Zusammenfassung
Amortisation im Überblick
- Als Amortisation oder Amortisierung werden die Rückflüsse von investiertem Kapital durch Umsatzerlöse bezeichnet.
- Im Bankwesen bedeutet Amortisation, dass die Rückzahlung von Krediten zeitlich verteilt wird.
- Je früher die Gewinnschwelle erreicht wird, desto schneller wird ein Gewinn mit der Investition erwirtschaftet.
Definition
Was bedeutet Amortisation?
Amortisation bzw. Amortisierung hat zwei Definitionen:
- Die eingesetzten Kosten für eine Investition oder für eine Anschaffung werden aus dem Umsatz gedeckt, der mit der Investition oder Anschaffung erzielt wurde.
- Eine Kreditschuld wird planmäßig über einen kurz- oder langfristigen Zeitraum getilgt, also vollständig zurückgezahlt.
Amortisation in der Betriebswirtschaft
Investitionen sollen sich amortisieren: Als Unternehmer oder Freiberufler setzen Sie regelmäßig Kapital ein, um eine Anschaffung zu tätigen. Beispielsweise kaufen Sie sich eine spezielle Produktionsmaschine, Betriebs- und Geschäftsausstattung oder Software, um Ihrer Geschäftstätigkeit nachzugehen. Wenn Sie nun mit dem gekauften Werkzeug oder der Softwarelösung mehr Aufträge abwickeln oder ganz neue Einnahmequellen erschließen können, erzielen Sie Umsätze, die Sie ohne diese Maschine oder Software nicht hätten erzielen können.
Klarer wird das Prinzip an einem vereinfachten Beispiel. Eine Maschine in der Schraubenproduktion kostet 50.000 Euro. Wenn das Unternehmen einen Gewinn von einem Euro pro Schraube erzielt, müssten 50.000 Schrauben verkauft werden, bevor es zur Amortisation kommt.
Hat sich eine Investition amortisiert, haben Sie durch die zusätzlichen Umsätze mindestens die Kosten der Anschaffung wieder eingespielt. Oder die Verbindlichkeiten, die durch die Investition entstanden sind, sind in Ihr Unternehmen zurückgeflossen.
Amortisation im Bankenwesen
Wenn Sie bei Ihrer Bank einen Kredit oder ein Darlehen aufnehmen, müssen Sie das geliehene Kapital über einen bestimmten Zeitraum zurückbezahlen. Je nach Laufzeit dauert die Rückzahlung mehrere Monate oder Jahre. Die schrittweise Tilgung Ihrer Verbindlichkeiten wird dann als Amortisation bezeichnet.
Info
Wann hat sich etwas amortisiert?
Das ist der Fall, wenn die Erträge, die durch eine Anschaffung oder Investition generiert werden, die Kosten der Anschaffung oder Investitionsausgaben komplett decken. Dieser Zeitpunkt ist die Rentabilitätsschwelle. Alle Umsätze, die danach mit der Investition erzielt werden, sind Gewinne.
Warum ist eine Amortisierung wichtig?
Die Berechnung der Amortisation gibt Antworten auf diese Fragen:
- Wie viele Produkte müssen hergestellt bzw. wie häufig muss eine Dienstleistung verkauft werden, bis die Investitionskosten gedeckt sind?
- Wann ist der genaue Zeitpunkt, ab dem sich die Anschaffung amortisiert?
- Ab wann können aus der Investition Gewinne erzielt werden?
- Bei welcher Investition wird die Rentabilitätsschwelle am schnellsten erreicht?
- Bei welcher Investition werden die Investitionsausgaben am schnellsten wiedergewonnen?
Begriff | Erklärung |
---|---|
Amortisation | Der konkrete Zeitpunkt, an dem eine Investition amortisiert (oder ein Kredit getilgt) ist |
Amortisationsrechnung | Die Berechnung der Amortisationsdauer |
Amortisationsdauer | Die Zeitspanne, die notwendig ist, bis eine Investition amortisiert (oder ein Kredit getilgt) ist |
Bevor Sie sich für oder gegen eine Investition entscheiden, sollten Sie eine Amortisationsrechnung durchführen. Damit ermitteln Sie, ob eine Investition rentabel ist. Hier ist der Zeitpunkt der Rentabilitätsschwelle relevant:
- Die Rentabilitätsschwelle ist erreicht, wenn die Erlöse und eingesetzten Kosten gleich hoch sind.
- Bei Erreichen der Rentabilitätsschwelle werden weder Verluste noch Gewinne erwirtschaftet.
- Erst, wenn diese Schwelle überschritten wird, befindet sich Ihr Unternehmen in der Gewinnzone.
Info
Unter welchem Namen ist die Rentabilitätsschwelle noch bekannt?
Sie wird auch Punkt der Rentabilität, Amortisationszeitpunkt, Break-Even-Point, Gewinnschwelle, Nutzenschwelle, Deckungsbeitrag oder Kostendeckungspunkt genannt. Mit einer Break-Even-Analyse lässt sich dieser Punkt leicht berechnen.
Mit der Amortisation lässt sich nicht nur eine Aussage über die zu erwartende Rentabilität einer Anschaffung beurteilen, sondern auch, wie sicher eine Investition ist. Deshalb ist diese Frage bei der Berechnung der Amortisierung entscheidend: Wie hoch ist die Kapitalbindungsdauer?
Was ist die Kapitalbindungsdauer?
Grundsätzlich sollten Sie als Unternehmer Ihr Kapital so einzusetzen, dass Sie damit möglichst viele Umsätze erzielen. Mit jeder Investition geht Ihr Geld zwar nicht verloren, doch es ist „gebunden“ und nicht mehr frei verfügbar. Binden Sie zu viel Kapitel in Investitionen, zum Beispiel bei der Existenzgründung, verringern Sie ihr liquides Kapital – und Sie müssen ggf. Fremdkapital aufnehmen. Je kürzer die Kapitalbindungsdauer, desto weniger zusätzliche Kosten entstehen, wie z. B. als Zinsen bei der Aufnahme von Krediten.
Info
Welches Ziel hat die Amortisierung im Bankenwesen?
Bei der Rückzahlung von Krediten, z. B. für Immobilien, Fahrzeuge oder Maschinen, verringert sich nach und nach die Verschuldung des Unternehmens – und die Aktiva gehen schließlich in den Besitz des Unternehmens über.
Was ist der Unterschied zwischen Abschreibung und Amortisation?
Mit Abschreibungen innerhalb der Amortisationsrechnung verteilen Unternehmen den Wertverlust ihrer gekauften betrieblichen Vermögensgegenstände über mehrere Jahre. Eine neue Produktionsanlage verliert Jahr für Jahr an Wert, wenn sie täglich eingesetzt wird, Verschleiß auftritt oder nicht mehr auf dem aktuellen technischen Stand ist. Unternehmenteilen dann die Kosten, die sie für den Kauf der Maschine investiert haben, über die Nutzungsdauer auf, um den Wertverlust buchhalterisch darzustellen.
Die Abschreibungsdauer hängt von der Abschreibungsmethode ab. Bei der Zeitabschreibung wird zwischen linearer, degressiver und progressiver Abschreibung unterschieden, die jeweils den Wertverlust unterschiedlich über die Nutzungsdauer verteilen.
Wie wird die Amortisation berechnet?
Bei der Amortisationrechnung geht es darum, die Amortisationsdauer verschiedener Investitionen miteinander zu vergleichen. Je kürzer die die Dauer, desto schneller fließt das eingesetzte Kapital zurück in Ihr Unternehmen.
Es gibt zwei Methoden der Amortisationsrechnung:
1. Statische Amortisationsrechnung (Durchschnittsmethode)
Die Rückflüsse der Investition sind in jedem Jahr konstant. Es braucht für die Rechnung zwei festgelegte Werte wie den Kapitaleinsatz und den durchschnittlichen Ertrag einer Periode, als zum Beispiel eines Geschäftsjahres. Zusätzlich zu den Rückflüssen in Form der Erträge müssen noch die Abschreibungen berücksichtigt werden. Die Berechnung der Amortisationszeit mit der Durchschnittsmethode setzt sich also aus diesen Komponenten zusammen:
- Das eingesetzte Kapital
- Der Gewinn pro Periode (meistens im Geschäftsjahr)
- Die kalkulatorischen Abschreibungen
- Die kalkulatorischen Zinsen
- Erträge innerhalb der Periode
Für die Amortisationsdauer berechnen Sie so nach dieser Formel:
Amortisationsdauer = Kapitaleinsatz / Erträge pro Jahr
2. Dynamische Amortisationsrechnung (kumulative Methode)
Die Rückflüsse der Investition variieren Jahr für Jahr. Die Rückflüsse werden jedes Jahr addiert, bis sie die Anschaffungskosten der Investition erreichen (Amortisationszeitpunkt). Die kumulative Methode fällt daher umfassender aus. Das liegt daran, dass die Rückflüsse hier als variabel gerechnet werden, also nicht mehr vom Durchschnitt ausgegangen wird. Die Rückflüsse werden also addiert, bis die Amortisation erreicht ist. Das führt zu genaueren Ergebnissen und einer besseren Vergleichbarkeit. Ein Beispiel mit zwei Maschinen veranschaulicht das.
- Maschine A kostet 80.000,00 Euro.
- Maschine B kostet 128.000,00 Euro.
Jahr | Anschaffung | 1 | 2 | 3 | 4 |
---|---|---|---|---|---|
Maschine A | 80.000,00 € | 1.600,00 € | 32.000,00 € | 48.000,00 € | – 32.000,00 € |
Maschine B | 128.000,00 € | 64.000,00 € | 32.000,00 € | 16.000,00 € | 32.000,00 € |
Masche A ist also früher amortisiert.
Info
Die kalkulatorischen Zinsen
Kalkulatorische Zinsen sind Zinsen, die das Eigenkapital erwirtschaftet hätte, wäre es anderweitig investiert worden. Sie werden ähnlich wie Fremdkapitalzinsen behandelt und vom Gewinn abgezogen. Hätte das Eigenkapital eine bessere Rendite erzielt als die aktuelle Investition, entspricht dies einem entgangenen Gewinn und wirkt sich negativ auf die Amortisationsrechnung aus, da der entgangene Gewinn den tatsächlichen Investitionsgewinn schmälert.
Info
Prozess der schrittweisen Rückzahlung
Amortisation bezieht sich auf den Prozess der schrittweisen Rückzahlung:
- Im betriebswirtschaftlichen Sinn geht es um die Rückflüsse getätigter Investitionen. Mit der Amortisation soll bezweckt werden, dass die Investitionskosten auf eine Weise zurückzugewinnen, die es dem Unternehmen ermöglicht, finanziell stabil zu bleiben und weiterhin zukünftige Investitionen tätigen zu können.
- Im Bankwesen geht es um die Rückzahlung von geliehenem Kapital und den Zinsen über einen bestimmten Zeitraum. Das Ziel ist es, die Schuldenlast des Unternehmens allmählich zu reduzieren und schließlich vollständig zu tilgen.
Wie funktioniert Amortisation?
- Erfassen Sie diese Informationen zu Ihrer getätigten oder geplanten Anschaffung:
- Höhe des eingesetzten Kapitals (Investitionsausgaben)
- Nutzungsdauer oder Leistungszeitraum
- Erlöse und Kosten bzw. Ein- und Auszahlungen der nachfolgenden Jahre
- Berechnen Sie, in wie vielen Jahren Ihr Kapital wahrscheinlich zurückfließt:
Eine Investition mit einer schnellen Kapitalrückzahlung, also einer kurzen Amortisationszeit, ist immer von Vorteil. Denn mit einer längeren Amortisationsdauer steigt die Wahrscheinlichkeit, dass die Vorstellungen zur Wertentwicklung nicht korrekt sind. Im schlimmsten Fall kann die Nutzungsdauer oder die Laufzeit Ihrer Investition kürzer sein als die Amortisationszeit, was zu Verlusten führt. - Analysieren Sie die Amortisierungsdauer in Jahren:
- Ist die Amortisationsdauer deutlich kürzer als die Nutzungsdauer oder der Leistungszeitraum?
- Wie lange ist die dynamische Amortisationsdauer, bis die Einnahmen die Anschaffungskosten gedeckt haben?
- Haben Sie die Ein- und Auszahlungen in dieser Zeitspanne richtig eingeschätzt?
- Welche Risiken könnten sich auf den Amortisationszeitpunkt auswirken?
Info
Wann lohnt sich eine Investition wirklich?
Die Amortisationsdauer sollte immer kürzer sein als die Nutzungsdauer eines Produkts oder als der Leistungszeitraum einer Dienstleistung. Außerdem sollten mit der Investition weitere Umsätze erzielt oder Kosteneinsparungen erreicht werden. Das heißt: Die Rentabilitätsschwelle muss mindestens erreicht, im Idealfall jedoch überschritten werden.
Leasing und Amortisierung
Beim Leasing spielt die Amortisation eine wichtige Rolle und unterscheidet sich je nach Art des Vertrags. Bei der Vollamortisation decken die Leasingraten alle Anschaffungs- und Finanzierungskosten des Leasinggegenstands ab, sodass die Kosten vollständig amortisiert werden. Dieser Vertragstyp ist in der Regel nicht kündbar und die Amortisationsdauer ist bis Vertragsende festgelegt.
Beim Teilamortisationsleasing bleibt hingegen ein Restwert offen, der am Vertragsende noch abzudecken ist. Für Fahrzeuge gibt es auch Kilometerverträge, bei denen eine maximale Kilometeranzahl vereinbart wird und bei Nichtnutzung eine Rückerstattung erfolgt.
Eine weitere Möglichkeit ist die Mehrerlösbeteiligung: Am Vertragsende wird der Gegenstand zum Marktpreis verwertet. Liegt der Verkaufserlös über dem kalkulierten Restwert, entsteht ein Gewinn, von dem 25 % an das Leasingunternehmen gehen.
Amortisation und Immobilien
Die Amortisation ist auch beim Immobilienkauf relevant, besonders bei der Finanzierung. In Deutschland wird dafür meist der Begriff „Tilgung“ verwendet. Für Unternehmen, die Geschäftsgebäude erwerben, gilt: Je höher die Tilgungsraten, desto schneller ist die Amortisation erreicht.
Man unterscheidet zwischen direkter und indirekter Amortisation. Bei der direkten Amortisation werden Tilgungsraten direkt an die Bank gezahlt, wodurch die Zinslast sinkt und das Eigenkapital steigt. Ein Nachteil ist jedoch, dass die Hypothekenzinsen und deren steuerliche Absetzbarkeit abnehmen.
Bei der indirekten Amortisation, die in der Schweiz verbreitet ist, wird das Geld in eine private Vorsorge, die Säule 3a, eingezahlt. Hier bleibt die Hypothek und damit die Zinsabsetzbarkeit konstant und das angesparte Kapital wird erst später versteuert, wodurch potenziell ein Gewinn erzielt werden kann.
Risiken der Amortisierungsrechnung
Die Amortisationsrechnung stößt oft auf zwei wesentliche Kritikpunkte. Erstens basiert sie auf subjektiven Einschätzungen, und es kann vorkommen, dass der Soll-Zins vom Haben-Zins abweicht. Zweitens berücksichtigt sie nicht den Zeitwert des Geldes, was die Aussagekraft der Ergebnisse einschränkt.
Darüber hinaus kann der Fokus auf die Amortisationsdauer zu suboptimalen Entscheidungen führen, da eine kurze Amortisationszeit nicht automatisch ein geringeres Risiko bedeutet, besonders bei kurzfristigen Investitionen. Daher sollte die Amortisationsrechnung immer mit anderen Investitionsmethoden kombiniert werden, um eine umfassendere Entscheidungsgrundlage zu schaffen.