Nachhaltigkeit

Nachhaltigkeitsbarrieren: Welche Schwierigkeiten dem nachhaltigen Wandel im Weg stehen

Der nachhaltige Wandel ist ein entscheidender Faktor für die zukünftige Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen. Das trifft nicht nur auf die großen Konzerne zu, denn insbesondere kleine und mittlere Unternehmen (KMU) stehen vor der Herausforderung, ihre Strukturen anzupassen, dass sie nachhaltiger wirtschaften, Kosten senken und die Effizienz steigern. Doch auf dem Weg zur zukunftsfähigen Transformation gibt es zahlreiche Hürden, die gemeistert werden müssen. In diesem Artikel erfahren Sie, welche Barrieren dem nachhaltigen Wandel im Weg stehen und wie Unternehmen diese Nachhaltigkeitsbarrieren proaktiv angehen und mit den passenden Ansätzen überwinden können.

Zuletzt aktualisiert am 14.03.2025
© Jeremy - stock.adobe.com

Was versteht man unter nachhaltigem Wandel?

Nachhaltiger Wandel beschreibt die Anpassung von Unternehmensprozessen, um ökologische, soziale und wirtschaftliche Nachhaltigkeit zu gewährleisten und in diesem Zuge künftige transitorische (Politik, Regulatorik) und physische (extreme Wetterereignisse, sich verändernde Umwelt) Nachhaltigkeitsrisiken bestmöglich in der Unternehmensstrategie zu minimieren. Ziel ist es, langfristige Werte zu schaffen, Ressourcen zu schonen und umweltfreundliche Strategienin das Kerngeschäft zu integrieren bei gleichzeitiger Risikoreduktion, welches vor allem auch langfristig zur Arbeitsplatzsicherheit beiträgt. Unternehmen, die auf langfristig tragfähige Geschäftsmodelle setzen, profitieren nicht nur von einem positiven Image, sondern können somit Risiken minimieren und neue Geschäftsmöglichkeiten erschließen.

Tipp

Vorteile unternehmerischer Nachhaltigkeit

Unternehmen, die Nachhaltigkeit strategisch umsetzen, profitieren von einer besseren Marktposition, stärkerer Kundenbindung und höherer Mitarbeiterzufriedenheit. Studien zeigen, dass nachhaltige Unternehmen langfristig profitabler sind und sich schneller an Marktveränderungen anpassen können, da diese bereits in der strategischen Ausrichtung bedacht worden sind. Darüber hinaus profitieren Unternehmen mit einer starken ESG-Positionierung künftig von attraktiveren Kreditzinsen und einer besseren Bonität bei ihren Banken. Dafür ist es wichtig, Nachhaltigkeitsbarrieren zu überwinden und eine durchdachte Nachhaltigkeitsstrategie für Ihr Unternehmen zu entwickeln und zu implementieren. 

Welche Barrieren behindern den nachhaltigen Wandel?

Ist Nachhaltigkeit in Unternehmen utopisch, da unüberwindbare Probleme im Weg stehen? Trotz der offensichtlichen Vorteile gibt es zahlreiche Hindernisse, die Unternehmen daran hindern, eine nachhaltige Transformation erfolgreich umzusetzen. Zu den Nachhaltigkeitsbarrieren gehören unter anderem.:

  • Hohe Investitionskosten: Nachhaltige Technologien und Prozesse erfordern oft erhebliche Anfangsinvestitionen, die KMU finanziell belasten. Besonders in ressourcenintensiven Branchen können diese Investitionen eine erhebliche Hürde darstellen.
  • Fehlendes Wissen: Viele Unternehmen verfügen nicht über das notwendige Know-how, um nachhaltige Strategien effizient umzusetzen. Hierbei mangelt es häufig an Fachkräften mit spezifischem Wissen zu Nachhaltigkeitsmaßnahmen und -technologien. Bedeutet konkret, Unternehmen müssen in „upskilling“ investieren, um ihre Belegschaft aufzuschlauen, und gegebenenfalls die geforderte Expertise einkaufen. Das kann unter anderem ein Klimaschutzmanager sein.
  • Widerstand in der Belegschaft: Veränderungen werden oft kritisch betrachtet, weil diese oftmals mit „Mehrarbeit“ in Verbindung stehen. Ohne eine gezielte Kommunikation können sich Mitarbeitende gegen neue nachhaltige Prozesse, die es in bestehende Prozesse zu integrieren gilt, sträuben. Die Unternehmenskultur spielt eine entscheidende Rolle bei der Akzeptanz von Veränderungsprozessen und der Überwindung von Nachhaltigkeitsbarrieren.
  • Regulatorische Unsicherheiten: Unklare gesetzliche Vorgaben und häufig wechselnde Anforderungen erschweren die langfristige Planung. Unternehmen müssen sich kontinuierlich an neue Vorschriften anpassen, was zusätzliche Ressourcen erfordert. Demnach ist eine einigermaßen flexible Ausrichtung wichtig.
  • Mangel an Kooperationen: Unternehmen, die isoliert handeln, haben es schwerer, nachhaltige Innovationen voranzutreiben. Die Zusammenarbeit mit Lieferanten, Partnern und Forschungseinrichtungen kann die Umsetzung von Nachhaltigkeitszielen erleichtern.

Tipp

Förderprogramme für nachhaltige Investitionen

Unternehmen können von Förderprogrammen profitieren, die nachhaltige Investitionen finanziell unterstützen. Dazu gehören EU-Fördermittel, staatliche Unterstützungsprogramme und branchenspezifische Anreize. Je nach Bundesland gibt es unterschiedliche Förderprogramme, wie bspw. in Baden-Württemberg der sogenannte „KEFF-Check“, welcher vom Bundesland gesponsort wird und Unternehmen eine übersichtliche Status-quo-Analyse liefert, wie das Unternehmen in puncto Energieeffizienz aufgestellt ist. 

Praxisbeispiele für erfolgreiche nachhaltige Transformationen

Doch kann ein Unternehmen die Wandlung hin zu mehr Nachhaltigkeit überhaupt stemmen, ohne dass das Tagesgeschäft darunter leidet? Viele Unternehmen haben gezeigt, dass eine umfassende nachhaltige Transformationmöglich ist und sich Nachhaltigkeitsbarrieren überwinden lassen:

Vaude

 

Der Outdoor-Ausrüster hat eine umfassende Nachhaltigkeitsstrategie implementiert und nutzt 100 % erneuerbare Energien. Zudem setzt Vaude konsequent auf recycelte Materialien und umweltfreundliche Produktionsprozesse.

BMW

 

Das Unternehmen setzt auf eine Kreislaufwirtschaft und reduziert Materialverschwendung durch Recyclingkonzepte. Ein Fokus liegt auf der Nutzung nachhaltiger Materialien in der Fahrzeugproduktion.

Frosch (Werner & Mertz)

 

Durch nachhaltige Verpackungen und biologisch abbaubare Inhaltsstoffe setzt das Unternehmen neue Standards in der Reinigungsmittelbranche. Das Unternehmen hat zudem innovative Mehrwegsysteme für Verpackungen entwickelt.

IKEA

 

Das Möbelhaus investiert stark in nachhaltige Lieferketten und erneuerbare Energien. Bis 2030 möchte IKEA alle Produkte aus recycelbaren oder erneuerbaren Materialien herstellen. Darüber hinaus hat IKEA den Secondhand-Markt für sich entdeckt, in dem es gebrauchte IKEA-Möbelstücke prüft, zurücknimmt und in einem Zweitmarkt erneut verkauft. Dieses Vorgehen reduziert den Ressourcenverbrauch und eröffnet IKEA den Zugang in einen neuen Markt bei einer neuen Zielgruppe – bei nahezu gleichbleibenden Produktionskosten. 

So können Unternehmen Nachhaltigkeitsbarrieren überwinden

Die Praxisbeispiele zeigen: Diese Transformationsbarrieren lassen sich überwinden. Doch wie funktioniert das? Um den Wandel erfolgreich zu gestalten und Nachhaltigkeitsbarrieren zu überwinden, können Unternehmen folgende Strategien nutzen:

  • Mitarbeiter einbinden: Interne Schulungen und transparente Kommunikation helfen, Widerstände abzubauen und Akzeptanz zu fördern. Eine starke Unternehmenskultur ist essenziell, um den Wandel voranzutreiben.
  • Partnerschaften nutzen: Kooperationen mit nachhaltigen Zulieferern und Branchenverbänden können Innovationen vorantreiben. Netzwerke und Austauschformate helfen dabei, neue Lösungen schneller umzusetzen.
  • Schrittweise Transformation: Kleine, messbare Schritte erleichtern den Einstieg und minimieren finanzielle Risiken. Durch Pilotprojekte können erste Erfolge sichtbar gemacht werden.
  • Förderungen beantragen: Staatliche und private Förderprogramme können finanzielle Hürden reduzieren. Besonders KMU können von Fördermitteln profitieren, um nachhaltige Technologien zu implementieren.
  • Technologie und Digitalisierung nutzen: Digitale Lösungen können helfen, Ressourcen effizienter einzusetzen, den Konsum sowie den CO₂-Ausstoß zu reduzieren und Prozesse nachhaltiger zu gestalten. Der Einsatz von Datenanalyse-Tools kann beispielsweise dazu beitragen, Energieverbräuche zu optimieren.

Checkliste: Sind Sie bereit für den nachhaltigen Wandel?

Der Schritt zum nachhaltigen Wandel im eigenen Unternehmen erfordert neben Zeit, Ressourcen und Know-how auch Mut und Überzeugung. Wenn Sie sich fragen, ob Sie bereit sind, die Transformation zu einer nachhaltigen Unternehmenskultur zu bewältigen, können Sie sich an der folgenden Checkliste orientieren:

  • Verfügt Ihr Unternehmen über eine klare Nachhaltigkeitsstrategie?
  • Haben Sie Ihre Mitarbeitenden in den Prozess eingebunden?
  • Nutzen Sie vorhandene Fördermöglichkeiten?
  • Setzen Sie bereits auf nachhaltige Lieferketten?
  • Sind Ihre Unternehmensprozesse ressourcenschonend?
  • Haben Sie Pilotprojekte zur nachhaltigen Transformation gestartet?
  • Nutzen Sie digitale Tools zur Effizienzsteigerung?