Der Lagebericht: So nutzen Sie ihn als Marketinginstrument

Das Vertrauen in das Potenzial des Unternehmens wird aus vielen Informationen gespeist, die sich die Geschäftspartner aus verschiedensten Quellen beschaffen. Eine Informationsquelle ist der Lagebericht der GmbH, der Teil des Jahresabschlusses ist

Zuletzt aktualisiert am 08.01.2025
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Was ist der Lagebericht?

Mittelgroße und große GmbHs müssen als Teil Jahresabschluss einen Lagebericht erstellen. Dieser ist prüfungspflichtig und muss binnen drei Monaten nach dem Geschäftsjahresende angefertigt werden. Kleinst- und kleine GmbHs sind vom Lagebericht befreit. Im Dokument sind der Geschäftsverlauf, das Geschäftsergebnis und die Lage der GmbH so darzustellen, dass ein den tatsächlichen Verhältnissen entsprechendes Bild vermittelt wird.

Die Größenklasse ergeben sich aus dem § 267 HGB, die Kriterien sind in der folgenden Tabelle zusammengefasst: 

Grenzwerte zur Bestimmung der Größenklasse einer Kapitalgesellschaft nach § 267 HGB. Es müssen jeweils zwei der drei Kriterien unter- bzw. überschritten werden.

Darstellung von Tabellen auf Desktop besser lesbar

Kleinst-Gesellschaft Kleine Gesellschaft Mittelgroße Gesellschaft Große Gesellschaft
Bilanzsumme <= 450.000 EUR <= 7,5 Mio. EUR <= 25 Mio. EUR > 25 Mio. EUR
Umsatzerlöse <= 900.000 EUR <= 15 Mio. EUR <= 50 Mio. EUR > 50 Mio. EUR
Anzahl Mitarbeiter <= 10 <= 50 <= 250 > 250

Das HGB zum Lagebericht schreibt dabei nicht vor, wie dieser formell zu gestalten ist. Richtig eingesetzt, ist er ein erfolgreiches Marketinginstrument. Der Lagebericht Ihrer GmbH muss jedoch neben den verschiedenen Interessen der unterschiedlichen Lesergruppen auch rechtlichen Vorgaben genügen.

Mehr dazu erfahren Sie im Folgenden. 

Welchen Zweck hat der Lagebericht?

Der Jahresabschluss einer Kapitalgesellschaft besteht aus der Bilanz, der Gewinn- und Verlustrechnung und – falls die Grenzwerte überschritten werden –  aus dem Lagebericht. Auch Cashflow-Rechnungen oder Anlagenspiegel können dazugehören. Mit dem Lagebericht sollen die verantwortlichen Geschäftsführer oder Vorstände das Zahlenwerk erläutern und vergangene und geplante Entwicklungen beschreiben.

Die unterschiedlichen Lesergruppen können sich mit den Erläuterungen und Beschreibungen ein besseres Bild über die wirtschaftlichen Situation des Unternehmens machen. Eigentümer beurteilen den Wert ihres Engagements, Banken die Sicherheit ihrer Kredite, Lieferanten die Solvenz ihres Kunden. Auch Konkurrenten können wichtige Schlüsse über die Arbeitsweise und Zukunftspläne des Mitbewerbers. 

Inhalte und Aufbau: Gliederung eines Lageberichts

Die deutschen Wirtschaftsprüfer haben die gesetzlich fehlende Vorgabe der Struktur eines Lageberichts durch eigene Regelungen (Deutscher Rechnungslegungsstandard, DRS 20) ersetzt. Die erwarteten Inhalte werden zwar für Konzerne vorgegeben, aber auch bei üblichen Lageberichten erwartet:

  1. Grundlagen des Unternehmens
    Zu Beginn des Lageberichtes werden das Geschäftsmodell, die Ziele und Strategien beschrieben. Angaben zum Steuerungssystem und zu Art und Weise und zum Umfang der Forschung werden gemacht.
  2. Wirtschaftsbericht
    Der Geschäftsverlauf des Unternehmens wird im Rahmen der gesamtwirtschaftlichen und branchenbezogenen Entwicklung dargestellt. Die aktuelle Lage, die Situation bei den Erträgen und der Finanzierung werden beschrieben. Die getätigten Investitionen in der Berichtsperiode und ihre Auswirkungen sind Teil des Wirtschaftsberichts. Angaben zur Liquidität, Vermögenslage und Kennzahlen zu wichtigen Faktoren wie Cashflow, Working Capital oder EBITDA schließen diesen Teil ab.
  3. Nachtragsbericht
    Im Nachtragsbericht werden, falls vorhanden, wichtige Entwicklungen nach Bilanzstichtag und Bilanzaufstellung dargestellt, wenn dieser Einfluss auf die Werte im Jahresabschluss gehabt hätten, wären sie vorher bekannt gewesen.
  4. Prognosebericht
    Die Geschäftsführung bzw. der Vorstand beschrieben die Unternehmenssituation, wie sie diese in der Zukunft sehen. Es werden für wichtige Entwicklungen ausschlaggebende Parameter vorausgesagt. Chancen und Risiken dieser erwarteten Entwicklung für das Unternehmen werden beschrieben. Eingeschlossen ist auch eine Beschreibung des Risikomanagementsystems.

Es folgen noch Angaben im Lagebericht, die sich abhängig von dem Vorhandensein bestimmter Parameter mit der Kontrolle und dem Risikomanagement des Prozesses in der Konzernrechnungslegung und der Verwendung von Finanzinstrumenten beschäftigen. Im Bereich der Aktiengesellschaften muss u. U. ein Übernahmebericht ergänzt werden.
 

Die 5 häufigsten Fallen beim Lagebericht

Obwohl es keine formellen Vorgaben gibt, sollten Sie bei der Erstellung des Lageberichts für Ihr Unternehmen bestimmte Fehler vermeiden. Besonderes Augenmerk gilt es, auf die fünf größten Stolperfallen zu legen. Nach den folgenden Punkten können Sie das Muster für den Lagebericht Ihrer GmbH zusammenstellen.

  1. Falle: Der Lagebericht ist zu kurz
    Der Inhalt des Lageberichts ist durch Gesetze und Gerichtsurteile thematisch festgelegt. Viele GmbH-Geschäftsführer entledigen sich der Pflicht zur Erstellung des Berichts, indem sie nur kurz zum Notwendigsten Stellung nehmen. Der Leser muss viele Zahlen und Aussagen selbst interpretieren und kommt deshalb oft zufalschen Schlüssen.
  2. Falle: Der Lagebericht ist zu ausführlich
    Zu kurz ist nicht gut, zu lang aber auch nicht. Nicht jede Zahl aus der GuV oder aus der Bilanz muss wiederholt werden. Nicht jede kleine Entwicklung ist zu kommentieren. Zu detaillierte Ausführungen langweilen den Leser schnell. Auch können sie ungewollt Tipps und Erklärungen für die Konkurrenz liefern. Der Autor sollte sich daher beim Lagebericht für die GmbH auf die Inhalte beschränken, welche die Adressaten für ihre Entscheidungen benötigen.
  3. Falle: Der Lagebericht weist keine Konstanz zum Vorjahr auf
    Wichtige Bestandteile des Lageberichts verändern sich von Jahr zu Jahr nur selten und wenn, dann langsam. Darum sollte in aufeinander folgenden Jahresberichten auch die gleichen Schwerpunkte gesetzt werden. Zumindest widerspricht sich der GmbH-Geschäftsführer dann nicht in der Beurteilung von Parametern, die die Situation der GmbH bestimmen. Neue Entwicklungen bei bekannten Parametern müssen aber unbedingt aufgegriffen werden.
  4. Falle: "Niemand liest den Lagebericht"
    Nur weil der Geschäftsführer in der Praxis selten einen Lagebericht liest, bedeutet das nicht, dass auch der eigene Bericht keine Leser findet. Zumindest zwei Personen werden den Bericht lesen: Der Wirtschaftsprüfer und der Banker. Darüber hinaus wird die Zielgruppe der Leser immer größer. Gerade in kritischen Zeiten wollen auch Lieferanten, Kreditversicherer oder Mitarbeiter weitergehende Informationen über den Kunden, das Kreditrisiko oder den Arbeitgeber erhalten. Die Leser beurteilen nicht nur die dargestellte Gesamtsituation der Gesellschaft, sondern auch die Fähigkeit des Geschäftsführers, den Lagebericht bestmöglich als Leistungsindikator zu gestalten.
  5. Falle: Die Lageberichterstattung ist eine Laudatio auf den Geschäftsführer
    Der Lagebericht Ihres Unternehmens hat die Aufgabe, die Situation der Gesellschaft möglichst realistisch darzustellen, indem er die vergangenen Entwicklungen erklärt, Zahlen erläutert und einen Ausblick auf die Zukunft gibt. In der Praxis wird der Lagebericht oft missbraucht, um primär die Leistung des Geschäftsführers herauszustellen. Für die Leser ist der Höchsteinsatz des Unternehmensleiters selbstverständlich, dessen Leistung kann er in der Regel selbst beurteilen. Solche Lageberichte, die sich wie Lobeshymnen lesen, haben eher negative Auswirkungen auf den Leser.

Formulierungs-Beispiele für den Lagebericht als Werbung

Die richtige Formulierung einzelner Passagen aus dem Lagebericht ist individuell auf die Gesellschaft, auf den Geschäftsführer und auf die hauptsächlichen Adressaten abzustimmen.

Tipp

Inspiration für Ihren Lagebericht

Holen Sie sich Anregungen! Besorgen Sie sich die Lageberichte anderer Gesellschaften aus Ihrer Branche, entweder aus den Geschäftsberichten von Aktiengesellschaften oder aus dem elektronischen Bundesanzeiger. Übernehmen Sie dort vorhandene gute Formulierungen und versuchen Sie, diese auf Ihre Gesellschaft anzupassen.

An dieser Stelle nur einige Beispiele aus der Praxis, die zeigen, dass der Lagebericht ideal als Marketinginstrument auch in Krisenzeiten verwendet werden kann.

Beispiel 1: Es gibt keine Gewinnausschüttung

"Der Jahresüberschuss wurde laut Beschluss der Gesellschafterversammlung nicht ausgeschüttet, sondern in die Rücklagen übernommen. Dadurch verbessert sich die Eigenkapitalsituation weiter. Das hat bei den Banken zu einer Verbesserung des Ratings geführt, woraus auf eine sichere Versorgung mit Krediten geschlossen wird."

Beispiel 2: Der Gesellschafter gewährt ein Gesellschafterdarlehen

"Um in der Krise die Finanzsituation der Gesellschaft zu verbessern, wurden Gesellschafterdarlehen in Höhe von 1 Mio. Euro gewährt. Dies hat die Versorgung mit Fremdkapital deutlich entspannt."

Beispiel 3: Es mussten Preissteigerungen im Markt durchgesetzt werden

"Die gestiegenen Rohstoffkosten machten im abgelaufenen Jahr eine moderate Preiserhöhung notwendig. Trotz der Krise konnte diese bei den Kunden durchgesetzt werden, da die gesamte Branche von der Kostenerhöhung betroffen ist."

Beispiel 4: Es wurden Lagerbestandserhöhung für Rohstoffe vorgenommen

"Die Bestände für Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe haben sich um 500 T EUR erhöht. Dafür gibt es zwei Gründe. Zum einen haben sich die Preise der wichtigsten Rohstoffe für die gesamte Branche erhöht. Bei gleicher Menge ergibt sich ein höherer Wert. Zum anderen wurde aufgrund der erwarteten Preissteigerungen ein Vorrat angelegt, der größer ist als für das laufende Geschäft notwendig. Dadurch konnte ein erheblicher Preisvorteil erzielt werden."

Beispiel 5: Es erfolgte ein Lagerbestandsabbau für Fertigwaren

"Durch die neuen flexiblen Bearbeitungszentren sind die Fertigungszeiten für den Produktbereich Werkzeuge erheblich gesunken. Es war möglich, den Bestand an Fertigwaren erheblich zu reduzieren, ohne die Lieferfähigkeit zu gefährden."