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Das Wichtigste in Kürze
Das „Erfolgssyndrom“ tritt auf, wenn besonders leistungsfähige Mitarbeiter aufgrund ihrer guten Arbeit mit immer mehr Aufgaben belastet werden, bis sie schließlich ausbrennen.
Dieses Phänomen ist oft das Ergebnis von mangelnder Transparenz und ungleicher Arbeitsverteilung in Organisationen, wobei die kompetentesten und hilfsbereitesten oft überlastet werden.
Um das Erfolgssyndrom zu verhindern, müssen Führungskräfte aktiv eingreifen, die Arbeitslast gerechter verteilen und den betroffenen Mitarbeitern ermöglichen, Aufgaben abzulehnen oder zu delegieren.
Erfolgssyndrom: Wenn Leistung zu mehr Druck führt
Kennen Sie das enttäuschende Gefühl, etwas abgeschlossen oder einen Erfolg errungen zu haben, doch der Gesprächspartner ist übergangslos gierig auf mehr? Mehr Geld, mehr Reichweite, mehr Verkäufe, mehr Kontakte. Das nächste dringende Projekt, die nächste eilige Aufgabe. Sofort wird dir das Erreichte zertreten und nach mehr verlangt.
Wir alle haben das schon erlebt. Gedankenlose Social-Media-Kommentare, neidische Äußerungen im Team oder ein Chef, der den Druck nach unten abgibt. Es passiert. Nicht immer ist es böse gemeint, oft spricht die Gedankenlosigkeit. Deshalb haben die meisten von uns auch gelernt, solche Forderungen nicht als so niederschmetternd zu sehen, wenn sie gelegentlich auftreten.
Manchmal ist das sofortige Nachschieben und Erweitern der Anspruchshaltung aber nicht mehr die Ausnahme, sondern die Regel. Wenn es täglich geschieht, spricht man von Erfolgssyndrom. Es betrifft nicht alle Team-Mitglieder, sondern oft nur die besten.
Definition
Erfolgssyndrom – was ist das genau?
Je wertvoller die Arbeit einer Mitarbeiterin oder eines Mitarbeiters für die Firma ist, desto mehr Anforderungen werden an diese Person gestellt. Ein Phänomen, das sich durch alle Branchen zieht: Die kompetentesten und hilfreichsten Mitarbeiter sind durchgehend so beschäftigt, dass sie irgendwannausbrennen und kündigen.
„Führungskräfte müssen damit beginnen, die Zusammenarbeit auf zweierlei Weise effektiver zu gestalten: (1) indem sie das Angebot und die Nachfrage in ihren Organisationen erfassen und die Arbeit gleichmäßiger auf die Mitarbeiter verteilen, und (2) indem sie Anreize für eine effizientere Zusammenarbeit schaffen.“
Aus dem Artikel: Collaborative Overload (Harvard Business Review)
So kommt es zum Erfolgssyndrom
Organisationen haben sich strukturell verändert. Mit der zunehmenden Globalisierung des Geschäftslebens und der zunehmenden Überschneidung von Funktionen werden Silos aufgebrochen, die Vernetzung nimmt zu. Teamarbeit wird als Schlüssel zum Unternehmenserfolg angesehen und immer mehr Abteilungen arbeiten zusammen. Doch fast nirgends wird im Datenaustausch sichtbar, ob diese zusätzliche Arbeitslast gleichmäßig verteilt wird. Viel zu häufig ist sie es nämlich nicht. Gute Mitarbeiter bekommen mehr und mehr Arbeit auf den Tisch oder Monitor – ohne dass überhaupt auffällt, dass es nicht allen so geht.
Wenn Mitarbeiter intern dafür bekannt sind, dass sie sowohl kompetent als auch hilfsbereit sind, wachsen ihnen immer mehr Rollen und Projekte zu. Einer Studie zufolge kann eine einzige Person in solch einer Konstellation mehr leisten als alle anderen im Team zusammengenommen. Sie werden „Extra Milers“ genannt (Quelle: Achieving more with less: Extra milers’ behavioral influences in teams.)
Wenn jemand bereit ist, „die Extrameile zu gehen“, ist er oder sie bereit, auch besonders große Anstrengungen zu unternehmen, um etwas zu tun oder in einem Projekt zu erreichen. Jedoch sind menschlichen Ressourcen irgendwann ausgebrannt und erschöpft, wenn sie mit immer noch mehr Arbeit überschüttet werden. Das kann dazu führen, dass das Unternehmen den Mitarbeiter und damit wertvolles Fachwissen verliert.
Erfolgssyndrom geht alle im Team etwas an
Das Tückische am Erfolgssyndrom ist, dass so manche Person erst einmal darin aufgeht, so dringend gebraucht zu werden. Schließlich ist es auch Bestätigung, und wer braucht die nicht? Erst wenn über lange Zeit wirklich alles viel zu viel wird und der Frust einsetzt, wird es nicht mehr als normal akzeptiert, dass immer so viel Arbeit nachrutscht. Außerdem ist es oft auch ganz bequem für das ganze Team, einen „Extra Miler“ oder zwei oder drei an Bord zu haben – insbesondere für die Delegierer. Transparenz, Kommunikation und agile Arbeitsmethoden wie Scrum können dabei helfen, die Workload Einzelner viel sichtbarer zu machen.
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Erfolgssyndrom verhindern ist Führungsaufgabe
Im Ausgangsartikel von „The Harvard Business Review“ empfehlen die Autoren, dass Führungskräfte „den aktivsten und überbelasteten Helfern zeigen, wie sie Anforderungen filtern und priorisieren: Gebt ihnen die Möglichkeit, Nein zu sagen (oder nur die Hälfte der Zeit aufzuwenden, die gefordert wurde); und motiviert sie, eine Verbindung zu einer anderen Person herzustellen, wenn das Anliegen nicht nur von ihnen erledigt werden kann.“
Zeitmanagement und das Setzen von Prioritäten sind prima, ersetzen aber nicht eine Führungskraft, die dem Erfolgssyndrom entschieden entgegentritt. Bereits kleine Regeln können alles ändern:
- Wenn Anforderungen ganz altmodisch mal eine Zeitlang den Weg über Chefin und Chef gehen, werden sie mit Gewissheit besser durchdacht und nur dann gestellt, wenn sie wirklich nötig sind.
- Sollten “Extra Miler” trotzdem auch dann die Freiheit haben, Aufgaben abzulehnen, die von anderen mit vertretbarem Aufwand erlernt oder übernommen werden können, wächst generell das Fachwissen im Team.
- Immer wenn Führungskräfte das Problem als solches anerkennen und sich einbringen, ist schon viel gewonnen: Gehört und mit den eigenen Anliegen wahrgenommen zu werden ist die wichtigste Anerkennung.
Nicht zuletzt sollte jedes Team überlegen, ob ihre besonders effizienten Mitarbeiter nicht selbst gute Führungskräfte werden können, um die eigenen Workload smart umzuverteilen. Denn Erfolgssyndrom ist heilbar, sobald es als solches anerkannt wird.