Was macht ein Nachhaltigkeitsmanager?
Ein Nachhaltigkeitsmanager plant, koordiniert und begleitet alle Aktivitäten eines Unternehmens, nicht nur die, die mit Umwelt- und Sozialverantwortung zusammenhängen. Zentrale Aufgaben eines Nachhaltigkeitsmanagers sind unter anderem:
- Entwicklung einer Nachhaltigkeitsstrategie in enger Abstimmung mit dem Top-Management.
- Interne und externe Kommunikation mit Stakeholdern in Zusammenarbeit mit den zuständigen Bereichen.
- Koordination der Nachhaltigkeitsberichterstattung (z. B. nach DNK oder CSRD) in der gesamten Organisation.
- Umsetzung von Klimazielen und Regulatorik (z. B. EU-Taxonomie) mit den zuständigen Bereichen.
- Schulung und Sensibilisierung von Mitarbeitenden in unterschiedlichen Formaten.
- Integration von Nachhaltigkeitszielen in die Grundlagen der Unternehmensstrategie.
Info
Der Nachhaltigkeitsmanager wird immer wichtiger
Ein Blick auf Ausschreibungen und Stellenbeschreibungen auf Job-Portalen in Deutschland zeigt, dass mehrere Tausend Stellen für Nachhaltigkeitsmanager zu besetzen sind – Tendenz steigend. Der Beruf hat sich von einer "Netto-Nebenrolle" zum strategisch relevanten Dreh- und Angelpunkt in Transformationsprozessen unserer Gesellschaft entwickelt, in der der Aufbau ökologischer Standards und Inhalte immer wichtiger wird.
Nachhaltigkeitsmanager sind für KMU unverzichtbar
Nachhaltigkeit ist kein Nischenthema mehr, sondern ein Wettbewerbsfaktor. Regulatorische Anforderungen wie die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD), die europäische Lieferkettenrichtlinie CSDDD oder ESG-Kriterien wirken sich direkt auf Lieferketten, Finanzierung und Reputation aus. Für KMU bedeutet das konkret:
- Nachhaltigkeit wird zur Eintrittskarte in Wertschöpfungsketten großer Unternehmen.
- Banken verlangen bei Finanzierungen ESG-Nachweise (um ihre eigenen Ziele zu erreichen und um Risiken in ihren Kreditportfolios zu reduzieren).
- Mitarbeitende und Kunden erwarten glaubwürdiges Engagement und benötigen ESG-Nachweise wiederum für ihre eigene Berichtserstattung.
Ein Nachhaltigkeitsmanager hilft, diese Herausforderungen zu bewältigen – und daraus Chancen zu machen.
Welche Kompetenzen braucht ein Nachhaltigkeitsmanager?
Erfolgreiche Nachhaltigkeitsmanager vereinen Fachwissen mit unternehmerischem Denken und sozialer Wirkungskompetenz. Laut einer neuen DBA-Studie „Die Rolle von Nachhaltigkeitsmanagern im Finanzsektor“ (Kirchberg, 2024) agieren sie vor allem als Change Agents und Wissensvermittler zwischen Geschäftsleitung und Fachabteilungen.
Zentrale Fähigkeiten als Voraussetzungen für einen Nachhaltigkeitsmanager sind:
- Strategisches Denken und Systemblick
- Kenntnisse in Klimaschutz-, Umwelt- und Sozialthemen
- Kommunikations- und Moderationskompetenz
- Organisations- und Projektmanagement
- Überzeugungskraft – auch gegen interne Widerstände
Ein Großteil der in der Studie befragten 28 Nachhaltigkeitsmanager sieht sich in einer Vermittlerrolle zwischen Vision und Realität – und als „Übersetzer“ regulatorischer Anforderungen in praxisorientierte Maßnahmen.
Wo arbeiten Nachhaltigkeitsmanager?
Während große Konzerne längst eigene CSR- oder ESG-Abteilungen aufgebaut haben, erkennen nun auch KMU zunehmend den Bedarf an interner oder externer Nachhaltigkeitskompetenz. Besonders gefragt sind sie:
- In Industrie und Produktion
- Im Finanz- und Versicherungswesen
- In Handel, Logistik und IT
- Bei Agenturen, Verbänden und Beratungen
Quereinstieg ins Nachhaltigkeitsmanagement: geht das?
Ja – viele Nachhaltigkeitsverantwortliche kommen ursprünglich aus anderen Bereichen wie Kommunikation, Compliance oder Unternehmensstrategie. Der Einstieg als Nachhaltigkeitsmanager gelingt oft über praxisnahe Weiterbildungen und Zertifikatslehrgänge, etwa Ausbildungen bei IHKs, Hochschulen oder spezialisierten Anbietern. Viele der Programme sind berufsbegleitend aufgebaut und eignen sich auch für Fach- und Führungskräfte aus verwandten Bereichen.
Nachhaltigkeitsmanager: Welche Herausforderungen gibt es in der Praxis?
Die Realität sieht oft noch anders aus als die Theorie. Oft bestehen deutliche Diskrepanzen zwischen formaler Rollenbeschreibung und tatsächlicher Praxis.
Häufig genannte Hürden:
- Fehlender Rückhalt durch das Top-Management
- Unklare Zuständigkeiten und fehlende Budgetverantwortung
- Hohe operative Belastung bei geringer strategischer Einbindung
- Zielkonflikte mit anderen Abteilungen (z. B. Vertrieb, IT)
Praxisbeispiel für die Hürden von Nachhaltigkeitsmanagern
Eine in der DBA-Studie befragte Managerin berichtete, dass sie zwar offiziell als "Strategische Nachhaltigkeitsbeauftragte" geführt werde, in der Praxis jedoch für Events, Kommunikation und Einzelprojekte zuständig sei – ohne strategischen Einfluss.
Erfolgsfaktoren für die Implementierung eines Nachhaltigkeitsmanagers im Unternehmen sind:
- Direkte Kommunikationslinie zwischen Hauptverantwortlichkeit, Nachhaltigkeit und dem Top-Management.
- Nachhaltigkeit als Querschnittsthema in der Organisation und tiefenintegriert in Prozesse, Softwares, Produkte etc.
- Klare Ressourcen, Zuständigkeiten in jedem Bereich und Entscheidungsbefugnisse.
- Langfristige Strategie statt kurzfristigem Aktionismus.