Nachhaltigkeit

Warum ein nachhaltiges Lieferkettenmanagement mehr Chance als Pflicht ist

Das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG) verlangt von Unternehmen, dass sie mehr Verantwortung für ihre internationale Lieferkette übernehmen und etwaige Risiken für Menschenrechts- oder Umweltverstöße minimieren. Was bedeutet das konkret fürs Lieferkettenmanagement? Wie lassen sich Lieferketten durch das richtige Management nachhaltiger gestalten? Und wie können insbesondere Kleine und Mittlere Unternehmen (KMU) die Anforderungen in der Praxis umsetzen? Dieser Artikel gibt Antworten und praktische Tipps für eine nachhaltige und transparente Supply Chain.

Zuletzt aktualisiert am 25.02.2025
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Was ist Lieferkettenmanagement?

Beim Lieferkettenmanagement – auch: Supply-Chain-Management – geht es um die Planung, Steuerung und Überwachung aller Prozesse entlang der Lieferkette. Ziel ist es, Waren oder Dienstleistungen effizient, kostengünstig und nachhaltig bereitzustellen.  
Die Lieferkette besteht aus allen Etappen, die eine Ware oder eine Dienstleistung global durchläuft – von der Gewinnung des Rohstoffs über die Herstellung bis hin zur Auslieferung an den Endkunden. 
Wichtige Aufgaben im Bereich des Lieferkettenmanagements sind: 

  • die Beschaffung von Rohstoffen und Materialien
  • die Koordination von Produktion und Logistik
  • die Überwachung von Lagerhaltung und Lieferantenbeziehungen
  • die Sicherstellung von Qualität und Nachhaltigkeit

Was besagt das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG)?

Das LkSG gilt seit dem Jahr 2023 für Unternehmen mit mehr als 3.000 Mitarbeitenden und seit 2024 für Unternehmen mit mehr als 1.000 Mitarbeitenden. Es verpflichtet diese Unternehmen, menschenrechtliche und umweltbezogene Risiken in ihrer Lieferkette zu identifizieren, zu bewerten und zu minimieren. 

Warum auch KMU vom LkSG betroffen sind

Auch wenn Kleine und Mittlere Unternehmen (KMU) gar nicht direkt dem LkSG unterliegen, sind sie indirekt meist doch davon betroffen, denn: Sie sind ja oft selbst Lieferanten und damit Bestandteil einer Lieferkette. Große Unternehmen fordern wegen des LkSG zuverlässige Informationen über Nachhaltigkeit und Sorgfaltspflichten von ihren Lieferanten. Das zwingt auch kleinere Unternehmen zur Einhaltung der entsprechenden Standards. Wenn sich KMU langfristig als verlässliche Partner positionieren wollen, müssen sie also ihre Prozesse nachhaltig gestalten  

Was ist nachhaltiges Lieferkettenmanagement?

Das nachhaltige Lieferkettenmanagement verbindet wirtschaftliche Effizienz mit ökologischer und sozialer Verantwortung. Es berücksichtigt Nachhaltigkeitskriterien, wie etwa: 

  • den Umweltschutz, indem das Unternehmen zum Beispiel entlang seiner Lieferkette für eine nachhaltige Ressourcennutzung sorgt
  • die Arbeitsbedingungen, etwa durch die Sicherstellung fairer Löhne und Arbeitnehmerrechte entlang der gesamten Lieferkette des Unternehmens
  • die Soziale Verantwortung, indem das Unternehmen zum Beispiel dafür garantiert, dass in seiner Lieferkette keine Kinder- und Zwangsarbeit stattfindet. 

Warum ist nachhaltiges Lieferkettenmanagement sinnvoll?

Ein professionelles nachhaltiges Lieferkettenmanagement ist aus mehreren Gründen sinnvoll, weil es: 

  1. Risiken minimiert: Schwachstellen in der Lieferkette bergen erhebliche rechtliche, finanzielle und Reputationsrisiken.
  2. Effizienz steigert: Optimierte Prozesse und ein effektiver Ressourceneinsatz sparen Zeit und Geld.
  3. Nachhaltigkeit fördert: Unternehmen reduzieren ihren ökologischen Fußabdruck und tragen soziale Verantwortung.
  4. Transparenz schafft: Klare Einblicke in die Lieferkette stärken das Vertrauen von Partnern, Finanzinstituten und Kunden. 

Tipp

Wie Sie Ihre Lieferkette nachhaltiger gestalten können

Sie können ihre Lieferanten systematisch auf Nachhaltigkeit überprüfen, indem Sie selbst klare Kriterien festlegen, standardisierte Tools nutzen und eng mit ihren Partnern zusammenarbeiten. Ein proaktiver Ansatz in der Bewertung von Lieferanten stärkt nicht nur Ihre eigene Nachhaltigkeitsstrategie, sondern sorgt auch für Transparenz und Vertrauen entlang Ihrer gesamten Lieferkette.  
Analysieren Sie die Nachhaltigkeitsstandards Ihrer Lieferanten zum Beispiel mit Blick auf Kriterien wie CO₂-Emissionen, Arbeitsbedingungen und Ressourceneffizienz und bevorzugen Sie Lieferanten, die umweltfreundliche Produkte und Dienstleistungen anbieten und für faire Arbeitsbedingungen einstehen.  

Die fünf Säulen des nachhaltigen Supply-Chain-Managements

Doch was bedeutet Nachhaltigkeit in der Lieferkette konkret? Einen Anhaltspunkt der Aspekte bieten die fünf Säulen des nachhaltigen Supply-Chain-Managements, an denen sich Unternehmen orientieren können: 

  • Beschaffung: Auswahl umweltfreundlicher und sozial verantwortlicher Lieferanten.
  • Produktion: Einsatz ressourcenschonender und energieeffizienter Verfahren.
  • Logistik: Optimierung von Lieferketten, um Emissionen zu reduzieren.
  • Risikomanagement: Identifikation und Minimierung von Gefahren in der Lieferkette.
  • Transparenz: Offenlegung der gesamten Lieferkette, um Vertrauen zu schaffen. 

Tipp

So können Sie Risiken in Ihrer Lieferkette identifizieren und managen

Um sicherzustellen, dass Ihre Lieferkette wirklich nachhaltig ist und den Anforderungen des Lieferkettensorgfaltspflichtengesetzes entspricht, sollten Sie etwaige Risiken frühzeitig erkennen und managen: 

  • Risikoanalyse durchführen: Untersuchen Sie, welche Materialien, Produkte oder Regionen ein erhöhtes Risiko für Umwelt- und Menschenrechtsverletzungen bergen.
  • Maßnahmen definieren: Entwickeln Sie Strategien, um Risiken zu minimieren – dafür empfehlen sich zum Beispiel strenge Verträge oder Audits.
  • Überwachung: Kontrollieren Sie Ihre Lieferanten regelmäßig und passen Sie Maßnahmen an neue Entwicklungen an. 

Wie können KMU Transparenz in ihrer Lieferkette sicherstellen?

Transparenz ist der Schlüssel zu einem verantwortungsvollen Management der Lieferkette. Folgende Maßnahmen helfen dabei, die eigene Supply Chain nachhaltig und nachvollziehbar zu machen: 

  1. Nachverfolgbarkeit: Nutzen Sie digitale Tools, um den Weg Ihrer Produkte lückenlos zu dokumentieren.
  2. Kommunikation: Informieren Sie Ihre Kunden über die Herkunft Ihrer Produkte und die Maßnahmen, die Sie ergreifen.
  3. Berichtswesen: Erstellen Sie Berichte, in denen Sie Ihre Fortschritte und Herausforderungen offen darlegen. 

Tools und Technologien für ein nachhaltigeres Lieferkettenmanagement

Die Digitalisierung bietet etliche Möglichkeiten, um Lieferketten nachhaltig und transparent zu machen.  
In der Lebensmittelindustrie wird beispielsweise die Blockchain-Technologie genutzt, um die Herkunft von Zutaten lückenlos zu dokumentieren und Verbrauchern Einblicke in nachhaltige Produktionsprozesse zu geben. Lieferantenmanagement-Plattformen erleichtern die Auswahl und Überwachung von Lieferanten. In der Logistik kommen Lösungen rund um das Internet of Things zum Einsatz: Sensoren überwachen den Energieverbrauch oder die Effizienz von Maschinen in Echtzeit. Track-and-Trace-Systeme optimieren Transportwege, um Emissionen zu senken.  

Eine Vielzahl an speziellen Software-Lösungen unterstützt dabei, Nachhaltigkeits-KPIs entlang der Lieferkette zu lassen oder Risiken in der Lieferkette identifizieren. Die Auswahl an Tools und Technologien für ein nachhaltigeres Lieferkettenmanagement ist groß und die Anforderungen sind unterschiedlich.  

Das nachhaltiges Lieferkettenmanagement als Chance

Bei dem nachhaltigen Lieferkettenmanagement geht es für Unternehmen nicht nur darum, gesetzliche Vorgaben zu erfüllen, sondern vor allem bietet es die Chance, sich langfristig als verantwortungsvoller Partner zu positionieren. Es bietet sich an, um Risiken zu minimieren, Vertrauen zu schaffen und die eigene Wettbewerbsfähigkeit zu stärken. Mit klaren Prozessen und den richtigen Tools können Unternehmen ihre Supply Chain nachhaltig und transparent gestalten.