Definition
Venture Capital einfach erklärt
Grundsätzlich stellt Venture Capital eine Form der finanziellen Unterstützung von neu gegründeten, jungen Wachstumsunternehmen dar. Ein Investor stellt Kapital zur Verfügung, um innovative Start-ups zu unterstützen und gleichzeitig von der potenziellen Wertsteigerung der Unternehmensanteile zu profitieren. Auf Deutsch wird Venture Capital häufig mit Risikokapital, Wagniskapital oder Beteiligungskapital übersetzt. Bei der Recherche zur Unternehmensfinanzierung von Start-ups findest du für Venture Capital oftmals auch die Abkürzung VC.
Aus der Erklärung von Venture Capital und den deutschen Begriffen geht hervor, dass bei dieser Art der Kapitalbeteiligung für Venture Capital-Geber ein gewisses Risiko oder Wagnis besteht. Das liegt daran, dass die Innovation, Motivation und Modernität von Startups eigentlich gute Gründe darstellen, um diese finanziell zu fördern. Da aber auch VC-Investoren nicht in die Zukunft sehen können und deshalb nicht wissen, wie sich neu gegründete Unternehmen entwickeln, geht mit diesen Kapitalbeteiligungen eine bestimmte Unsicherheit einher.
Was sind weitere Kriterien von Venture Capital?
Zur Definition von Venture Capital (VC) kommen weitere Kriterien hinzu:
- Zeitlich auf bestimmte Stadien der Start-up-Entwicklung begrenzt.
- Das Start-up ist nicht börsennotiert.
- Venture Capital (VC) ist Teil der Private-Equity-Branche. Private-Equity ist der übergeordnete Begriff für den An- und Verkauf von Eigenkapitalanteilen an Firmen, die nicht an der Börse gelistet sind.
- Das Venture Capital (VC) besteht hauptsächlich aus Venture Capital (VC) Fonds.
- Durch die Unternehmensbeteiligungwerden Venture Capitalists Mitgesellschafter am Start-up-Unternehmen und enthalten dadurch auch sämtliche Rechte und Pflichten: VC-Investoren haben das Recht, bei Geschäftsbeschlüssen mitzubestimmen und das Recht, Informationen aus dem Wachstumsunternehmen zu erhalten. Gleichzeitig unterliegen sie der Treuepflicht, d.h. sie müssen dem Start-up loyal bleiben.
- Für ein junges Start-up ist die Bedeutung von VC nicht nur von finanzieller Natur. VC-Gesellschafter stehen auch für beratende Funktionen zur Verfügung und unterstützen bei managementrelevanten und betriebswirtschaftlichen Fragen.
- Ziel der Investition von Venture Capital (VC) ist es, neue Start-ups über mehrere Jahre zu stärken, bis diese auf dem Markt etabliert sind und den erhofften Gewinn erwirtschaften. Dann ist der Punkt erreicht, an dem sich Venture Capital (VC) Investoren aus dem Geschehen zurückziehen (Exit). Mit einer Beteiligungsveräußerung am Ende der Start-up-Unterstützung erhalten Venture Capital-Geber eine abschließende Zahlung, in der sie das investierte Geld zurückerhalten.
In welcher Start-up-Phase kannst du über Venture Capital (VC) nachdenken?
Orientierst du dich als Unternehmensgründer an dem 3-Stadien-Modell, dann kannst du in der zweiten Phase des Frühstadiums (I), der sogenannten Start-up-Phase (I.2) mit Venture Capital (VC) rechnen. In dieser Start-up-Finanzierungsphase kommen viele kostspielige Gründungs-Aufgaben auf dich zu. In den ersten Monaten der Seed-Phase (erste Phase des Frühstadiums) bist du im Rahmen deiner Unternehmensgründung zuerst mit vielen strategischen Aufgaben beschäftigt:
- Entwicklung des Produkts oder deiner Dienstleistung.
- Erstellung eines Businessplans.
- Durchführung von Markt- und Wettbewerbsanalyse.
- Zielgruppe definieren.
Da du hier noch in den Startlöchern stehst und dabei bist, alle Komponenten deiner Geschäftsidee zu finden, finanzieren Venture Capital (VC) Geber in dieser ersten Phase meistens nicht.
Tipp
Anmeldung bei Behörden berücksichtigen
Gerade in der zweiten Phase der Unternehmensgründung musst du dein Start-up bei vielen Behörden anmelden, was viel Geld kostet. Informiere dich, was du z. B. bei der Gewerbeanmeldung, Handelsregistereintragung oder Markenanmeldung beachten musst.
Interessanter für VC-Investoren wird es dann in der zweiten Phase des Frühstadiums, der Start-up-Phase (I.2). Dein Unternehmen erscheint attraktiver, wenn du einen Finanzplanfür deinen Businessplan vorzeigen kannst und du weißt, wie dein Produkt oder deine Dienstleistung mit dem Wettbewerb und der Zielgruppe korreliert. Potenziellen Kapitalgebern zeigst du mit dem Finanzplan, dass du die wichtigen Themen Finanzen, Kunden und Produkt in deinem Geschäftsmodell gut durchdacht hast.
Eine VC-Finanzierung nach dem „early stage“ ist für Gründer auch innerhalb des zweiten Stadiums (Expansionsstadium II) der Geschäftsförderung denkbar. In der Wachstumsphase (II.1) geht es darum, so schnell wie möglich so weit und so groß wie möglich zu wachsen und die Konkurrenz auf dem Markt zu überholen. Damit ein Start-up auf der Überholspur nicht durch finanzielle Hürden ausgebremst wird, steuern Risikokapitalgeber gerne auch in dieser Phase Wagniskapital bei.
Info
Nicht börsennotiert
Im Expansionsstadium (II) investieren Venture Capitalists nur in Unternehmen, die nicht börsennotiert sind. In der zweiten Phase der Ausdehnung, der sogenannten Bridge-Phase (II.2) finanzieren sich Start-ups durch Börsenaktivität. Ist dies der Fall, entfällt das Risikokapital von Venture Capital-Gesellschaften.
Arten der Venture Capital-Investments
Wenn du dich als Gründer dazu entscheidest, Venture Capital (VC) in dein Unternehmen bzw. Business einfließen zu lassen, solltest du die unterschiedlichen Varianten kennen.
1. Herkömmliche Venture Capital-Gesellschaften
Der Großteil der Investoren von Wagniskapital agiert als Venture Capital-Gesellschaft im klassischen Sinn. Das bedeutet, dass die Gesellschaft die Aufgaben bezüglich des Fondsmanagements und der Vermögensverwaltung übernimmt. Das Finanzunternehmen richtet einen Venture Capital-Fonds (dt. Wagniskapitalfonds) ein, der auf einen gezielten Investitionsschwerpunkt ausgelegt ist. Das kann entweder ein besonderer Branchenfokus sein, der im Aufschwung ist oder eine definierte Investitionsphase. Nachdem der Wagniskapitalfond angelegt ist, werben die VC Gesellschaft Investoren hierfür. Die Einnahmen gehen dann an die Start-ups, die für die Anlagestrategie in Frage kommen.
Info
Anlagenschwerpunkt der VC beachten
Während du dich nach Venture Capital-Gesellschaften umsiehst, solltest du bei potenziellen Investoren auf den Anlagenschwerpunkt achten. Venture Capitalists tendieren dazu, immer in ähnlichen Branchen einzusteigen. Das ist gut für dich, denn Förderer, die gut mit einer Branche vertraut sind, können dich umso besser in deinem Vorhaben unterstützen.
2. Risikokapital von Förderbanken
In Deutschland gibt es 16 Förderbanken, die zusätzlich eigene Beteiligungsgesellschaften führen, um neue Start-ups zu Rang und Namen zu verhelfen. Entscheidest du dich als Gründer für eine Beteiligungsgesellschaft einer Förderbank, kann sich das für dich auszahlen, denn Förderbanken steigen oft schon bei einer Beteiligung von mindestens 20.000 Euro ein. Ein weiterer Vorteil ist, dass diese Venture Capital-Geber nicht nur in definierte Branchenbereiche investieren, sondern Start-ups aus allen Ressorts fördern. Der Nachteil hierbei ist jedoch, dass junge Gründer auf diesem Weg nicht so viel fachliche Beratung erhalten wie mit klassischen Venture Capital-Gesellschaften.
3. Venture Capital-Fonds aus dem High-Tech-Sektor
Besonders für technologie-basierte Start-ups ist der High-Tech-Gründerfonds. Dieser setzt sich aus den Kapitalzuschüssen von insgesamt 230 deutschen Technologie-Unternehmen wie Siemens, Bosch oder auch dem KfW Venture Capital (VC) sowie dem BMWK zusammen. Gut durchdachte Start-ups aus dem Technologie-Segment erhalten eine Beteiligung mit 15% bis zu 500.000 Euro. Der Trumpf dieses VC-Fonds: Hier vereinigen sich Förderbank und private Kapitalgeber. Das bedeutet, dass Technik-Start-ups sowohl die Vorzüge des Förderbank-Investments genießen als auch das technische und wirtschaftliche Know-how der Gesellschafter.
4. Corporate Venture Capital (CVC)
Bei der Venture Capital-Methode des CVC handelt es sich um Tochtergesellschaften von Großunternehmen, die für intelligente Geldanlagen des Mutterkonzerns zuständig sind. Anders als herkömmliche Venture Capital (VC) Gesellschaften zielen die CVCs sowohl auf eine Wertsteigerung der verwendeten Mittel ab als auch auf einen Profit, der aus den Wechselwirkungen zwischen dem Mutterkonzern und der finanzierten Partner-Firma entsteht.
Finanzierung mittels Business Angels
Ein informeller Beteiligungsmarkt ermöglicht es vermögenden Privatpersonen, sogenannten „Business Angels“, direkt in Start-ups zu investieren. Diese Investoren bringen oft Branchenkenntnisse und persönliche Kontakte mit, die einen intensiven Austausch mit den Gründern fördern. Neben Kapital stellen sie ihre Expertise und Managementunterstützung bereit, was den Unternehmenserfolg zusätzlich begünstigt.
Business Angels engagieren sich vor allem in frühen Unternehmensphasen, in denen institutionelle Investoren aufgrund höherer Risiken oft ausbleiben. Der Markt basiert dabei stark auf persönlichen Netzwerken.
Die Ziele der Business Angels gehen über finanzielle Renditen hinaus: Sie wollen ihre Erfahrung einbringen, innovative Gründungen fördern und neue Herausforderungen annehmen. Häufig investieren sie in technologie- und forschungsintensive Branchen mit hohem Wachstumspotenzial, da hier ihre aktive Einbindung besonders wertvoll ist.
Das Netzwerk der Business Angels ermöglicht den Zugang zu weiteren Finanzierungsquellen. Business Angels können dabei beratend oder operativ in die Unternehmensführung eingebunden werden, um die Start-ups sowohl strategisch als auch praktisch zu unterstützen.
Expansion-Finanzierung
Die Expansion-Finanzierung beschreibt den Einsatz von Venture Capital (VC) in der Wachstumsphase eines Unternehmens, die sich in die Second- und Third-Stage-Phasen unterteilt.
In der Second-Stage-Phase geht es um die Marktdurchdringung und den Ausbau von Vertriebskanälen. Der Bedarf an VC sinkt hier meist leicht, da steigende Absätze und das Erreichen der Gewinnschwelle es dem Unternehmen ermöglichen, auf Innenfinanzierung oder Kredite zurückzugreifen.
Die Third-Stage-Phase konzentriert sich auf den Ausbau von Produktion und Vertrieb sowie die Erschließung internationaler Märkte. Diese Phase markiert oft das Ende der VC-Beteiligung, da der VC-Geber seine Anteile verkauft, um Rendite zu realisieren. Gelegentlich wird zusätzlich Kapital für einen geplanten Börsengang bereitgestellt (Bridge-Finanzierung).
Ausstiegsoptionen eines VC-Gebers
Die Beteiligungsdauer von Venture-Capital-Investitionen ist zeitlich begrenzt, meist auf drei bis sechs Jahre. Danach stehen dem Investor verschiedene Ausstiegsoptionen zur Verfügung:
- Börsengang (Going Public): Der Investor verkauft seine Anteile entweder vollständig oder teilweise.
- Buy-Back: Die Unternehmensanteile werden vom ursprünglichen Eigentümer zurückgekauft.
- Trade Sale: Der Verkauf erfolgt an einen industriellen Investor, häufig bei hoher strategischer Übereinstimmung und Synergiepotenzial.
- Secondary Purchase: Ein anderer Finanzinvestor, wie z. B. ein Venture Capital-Fonds, übernimmt die Anteile.
Motive für den Einsatz von Venture Capital
Die Ziele von Venture-Capital-Gebern und -Nehmern unterscheiden sich deutlich:
Ziele der Venture-Capital-Geber:
- Förderung des eigenen Wachstums: Durch den Verkauf eigener Produkte, die der Kapitalnehmer für seine innovativen Güter benötigt.
- Stärkung des eigenen Unternehmens: Durch die Zusammenarbeit mit den Gründern und den Austausch von Kreativität und Technologie.
- Renditeerzielung: Investitionen werden mit dem Ziel einer angemessenen Verzinsung getätigt.
Motive der Venture-Capital-Nehmer:
- Deckung des Finanzbedarfs: Die Bereitstellung von Eigenkapital durch den VC-Geber verbessert die Haftungsbasis und Kreditwürdigkeit. Das ermöglicht den Zugang zu weiteren Finanzierungsquellen und vermeidet liquiditätsbelastende Zins- und Tilgungszahlungen.
- Zugang zu Fachwissen und Netzwerken: Kapitalnehmer profitieren von der Expertise des Investors in Bereichen wie Personal, Forschung und Entwicklung sowie von Kontakten zu Marktpartnern.
Vor- und Nachteile einer Venture Capital-Finanzierung
Vorteile:
- Das Start-up erhält früh Mittel zur Expansion und profitiert vom Know-How der Investoren.
- Die Beteiligung bietet Investoren die Möglichkeit, von einer potenziellen Wertsteigerung der Unternehmensanteile zu profitieren.
- Im Vergleich zur Fremdfinanzierung, deren Vor- und Nachteile sorgfältig abzuwägen sind, bietet Venture Capital den Vorteil, dass es keine laufenden Zins- und Tilgungszahlungen seitens der Gründer erfordert.
Nachteile:
- Hohe Risiken für Investoren, da der Erfolg der Geschäftsidee in der frühen Phase oft ungewiss ist.
- Ein Ausstiegsszenario sollte vor der Investition sorgfältig geplant werden, um Risiken zu minimieren.
- Durch die temporäre Natur des Investments stehen Start-ups eventuell unter akutem Erfolgsdruck. Die Gründer räumen dem Venture Capital-Geber ein nicht unerhebliches Mitspracherecht ein.
- Die Gründer räumen dem Venture Capital-Geber ein nicht unerhebliches Mitspracherecht ein.
Welche sind die wichtigsten Venture Capital (VC) Geber in Deutschland?
Als Gründer in Deutschland solltest du einige der Venture Capitalists kennen, damit du auch erfolgreich auf dem Markt durchstarten kannst und einen Vergleich hast:
Acton (München)
- Consumer Commerce
Astutia Venture (München)
- Internet
- Digitale Medien
Berlin Venture (Berlin)
- Internetbranche
Capnamic Ventures / Du Mont Ventures (Köln/Berlin)
- Mobile
- Software-as-a-Service
- FinTech
- Mobility
Creator Venture (Bad Homburg)
- Mobile
- E-Commerce
- Cloud-Technologie
- Life Science
- E-Health
DvH (Dieter von Holtzbrink) Ventures (Köln)
- Technologie-Branche: FinTech
Earlybird (Berlin)
- Internetbranche
- Mobilbranche
- Med- und Cleantech
HTGF (Bonn)
- Technologie-Branche
Kizoo (Karlsruhe)
- Software-as-a-Service
- Internet-Services
- Mobile-Services
Point Nine (Berlin)
- Software-as-a-Service
- Lead-Generation
- E-Commerce
- Mobile-Branche
Fazit
Venture Capital-Geber sind Investoren, die junge Gründer bei der Entwicklung ihres Unternehmens sowohl finanziell als auch beratend unterstützen. Da diese Geldgeber selbst nicht von Anfang an sehen können, ob das Unternehmen erfolgreich wird, heißt dieses Kapital auf Deutsch auch Risikokapital oder Wagniskapital. Wichtig ist, dass Start-ups nicht börsennotiert sind. In der Regel steigen Venture Capital-Investoren in der zweiten Phase des Frühstadiums, der Start-up-Phase, mit der Finanzierung ein. Dann haben die Jungunternehmer anfängliche Markt- und Finanzanalysen bereits durchgeführt und die VC-Investoren können eher einschätzen, wo die Reise hin geht. Die Förderung durch Venture Capital (VC) geschieht entweder durch klassische Venture Capital-Gesellschaften, durch Förderbanken oder über die CVC-Methode. Für Start-ups aus dem Technologie-Bereich gibt es auch noch eine spezielle Variante. In Deutschland findest du eine Vielzahl von VC-Investoren, die sehr daran interessiert sind, junge Innovationen zum Erfolg zu verhelfen. Mit deren Unterstützung musst du also keine Angst haben, dass finanzielle Hürden deinen Traum von Start-up ausbremsen.