf zu berechnen, musst du möglichst realistisch in die Zukunft blicken. Es geht darum, in Zahlen auszudrücken, wie viel Kapital benötigt wird, bis dein Unternehmen „von alleine“ läuft und alle finanziellen Verpflichtungen aus den generierten Umsätzen bedienen kann. Das ist oft sehr schwer einzuschätzen, denn nach der ersten Investitionsphase ist noch nicht mit Gewinnen zu rechnen.
Meist folgt nach den ersten Investitionen eine Phase des Abwartens, An- oder Warmlaufens. In dieser Zeit, während sich deine Geschäftsidee, deine Dienstleistung oder dein Produkt hoffentlich wie gewünscht auf dem Markt durchsetzen, wirst du höchstwahrscheinlich immer noch wesentlich mehr Geld in das Unternehmen investieren müssen, als du herausholst.
Wenn du den Kapitalbedarf berechnest, solltest du daran denken, dass du während der gesamten Zeit nicht nur die Kosten für den laufenden Betrieb deines Unternehmens aufbringen musst, sondern auch deine privat anfallenden Kosten. Dazu gehören unter anderem:
- Wohnungsmiete
- Strom- und Wasserrechnung
- Fahrzeugkosten
- Versicherungskosten
- Freizeit, Familie, Essen und Trinken
Gerade Gründer, die mutig ins kalte Wasser gesprungen sind, über kein Eigenkapital verfügen und sich kein zweites berufliches Standbein als Sicherheit zurückbehalten haben, sollten bei der Kapitalbedarfsberechnung nicht zu optimistisch sein, sondern besser vorsichtiger planen.
Kapitalbedarf bei Änderungen im Unternehmen
Dasselbe gilt übrigens auch für Unternehmen, die nicht neu gegründet wurden, sondern in denen aufgrund einer Erweiterung, Änderung oder Übernahme zusätzlicher Kapitalbedarf besteht. Auch hier sind Weitsicht, Klugheit und Vorsicht empfehlenswert, wenn du die notwendigen finanziellen Mittel für dein Unternehmen berechnest. Wenn du dich verschätzt, ist eine Nachfinanzierung meist kompliziert, und die Bedingungen sind ungünstiger. Für Unternehmen, die öffentliche Fördermittel bekommen, ist die Nachfinanzierung in der Regel sogar ganz ausgeschlossen.
Kapitalbedarf berechnen – was ist bei der Ermittlung des Kapitalbedarfs zu berücksichtigen?
Um den Kapitalbedarf zu berechnen, der für eine Existenz- oder Unternehmensgründung notwendig ist, sollte unbedingt zunächst ein Finanzplan aufgestellt werden, in den du alle Einnahmen und Ausgaben einträgst, die monatlich bzw. jährlich anstehen bzw. zu erwarten sind. Denke daran, dass der Kapitalbedarf nie für einen bestimmten Zeitpunkt, sondern immer für einen längeren Zeitraum ermittelt wird. Dennoch ist es wichtig, den entsprechenden Zeitraum zusätzlich in übersichtlichere Abschnitte aufzuteilen. So kannst du jederzeit anhand deines Finanzplans, deiner Kapitalbedarfsplanung und der tatsächlichen Einnahmen und Ausgaben feststellen, ob aktuell eine Kapitalunterdeckung oder Kapitalüberdeckung besteht. Und nur, wenn du das anhand deiner Eintragungen rechtzeitig erkennst, kannst du daraus auch jederzeit den aktuellen Kapitalbedarf und den sich daraus ergebenden Finanzierungsbedarf richtig ablesen.