Nachhaltigkeit

Warum sich ein ESG-Rating für KMU lohnt

ESG-Ratings helfen dabei, die Nachhaltigkeitsaktivitäten von Unternehmen insbesondere für Investoren, Banken und Stakeholder, aber auch für Geschäftspartner und Kunden vergleichbar zu machen. Gerade für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) ist ein ESG-Rating eine Chance, sich im Wettbewerb abzuheben – und sich Finanzierungsvorteile zu sichern.

Zuletzt aktualisiert am 28.03.2025
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Definition

Was genau ist eigentlich ein ESG-Rating?

Ein ESG-Rating bewertet die Nachhaltigkeitsleistung eines Unternehmens in den drei Bereichen Environment (Umwelt), Social (Soziales) und Governance (Unternehmensführung). Die ESG-Ratings werden von spezialisierten Agenturen vergeben und dienen vor allem Investoren und Kreditgebern als wichtige Entscheidungshilfe. Die Ratings helfen dabei, Unternehmen mit starker Nachhaltigkeitsperformance zu identifizieren und damit Risiken, die aus nicht-nachhaltigem Handeln entstehen, zu minimieren.

Ein ESG-Rating basiert auf einer Vielzahl von Kriterien und Faktoren, die analysieren, wie verantwortungsvoll ein Unternehmen wirtschaftet. Für die Bewertung werden je nach Anbieter und Branche öffentlich zugängliche Berichte, Unternehmensangaben, Medienberichte und externe Datenquellen herangezogen. Die Rating-Agenturen nehmen folgende Bereiche unter die Lupe:

Umwelt (E - Environmental)

  • CO₂-Emissionen und Klimastrategie
  • Ressourcen- und Energieverbrauch
  • Abfallmanagement und Kreislaufwirtschaft

Sociales (S - Social)

  • Arbeitsbedingungen und Arbeitnehmerrechte
  • Vielfalt, Chancengleichheit und Inklusion
  • Lieferkettenverantwortung

Unternehmensführung (G - Governance)

  • Unternehmensethik und Anti-Korruptionsrichtlinien
  • Transparenz in der Unternehmensführung
  • Risikomanagement und Compliance

Tipp

ESG: Die Grundlagen

Die drei Buchstaben ESG stehen für die Kernbereiche nachhaltiger Unternehmensführung: Umwelt, Soziales und Unternehmensführung (Environmental, Social and Governance). ESG-Kriterien bewerten, wie ein Unternehmen oder eine Investition in diesen Bereichen nachhaltig handelt und welche ökologischen, sozialen und wirtschaftlichen Folgen daraus entstehen. Alle grundlegenden Informationen und rechtlichen Anforderungen zum Thema ESG haben wir für Sie in einem separaten Artikel zusammengefasst.

Die Gewichtung der einzelnen Kategorien unterscheidet sich je nach ESG-Rating-Agentur und Branche. Bei einem Energieversorger werden zum Beispiel die Treibhausgasemissionen stärker ins Gewicht fallen als bei einem IT-Dienstleister. Auch die Gültigkeitsdauer eines ESG-Ratings variiert je nach Rating-Agentur und Unternehmenstyp. Die meisten ESG-Ratings werden jährlich überprüft und aktualisiert.

Übrigens: ESG-Ratings sind nicht zwangsläufig öffentlich einsehbar. Einige sind nur für Investoren oder Banken zugänglich.

Welche ESG-Ratings gibt es und wer vergibt sie?

Es gibt zahlreiche ESG-Rating-Agenturen, darunter zum Beispiel ISS ESG, MSCI ESG, Sustainalytics, EcoVadis oder CDP (Carbon Disclosure Project), die jeweils eigene Methoden und Kriterien anwenden.
Im November 2024 hat der Europäische Rat eine neue Verordnung angenommen, die für mehr Transparenz und eine bessere Vergleichbarkeit von ESG-Rating-Tätigkeiten in der EU sorgen soll.

Laut der offiziellen Mitteilung müssen in der Union niedergelassene Anbieter von ESG-Ratings künftig von der Europäischen Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde (ESMA) zugelassen und beaufsichtigt werden und Transparenzanforderungen erfüllen, vor allem mit Blick auf ihre Methodik und Informationsquellen. Auch für internationale Anbieter von ESG-Ratings geltenstrengere Regeln. Damit setzt Brüssel einem drohenden Agentur-Wildwuchs und intransparenten Standards ein Ende.

Achtung

Definition: Unterscheidung zwischen ESG-Rating und ESG-Score

ESG-Rating und ESG-Score sind nicht dasselbe, aber eng miteinander verknüpft. Beide dienen dazu, die Nachhaltigkeitsleistung eines Unternehmens zu bewerten, jedoch auf unterschiedliche Weise:

BegriffDefinitionBeispielhafte Skalen
ESG-RatingEine qualitative Gesamtbewertung der ESG-Performance eines Unternehmens durch eine Rating-Agentur.AAA bis CCC (MSCI),
A bis D (CDP)
ESG-ScoreEine numerische Punktzahl, die die ESG-Leistung eines Unternehmens misst, meist als Teil eines ESG-Ratings.0 bis 100 Punkte (Sustainalytics, EcoVadis)

Ein ESG-Score ist oft Teil eines ESG-Ratings, kann aber auch unabhängig davon existieren. Ein hoher ESG-Score ist nicht gleichbedeutend mit einem guten ESG-Rating: Unternehmen mit gutem ESG-Score können im Gesamt-Rating schlecht abschneiden, wenn in einem der Bereiche – beispielsweise Governance – Mängel vorliegen. Und man muss auch hier im Hinterkopf behalten, dass Methoden und Kriterien zur Erhebung von Scores je nach Anbieter variieren. ESG-Scores werden teils automatisiert durch KI und Big Data berechnet, während den ESG-Ratings häufig eine detaillierte, manuelle Analyse zugrunde liegt.

Warum ist ein ESG-Rating wichtig für KMU und für diese von Interesse?

Auch wenn KMU nicht zwingend gesetzlich zur ESG-Berichterstattung verpflichtet sind, gewinnen die Ratings für sie an Bedeutung. Dafür gibt es gute Gründe:

  • Banken und Investoren fordern ESG-Informationen für Kredite und Finanzierungen.
  • Große Unternehmen verlangen ESG-Daten von Zulieferern, um ihrerseits Lieferkettenanforderungen erfüllen zu können.
  • Ein gutes ESG-Rating stärkt das Image.
  • Positive ESG-Werte machen Unternehmen widerstandsfähiger gegenüber regulatorischen Änderungen und minimieren Risiken.

Wie können KMU ihre ESG-Leistung messen und verbessern?

  1. Status quo analysieren: Dokumentieren, ob und welche ESG-Maßnahmen, Nachhaltigkeitskennzahlen oder -informationen bereits im Unternehmen existieren.
  2. Relevante KPIs definieren: Kennziffern wie zum Beispiel den Energieverbrauch, CO₂-Emissionen oder Diversität festlegen.
  3. ESG-Strategie entwickeln: Nachhaltigkeitsziele definieren und einen Umsetzungsplan erstellen.
  4. Transparenz schaffen: Regelmäßig in Nachhaltigkeitsberichten über Fortschritte berichten.
  5. Zertifizierungen und Ratings nutzen: An einem ESG-Ratingprozess teilnehmen, um die eigene Performance messbar und vergleichbar zu machen.

ESG-Ratings als Zukunftsfaktor für KMU

Auch wenn ESG-Ratings für KMU nicht verpflichtend sind, bieten sie insbesondere mit Blick auf Investoren und Kreditvergabe Vorteile: Sie helfen bei der Unternehmensfinanzierung, verbessern die Wettbewerbsfähigkeit und unterstützen eine nachhaltige Unternehmensentwicklung. Wer frühzeitig in ESG-Maßnahmen investiert und sich bewerten lässt, profitiert langfristig von einer besseren Marktposition.