Nachhaltigkeit

Klimamanagement: Strategien und Maßnahmen für nachhaltige Un-ternehmen

Immer mehr Unternehmen setzen sich das Ziel, bis zu einem bestimmten Zeitpunkt klimaneutral zu sein. Hier-zu werden ein betriebliches Klimamanagement und Anpassungen der betrieblichen Prozesse benötigt. Bisher gibt es kein standardisiertes Vorgehen für Klimamanagement, sodass Unternehmen ihre eigenen Lösungen finden müssen. Dieser Beitrag gibt eine Hilfestellung für erfolgreiches Klimamanagement im Unternehmen.

Zuletzt aktualisiert am 14.03.2025
© deagreez - stock.adobe.com

Definition

Was ist Klimamanagement?

Unter Klimamanagement versteht man im Kern die systematische Planung, Umsetzung und Überwachung von Maßnahmen, die dazu dienen, die Treibhausemissionen nachhaltig zu reduzieren oder sogar vollständig zu vermeiden, um die Umwelt weniger zu belasten und so der menschengemachten Veränderung des Klimawandels zu begegnen bzw. ihn zu verlangsamen. Unternehmerisches Klimamanagement umfasst dabei ein Konzept zur Entwicklung von Strategien zur Vermeidung von Emissionen, die Umsetzung konkreter Projekte und Maßnahmen und die Messung des Erfolgs. Eine durchdachte Klimastrategie hilft Unternehmen dabei, langfristige Ziele zur Emissionsreduktion festzulegen und wirksame Maßnahmen strategisch zu planen. Dabei müssen Unternehmen zunehmend auch regulatorische Anforderungen erfüllen, da Gesetze und Vorschriften zum Klimaschutz stetig verschärft werden. Hinzu kommt, dass Unternehmen Risiken, die sich durch den Klimawandel ergeben können, etwa Auswirkungen von Extremwetter oder Änderungen bei der Verfügbarkeit von Ressourcen, früher erkennen und ihnen entgegenwirken können. Auch in der Wirtschaft gewinnt Klimamanagement zunehmend an Bedeutung, da es nicht nur ökologische Vorteile bringt, sondern auch Kosten senken und Wettbewerbsvorteile schaffen kann.

Wie unterscheidet sich Klimamanagement vom Nachhaltigkeitsmanagement?

Zwischen Klimamanagement und Nachhaltigkeitsmanagement gibt es Schnittmengen, aber auch Unterschiede in den Konzepten. Klimamanagement fokussiert vor allem auf die Reduzierung von Treibhausgasemissionen und die Anpassung an die Auswirkungen des Klimawandels. Es umfasst Strategien und Maßnahmen, die darauf abzielen, negative Klimaauswirkungen von Aktivitäten der Unternehmen zu minimieren, etwa durch Nutzung regenerativer Energien. Nachhaltigkeitsmanagement ist umfassender, weil es noch mehr ökonomische und auch soziale Aspekte umfasst. Man spricht hier vom Drei-Säulen-Modell der Nachhaltigkeit. Allerdings führt ein gutes Klimamanagement dazu, dass sich der ökonomische Erfolg von Unternehmen verbessert, etwa, weil sich Kosten sparen lassen. Daher ist eine trennscharfe Betrachtung in der Praxis oft schwierig und Klimamanagement eignet sich gut als Einstieg in das Thema Nachhaltigkeit. 

Die Bedeutung von Klimamanagement für Unternehmen

Unternehmen, die sich aktiv um Klimamanagement und um Erreichung von Klimaneutralität bemühen, profitieren mehrfach: Nach wie vor gilt, dass Sie Wettbewerbsvorteile erlangen, weil Sie sich von Ihren Konkurrenten abheben. Hinzu kommt die – mittelfristige – Realisierung von Kostenvorteilen, wenn Sie z. B. mehr Maßnahmen zur Energiereduzierung umsetzen oder auf regenerative Energien setzen. Beispielsweise können Sie Kostensteigerungen durch höhere CO2-Preise begegnen. Gleichzeitig können Sie leichter Forderungen nach klimafreundlicheren Produkten erfüllen und so Kundenbeziehungen festigen und neue Kunden gewinnen. Gibt es klimabedingte Änderungen bei Beschaffungsgütern, können frühzeitig Maßnahmen ergriffen werden, etwa durch Substitution von Materialien. Dadurch wird die Zukunft Ihres Betriebes gesichert, weil Sie besser in der Lage sind, auf künftige Herausforderungen und Risiken, die durch den Klimawandel entstehen können, zu reagieren. Das betrifft sowohl Ereignisse wie Extremwetter, als auch zu erwartende Verschärfungen in Sachen Klimaschutz durch neue Gesetze. Nicht zuletzt können Sie Ansprüche von Finanzpartnern, Gesellschaft oder Mitarbeitern in Sachen Umweltschutz und Klimamanagement in der Firma erfüllen. 

Welche Strategien können Unternehmen im Rahmen des Klimamanagements verfolgen?

Bevor es wirklich losgeht, sollten Sie für sich und Ihren Betrieb Klarheit verschaffen. Warum ist Klimaschutz und Klimamanagement für Ihren Betrieb wichtig? Welche Vorteile versprechen Sie sich konkret? Wer soll sich in Ihrer Organisation um das Thema kümmern? Soll es ein Projektteam geben und wenn ja, wer soll daran mitarbeiten? Welche Emissionsreduktionen wollen Sie in welchem Zeitraum erreichen? Wie soll Ihr Klimamanagement konkret aufgebaut werden? 

Hier ist eine Untergliederung in mehrere Schritte sinnvoll: 

  • Festlegung von Verantwortlichkeiten und Beteiligten, ggf. auch einen Klimamanager
  • Durchführung einer Bestandsaufnahme
  • Definition von Zielen
  • Festlegung und Umsetzung von Maßnahmen
  • Erfolgskontrolle und Steuerung 

Tipp

Investieren Sie in das Fachwissen Ihrer Mitarbeiter

Wenn es in Ihrem Betrieb kein ausreichendes Fachwissen gibt, prüfen Sie, welchen Beschäftigten Sie einer spezifischen Weiterbildung zum Thema Klimamanagement unterziehen können. 

Welche konkreten Maßnahmen können Unternehmen ergreifen, um ihre Klimabilanz zu verbessern?

Bevor Sie mit der Definition und Umsetzung von Maßnahmen beginnen, sollten Sie eine Bestandsaufnahme durchführen und mindestens folgende Fragen beantworten (Einstieg ohne Anspruch auf Vollständigkeit):

  • Welche Energiearten werden im Betrieb verbraucht, z. B. Strom, Erdgas, Öl, Treibstoffe, Wasser?
  • Wie viel Energie wurde in den letzten drei bis vier Jahren verbraucht, z. B. in Kilowattstunden oder Kubikmetern?
  • Wie haben sich die Kosten in Euro je Energieart entwickelt? Welcher Anteil ist auf Mehrverbrauch, welcher auf Preissteigerungen zurückzuführen?
  • Wie haben sich die Kosten je Energieart zum Umsatz oder der Produktionsmenge entwickelt: überproportional, gleich, niedriger?
  • Welche CO2 Emissionen sind durch den Energieverbrauch entstanden? Wenn Sie noch über keine eigenen Messmethoden verfügen, können Sie auch CO2-Rechner wie z. B. den CO2-Rechner von IZU oder den kostenlosen CO2-Rechner von grünes KLIMA zur Umrechnung von kWh oder m3 in CO2 oder spezialisierte Dienstleister wie Dekra nutzen.
  • Ggf. kann auch die Entsorgung eingebunden werden, weil hier auch Abfallstoffe und Emissionen entstehen.

Formulieren Sie dann Ziele, die Sie in einem bestimmten Zeitraum erreichen möchten, z. B. den Stromverbrauch innerhalb von 2 Jahren um 10 % zu senken oder den Ökostromanteil auf X% vom Gesamtverbrauch zu steigern. 
Legen Sie dann fest, was Sie sofort machen wollen und welche Maßnahmen Sie später umsetzen möchten:

  • Beispiele für Sofortmaßnahmen: Lastspitzenmanagement einführen, Materialsubstitution in nachwachsende Rohstoffe, Bezug von Materialien mit Ökobilanzen / FSC-Zertifizierungen (Forest Stewardship Council, internationales Zertifizierungssystem für nachhaltiger Waldwirtschaft), Überprüfen von Fahrten und Reisen auf Notwendigkeit, mehr Video-Konferenzen, Online-Schulungen und Homeoffice, Umstellung von Verpackungen auf FSC-zertifizierte Behältnisse, Auswahl von Speditionen, die nachhaltig wirtschaften.
  • Beispiele mittelfristige Maßnahmen: Konzept zur Wärmerückgewinnung entwickeln, Ersatz von Maschinen und Fuhrpark durch sparsamere Anlagegüter, Wärmedämmung von Gebäuden und Anlagen, Nutzung von Solaranlagen oder Batterien, Umstellungen in Produktionsverfahren, Nutzung grüner IT.

Für die Umsetzung mittelfristiger Maßnahmen müssen Sie zusätzlich Geld ausgeben und investieren, z. B. in emissionsarme Fahrzeuge oder die Isolierung von Gebäuden. Hierfür stellt der Staat oft Fördermittel bzw. -gelder bereit, z. B. über die KfW-Bank (z. B. Klimaschutzoffensive für Unternehmen). 

Tipp

Klimaschutz als gemeinsames Projekt

Beziehen Sie, um Maßnahmen zur Energiereduktion zu finden, Ihre Mitarbeitenden ein und führen Sie z. B. ein Brainstorming durch. Die Beschäftigten wissen meist sehr gut, wo es Unwirtschaftlichkeiten oder Verschwendung gibt. Können Sie schnell größere Erfolge erzielen, beteiligen Sie die Mitarbeitenden und zahlen z. B. einen Teil der Einsparungen als Prämie aus. 

Wie können Unternehmen ihre Klimabilanz messen und überwachen?

Zur Messung des Erfolgs von Klimaschutzaktivitäten eignen sich Kennzahlen sehr gut. Auch hierzu einige Beispiele:

  • Energieverbrauch in z. B. kWh unterteilt nach Arten
  • Soweit möglich: Anteil regenerativer Energien nach Arten
  • Energiekosten unterteilt nach Arten, absolut und relativ zum Umsatz
  • Gefahrene Kilometer, ggf. unterteilt in PKW und Nutzfahrzeuge
  • Anzahl Reisen, ggf. unterteilt nach Abteilungen
  • Ggf. Abfallmengen, getrennt nach Arten sowie Recycling-Quoten 

Tipp

Schritt für Schritt zum betrieblichen Klimamangement

Klimaschutz ist eine Daueraufgabe und Sie müssen die Arbeiten regelmäßig wiederholen. Wenn Sie schnell mehr für den Schutz fürs Klima tun möchten, fangen Sie einfach an und setzen Sie zu Beginn vor allem auf Praktikabilität, weniger auf Genauigkeit. Sammeln Sie Erfahrungen und verbessern Sie die Genauigkeit mit jedem neuen Durchlauf. Dokumentieren Sie Ihre Aktivitäten, um gegenüber Dritten nachweisen zu können, dass und was Sie bereits getan haben und was Sie künftig tun möchten.

Diese Checkliste fasst ausgewählte Aspekte zusammen und kann von Ihnen ergänzt und verändert werden:

  1. Sie haben sich ausdrücklich für die zeitnahe Umsetzung von Maßnahmen zur Verbesserung des Klimaschutzes bekannt
  2. Gibt es bereits Maßnahmen, die zum Klimaschutz durch Ihren Betrieb beitragen, z.B. Nutzung von E-Fahrrädern oder regenerative Energien?
  3. Haben Sie entschieden, wer insgesamt verantwortlich sein soll und wer ggfs. im Team mitarbeiten soll?
  4. Wollen Sie zumindest in der Startphase Dritte einbinden, um den Einstieg zu erleichtern – z.B. Berater oder Ihnen bekannte Unternehmen, die schon aktiv sind?
  5. Wurde eine Bestandsaufnahme durchgeführt, um z.B. den Energieverbrauch und die Emissionen zu bestimmen?
  6. Können Emissionen selbst gemessen werden oder wird ein Umrechner oder Dienstleister benötigt?
  7. Haben Sie Ziele formuliert, die Sie kurz- und mittelfristig erreichen möchten, z.B. zur Reduzierung des Energieverbrauchs?
  8. Haben Sie bereits Maßnahmen zur Verbesserung der Klimabilanz verbessert, kurz- und mittelfristig?
  9. Binden Sie zur Suche nach Verbesserungen auch die Mitarbeitenden ein, um mehr Ideen zu entwickeln?
  10. Sehen Sie auch Schulungen für Ihre Beschäftigten vor, um schneller und mit mehr Erfolg voranzukommen?
  11. Sind Sie bereit, die Beschäftigten am Erfolg zu beteiligen, z.B. mit einem Prozentsatz von den Einsparungen?
  12. Sind Sie bereit, für mittelfristig wirksame Maßnahmen auch Investitionen zu tätigen bzw. evtl. vorzuziehen?
  13. Prüfen Sie, ob es hierfür Fördermittel gibt, etwa von der KfW?
  14. Haben Sie eine Reihenfolge für die Maßnahmen erstellt, in der Sie diese durchführen möchten, auch unabhängig von den verfügbaren Ressourcen?
  15. Wollen Sie zur Erfolgsmessung zunächst eigene Kennzahlen einsetzen oder haben Sie geplant, sich direkt an möglichen Standards wie GRI zu orientieren?
  16. Dokumentieren Sie alle Aktivitäten, die Sie für den Klimaschutz erarbeiten, auch um sie gegenüber interessierten Dritten nachweisen zu können?
  17. Sehen Sie Klimaschutz als regelmäßige und wiederkehrende Aufgabe und wiederholen und verbessern Sie alle nötigen Arbeiten?

Welche Standards und Rahmenwerke gibt es für die Klimaberichterstattung?

Es gibt verschiedene Standards, die Sie verwenden können – unter anderem die Global Reporting Initiative (GRI). Sie stellt Leitlinien für Nachhaltigkeitsberichterstattung und Klimawandel bereit. Darüber hinaus gibt es die Task Force on Climate-related Financial Disclosures (TCFD). Sie fördert die Offenlegung von klimabezogenen finanziellen Risiken und Chancen, um Investoren und andere Stakeholder zu informieren. Außerdem das Carbon Disclosure Project (CDP): Hier werden Daten über die Umweltauswirkungen von Unternehmen, einschließlich ihrer Treibhausgasemissionen, gesammelt. Nicht zuletzt der Sustainability Accounting Standards Board (SASB), der ebenfalls klimabezogene Themen behandelt.

Tipp

Starten Sie mit eigenen Kennzahlen

Zu Beginn ist es oft günstiger, wenn Sie mit eigenen Kennzahlen arbeiten und sich später um eine „Migration“ in bereits vorhandene Standards kümmern.

Welche Herausforderungen gibt es beim Klimamanagement für KMU?

Ist das Klimamanagement einmal aufgebaut, profitieren Unternehmen auf vielfältige Art und Weise davon. Doch die Implementierung kann mit einigen Schwierigkeiten verbunden sein: Da sind unter anderem fehlende Erfahrungen und Wissen zum Thema Klimamanagement und Nachhaltigkeit zu nennen. Darüber hinaus gibt es regelmäßig Veränderungen bei Gesetzen, Regeln und Vorgaben, die beachtet werden müssen und es fehlen geeignete technische Möglichkeiten für die Umsetzung. Hinzu kommt, dass Ressourcen, vor allem in Sachen Personal und Geld, knapper sind als es in Großunternehmen der Fall ist. Die Entwicklung eines Konzepts und von Klimaschutzstrategien ist daher sehr schwierig und oft liegt der Fokus zunächst zwangsläufig auf operativen Maßnahmen, die sich auch im Tagesgeschäft realisieren lassen.

Tipp

Erweitern Sie Ihr Netzwerk

Um unter den Beschränkungen dennoch effizient arbeiten zu können, sollten Sie versuchen, Ihre Kontakte im Netzwerk zu nutzen, um Maßnahmen ggf. gemeinsam bei geringerem Ressourceneinsatz umsetzen zu können. Dadurch lässt sich auch Wissen gezielter aufbauen.