Nachhaltigkeit

Nachhaltigkeit in Unternehmen: Nicht nachhaltig zu wirtschaften, ist auch keine Alternative

Das Thema Nachhaltigkeit ist in aller Munde. Der Klimawandel und der rücksichtslose Umgang mit der Umwelt in der Vergangenheit machen die Nachhaltigkeit aber nicht zu einem Trend, sondern zu einer Notwendigkeit. Nachhaltigkeit ist aber nicht nur im privaten Bereich wichtig. Sie muss auch in Unternehmen erfolgreich integriert werden. Wie das funktioniert und was es dabei zu beachten gibt, erfahren Sie in diesem Artikel.

Zuletzt aktualisiert am 26.02.2025
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Was bedeutet Nachhaltigkeit eigentlich?

Die Definition von Nachhaltigkeit umfasst mehrere Facetten:
Nachhaltiges Handeln ist ein Prinzip der Ressourcennutzung. Dabei werden Ressourcen so eingesetzt, dass die natürliche Regeneration dieser Ressourcen nicht gefährdet wird.

Vor allem stehen dabei das Ökosystem und die Tierwelt der Erde im Fokus. Ein Beispiel für nachhaltiges Wirtschaften ist die Verwendung von Holz nur bis zu einer Grenze, wie es der Bestand hergibt. Kurz: Es werden nicht mehr Bäume gefällt, als auch nachwachsen können.

Obwohl die Nachhaltigkeit aktuell allgegenwärtig bezüglich Klimaschutz thematisiert wird, ist sie kein neues Prinzip. Schon zu Beginn des 18. Jahrhunderts wurde das Prinzip der Nachhaltigkeit in Bezug auf die Verwendung von Holz erwähnt – und spätestens am Ende des 18. Jahrhunderts auch mit dem Begriff „Nachhaltigkeit“ betitelt.
 

Unternehmerische Nachhaltigkeit

Per Definition bedeutet ökonomische Nachhaltigkeit, dass ein Unternehmen dauerhaft all seine wirtschaftlichen Tätigkeiten so ausübt, dass die Ressourcen bestmöglich geschont werden. Ziel dabei ist es, alle Bedürfnisse der heutigen sowie späteren Generationen angesichts des Klimawandels und seiner Auswirkungen befriedigen zu können. Dabei geht es auch darum, mit Innovationen die eigene Corporate Social Responsibility (kurz CSR), also die soziale Verantwortung des eigenen Unternehmens, anzunehmen und entsprechende Projekte umzusetzen. Die Gründe für mehr Nachhaltigkeit im eigenen Unternehmen gehen dabei aber auch weit über die soziale Verantwortung hinaus.

Warum ist Nachhaltigkeit wichtig für Unternehmen?

Die Gründe für mehr Nachhaltigkeit in Unternehmen sind vielfältig. Wenn Betriebe, Banken und Start-ups die Ausrichtung ihrer Unternehmensstrategie überdenken und nachhaltiger wirtschaften, macht dies nicht nur ethisch, sondern auch wirtschaftlich Sinn. Wenn sich z. B. der Verbrauch von Rohstoffen verringert, dient das nicht nur dem Klimaschutz. Und durch eine bessere Energieeffizienz können beispielsweise auch die Kosten gesenkt werden. Nachhaltigkeit hat somit auf vielen Ebenen Vorteile für Unternehmen:

Erschließung neuer Märkte

Die grünen Märkte wachsen. Damit sind ökologische Wirtschaftsbereiche gemeint, die immer mehr an Bedeutung gewinnen. Durch eine nachhaltige Gestaltung von Prozessen und Arbeitsabläufen kann ein Unternehmen besser auf diesen Märkten mithalten und auch neue Märkte erschließen.

Profitsteigerung

Umweltfreundliche Produkte und Services sind beliebt und können den Umsatz steigern. Nachhaltige Produkte können mit einem hohen Qualitätsstandard versehen werden. Gleichzeitig sinken die Kosten für Materialien und durch energieeffiziente Gestaltung von Prozessen können weitere Ausgaben verringert werden. Der Profit kann langfristig durch eine nachhaltige Unternehmenskultur steigen.

Wettbewerbsfähigkeit

Nachhaltigkeit stärkt ein Unternehmen im Wettbewerb. Die Konkurrenz wird ebenfalls ein nachhaltiges Konzept verfolgen. Um Schritt zu halten bzw. die Konkurrenz abzuhängen, kann ein starkes Nachhaltigkeitskonzept Gold wert sein.

Finanzielle Absicherung

Ein nachhaltiges Firmenkonzept kann finanziell sehr vorteilhaft sein. Es gibt Förderprogramme, die auf Gründungen mit nachhaltigen und grünen Plänen spezialisiert sind. Durch diese Programme kann bei der Gründung eine schöne Finanzspritze entstehen. Aber auch langfristig ist eine nachhaltige Unternehmenskultur ein gutes Argument, um Geldgeber und Investoren für Projekte zu finden. So kann ein Unternehmen auf lange Sicht finanziell mehr oder weniger abgesichert bleiben.

Soziale Verantwortung

Häufig wird vergessen, dass es noch einen weiteren Aspekt innerhalb der Nachhaltigkeit gibt: die soziale Verantwortung. Dazu gehören unter anderem soziale Gerechtigkeit und Diversität.

Vor allem jüngere Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen legen einen großen Wert auf eine faire Behandlung im Rahmen der Work-Life-Balance. Die Zeiten, in denen der Job vor dem Privatleben kam, sind langsam vorbei. Stattdessen ist Arbeitnehmenden Zeit mit der Familie und Freunden wichtiger.

In einem nachhaltigen Unternehmen werden auch diese Aspekte mit in die Unternehmenskultur übernommen.

Gesetze und Richtlinien zur Nachhaltigkeit in Unternehmen

Nachhaltiges Handeln hat also auch im unternehmerischen Kontext viele Vorteile. In Zeiten des Klimawandels ist Nachhaltigkeit jedoch keine Kür, sondern viel mehr eine Pflicht: Es gibt mittlerweile mehrere Richtlinien und Gesetze auf nationaler und internationaler Ebene, die Sie kennen sollten. Die wichtigsten sind:

  • Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD)
  • EU-Taxonomie
  • EU Green Deal
  • Non-Financial Reporting Directive (NFRD), faktisch abgelöst durch die CSRD
  • Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG, kurz: Lieferkettengesetz)

Diese Richtlinien verpflichten Unternehmen unter anderem dazu, ihre Lieferkette nachhaltig und frei von Menschenrechtsverletzungen zu halten, sowie – je nach Unternehmensgröße – Nachhaltigkeitsberichte zu erstellen.

Kurzüberblick zu Initiativen, Rahmenwerken und Standards

Unternehmen werden bei ihren Nachhaltigkeitsaktivitäten jedoch nicht alleine gelassen. Es gibt verschiedene Initiativen, Rahmenwerke, Standards und Normen, die Betriebe in verschiedenen Punkten beim Nachhaltigkeitsmanagement unterstützen:

  • UN Sustainable Development Goals (SDGs): 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung
  • UN Global Compact
  • Internationale Umweltmanagement-Norm ISO 14001
     

Folgende Rahmenwerke und Standards betreffen in der Praxis die Unternehmensberichterstattung. Sie geben Form, Inhalt und zeitliche Gestaltung der Rechenschaftslegung vor. In den letzten beiden Jahrzehnten haben verschiedene Organisationen derartige Rahmenwerke auf internationaler, europäischer und deutscher Ebene entwickelt:

  • European Sustainability Reporting Standards (ESRS)
  • International Financial Reporting Standards (IFRS)
  • Deutscher Nachhaltigkeitskodex (DNK)
  • Global Reporting Initiative (GRI)

Nachhaltigkeit in Unternehmen fördern anhand von ESG-Kriterien

Im Bereich ESG („Environmental, Social and Corporate Governance“) wurden auf EU-Ebene Maßnahmen formuliert, die Schritt für Schritt verwirklicht werden sollen. Anhand der ESG-Kriterien wird bewertet, inwieweit Unternehmen in den Bereichen Umwelt, Soziales und Unternehmensführung nachhaltig wirtschaften und wie angestrebte Nachhaltigkeitsziele erreicht werden können. Sie basieren damit auf den drei Säulen der Nachhaltigkeit. Während sich zunächst nur die Finanzbranche mit dem Thema ESG und Nachhaltigkeit auseinandersetzte, sind diese Begriffe mittlerweile für alle Unternehmen wichtig. ESG-Kriterien wurden in zahlreiche Richtlinien zur Nachhaltigkeit integriert, z. B. in die EU-Taxonomie und die CSRD.

Info

Die ESG-Kriterien im Überblick

Umwelt (Environment):

  • Emissionen & Klima
  • Ressourcenknappheit
  • Energie & Wasser
  • Artenvielfalt
  • Lieferkette

Soziales (Social):

  • Mitarbeitende
  • Menschenrechte
  • Chancengleichheit
  • Sicherheit & Gesundheit
  • Demographischer Wandel
  • Ernährungssicherheit

Governance:

  • Risiko- & Reputationsmanagement
  • Unternehmenskultur & Ethik
  • Aufsichtsstrukturen
  • Compliance
  • Korruption

10 Tipps für mehr Nachhaltigkeit im Unternehmen

Nachhaltigkeit fängt oft auch bei Details an und kann sich von dort aus steigern. Deshalb finden sie hier einige Tipps für die Integration von Nachhaltigkeit in Unternehmen, die verhältnismäßig einfach umsetzbar sind.

1. Umweltfreundliche Produktionsverfahren

Die Nachhaltigkeit beginnt beim Müll. Ein Unternehmen, das weniger Müll produziert, hat bereits den ersten Schritt Richtung Nachhaltigkeit getan. Dafür bieten sich nachhaltige Produktionsverfahren an, die sich die Kreislaufwirtschaft zum Vorbild nehmen können.

2. Nachhaltige Energiequellen

Ökologische Energiequellen sind recht kostengünstig zu bekommen und einfach umsetzbar. Zudem gibt es für bestimmte Installationen zusätzliche Förderungen. Beispielsweise für Photovoltaikanlagen, die ökologisch Strom produzieren.

3. Grüne Banken

Grüne Banken bieten Geschäftskonten an, bei deren Eröffnung Unternehmen selbst mitbestimmen dürfen, wen die Bank unterstützt. So entsteht ein Kollektiv an nachhaltigen Unternehmen, Banken und Organisationen.

4. Papierlose Büros

Faxgeräte sind zwar noch in Betrieb, aber der Trend geht klar zum papierlosen Büro. In der digitalen Zeit ist das leicht umsetzbar. Alle Dokumente und Unterlagen können online gesichert werden und es gibt kaum noch Gründe, etwas auf Papier zu drucken. In vielen Fällen werden sogar nur noch digitale Dokumente verlangt.

5. Homeoffice

Das Homeoffice als Arbeitsplatz ist ebenfalls ein guter Weg, um Energie zu sparen. Die Fahrtwege werden gespart und es wird weniger Strom und Wasser im Unternehmen verbraucht. Dabei muss aber darauf geachtet werden, dass die leeren Büros nicht versehentlich geheizt werden oder Geräte durchgehend Strom verbrauchen.

6. Umweltfreundlich arbeiten

Generell sollte unnötiger Verbrauch von Energie vermieden werden. Die Heizung ein wenig herunterdrehen oder nicht genutzte Geräte vom Strom zu nehmen, geht eigentlich immer und ist zumindest ein Anfang. Von da aus kann man die Nachhaltigkeit im Unternehmen weiter ausbauen.

7. Corporate Social Responsibility

Corporate Social Responsibility umfasst die freiwillige Übernahme gesellschaftlicher Verantwortung durch Unternehmen. Dazu gehören faire Arbeitsbedingungen im In- und Ausland sowie entlang der gesamten Produktions- und Lieferkette. Es beinhaltet aber auch unternehmensinterne Initiativen wie Spenden an soziale Hilfsorganisationen, Engagement in lokalen Vereinen und die Unterstützung von Entwicklungsländern.

8. CO₂ nachhaltig kompensieren

Unternehmen haben die Möglichkeit, unvermeidbare CO₂-Emissionen aus Auto- und Flugreisen sowie aus Produktionsprozessen zu kompensieren. Dies geschieht durch die finanzielle Unterstützung von Klimaschutzprojekten, die den CO₂-Emissionen entsprechen. Dabei können spezielle Zertifikate erworben werden, die den Ausgleich dokumentieren.

9. Nachhaltige Projekte unterstützen

Viele Unternehmen unterstützen nachhaltige Projekte, indem sie einen Teil ihres Umsatzes spenden. Beispielsweise pflanzen sie für jeden Einkauf einen Baum oder spenden für jedes verkaufte Produkt regelmäßig oder einmalig ein Produkt an Bedürftige.

10. Umweltfreundliche Unternehmenskultur

Um im Bereich Nachhaltigkeit erfolgreich zu sein, ist es wichtig, dass auch die Mitarbeiter begeistert mitziehen. Deshalb lohnt es sich, eine Unternehmenskultur zu schaffen, die Engagement in diesem Bereich fördert. Die Bereitstellung von Dienstfahrrädern anstelle von Firmenwagen oder die Mitfinanzierung von Jobtickets für den öffentlichen Nahverkehr sorgen dafür, dass Angestellte Nachhaltigkeit in Ihr Leben integrieren. Auch Anerkennungen und Belohnungen für besonderes Engagement oder Leistungen der Mitarbeiter im Bereich Nachhaltigkeit sind möglich.

Fördermittel für mehr Nachhaltigkeit in Unternehmen

Um einige dieser Ideen für mehr Nachhaltigkeit im Unternehmen umzusetzen, können Sie also von verschiedenen Fördermitteln Gebrauch machen. Es gibt verschiedenste Angebote für Fördermittel oder eine Unternehmensberatung. Hier sind einige Anlaufstellen, wenn Sie sich auf dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit in Ihrem Unternehmen Unterstützung wünschen:

Wie nachhaltig Ihr Unternehmen wirtschaftet und ob es die ESG-Kriterien bereits erfüllt, können Sie anhand von Checklisten überprüfen. Viele Organisationen und Institutionen bieten solche Checklisten für Nachhaltigkeit in Unternehmen online an.