Kostenvergleichsrechnung: So fällen Sie fundierte Investitionsentscheidungen

Sobald im Unternehmen eine Investitionsentscheidung ansteht, spielt der Kostenfaktor eine große Rolle. Wenn Sie investieren möchten, aber nicht wissen, welche Alternative für Sie günstiger ist, sollten Sie die Kostenvergleichsrechnung kennen. Diese hilft Ihnen dabei, herauszufinden, welche Option am kostengünstigsten ist. In diesem Artikel erfahren Sie mehr über ihre Berechnung und Anwendung in der Praxis.

Zuletzt aktualisiert am 12.12.2024
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Definition

Was versteht man unter der Kostenvergleichsrechnung?

Wenn Sie als Unternehmer eine Investition planen, haben Sie meist die Wahl zwischen verschiedenen Möglichkeiten, etwa mehreren Maschinen. Mit der Kostenvergleichsrechnung können Sie sich einen ersten groben Überblick verschaffen, welche Alternative besser für Sie geeignet ist.

Bei diesem Kostenvergleichsverfahren werden alle Kosten zugerechnet, die zu der Investition gehören. Dabei gehören sowohl die fixen als auch die variablen Betriebskosten zur Kostenvergleichsrechnung. Zusätzlich fließen auch zusätzliche Kapitalkosten wie Zinskosten oder Abschreibungen mit ein. Die Kostenvergleichsrechnung in der Betriebswirtschaftslehre gehört in den Bereich der statischen Investitionsrechnung. Abhängig davon, was man vergleichen möchte, unterscheidet man zwischen: 

  1. Periodenkostenvergleich
  2. Stückkostenvergleich

Info

Was versteht man unter Kapitalkosten?

Die Kapitalkosten setzen sich aus Kosten, die im Rahmen jährlicher Abschreibungen entstehen, sowie jährlich anfallender Durchschnittszinskosten zusammen. Im Laufe der Nutzungsdauer verliert das Investitionsobjekt üblicherweise an Wert. Dieser Wertverlust lässt sich durch die Differenz zwischen dem ursprünglichen Anschaffungswert und dem möglicherweise verbliebenen Restwert ermitteln. Mit der Abschreibungssumme lässt sich idealerweise der Wertverlust wieder ausgleichen. Daher setzt man die jährliche Durchschnittsabschreibung auch mit dem Durchschnitt des jährlichen Werteverlusts gleich.

Periodenkostenvergleich in der Kostenvergleichsrechnung

Den Periodenkostenvergleich können Sie anwenden, wenn die Produktionsmenge bei beiden Investitionsalternativen gleich hoch ist, der Anschaffungspreis und sonstige Kosten sich aber unterscheiden. Der Periodenkostenvergleich bezieht sich immer auf einen bestimmten Zeitraum oder eine bestimmte Periode, z.B. ein Jahr.

Beispiel für den Periodenkostenvergleich

Nehmen wir an, Sie stellen Designerlampen her und möchten sich eine neue Maschine für deren Produktion anschaffen, wobei sich zwei verschiedene in Ihrer engeren Auswahl befinden. 

Beide Maschinen können Sie vermutlich für fünf Jahre nutzen und beide Anlagen produzieren pro Jahr 20.000 Einheiten. Wir erinnern uns: Der Periodenkostenvergleich ist nur möglich bzw. sinnvoll, wenn beide Maschinen die gleiche Menge des Produktes produzieren.

Im Hinblick auf die Kosten unterscheiden sich die beiden Maschinen jedoch voneinander:

  • Für die Anschaffung von Maschine 1 müssen Sie 500.000 Euro zahlen, hinzu kommen Fixkosten von 30.000 Euro pro Monat und Wartungskosten von 10.000 Euro pro Monat. Material- und Betriebskosten belaufen sich auf 2 Euro pro Stück.
  • Maschine 2 ist mit 650.000 Euro in der Anschaffung zwar teurer, doch die monatlichen Fixkosten liegen nur bei 25.000 Euro und auch die monatlichen Wartungskosten sind mit 8.000 Euro deutlich günstiger. Material- und Betriebskosten betragen ebenfalls 2 Euro pro Stück.

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Was zählt eigentlich zu den Betriebskosten?

Zu den Betriebskosten zählen alle Kosten, die mit der Produktion in Verbindung stehen, beispielsweise:

  • Energiekosten
  • Betriebs- & Werkzeugkosten
  • Materialkosten
  • Lohnnebenkosten
  • Instandhaltungskosten
  • Raumkosten 

Kostenvergleichsrechnung: Periodenkostenvergleich berechnen

Wenn Sie nun wissen möchten, welche der beiden Maschinen sich eher für Sie lohnt, berechnen Sie die Gesamtkosten, welche innerhalb eines Jahres anfallen.

Für Maschine 1 sind das:

  • Fixkosten pro Jahr (daher x 12): 360.000 Euro
  • Wartungskosten pro Jahr (daher x 12): 120.000 Euro
  • Material- und Betriebskosten pro Jahr: 40.000 Euro (2 Euro x 20.000 Stück)
  • Ergebnis: 520.000 Euro

Für Maschine 2 müssen Sie pro Jahr kalkulieren:

  • Fixkosten pro Jahr (daher x 12): 300.000 Euro
  • Wartungskosten pro Jahr (daher x 12): 96.000 Euro
  • Material- und Betriebskosten pro Jahr: 40.000 Euro (2 x 20.000 Stück)
  • Ergebnis: 436.000 Euro

Legen Sie den Periodenkostenvergleich zugrunde, ergibt sich daraus, dass Sie Maschine 2 deutlich günstiger pro Jahr ist. Die Anschaffungskosten sind zwar höher, dafür sind Fix- und Wartungskosten aber geringer.

Die Anschaffungskosten an sich werden allerdings nicht direkt in die Vergleichsrechnung einbezogen, sondern über die Jahre der Nutzungsdauer verteilt. Das erfolgt mithilfe der Ab-schreibungen, die in den Fixkosten enthalten sind. 

Die Abschreibungen ergeben sich, wenn man die Anschaffungskosten durch die Nutzungs-dauer teilt. Bei Maschine 1 wären das 500.000 / 5 Jahre = 100.000 Euro pro Jahr.

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Berücksichtigen Sie bei Verkauf den Restbuchwert

Würde es am Ende der Nutzungsdauer einer Maschine noch einen Restbuchwert geben, z.B. weil man die Maschinen wieder verkaufen kann, muss dieser bei der Ermittlung der Abschreibung berücksichtigt werden. Der Restbuchwert wird vom Anschaffungspreis abgezogen. Aus der dann geringeren Summe wird die Abschreibung gebildet. Verbliebe bei Maschine 1 z.B. ein Restbuchwert von 20.000 Euro, beträgt die Abschreibung nur noch 96.000 Euro ((Anschaffungskosten – Restbuchwert) / Nutzungsdauer = 480.000 Euro / 5 Jahre = 96.000 Euro.) Für die Beispiele wird ohne Restbuchwert gerechnet.

Nun ist dieser Periodenkostenvergleich ziemlich reduziert. Wenn Sie möchten, können Sie der Rechnung natürlich noch weitere Variablen hinzufügen. Denkbar sind zum Beispiel Abschreibungen oder kalkulatorische Zinsen. Wie Sie dabei vorgehen, zeigen wir Ihnen im folgenden Beispiel:

Die reguläre Abschreibung ist wie ausgeführt in der Regel bereits in den Fixkosten enthalten. 

Für Zwecke der Kostenrechnung (und damit auch der Kostenvergleichsrechnung) dürfen Sie aber mit kalkulatorischen Abschreibungen arbeiten. Bei der regulären Abschreibung ist es nur erlaubt, vom Anschaffungswert der Maschine Abschreibungen zu bilden, im Beispiel also von 500.000 Euro. Wenn Sie aber nach 5 Jahren die bestehenden Maschinen durch eine neue ersetzen müssen, ist diese meist teurer als die, die Sie aktuell nutzen. Ursache ist u.a. die Inflation, die zu steigenden Preisen führt. Zwar wissen Sie nicht genau, wie hoch der neue Preis sein wird, aber Sie können ihn schätzen. Die Differenz zwischen diesem Preis und dem Preis, den Sie für die aktuelle Maschine zahlen, ist die kalkulatorische Abschreibung. Auch diese muss durch die Nutzungsdauer dividiert werden, wenn Sie sie ansetzen möchten.

Angenommen, Sie gehen davon aus, dass die Maschine, wenn Sie sie in 5 Jahren ersetzen möchten, 550.000 Euro kostet. Dann entstehen zusätzlich zu den obigen 100.000 Euro noch 10.000 Euro kalkulatorische Abschreibungen (550.000 Euro: 5 Jahre = 110.000 Euro). Die Differenz von 10.000 Euro für Maschine 1 können Sie dann in der Kostenvergleichsrechnung ansetzen; ebenso wie die kalkulatorischen Abschreibungen von Maschine 2.

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Formel für kalkulatorische Zinsen

Sofern Sie in der Berechnung auch noch die kalkulatorischen Zinsenberücksichtigen möchten, wenden Sie die folgende Formel an:

(Anschaffungskosten - Restbuchwert (in Jahren)) : 2 = durchschnittliches gebundenes Kapital

Das Ergebnis dieser Division multiplizieren Sie mit dem kalkulatorischen Zinssatz. So erfahren Sie, wie viel Kapital durch das geplante Investitionsobjekt gebunden wird. 

Stückkostenvergleich in der Kostenvergleichsrechnung

Beim Stückkostenvergleich dagegen unterscheiden sich die Produktionsmengen. Es bringt daher nichts, nur die Kosten pro Jahr zu vergleichen, denn eine der Maschinen leistet mehr als die andere pro Zeitraum. Daher vergleicht man bei dieser Art der Kostenvergleichsrechnung die Kosten pro gefertigtem Stück.

Das funktioniert folgendermaßen:

Nehmen wir an, Maschine 1 produziert 20.000 Einheiten pro Jahr. Das teurere Modell, also Maschine 2, schafft dagegen 28.000 Einheiten pro Jahr. Wir rechnen nun also aus, wie teuer eine Einheit bezogen auf die jeweilige Maschine ist.

Dazu nutzen Sie folgende Formel:

Maschine 1: Kosten von 520.000 Euro pro Jahr, produziert 20.000 Einheiten:

520.000 Euro : 20.000 = 26 Euro

Eine Einheit, die Maschine 1 herstellt, fällt mit 26 Euro Produktionskosten ins Gewicht.

Für Maschine 2 erfolgt die Rechnung analog: 452.000 Euro pro Jahr, 28.000 Einheiten. Die Kosten ergeben sich durch die Summe der Fixkosten von 396.000 Euro pro Jahr zuzüglich 56.000 Euro Betriebskosten für die höhere Menge (28.000 Stück x 2 Euro):

452.000 Euro: 28.000 = 16,14 Euro (gerundet)

Maschine 2 stellt eine Einheit für gerade einmal 16,14 Euro pro Stück her, ist also deutlich günstiger.

Tipp

Legen Sie sich ein Excel-Sheet für Kostenvergleich an

Am besten ist es, die Rechenwege der Kostenvergleichsrechnung in einer Excel-Vorlage zu hinterlegen. Dann müssen Sie sich nur ein Mal die Arbeit machen, können diese dann aber immer wieder nutzen, um Kostenvergleichsrechnungen durchzuführen.

Kostenvergleichsrechnung und kritische Menge

Unter Umständen ist es möglich, die Produktionsmenge von Maschine 1 zu steigern. In diesen Fällen kann die kritische Menge interessant werden. Denn mithilfe dieser Formel können Sie herausfinden, ab welcher Produktionsmenge sich die Anschaffung von Maschine 1 lohnen könnte – also wann Maschine 1 so viel produziert, dass die Produktionskosten unter denen von Maschine 2 liegen.

Das gelingt mit dieser Formel:

(Fixe und variable Kosten von Maschine 1) - (Fixe und variable Kosten von Maschine 2) : Differenz der variablen Kosten = kritische Menge

Info

Was ist die kritische Menge und wie wird sie berechnet?

Grundsätzlich können Unternehmen die Produktionsmenge aufgrund vieler Unwägbarkeiten nicht 100 % exakt bestimmen. Dennoch hat sie einen enormen Einfluss auf die Entscheidungsfindung, weshalb in der Praxis oftmals die „kritische Produktionsmenge“ ermittelt wird. Sie bezieht sich auf den Punkt der Auslastung, an dem sich der wirtschaftliche Vorteil zwischen zwei Investitionsalternativen gerade verschiebt. Die kritische Produktionsmenge setzt sich aus zwei Investitionsalternativen zusammen, die dieselben Kosten pro Periode aufweisen.

Die Formel für die Gesamtkosten einer Investition lautet: Produktionsmenge x × variable Betriebskosten (kvar) × Fixkosten (Kfix) = Gesamtkosten einer Investition

Wenn die Kostengleichung für die Investitionen A und B aufgestellt und nach x gelöst wird, führt dies zur Ermittlung der kritischen Produktionsmenge. 

Formel: Xkrit = (Kfix B – Kfix A) / (kvar A – kvar B) 

Kostenvergleichsrechnung Kritik

Grundsätzlich ist die Kostenvergleichsmethode ein einfaches Schema, mit dessen Hilfe Sie sich nur einen groben Überblick über die Gesamtlage verschaffen können. Gleich mehrere Größen bleiben bei der Kostenvergleichsrechnung unberücksichtigt. Hierzu gehören zum Beispiel:

  • Zeitwert des Geldes
  • Qualität der produzierten Ware
  • Erlöse oder der Output

Trotz allem bietet die Kostenvergleichsrechnung jedoch den Vorteil, dass sie eine schnelle und einfache Methode ist, um recht schnell zu erfahren, welche Investitionensich eher für Sie lohnen könnten. Sie wird eher bei kleineren Investitionsvorhaben genutzt; handelt es sich um Investitionen mit hohen Volumina oder strategischer Bedeutung, kommen meist eher dynamische Verfahren wie die Kapitalwertmethode zum Einsatz.

Die Vor- und Nachteile einer Kostenvergleichsrechnung in der Übersicht

Die Kostenvergleichsrechnung ist ein einfaches Verfahren, das insbesondere bei der Gegenüberstellung von Investitionsalternativen genutzt wird. Dabei bietet sie sowohl Vorteile als auch Einschränkungen, die für die Entscheidungsfindung berücksichtigt werden sollten.

Vorteile: 

  • simples und leicht anzuwendendes Verfahren
  • die Durchführung verursacht in der Praxis nur wenig Kosten
  • hilft dabei, nachhaltige Investitionsentscheidungen zu treffen


Nachteile:

  • Rechnung eignet sich nur für zwei oder mehr Investitionsalternativen, da Erlösseite unberücksichtigt bleibt
  • wirtschaftlicher Vorteil einzelner Investition lässt sich nicht ermitteln
  • nur der Vergleich identischer Leistungsmerkmale hat Aussagekraft