Jobsharing: Wie das geteilte Arbeiten funktioniert

Eine Vollzeitstelle, aber mehrere Personen, die diese auskleiden – das ist Jobsharing. Die Mitarbeitenden teilen sich quasi einen Job. Aber lohnt sich das für Arbeitgebende? Welche Modelle gibt es und wie sieht es mit den rechtlichen Grundlagen aus? All das erfahren Sie hier.

Zuletzt aktualisiert am 23.10.2024

Info

Was ist Jobsharing?

Beim Jobsharing teilen sich zwei oder mehr Personen eine Stelle in Vollzeit, wobei sie gemeinsam Aufgaben, Verantwortungen und Arbeitszeit flexibel aufteilen.

Es gibt verschiedene Modelle des Jobsharings, darunter Job Splitting, bei dem die Mitarbeiter unabhängig voneinander arbeiten, und Top Sharing, bei dem Führungspositionen gemeinsam besetzt werden. Was zunächst nach der klassischen Teilzeit klingt, ist es nicht. Denn hier teilt nicht der Arbeitgeber die Stelle in zwei Teilzeitstellen, sondern die Arbeitnehmer teilen sich Aufgaben, Verantwortungen und Arbeitszeit flexibel auf, um gemeinsam die vertraglich festgelegte Arbeitszeit zu erfüllen. Jobsharing bietet sowohl für Arbeitnehmer als auch für Arbeitgeber Vorteile, wie gesteigerte Produktivität und Zufriedenheit, kann aber auch Herausforderungen in Bezug auf Organisation und Kommunikation mit sich bringen.

Rechtliche Grundlagen des Jobsharings

Jobsharing ist eine spezielle Form der Arbeitsplatzteilung im Rahmen eines Teilzeitarbeitsverhältnisses. Die gesetzlichen Regelungen hierzu finden sich in § 13 Teilzeitbefristungsgesetz (TzBfG). Arbeitnehmer teilen sich die Arbeitszeit im Wechsel untereinander eigenverantwortlich auf und müssen dafür einen Arbeitsplan erstellen, der dann auch rechtsverbindlich ist.

Zwischen den Arbeitnehmern, die sich die Vollzeitstelle teilen, entsteht keine Rechtsbeziehung, d. h. der einzelne Arbeitnehmer hat einen eigenen Anspruch auf Zahlung des vereinbarten Arbeitsentgelts. Bei Urlaubsanspruch, Urlaubsgeld und Urlaubsentgelt gelten ebenfalls keine Sonderregelungen. Scheidet ein Arbeitnehmer aus dem Jobsharing aus, haben die übrigen Arbeitnehmer Sonderkündigungsschutz. Sie dürfen in diesem Fall nicht einfach gekündigt werden – stattdessen müssen die Arbeitgeber personelle oder organisatorische Maßnahmen ergreifen, um die Stelle neu zu besetzen.

Jobsharing Modelle

Es gibt verschiedene Arten, wie Jobsharing umgesetzt werden kann:

Job Splitting

Weit verbreitet ist im Bereich Jobsharing das Modell Job Splitting. Der Vollzeitarbeitsplatz wird auf zwei oder mehr Arbeitnehmer aufgeteilt. Die Teilzeitkräfte haben identische Aufgabenprofile, sie arbeiten aber unabhängig voneinander, d. h. es besteht kein Interaktions- oder Kooperationsbedarf.

Job Pairing

Auch bei diesem Modell wird eine Vollzeitstelle auf mehrere Köpfe verteilt. Allerdings setzt diese Art der Zusammenarbeit voraus, dass Aufgaben und Projekte gemeinsam bearbeitet und auch Entscheidungen als Team getroffen werden. Die Teilzeitkräfte arbeiten bei diesem Modell also enger zusammen und nicht unabhängig voneinander.

Top Sharing

Beim Top Sharing werden Führungspositionen mit zwei oder mehr Personen besetzt. Der Verantwortungsbereich kann aufgeteilt werden, aber sie tragen grundsätzlich gemeinsam Verantwortung für Investitionen, strategische Entscheidungen und Mitarbeiterführung – wichtige Beschlüsse werden also nur gemeinsam getroffen.

Peer Tandems

Bei schwer zu besetzenden Schlüsselpositionen und Stellen mit einer hohen Arbeitslast sowie vielfältigen Kompetenzanforderungen bieten sich Peer Tandems an. Hier arbeiten zwei Fachkräfte zusammen auf einer Stelle.

Succession Tandems

Bei einem Succession Tandem geht ein erfahrener Mitarbeiter mit einer Nachwuchskraft ein Tandem ein. Dieses ist zeitlich befristet und am Ende übernimmt die Nachwuchskraft die Position des Seniorpartners.

Jobsharing Vor- und Nachteile

Vom Jobsharing profitieren sowohl Mitarbeiter als auch Arbeitgeber.

Vor- und Nachteile für Mitarbeiter

<b>Die Vorteile für Mitarbeiter:</b>
Die Vorteile für Mitarbeiter:Nachteile für Mitarbeiter:
  • Mitarbeiter haben die Möglichkeit zur Teilzeitarbeit bei gleichzeitiger Unterstützung einer weiteren Person.
  • Die Zufriedenheit steigt und sie profitieren von doppelter Erfahrung, Motivation und Kompetenz.
  • Werden Aufgaben nach individuellen Stärken und Vorlieben verteilt, ist das Risiko von Stress oder Burnout geringer.
  • Mehr Aufwand durch Planung und Absprachen
  • Größeres Konfliktpotenzial, wenn die Partner nicht zueinander passen

Jobsharing Vor- und Nachteile für Arbeitgeber

<b>Vorteile für Arbeitgeber</b>
Vorteile für ArbeitgeberNachteile für Arbeitgeber
  • Doppelte Erfahrung, Motivation und Kompetenz
  • Steigerung der Zufriedenheit der Arbeitnehmer
  • Im Krankheitsfall, Person vorhanden die die Arbeit übernehmen kann
  • gesteigerte Produktivität
  • die Fehlerquote sinkt durch das 4-Augen-Prinzip
  • besserer Ausgleich bei Krankheit und Urlaub, da die andere Person mit den Aufgaben vertraut ist
  • einfachere Einarbeitung eines neuen Beschäftigten möglich, wenn eine Person den Job verlassen sollte
  • verbessertes Employer Branding
  • bessere Bindung der Mitarbeiter an das Unternehmen möglich
  • Höhere Kosten durch zwei Gehälter und Lohnnebenkosten
  • Erhöhter Verwaltungsaufwand
  • Mögliche Bedenken bzgl. der eigenverantwortlichen Koordination der Angestellten

Jobsharing im Unternehmen umsetzen

Damit Jobsharing im Unternehmen gelingen kann, müssen die Voraussetzungen geschaffen werden. Das beginnt bereits beim Bewerbungsprozess. Stellen müssen als Jobsharing-Angebot ausgeschrieben werden und das so, dass sie die richtigen Bewerber anziehen. Für eine Jobsharing-Stelle sind vor allem Organisationstalent, Kommunikation und Verantwortungsbewusstsein wichtig. Diesen Skills gilt es auch im Bewerbungsgespräch auf den Grund zu gehen. Damit das Jobsharing funktioniert, müssen die Partner sich verstehen. So kann es hilfreich sein, dass sie sich vor der Einstellung bereits kennenlernen und ausloten können, ob es menschlich zwischen ihnen passt.

Auch sollten Führungskräfte wissen, dass sie sich nicht in die Arbeitsorganisation der Tandems einmischen sollten. Denn vor allem bei diesem Modell ist eine eigenständige Arbeitsweise und die Organisation zwischen den Partnern unabdingbar, um den Erfolg zu sichern.