Nachhaltigkeit

Klimaneutrales Unternehmen: Konzepte und Maßnahmen für KMU

Ein klimaneutrales Unternehmen fährt seine Emissionen auf ein Minimum herunter und gleicht verbleibende Emissionen aus. Auf dieser Seite erfahren Sie, wie sich ein Unternehmen in Richtung Klimaneutralität entwickeln kann – und welche Vorteile das für die Zukunft mit sich bringt.

Zuletzt aktualisiert am 06.11.2024
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Definition

Was ist Klimaneutralität?

In der Definition des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung bedeutet Klimaneutralität, dass „menschliches Handeln das Klima nicht beeinflusst“. So setze eine klimaneutrale Wirtschaft entweder keine Emissionen in Form klimaschädlicher Gase frei – oder gleiche die Emissionen vollständig aus.

Im internationalen Kontext definiert das Europäische Parlament den Begriff folgendermaßen: „Klimaneutralität bedeutet, ein Gleichgewicht zwischen Kohlenstoffemissionen und der Aufnahme von Kohlenstoff aus der Atmosphäre in Kohlenstoffsenken herzustellen. Um Netto-Null-Emissionen zu erreichen, müssen alle Treibhausgasemissionen weltweit durch Kohlenstoffbindung ausgeglichen werden.“

Die Reduktion von Emissionen ist für Umwelt und Gesellschaft von enormer Bedeutung. Dennoch tun sich viele Unternehmen schwer, diesen Weg konsequent zu beschreiten – und so ihren Beitrag zum Klimaschutz zu leisten. Um die Klimaneutralität in Deutschland erreichen, können und müssen jedoch auch Unternehmen langfristig klimaneutral werden – und somit Klimaschutzprojekte angehen.

Was sind klimaneutrale Unternehmen?

Ein klimaneutrales Unternehmen ist eines, das keine negativen Auswirkungen auf das Klima hat. Je weniger Kohlendioxid (CO2) ein Unternehmen emittiert, desto klimaneutraler arbeitet es. Da Treibhausgasemissionen, abhängig von der Branche, jedoch nicht immer komplett vermieden werden können, haben Unternehmen die Möglichkeit, ihren verbleibenden CO2-Ausstoß auszugleichen. Das ist möglich, indem sie in Projekte für den Klimaschutz investieren. Wirklich Klimaneutral ist ein Unternehmen dann, wenn es die Menge an Treibhausgasen, die es produziert, gänzlich durch verschiedene Maßnahmen ausgleicht.

Das können erneuerbare Energien, die Aufforstung von Wäldern oder der Handel mit CO2-Zertifikaten sein. An letzterem Punkt gibt es allerdings regelmäßig Kritik. Denn hier liegt der Anreiz für Unternehmen, die Treibhausgas emittieren, oft darin begründet, diese Emissionen einfach zu bezahlen und nicht etwa zu reduzieren. Zudem sind diese Systeme nicht immer zu 100 Prozent transparent.

Info

Was ist der Unterschied zwischen den Begriffen Netto-Null-Emissionen, CO2-neutral und Klimaneutralität?

Nachhaltige Unternehmenspraktiken können unterschiedliche Ausprägungen haben und auch verschiedene Ziele verfolgen. Dafür gibt es verschiedene Begrifflichkeiten, die im Zuge des Klimaschutzes von Unternehmen häufig synonym verwendet werden – sich jedoch im Detail unterscheiden:

  • Netto-Null-Emissionen: Dieses Ziel gilt als erreicht, wenn eine Firma die von ihr verursachte Menge an Treibhausgasemissionen durch einen Ausgleich oder durch die völlige Reduktion auf null absenkt.
  • CO2-Neutralität: Dabei geht es ganz speziell nur um den Ausstoß von Kohlendioxid. Neutralisiert ein Unternehmen diese Emissionen durch Maßnahmen zum Ausgleich vollständig, so arbeitet es CO2-neutral.
  • Klimaneutral: Eine Firma gilt als klimaneutral, wenn sämtliche emittierten Treibhausgase durch Kompensation und Reduktion neutralisiert werden können.

Neben Kohlendioxid handelt es sich dabei in erster Linie um Emissionen von Methan (CH4), Lachgas (N2O), Fluorkohlenwasserstoffen (HFCs), Perfluorkohlenwasserstoffen (PFCs) und Schwefelhexafluorid (Sf6).

Wann müssen Unternehmen klimaneutral sein?

Es gibt derzeit keine globale Vorgabe, bis wann Unternehmen klimaneutral sein müssen. Allerdings legt das deutsche Klimaschutzgesetz (KSG) fest, dass Deutschland bis spätestens 2045 klimaneutral sein soll, um die Erderwärmung weiter einzudämmen. Das bedeutet, dass alle Sektoren, einschließlich der Wirtschaft, ihren Beitrag leisten müssen, um dieses Ziel zu erreichen. Unternehmen stehen somit bereits jetzt unter Druck, entsprechende Maßnahmen durchzusetzen – zumal sich einige Staaten und Branchen auf die Fahne geschrieben haben, schon früher klimaneutral zu sein.

Was Unternehmen in Zukunft erwarten könnte

Schon heute sind Unternehmen durch viele Initiativen und gesetzliche Vorgaben dazu verpflichtet, ihre Emissionen zu reduzieren. EU-weit gilt beispielsweise der European Green Deal, der Firmen auffordert, ihre Treibhausgasemissionen bis 2030 deutlich zu verringern.

Für die kommenden Jahre sind weitere Regelungen zu erwarten, die verbindliche Ziele zur Reduktion oder neue CO2-Bepreisungen mit sich bringen dürften. In vielen Branchen halten jedoch auch Kunden, Investoren und andere Stakeholder Unternehmen vermehrt dazu an, Klimaziele zu entwickeln, diese transparent darzulegen und umzusetzen.

Achtung

Warum ist Klimaneutralität für Unternehmen wichtig?

Gesetze, Verordnungen und Richtlinien sorgen dafür, dass Unternehmen schon heute im Klimaschutz aktiv werden – und somit Ausgleichsmaßnahmen ergreifen müssen. Darüber hinaus hat Klimaneutralität aber auch Vorteile für das laufende Geschäft: Unternehmen können so ihr Image stärken – und dadurch möglicherweise auch neue Kunden gewinnen oder neue Investoren finden.  Zudem lassen sich durch entsprechende Maßnahmen auch Kosten sparen, etwa durch die Absenkung des Energieverbrauchs oder durch die effizientere Verwendung von Ressourcen.

Langfristig kann Klimaneutralität auch einen Vorsprung gegenüber der Konkurrenz mit sich bringen: Unternehmen, die sich aktiv mit Klimafragen auseinandersetzen, stellen sich dadurch frühzeitig auf Marktveränderungen ein – und können so sich mittel- und langfristig Wettbewerbsvorteile verschaffen.

Schritt für Schritt zur Klimaneutralität

Sie sehen: Klimaneutralität ist ein wichtiger Schritt, der schon jetzt viele Vorteile mit sich bringt. Gleichzeitig handelt es sich dabei einen umfangreichen Prozess, der zunächst eine sorgfältige Planung – und später kontinuierliche Anstrengungen erfordert. Folgende Maßnahmen sind nötig, um sich als klimaneutrales Unternehmen zertifizieren zu lassen:

1. Analyse des Status Quo

 

Zunächst müssen Sie in Erfahrung bringen, wie viele Emissionen Ihr Unternehmen überhaupt verursacht. Dabei hilft eine umfassende Durchführung von Energieaudits, in deren Zuge Sie Quellen von Treibhausgasemisionen innerhalb Ihres Unternehmens identifizieren.

2. Zielsetzung

 

Setzen Sie sich ein klares, langfristiges Ziel, bis wann Sie die Klimaneutralität in Ihrem Unternehmen erreichen möchten. Priorisieren Sie anschließend Maßnahmen nach Ihrer Wirksamkeit und Umsetzbarkeit.

3. Emissionen reduzieren

 

Implementieren Sie Maßnahmen zur Reduzierung der Emissionen. Stellen Sie, wenn möglich, auf erneuerbare Energiequellen um – und etablieren Sie eine Nachhaltigkeitskultur.

4. Transparenz schaffen

 

Dokumentieren und berichten Sie regelmäßig über Ihre Fortschritte. Kommunizieren Sie dabei klar und transparent mit Ihren Stakeholdern, Kunden, Mitarbeitern und Investoren.

5. Verbessern

 

Überwachen Sie gleichzeitig die Fortschritte und passen Sie Strategie und Maßnahmen bei Bedarf an.

6. Zertifizieren

 

Lassen Sie Ihre Klimaneutralität von einer anerkannten, externen Stelle zertifizieren.

Wie funktioniert die Zertifizierung eines klimaneutralen Unternehmens?

Üblicherweise beauftragt ein Unternehmen eine externe Prüfstelle (TÜV, Carbon Trust, DNV GL oder andere) damit, den CO2-Fußabdruck zu analysieren und zu bewerten. Kann das Unternehmen nachweisen, dass die Emissionen deutlich und dauerhaft reduziert sind, ist die Zertifizierung als klimaneutrales Unternehmen möglich.

Tipp

Welche Fördermittel können Unternehmen nutzen?

Um klimaneutral zu werden, können Unternehmen diverse deutsche oder EU-weite Förderprogramme nutzen. So gibt es etwa Kredite von der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) für Investitionen in energieeffiziente Technologie und Erneuerbare Energie. Auch das BAFA (Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle) bietet Fördermittel für Unternehmen in Form von Zuschüssen zum Bau energieeffizienter Anlagen. Nicht zuletzt ist das EU-Emissionshandelssystem EU ETS eine Möglichkeit für Unternehmen, Fördermittel zur Teilnahme an CO2-Zertifikatmärkten zu erhalten.

Welche Vorteile hat die Zertifizierung als klimaneutrales Unternehmen?

Bis zur Zertifizierung als klimaneutrales Unternehmen ist es ein langer Weg. Gleichzeitig ist es eine Bemühung, die langfristig viele Vorteile mit sich bringt – von der Positionierung am Markt, bis hin zu einem Vorsprung gegenüber der Konkurrenz. Kunden, Investoren und andere Partner legen zunehmend Wert darauf, dass Firmen und Konzerne nachhaltig handeln. Die Zertifizierung zeigt den Stakeholdern, dass ein Unternehmen Engagement aufbringt beim Klimaschutz und dass es zukunftsorientiert und verantwortungsbewusst handelt. Gleichzeitig steigen mit einer Zertifizierung die Chance, Zuschüsse und Fördermittel zu erhalten.

Zu guter Letzt ist die Zertifizierung als klimaneutrales Unternehmen auch ein Invest in die eigene Zukunft: Im Wissen darum, dass zukünftig immer neue Gesetze, Richtlinien, Vorgaben und Verordnungen im Bereich der Nachhaltigkeit und Klimaneutralität verabschiedet werden, sind Sie mit dem „Klimaneutral“-Zertifikat – und idealerweise anderen nachhaltigen Projekten und Maßnahmen – als Unternehmen immer schon einen Schritt weiter.