Nachhaltigkeit

Cradle to Cradle: Prinzipien und Umsetzung in der Praxis

Bei „Cradle to Cradle“ (C2C) handelt es sich um ein Konzept, Produkte so zu entwickeln, dass sie nach ihrer Nutzung vollständig wiederverwertet oder in natürlichen Kreisläufen zurückgeführt werden können. Ziel ist es, Abfall zu vermeiden und Ressourcen effizient zu nutzen, sodass die Umwelt nicht belastet wird. In diesem Zusammenhang fällt auch häufig der Begriff Kreislaufwirtschaft. Allerdings gibt es einige Besonderheiten. Hier ein kompakter Überblick zu dem Thema.

Zuletzt aktualisiert am 12.02.2025
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Cradle to Cradle: Unterschiede zum traditionellen Wirtschaftssystem

In traditionellen Produktionen laufen die Prozesse linear ab. Produkte werden hergestellt, genutzt und am Ende entsorgt. Dieses Konzept wurde über viele Jahre verfolgt – ohne zu berücksichtigen, dass Ressourcen nicht unendlich verfügbar sind. Zudem wird durch mehr Abfall bzw. Müll die Umwelt weiter belastet. 
Im Cradle to Cradle-Ansatz hingegen werden Produkte so designt, dass ihre Bestandteile nach der Nutzung entweder als biologischer Nährstoff (abbaubar) oder als wiederverwertbares Material (technischer Kreislauf) dienen. Man unterscheidet also zwischen dem biologischen und dem technischen Kreislauf. Es wird keine Abfallproduktion erzeugt, und alle Materialien bleiben wertvoll und unendlich wiederverwendbar. 

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Die Ursprünge von Cradle to Cradle

Der Begriff Cradle to Cradle wurde Ende der 1990er-Jahre von William McDonough und Michael Braungart geprägt und bedeutet so viel wie „Von der Wiege zur Wiege“ im Gegensatz zur linearen Wirtschaft „Von der Wiege zur Bahre“ – als Synonym für den Prozess von der Herstellung bis zur Entsorgung.  Wer sich intensiver mit dem Cradle to Cradle-Prinzip auseinandersetzen will, sei dementsprechend auch auf die Literatur des Pioniers Michael Braungart verwiesen.

Cradle to Cradle ist nicht zwingend identisch mit einer klassischen Kreislaufwirtschaft. Bei einer klassischen Kreislaufwirtschaft liegt der Fokus auf Recycling und Wiederverwendung von Produkten und Materialien, ohne garantiert zu verhindern, dass Qualität oder Umweltverträglichkeit verloren gehen. Im Fokus steht hier die Verlängerung der Produktlebensdauer, nicht immer der perfekte Kreislauf.

Wie nachhaltig sind Cradle to Cradle-Produkte?

Cradle to Cradle-Produkte sind durch die Designprinzipien darauf ausgelegt, einen positiven Beitrag zur Umwelt zu leisten. Wesentlicher Grundgedanke ist, dass die Ressourcennutzung maximiert und Abfall eliminiert wird. Diese Produkte fördern eine Kreislaufwirtschaft, in der Produkte nach ihrer Nutzung wieder in den Produktionsprozess integriert werden können. Dennoch muss hier auch erwähnt werden: Die Nachhaltigkeit eines C2C-Produkts hängt auch von der konkreten Umsetzung, Nutzung und den verwendeten Materialien ab. 

Nachhaltigkeit im Fokus: Der Designprozess nach Cradle to Cradle

Der Designprozess nach Cradle to Cradle beginnt mit der Auswahl von Materialien, die vollständig wiederverwertbar oder biologisch abbaubar sind, um einen geschlossenen Kreislauf zu ermöglichen. Produkte werden so konzipiert, dass sie am Ende ihrer Lebensdauer entweder wieder in den biologischen Kreislauf zurückgeführt oder in den technischen Kreislauf überführt werden können. 

Im Designprozess wird auch die Energieeffizienz und die Minimierung von Abfällen berücksichtigt, wobei auf erneuerbare Energien gesetzt wird. Zudem wird die Langlebigkeit und Modularität des Produkts berücksichtigt, um Reparaturen und Upgrades zu erleichtern. Der gesamte Prozess erfordert interdisziplinäre Zusammenarbeit, um sicherzustellen, dass alle Aspekte der Nachhaltigkeit – von der Rohstoffbeschaffung bis hin zum Recycling – berücksichtigt werden

So können KMU das Cradle to Cradle-Prinzip in ihre Geschäftsmodelle integrieren

KMU können das Cradle to Cradle-Prinzip also in ihre Geschäftsmodelle integrieren, indem sie ihre Produkte von Anfang an so designen, dass sie entweder im biologischen Kreislauf abbaubar oder im technischen Kreislauf wiederverwendbar sind. Dabei sollten sie nachhaltige Materialien wählen und mit Lieferanten zusammenarbeiten, die C2C-konforme Ressourcen bereitstellen. Zudem können sie Rücknahmesysteme oder Reparaturservices anbieten, um die Lebensdauer ihrer Produkte zu verlängern und Abfall zu vermeiden. Wichtig ist auch, diese nachhaltigen Praktiken offen zu kommunizieren und potenziellen Kunden sowie Partnern zu zeigen, wie die Produkte nach dem Prinzip der Kreislaufwirtschaft funktionieren.

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Beispiele für Cradle to Cradle-Produkte

Ein Beispiel für die Umsetzung des Cradle to Cradle-Prinzips ist die Marke Frosch von der Werner & Mertz GmbH. Frosch ist bekannt für Putz- und Waschmittel oder auch Produkte zur Körperpflege und nutzt für die Verpackungsflaschen Altplastik. Ein weiteres Beispiel für die Umsetzung des Cradle to Cradle-Prinzips ist das Unternehmen Würth. Das Unternehmen ist führend bei der Entwicklung, der Herstellung und dem Vertrieb von Montage- und Befestigungsmaterial – und erhielt für seine M-Cube Maschinen eine Cradle to Cradle-Zertifizierung.

Welche Herausforderungen und Hürden gibt es bei der Umsetzung von Cradle to Cradle?

Bei allen Vorteilen, insbesondere für die Umwelt, ist die Umsetzung von Cradle to Cradle (C2C) für Unternehmen herausfordernd, da sie oft hohe Anfangsinvestitionen erfordert. Besonders die Beschaffung nachhaltiger Materialien und die Umstellung der Produktionsprozesse bringt häufig hohe Hürden mit sich: Konflikte können außerdem entstehen, wenn bisherige langfristige Lieferanten nicht zu dem neuen Konzept passen und keine Umstellung vornehmen wollen. 

Problematisch ist es außerdem, wenn die verfügbaren C2C-Materialien noch nicht in ausreichendem Maße oder zu wettbewerbsfähigen Preisen auf dem Markt sind, was die Wirtschaftlichkeit erschwert. Zudem ist der Designprozess aufwendig und komplex. Eine funktionierende Recyclinginfrastruktur ist ebenfalls entscheidend, um Produkte effektiv in den Kreislauf zurückzuführen. Auch gesetzliche Rahmenbedingungen und fehlende einheitliche Standards können die Umsetzung verzögern.

Cradle to Cradle-Zertifizierung: Ein Vorteil für Ihre Nachhaltigkeitskommunikation

Dennoch: Wer nach dem Cradle to Cradle-Prinzip produziert, kann damit auch umweltbewusste Verbraucher ansprechen. Eine Zertifizierung kann sich daher durchaus lohnen, um diese Bemühungen auch nach außen zu tragen. Eine solche Zertifizierung kommt jedoch nur infrage, wenn das betreffende Produkt die Anforderungen des Cradle to Cradle Product Innovation Institutes erfüllt. Dabei handelt es sich um ein privates Institut, welches Unternehmen dabei unterstützt, das C2C-Designkonzept umzusetzen. Gleichzeitig stellt es ein C2C-Zertifizierungsprogramm zur Bewertung von Produkten bereit.  Umfangreiche Informationen dazu finden sich auf der Website des Insituts.

Das Zertifikat ist in verschiedenen Ausführungen erhältlich:

  • Bronze
  • Silber
  • Gold
  • Platin

Das Zertifizierungsprogramm des Cradle to Cradle Products Innovation Institute setzt laut Angaben des Instituts folgenden Prozess voraus: 

  1. Prüfen Sie, ob Ihr Produkt für die Zertifizierung in Frage kommt.
  2. Wählen Sie ein Cradle to Cradle Certified Bewertungsinstitut für die Prüfung, Analyse und Bewertung Ihres Produkts.
  3. Reichen Sie einen Antrag beim Institut ein, unterschreiben Sie eine Zertifizierungsvereinbarung und zahlen Sie die Zertifizierungs- sowie die Jahresgebühr.
  4. Arbeiten Sie mit Ihrem Prüfer zusammen, um Daten und Dokumentationen zusammenzustellen und zu bewerten.
  5. Erhalten Sie die Zertifizierung für Ihr Produkt.
  6. Arbeiten Sie mit dem Institut und Ihrem Marketingteam zusammen,
  7. Berichten Sie über Ihre Fortschritte,

Mit einer Umstellung auf C2C können Unternehmen ihre Nachhaltigkeitsstrategie entscheidend nach vorne bringen. Die Cradle to Cradle-Zertifizierung bietet KMU den Vorteil, ihre Nachhaltigkeitsbemühungen nachweislich zu dokumentieren, ihre Marktposition durch umweltfreundliche Produkte zu stärken und das Vertrauen von Kunden und Partnern zu gewinnen.