Nachhaltigkeit

Ressourcen nutzen, Rohstoffbedarf senken: So funktioniert Kreislaufwirtschaft

Einfach erklärt zielt die Kreislaufwirtschaft darauf ab, Ressourcen so lange wie möglich im Wirtschaftssystem zu halten. Produkte und Materialien werden wiederverwendet, Abfälle vermieden und Materialien recycelt. Diese Art zu wirtschaften, reduziert den Rohstoffverbrauch und die Umweltbelastung – und sie sorgt dafür, dass Kosten sinken. Damit ist die Kreislaufwirtschaft eine Win-win-Situation für Unternehmen sowie Natur und Umwelt. Erfahren Sie im folgenden Beitrag, welche Ziele Unternehmen mit der Kreislaufwirtschaft verfolgen, wie es mit ihr in Deutschland aussieht und noch viel mehr Wissenswertes.

Zuletzt aktualisiert am 28.10.2024
© Parradee - stock.adobe.com

Was ist Kreislaufwirtschaft?

Eine Definition der Kreislaufwirtschaft lässt sich wie folgt geben: 
In der Kreislaufwirtschaft wird der Lebenszyklus von Produkten verlängert, indem Materialien und Produkte mehrfach genutzt und recycelt werden. Die Kreislaufwirtschaft, auch „circular economy“ oder „zirkuläre Wirtschaft“ genannt, umfasst alle Phasen der Wertschöpfung – von der Produktgestaltung und Produktion über den Verbrauch bis hin zu Reparatur, Abfallbewirtschaftung und sekundären Rohstoffen, die in die Wirtschaft zurückgeführt werden.

In Zusammenhang mit der Kreislaufwirtschaft wird oft von den „3R“ gesprochen: Reduce, Reuse und Recycle. Die Kreislaufwirtschaft schont Ressourcen, weil sie:

  1. Weniger Materialien verbraucht
  2. Produkte und Materialien möglichst oft wiederverwendet
  3. Materialien recycelt und im Anschluss im besten Fall wieder in den Stoffkreislauf zurückführt

In einer Kreislaufwirtschaft entstehen weniger Abfall und geringere Treibhausgasemissionen, der Energieverbrauch sinkt und Rohstoffe bleiben lange im Umlauf. Zum Beispiel gehört hierzu die Vermeidung fossiler Ressourcen durch einen Umstieg auf nachhaltige Alternativen sowie das Bestreben nach erneuerbaren Energien.

Das Gegenteil der Kreislaufwirtschaft ist die lineare Wirtschaft, die Rohstoffe einsetzt, zu Produkten verarbeitet und nach ihrer Nutzung entsorgt. Dieses „Nehmen-Herstellen-Wegwerfen“-Modell führt zu einem hohen Ressourcenverbrauch, einer enormen ökologischen Belastung und einem immensen Abfallaufkommen.

Info

Die Ziele der Kreislaufwirtschaft

Die Hauptziele der Kreislaufwirtschaft sind:

  • Ressourcenschonung durch Wiederverwertung und Recycling
  • Reduzierung des Abfallaufkommens
  • Umweltschutz durch Senkung von Treibhausgasemissionen und Energieverbrauch

Wie steht es um die Kreislaufwirtschaft in Deutschland?

Mit dem Kreislaufwirtschaftsgesetz (KrWG) verfügt Deutschland über eine gesetzliche Grundlage, die Abfallvermeidung, Wiederverwertung und Recycling priorisiert. Das Kreislaufwirtschafts- und Abfallgesetz unterstützt den Übergang zu einem Kreislaufsystem, bei dem Abfälle nur dann entsorgt werden, wenn keine anderen Optionen möglich sind.

Welche Vorteile bringt die Kreislaufwirtschaft Unternehmen?

Die Kreislaufwirtschaft bietet viele Chancen und Möglichkeiten, nicht nur die Ressourceneffizienz zu steigern, sondern auch neue Geschäftsmodelle zu entwickeln und gleichzeitig die Umwelt zu schützen. Angesichts weltweit knapper werdender Ressourcen und steigender Rohstoffpreise wird es immer wichtiger, effizienter mit natürlichen Materialien umzugehen. Folgende Vorteile ergeben sich, wenn Unternehmen die Herausforderung der Kreislaufwirtschaft annehmen:

  1. Kostenreduktion: Der geringere Verbrauch von Primärrohstoffen senkt die Materialkosten. Zudem ergeben sich teils signifikante Einsparungen, wenn Abfälle wiederverwendet oder recycelt werden.
  2. Ressourceneffizienz: Mithilfe von Kreislaufprozessen lassen sich Materialien, die früher als Abfall betrachtet wurden, zu neuen Produkten oder Rohstoffen umwandeln. Somit verschiebt sich der Fokus der Abfallwirtschaft von der Entsorgung stärker in Richtung Verwertung und Wiederverwendung.
  3. Stärkung der Kundenbindung: Immer mehr Verbraucher und Geschäftspartner legen Wert auf nachhaltige Produkte. Unternehmen, die die Kreislaufwirtschaft in ihre Geschäftsmodelle und Politik integrieren, stärken ihr Image als umweltbewusste und verantwortungsvolle Marke.
  4. Neue Geschäftsmodelle: Durch Wiederverwendung und Recycling von Produkten lassen sich neue Geschäftsfelder erschließen.
  5. Regulatorische Vorteile: Mit der Einführung der Nationalen Kreislaufwirtschaftsstrategie (NKWS) und Vorgaben der EU zur Nachhaltigkeit sind Unternehmen zunehmend verpflichtet, sich an nachhaltigen Geschäftsmodellen zu orientieren. Wer frühzeitig auf die Kreislaufwirtschaft umstellt, ist besser auf künftige Vorschriften vorbereitet.

Schritt für Schritt zur Kreislaufwirtschaft

Unternehmen, die auf Kreislaufwirtschaft umstellen, brauchen eine klare Strategie für die Umsetzung. Folgende Schritte helfen beim Aufbau eines kreislauffähigen Geschäftsmodells:

  1. Materialflussanalyse durchführen: Um festzustellen, wo Ressourcen eingespart werden können, empfiehlt sich zunächst eine Materialflussanalyse. Sie zeigt, wo im Unternehmen welche Rohstoffe verbraucht werden und wo welche Abfälle entstehen.
  2. Abfallmanagement verbessern: Hier geht es in erster Linie darum, Abfälle gar nicht erst zu produzieren. Nicht vermeidbare Abfälle können gegebenenfalls durch Recyclingprogramme weiterverwertet werden. Innovative Recyclingtechnologien spielen eine wichtige Rolle, um Abfälle effizient zu verarbeiten und wieder in den Kreislauf zurückzuführen.
  3. Lieferketten prüfen: In vielen Fällen bieten Lieferanten bereits nachhaltige Alternativen an, wie etwa recycelte Materialien oder nachhaltige Produktionsverfahren. Durch die Zusammenarbeit mit diesen Zulieferern nutzen Unternehmen das Potenzial von Sekundärrohstoffen und schonen Ressourcen.
  4. Produktlebenszyklen verlängern: Eine wichtige Maßnahme in der Kreislaufwirtschaft ist die Verlängerung der Lebensdauer von Produkten. Reparaturservices, Wartungsangebote oder Rücknahmesysteme sorgen dafür, dass Produkte länger halten und am Ende ihres Lebenszyklus zurückgenommen und ihre Materialien wiederverwendet werden.
  5. Zusammenarbeit mit anderen Unternehmen: Unternehmen können überschüssige Materialien oder Abfälle an Partner weitergeben, die sie weiter- oder wiederverwenden. Der Aufbau von Partnerschaften und Netzwerken mit anderen Unternehmen, Verbänden und Branchenvertretungen ist entscheidend, um geschlossene Stoffkreisläufe zu schaffen. Auch der Know-how-Transfer ist hilfreich und bringt die Kreislaufwirtschaft insgesamt nach vorn.
  6. Nachhaltige Produktgestaltung: Hier geht es darum, Produkte so zu entwickeln, dass sie leicht recycelbar oder reparierbar sind. Mithilfe von technologischen Innovationen lassen sich Produkte effizienter gestalten und deren Recyclingfähigkeit erhöhen.

Welche Fördermöglichkeiten gibt es für KMU?

Die Umstellung auf Kreislaufwirtschaft erfordert meist Anfangsinvestitionen. Es gibt verschiedene Förderprogramme und Unterstützungsmaßnahmen, die Unternehmen in Anspruch nehmen können:

  1. Förderprogramme der Bundesregierung: Im Rahmen der Nationalen Kreislaufwirtschaftsstrategie unterstützt die Bundesregierung Unternehmen bei der Umstellung auf nachhaltige Geschäftsmodelle. Fördergelder stehen für Investitionen in Recyclingtechnologien oder für die Entwicklung kreislauffähiger Produkte zur Verfügung.
  2. EU-Förderprogramme: Auch die EU-Kommission hat Initiativen wie den EU-Aktionsplan zur Kreislaufwirtschaft ins Leben gerufen, der Unternehmen bei der Implementierung von Kreislaufprozessen unterstützt. Programme wie Horizon Europe bieten Finanzierungsmöglichkeiten für innovative Projekte rund um Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft in der EU.
  3. Regionale Fördermittel: In vielen Bundesländern und Regionen gibt es zusätzliche Fördermöglichkeiten, die speziell auf die Bedürfnisse von KMU zugeschnitten sind. Diese Programme unterstützen unter anderem Investitionen in Technologien zur Abfallvermeidung oder für eine bessere Energieeffizienz.

Gemeinsam stärker: Netzwerken hilft beim Einstieg in die Kreislaufwirtschaft

Um Stoffkreisläufe zu schließen und Materialien wiederzuverwerten, bietet es sich an, mit Unternehmen aus anderen Branchen zusammenzuarbeiten. Es gibt mehrere Möglichkeiten, Kontakte zu knüpfen:

  1. Branchennetzwerke und Plattformen: Kreislaufwirtschaftsnetzwerke, wie etwa Circular Economy-Initiativen oder Industrieverbände, vereinen verschiedene Branchen.
  2. Kooperationen in der Lieferkette: Über Materialmarktplätze können Unternehmen gebrauchte und recycelte Materialien für die weitere Verwertung anbieten oder beziehen.
  3. Forschungs- und Innovationspartnerschaften: Eine Zusammenarbeit mit Hochschulen und Forschungszentren erweitert das Netzwerk und hilft bei der Entwicklung neuer Recyclingtechnologien.
  4. Events und Messen: Auf Kreislaufwirtschaft und Nachhaltigkeit fokussierte Fachmessen und Konferenzen bieten die Chance, hilfreiche Kontakte zu knüpfen. 

Die Grenzen der Kreislaufwirtschaft – und wie sie sich überwinden lassen

Ein Einstieg in die Kreislaufwirtschaft birgt Herausforderungen, denen Unternehmen mit passenden Lösungen begegnen können:

  1. Technologische Einschränkungen: Nicht alle Materialien lassen sich leicht recyceln oder wiederverwenden. Einige Technologien sind noch nicht ausreichend entwickelt, um bestimmte Produkte vollständig wiederzuverwerten – oder aber nicht wirtschaftlich.
    Eine mögliche Lösung: Investitionen in Forschung und Entwicklung sowie die Zusammenarbeit mit innovativen Recyclingunternehmen oder wissenschaftlichen Einrichtungen können helfen, diese Technologien voranzutreiben.
  2. Hohe Anfangsinvestitionen: Der Übergang zur Kreislaufwirtschaft erfordert von Unternehmen oft erhebliche finanzielle Mittel, um Prozesse umzustellen und neue Infrastrukturen aufzubauen.
    Eine mögliche Lösung: Unternehmen sollten Fördermittel und Partnerschaften nutzen, um diese Anfangskosten zu senken.
  3. Komplexe Lieferketten: Es ist schwierig, geschlossene Kreisläufe zu schaffen, wenn viele Akteure in der Lieferkette beteiligt sind.
    Eine mögliche Lösung: Unternehmen können kooperieren und Netzwerke bilden, um Recycling und Wiederverwertung entlang der gesamten Lieferkette zu erleichtern.

Gezielte Investitionen, Innovationspartnerschaften und eine strategische Zusammenarbeit mit anderen Unternehmen erleichtern die Integration von Kreislaufwirtschaftsmodellen.

Auf der Agenda der EU: die Zukunft der Kreislaufwirtschaft in Europa

Die Europäische Kommission treibt den Übergang zu einer klimaneutralen Wirtschaft voran. Der EU-Aktionsplan Kreislaufwirtschaft ist ein zentraler Bestandteil des europäischen Green Deals, mit dem Europa bis zum Jahr 2050 zum ersten klimaneutralen Kontinent werden soll.

Unternehmen in der EU sind angehalten, ihre Produktionsprozesse nachhaltiger zu gestalten. Es ist also vorausschauend, sich jetzt mit den Grundsätzen der Kreislaufwirtschaft auseinanderzusetzen, um auch in Zukunft wettbewerbsfähig zu bleiben und gesetzliche Anforderungen zu erfüllen.