Nachhaltigkeit

Sustainable Finance: Wirtschaften als Teil einer Nachhaltigkeitsstrategie

Die EU verfolgt zahlreiche Maßnahmen, um dem Klimawandel entgegenzuwirken – mit dem ambitionierten Ziel, bis 2050 Klimaneutralität zu erreichen. Der Finanzsektor hat hierbei eine entscheidende Rolle, da er durch nachhaltige Finanzierungsentscheidungen zur Transformation der Wirtschaft beitragen kann. Mit Sustainable Finance wird Nachhaltigkeit auch bei Finanzierungen immer mehr in den Fokus gerückt und daher auch für Unternehmen immer relevanter. Hier ein Überblick:

Zuletzt aktualisiert am 19.11.2024
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Was ist Sustainable Finance?

Das Thema Sustainable Finance gewinnt zunehmend an Bedeutung. Doch was verbirgt sich hinter diesem Begriff? Laut Definition wird mit Sustainable Finance das Konzept der Nachhaltigkeit im Finanzsektor, oder genauer die Finanzwirtschaft, beschrieben. Hierfür sind zahlreiche Regularien einzuhalten, wie beispielsweise die EU-Taxonomieverordnung. Bei finanziellen Entscheidungen werden die sog. ESG-Aspekte miteinbezogen.

Info

Was man unter ESG versteht

Die Abkürzung ESG steht für

  • Umwelt (Environment),
  • Soziales (Social) und
  • Unternehmensführung (Governance)

Das heißt, Banken und Finanzdienstleister sollen bei Finanzierungs- und Investitionspraktiken die ESG-Kriterien berücksichtigen. Ziel ist es, dass der Finanzsektor zu einer nachhaltigen globalen Wirtschaft beiträgt. Dies gelingt beispielsweise, indem Investitionen in Projekte gelenkt werden, die positive ökologische und soziale Auswirkungen haben, wie zum Beispiel erneuerbare Energien, nachhaltige Infrastruktur und soziale Projekte.

European Green Deal und EU-Aktionsplan

Der Aktionsplan für Sustainable Finance wurde von der EU-Kommission im März 2018 vorgestellt und zielt darauf ab, den Finanzsektor in Europa so zu transformieren, dass Kapital verstärkt in nachhaltige wirtschaftliche Aktivitäten fließt. Dies umfasst insbesondere die Lenkung von Finanzströmen in Projekte, die eine nachhaltige Entwicklung unterstützen. Dieser Aktionsplan ist ein wesentlicher Baustein des European Green Deal und Teil der Bemühungen, Europa bis 2050 klimaneutral zu machen. Wesentliche Aspekte des EU-Aktionsplans der Europäischen Kommission zu Sustainable Finance sind u. a.:

  • Kapitalströme in nachhaltige Investitionen lenken
  • Größere Transparenz in Unternehmensbilanzen
  • Pflicht von Vermögensverwaltern und institutionellen Anlegern, das Kriterium der Nachhaltigkeit bei den Investitionsabläufen zu berücksichtigen und Offenlegungsvorschriften
  • Schaffung eines EU-Kennzeichens für „grüne“ Finanzprodukte

Im Zusammenhang mit Sustainable Finance wurden zahlreiche Maßnahmen, Aktionen oder auch Allianzen wie die Green Finance Alliance ins Leben gerufen. Daran beteiligt sind verschiedenste Akteure aus dem Finanzsektor, von großen Banken bis hin zu Investmentfonds, die alle ein gemeinsames Ziel verfolgen: die Förderung nachhaltiger Investitionen.

Nachhaltige Finanzpolitik

ESG-Kriterien spielen auch bei der Vergabe öffentlicher Mittel eine immer größere Rolle. Ein wichtiges Beispiel ist hier die KfW-Förderbank: Die KfW Bankengruppe hat ein Sustainable Finance Konzept entwickelt, das die strategische Steuerung der Bank transformiert und gezielt auf die Erreichung der UN Sustainable Development Goals (SDGs) sowie die Ziele des Pariser Klimaabkommens ausrichtet. Die KfW bietet ebenfalls eine KfW-Förderung für kleine Unternehmen.

Tipp

Sustainable Finance in Deutschland

Auch die deutsche Bundesregierung hat sich mit Sustainability Finance auseinandergesetzt. Bereits mit der Veröffentlichung „Deutsche Sustainable Finance-Strategie“ wurde 2021 ein umfangreiches Strategiepapier veröffentlicht, das auch zur Finanzpolitik in Deutschland Aufschluss gibt. Dabei werden fünf Ziele verfolgt:

  1. Sustainable Finance weltweit und europäisch voranbringen
  2. Chancen ergreifen, Transformation finanzieren, Nachhaltigkeitswirkung verankern
  3. Risikomanagement der Finanzindustrie gezielt verbessern und Finanzmarktstabilität gewährleisten, indem insbesondere Nachhaltigkeitsrisiken berücksichtigt werden.
  4. Finanzstandort Deutschland stärken und Expertise ausbauen
  5. Bund als Vorbild für Sustainable Finance im Finanzsystem etablieren

Im Rahmen dieses Konzepts fördert die KfW mit angepassten Steuerungsansätzen und Mechanismen (wie SDG-Mapping und Treibhausgas-Accounting) die Nachhaltigkeit und unterstützt die Bundesregierung bei der Umsetzung eines nachhaltigen Finanzsystems. Ziel ist es laut Angaben der KfW, eine Vorreiterrolle darin übernehmen, wie eine Bank bzw. Förderbank mit den ihr gegebenen Mitteln substanzielle Beiträge zur Erreichung der UN Sustainable Development Goals und des Pariser Klimaabkommens leisten kann. Weitere Informationen zu Förderprodukten und Entwicklungen finden Sie bei der KfW.

Tipp

Nachhaltig finanzieren mit KfW-Förderprodukten

Für Unternehmen, die nachhaltige Projekte finanzieren lassen wollen, sind die Förderprodukte der KfW interessant. Eine Übersicht zu den möglichen Förderprodukten finden Sie auf der Webseite der KfW.

Auch im Geschäftsbereich der Aufsicht spielen Nachhaltigkeitsaspekte eine Rolle. Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht verfolgt seit Juli 2023 eine eigene Sustainable-Finance-Strategie. Darin wird die Rolle der BaFin beschrieben und fünf Handlungsschwerpunkte festgelegt:

  1. Risikoorientierte und praxistaugliche Regulierung
  2. Zuverlässigere Daten zu finanziellen Klimarisiken
  3. Angemessenes Management von umweltbezogenen finanziellen Risiken
  4. Prävention und Bekämpfung von Greenwashing insbesondere durch verlässliche Informationen für Anleger
  5. Generieren und Teilen von Wissen im offenen Dialog

Ausführliche Informationen zur Sustainable-Finance-Strategie finden Sie auf der Seite der BaFin.

Tipp

Was ist der Unterschied zwischen Sustainable Finance und ESG?

Sustainable Finance und ESG sollten nicht miteinander verwechselt werden. Es handelt sich nicht um Synonyme.

  • Sustainable Finance umfasst Finanzdienstleistungen, die ESG- Aspekte in den Entscheidungsprozess miteinbeziehen. Ziel ist es, dass bei Investitionen nicht nur mögliche finanzielle Erträge im Fokus stehen, sondern damit auch gesellschaftliche und ökologische Vorteile generiert werden. Bekannt in diesem Zusammenhang sind beispielsweise Grüne Anleihen oder auch nachhaltige Investmentfonds.
  • Bei ESG handelt es sich hingegen um ein Rahmenwerk mit den drei Kriterien Umwelt, Soziales und Unternehmensführung, um nachhaltige Aktivitäten eines Unternehmens oder einer Investition zu bewerten.

Was bedeutet Sustainable Finance für Unternehmen?

Sustainable Finance ist nicht nur für große Unternehmen, Finanzinstitute oder den Finanzsektor von Bedeutung. Auch KMU sollten sich mit der Thematik auseinandersetzen. Das hat verschiedene Vorteile, wie beispielsweise:

  • Zugang zu Finanzierung: Unternehmen, die nachhaltige Aktivitäten umsetzen, können leichter Zugang zu Finanzierungsmöglichkeiten erhalten. Mittlerweile achten viele Banken und Investoren auf ESG-Kriterien. Unternehmen, die sich hieran orientieren, erhalten die Chance auf günstigere Kredite oder Investitionen.
  • Finanzielle Nachhaltigkeit: Finanziell nachhaltig agierende Unternehmen können langfristig stabile Erträge sichern, das Vertrauen von Investoren stärken und sich resilienter gegenüber wirtschaftlichen Herausforderungen aufstellen.
  • Wettbewerbsvorteil: Nachhaltige Aktivitäten können zu Wettbewerbsvorteilen führen.  Verbraucher und Geschäftspartner legen zunehmend Wert auf Nachhaltigkeit, was zu einer stärkeren Kundenbindung und einem verbesserten Markenimage führen kann. Auch die Finanzstrategie des Unternehmens kann hierzu entscheidend beitragen.
  • Langfristige Rentabilität: Wer in Nachhaltigkeit investiert (zum Beispiel eine Photovoltaikanlage) kann langfristig von Kosteneinsparungen profitieren. Denn energieeffiziente Technologien oder die Reduzierung von Abfall können sich auf die Geschäftszahlen positiv auswirken. Dies trägt zur finanziellen Stabilität und Rentabilität bei.

Unternehmen sollten sich deshalb nicht nur bei der Finanzierung, sondern auch bei Kapitalanlagen und Investitionen mit nachhaltigen Aspekten auseinandersetzen. In diesem Zusammenhang liest man häufig Begriffe wie Green Finance oder Green Investing. So tragen sie ihren Teil dazu bei, soziale und ökologische Verantwortung zu übernehmen und somit nachhaltiges Wachstum und Innovationen zu fördern. Zudem sind viele neue Trends vielversprechend, wie beispielsweise Grüne Anleihen, Impact Investing oder auch Regenerative Finance.

Tipp

Nachhaltigkeit wird für Finanzierungsgespräche immer wichtiger

Nachhaltige Finanzierung wird zukünftig immer mehr zur Norm und beeinflusst Kreditvergaben, Investitionsentscheidungen und Unternehmensstrategien maßgeblich. Durch verschiedene regulatorische Anforderungen, wie das CSRD-Umsetzungsgesetz, wurden noch mehr Unternehmen zur Nachhaltigkeitsberichterstattung verpflichtet. Das wirkt sich auch auf die Kreditvergabe von Banken aus.

Nicht immer ist jedoch klar, welche Daten überhaupt benötigt werden, damit man beim Aspekt Nachhaltigkeit in der Verhandlung mit der Bank punkten kann. Der Bankenverband hat den sog. ESG KPI Grundkatalog veröffentlicht. Hieraus können Unternehmen ablesen, welche Nachhaltigkeitsdaten sie im Finanzierungsgespräch vorlegen sollten.