Arbeitszeitmodelle in der Übersicht

Vermehrt fordern Beschäftigte Arbeitszeitmodelle, die sich ihrem Leben bestmöglich anpassen. In einer modernen Arbeitswelt wird die Work-Life-Balance immer wichtiger – darum sollten auch Arbeitgeber das stets im Blick behalten. Welche Arbeitszeitmodelle es gibt und welche Vorteile sie Arbeitgebern bieten, lesen Sie hier.

Zuletzt aktualisiert am 09.10.2024
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Info

Das Wichtigste in Kürze:

  • Arbeitszeitmodelle sind Regelungen für die Arbeitsstunden von Mitarbeitern, die im Arbeitszeitgesetz festgelegt sind.
  • Es gibt verschiedene Modelle wie Vollzeit, Teilzeit, Gleitzeit, Vertrauensarbeitszeit, Funktionszeit, Lebensarbeitszeit, Arbeit auf Abruf, Nacht- und Schichtarbeit, Jobsharing, Homeoffice und flexible Arbeitszeit.
  • Diese Modelle bieten Vorteile wie Planungssicherheit, Work-Life-Balance, Motivation, und sie ermöglichen eine bessere Anpassung an die Auftragslage.

Was sind Arbeitszeitmodelle?

Sie als Unternehmer müssen mit Ihren Mitarbeitern planen können. Darum sind Arbeitszeiten in Arbeits- oder Tarifverträgen geregelt. Im Arbeitszeitgesetz (ArbZG) ist gesetzlich u. a. festgeschrieben, wie lange Mitarbeiter arbeiten dürfen, in unterschiedlichen Arbeitszeitmodellen kann die Arbeitszeit dann so gestaltet werden, dass sie zu der jeweiligen Situation im Betrieb – und im besten Fall auch dem Leben der Beschäftigten – passt.

Arbeitszeitmodelle Übersicht: Welche Arbeitszeitmodelle gibt es?

Neben der Vollzeitarbeit, bei der Mitarbeiter i. d. R. 35 bis 40 Stunden in der Woche und dabei meist von 8 bis 17 Uhr arbeiten, gibt es weitere Arbeitszeitmodelle, die z. T. auch nebeneinander im Betrieb gelebt werden können.

Im Folgenden finden Sie einen Überblick über die gängigsten Modelle sowie deren Vor- und Nachteile.

Vollzeit

Das Vollzeitmodell beschäftigt Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen acht Stunden täglich an fünf Tagen in der Woche. Dadurch werden die vollen 40 Stunden in der Woche gefüllt, die laut dem Arbeitszeitgesetz erlaubt sind.

Vollzeit ist in Deutschland weit verbreitet und wird von den meisten Unternehmen angewendet. Es lässt sich auch mit anderen Modellen vereinbaren. Beispielsweise ist ein Schichtmodell in den meisten Fällen ebenfalls auch ein Vollzeitmodell.

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<b>Vorteile</b>
VorteileNachteile
  • Planungssicherheit
  • Unflexibles System

Teilzeit

Die Sollarbeitszeit bei Teilzeitbeschäftigten liegt durchschnittlich unter der einer Vollzeitkraft. Meist arbeiten Teilzeitkräfte nur an wenigen und bestimmten Tagen in der Woche.

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<b>Vorteile</b>
VorteileNachteile
  • Geringere Fehlzeiten durch private Termine, da diese durch die geringere Arbeitszeit besser wahrgenommen werden können.
  • Höherer Planungsaufwand und etwas höhere Verwaltungskosten.
  • Mitarbeiter sind durch das Mehr an Freizeit motivierter, produktiver und ausgeglichener.
  • Durch mehr Übergaben erhöht sich auch das Fehlerrisiko im Arbeitsablauf.
  • Bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf macht den Job attraktiv und kann helfen, Fachkräfte zu gewinnen bzw. zu halten.

Gleitzeit

Bei diesem Arbeitsmodell besteht die Arbeitszeit aus der Kernarbeitszeit und der Gleitzeit. Die Kernarbeitszeit ist die feste Zeit, in der für Mitarbeiter Anwesenheitspflicht herrscht, z. B. von 10 Uhr bis 15 Uhr. Die Zeit darum herum ist die sogenannte Gleitzeit, in der Mitarbeiter sich einteilen können, wie sie verfügbar sein möchten (z. B. früh anfangen oder später gehen).

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<b>Vorteile</b>
VorteileNachteile
  • Gute Work-Life-Balance sorgt für zufriedenere und ausgeglichenere Mitarbeiter.
  • Keine Nachteile ersichtlich.
  • Weniger Fehlzeiten, da Mitarbeiter Termine besser um die Kernarbeitszeit herum planen können.
  • Weniger Stress für Arbeitnehmer.
  • Planungssicherheit in der Kernarbeitszeit für Arbeitgeber.
  • Kombinierbar mit Teilzeitarbeit.

Vertrauensarbeitszeit

Bei der Vertrauensarbeitszeit bestimmen Mitarbeiter ihre Arbeitszeiten weitestgehend selbst. Die Anwesenheit der Mitarbeiter wird nicht kontrolliert. Möglich ist die Steuerung über Zielvereinbarungen, mithilfe derer die Arbeitsleistung gemessen wird. Ob dafür die vereinbarte Arbeitszeit ausgeschöpft wird, ist für Arbeitgeber dann aber nicht mehr nachzuvollziehen, da die Beschäftigten nicht „stempeln“.

Hinweis: Mit der Pflicht zur Zeiterfassung müssen Mitarbeiter allerdings ihre Zeiten trotzdem erfassen. Die Änderung des Arbeitszeitgesetzes diesbezüglich steht noch aus, dennoch besteht bereits die Pflicht zur Aufzeichnung. Ausführliche Informationen finden Sie in unserem Artikel zum Urteil zur Zeiterfassung.

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<b>Vorteile</b>
VorteileNachteile
  • Das in sie gesetzte Vertrauen motiviert Mitarbeiter.
  • Hohes Maß an Selbstorganisation durch die Beschäftigten gefordert.
  • Reduzierung von Zeiten mit Leerlauf.
  • Stoßzeiten werden schlechter aufgefangen.
  • Unternehmen, die dieses Modell nutzen, gelten als modern und offen. Das erhöht die Chancen, bei geeigneten Kandidat für vakante Stellen zu punkten.

Funktionszeit

Statt einer Kernzeit gibt es im Unternehmen eine sogenannte Funktionszeit, zu der alle Abteilungen „funktionstüchtig“ sein müssen. Hauptsächlich wird dieses Modell im Dienstleistungssektor eingesetzt, um eine optimale Vertretung der Kollegen und damit die Erreichbarkeit für Kunden zu gewährleisten (z. B. steht der Kundenservice von 8 Uhr bis 17 Uhr zur Verfügung).

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<b>Vorteile</b>
VorteileNachteile
  • Mitarbeiterzufriedenheit durch bessere Vereinbarkeit von Arbeit und Familie.
  • Gutes Teamwork ist Voraussetzung.
  • Unternehmerisches Denken wird gefördert durch mehr Eigenverantwortung.

Lebensarbeitszeit

Ein Lebensarbeitszeitkonto ist streng genommen kein richtiges Arbeitszeitmodell. Auf dieses Zeitkonto zahlen Mitarbeiter z. B. einen Teil ihres Gehalts ein, Sonderzahlungen, Überstunden oder Urlaubstage, die über den gesetzlichen Urlaub hinausgehen. Dieses angesparte Guthaben können Beschäftigte dann nutzen, um eine längere Auszeit zu nehmen. Dabei bleiben Beschäftigte in der Sozialversicherung versichert.

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<b>Vorteile</b>
VorteileNachteile
  • Angebot trägt zur Bindung der Mitarbeiter bei.
  • Gefahr, dass Mitarbeiter anfangen, beabsichtigt nicht nötige Überstunden aufzubauen.
  • Problematisch, sollte das Unternehmen insolvent gehen.

Arbeit auf Abruf

Bei der Arbeit auf Abruf gibt das Unternehmen ein bestimmtes Kontingent an Stunden vor, das Mitarbeiter innerhalb eines Zeitraums leisten müssen. Da es keine festen Arbeitszeiten gibt, können Mitarbeiter flexibel eingesetzt werden.

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<b>Vorteile</b>
VorteileNachteile
  • Anpassung der Arbeitszeiten an betriebliche Erfordernisse.
  • Unattraktiv für Arbeitnehmer, da ihre Arbeit vom Auftragsvolumen abhängt und zeitlich bestimmt wird, wann sie arbeiten und somit Geld verdienen können.
  • Senkung von Kosten durch die Reduzierung von Überstundenzuschlägen, Neueinstellung oder Entlassung.
  • Mehr Flexibilität beim Einsatz der Beschäftigten.

Nacht- und Schichtarbeit

Schichtarbeit steht für feste Arbeitszeiten in einem festgelegten Zeitrahmen. In einem Zweischichtbetrieb gibt es beispielsweise eine Früh- und eine Spätschicht. In einem Dreischichtbetrieb kommt noch eine Nachtschicht hinzu. Vor allem bei der Polizei, im Krankenhaus und in Pflegeheimen, bei Bus und Bahn sowie Produktionsbetrieben wird dieses Arbeitsmodell genutzt.

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<b>Vorteile</b>
VorteileNachteile
  • 24-Stunden-Betrieb möglich.
  • Unattraktiv für Arbeitnehmer durch schlechte Work-Life-Balance.
  • Höhere Lohnzuschläge.

Flexibles Arbeitszeitmodell: Jobsharing

Jobsharing oder auch Jobsplitting ist ein Modell, das auf der Teilzeit basiert, aber eine Vollzeitstelle ausfüllt. Eine Vollzeitstelle wird dabei auf zwei Mitarbeiter aufgeteilt. Wie die Zeit aufgeteilt wird, entscheiden die Angestellten selbst.

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<b>Vorteile</b>
VorteileNachteile
  • Flexibel für Angestellte
  • Die Absprache muss funktionieren
  • Arbeitnehmer müssen nicht planen

Homeoffice und mobiles Arbeiten

Schon vor der Corona-Pandemie gab es das Homeoffice, es hat durch die Pandemie allerdings zugenommen und erfreut sich bei Mitarbeitern großer Beliebtheit.
Beim Homeoffice arbeiten Beschäftigte teilweise oder ganz von zu Hause und werden vom Arbeitgebenden zu Hause mit einem Bildschirmarbeitsplatz ausgestattet. Dabei bestehen die gleichen Arbeitsschutzstandards wie beim klassischen Büroarbeitsplatz.

Unter Mobilarbeit ist die Möglichkeit des ortsunabhängigen Arbeitens mittels eines vom Unternehmen zur Verfügung gestellten mobilen Endgeräts zu verstehen. So gelten beim mobilen Arbeiten die arbeitsschutzrechtlichen Vorschriften nicht vollumfänglich, da Mitarbeiter hier von überall aus arbeiten können (z. B. von einem Hotel aus oder im Zug).

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<b>Vorteile</b>
VorteileNachteile
  • Miete für Arbeitsräume und Energiekosten werden eingespart.
  • Hohe Selbstorganisation der Beschäftigten gefordert.
  • Attraktiv für Beschäftigte durch hervorragende Work-Life-Balance.
  • Gefahr, dass der Austausch unter Kollegen verloren geht und weniger innovative Ideen entstehen.
  • Zufriedenheit der Mitarbeiter steigt und somit die Produktivität.

Was ist flexible Arbeitszeit?

Unter flexibler Arbeitszeit versteht man Arbeitszeitmodelle, die es den Angestellten ermöglichen, sich ihre Zeit selbst einzuteilen. Die regelmäßige Arbeitszeit ist nicht festgelegt, sondern nur die zu leistenden Arbeitsstunden. Wann diese Arbeitsstunden am Tag erfüllt werden, ist den Angestellten selbst überlassen.

Wichtig ist aber, dass dabei immer die gesetzlichen Vorgaben eingehalten werden müssen. Beispielsweise müssen zwischen zwei Schichten 11 Stunden Ruhephase liegen und auch Ruhepausen müssen genommen werden. Deshalb erfordert flexible Arbeitszeit ein gewisses Vertrauen der Arbeitgeber in ihre Mitarbeiter. Die Verantwortung für die Einhaltung der Gesetze liegt nämlich weiterhin bei den Arbeitgebern.

Zu den bekanntesten flexiblen Arbeitszeitmodellen gehören die Gleitzeit und die Vertrauensarbeitszeit. Flexible Arbeitszeitmodelle, die nur für die Arbeitgeber flexibel sind, sind unter anderem Abruf und Jahresarbeitszeit. Dabei existieren ebenfalls keine festen Arbeitszeiten, aber Angestellte müssen erscheinen, wenn sie abgerufen werden. Das ist beispielsweise bei saisonalen Arbeiten oder bei Diensten sinnvoll, die nur auf Abruf funktionieren, wie der Rettungsdienst oder einem Abschleppdienst.

Wozu braucht man flexible Arbeitszeitmodelle?

Flexible Arbeitszeitmodelle haben für beide Seiten Vorteile, da mit ihnen spontan auf Situationen und Entwicklungen reagiert werden kann:

  • Ist die Auftragslage schlecht, kann weniger gearbeitet werden, ohne dass direkt Kurzarbeit angemeldet werden muss.
  • Bei hoher Auftragslage können mehr Stunden gearbeitet werden, die später durch zusätzliche Freizeit in einem Ausgleichszeitraum wieder ausgeglichen werden.

Das ist besonders für Unternehmen sinnvoll, deren Auslastung unbeständig ist. Zum Beispiel im Tourismus, da saisonbedingt mal mehr und mal weniger Arbeit anfällt.

Angestellte können durch flexible Arbeitszeitmodelle die Work-Life-Balance besser organisieren. So können sie durch eine persönliche Arbeitszeitgestaltung mehr Zeit mit Familie und Freunden verbringen.

Auch die Produktivität kann von flexiblen Arbeitszeiten stark profitieren. Es gibt Menschen, die morgens produktiv sind und solche, die erst einen Anlauf brauchen und im Verlauf des Tages effizient arbeiten können. Wieder andere arbeiten lieber abends oder bevorzugen die Nachtarbeit. Durch die freie Einteilung kann die Arbeit dann erledigt werden, wenn die Produktivität gerade ihre Hochphase hat.

Laut einer Studie wünschen sich über 90 Prozent aller Angestellten in Deutschland flexiblere Arbeitszeiten in ihrer Arbeitsstelle. Flexible Arbeitszeiten sorgen für mehr Motivation der Angestellten und sind auch ein Vorteil bei der Suche nach Arbeitskräften. Gerade in Zeiten des Fachkräftemangels also ein nicht zu unterschätzender Faktor.

Gibt es ein Recht auf flexible Arbeitszeitmodelle?

Ein Recht auf flexible Arbeitszeiten besteht nicht. Sofern ein Betriebsrat in einem Unternehmen tätig ist, bestimmt dieser aber die Arbeitszeiten mit und kann einen Einfluss auf ein flexibles Arbeitszeitmodell nehmen.

Allerdings haben Arbeitnehmer ein Recht auf Teilzeit, wenn sie mindestens sechs Monate in einem Betrieb angestellt sind. Ein Antrag auf Teilzeit darf nur abgelehnt werden, wenn betriebliche Gründe dagegensprechen.