Balanced Scorecard

Eine Balanced Scorecard (BSC) hilft Unternehmern dabei, zu überprüfen, wie nah sie ihren strategischen Zielen bereits gekommen sind und deckt im System Potential für Verbesserungen auf. Das geschieht anhand von vier Perspektiven, Messungen und den dazugehörigen Kennzahlen.

Zuletzt aktualisiert am 28.11.2024
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Zusammenfassung

Balanced Scorecard im Überblick

  • Die Balanced Scorecard (BSC) ist eine Methode, bei der vier unterschiedliche Perspektiven in Verbindung gebracht werden, um Entscheidungen für das Unternehmen einfacher zu treffen.
  • Die BSC können Sie als Modell in verschiedenen Bereichen im Unternehmen einsetzen, um Strategien oder Ziele zu messen.
  • Ziel ist es, die Umsetzung anhand von Indikatoren, egal ob Spätindikatoren oder Frühindikatoren, in Form konkreter Messzahlen zu überprüfen und diese als Grundlage für die Planung zu nutzen.
  • Verflechtungen und gegenseitige Beeinflussungen von Abteilungen werden durch Balanced Scorehand sichtbar.

Definition

Was ist eine Balanced Scorecard?

Die Balanced Scorecard, abgekürzt mit BSC, (Bedeutung auf Deutsch: ausgewogener Berichtsbogen), ist dazu da, Unternehmensstrategien und Unternehmensziele sichtbar zu machen und so einfacher umzusetzen. Dieses Instrument wurde von den beiden Wirtschaftswissenschaftlern Robert Kaplan und David Norton entwickelt, um die Aufgabe der Strategieumsetzung und -messung zu vereinfachen.

Das soll gelingen, indem vier unterschiedliche Perspektiven in Verbindung gebracht werden. Die Methode soll dabei helfen, Entscheidungen für das Unternehmen leichter umzusetzen und den Erfolg nachvollziehbarer zu machen. Dazu legen Sie für jeweilige wichtige Aktivitäten und Strategien Kennzahlen fest.

Infografik von Lexware zur Darstellung von Balance Scorecard (Vision und Strategie)

Wer nutzt eine Balanced Scorecard?

Eine Balanced Scorecard kann theoretisch überall im Unternehmen genutzt werden, wo Sie die Umsetzung bestimmter Strategien oder Ziele messen möchten. Zum Beispiel:

Der Vorteil der Balanced Scorecard: Sie können sich dabei sowohl auf das Unternehmen insgesamt beziehen als auch die BSC dafür nutzen, nur bestimmte Bereiche des Unternehmens einzeln für die Praxis zu analysieren sowie Wirkungen und Risiken zu erkennen.

Info

BSC ist ein hilfreiches Tool

Die Balanced Scorecard hilft Ihnen nicht dabei, Ihre Unternehmensziele oder -strategien zu formulieren. Sie ist lediglich ein Tool, um zu überprüfen, wie erfolgreich Sie mit Ihren Ergebnissen bei der Umsetzung Ihrer Zielvorgaben sind.

Welche Funktionen hat eine Balanced Scorecard?

Das Hauptziel der Balanced Scorecard liegt darin, die Strategie und Umsetzung der Ziele anhand konkreter Messzahlen zu überprüfen. Das geschieht jedoch nicht ungeordnet. Sie überprüfen also nicht alle Kennzahlen gleichermaßen, sondern ordnen die Kennzahlen von wichtig nach weniger wichtig. Normalerweise steuert dieses Kennzahlensystem finanzwirtschaftliche Faktoren. Im Vordergrund des Interesses steht die Abbildung gewöhnlicher Kennzahlen, wie Gewinn, Umsatz, Rendite und Liquidität.

Grundsätzlich sollten Sie bei der Auswahl der Kennzahlen die folgenden Faktoren beachten:

  • Kennzahlen ohne festgelegte Ziele sind nutzlos.
  • Im Vordergrund steht immer die Erfolgsmessung der Maßnahmen, deshalb dürfen Kennzahlen, die nicht im Zusammenhang mit den Zielen der Scorecard stehen, nicht einbezogen werden.
  • Mehr als 25 Kennzahlen können die Übersicht zerstören.
  • Normalerweise basieren Kennzahlen auf historischen Daten. Für die Scorecard ist es wichtig, dass die ausgewählten Kennzahlen auch die Zielvorgaben widerspiegeln können.
  • Kennzahlen erfassen sowohl die Vergangenheit als auch die Gegenwart und Zukunft.

Um zu entscheiden, auf welche Messgrößen Sie besonders achten sollten, ordnen Sie die Kennzahlen bestimmten Maßnahmen zu. Die Balanced Scorecard heißt daher auch ausgewogener Berichtsbogen, weil verschiedene Kennzahlen und Durchlaufzeiten betrachtet werden und Sie sich nicht nur auf die finanziellen Kennzahlen als Indikatoren beschränken.

Vielmehr schauen Sie sich bei der Balanced Scorecard verschiedene Perspektiven an und vergleichen diese miteinander.

Diese Perspektiven sind:

  1. Die Finanzperspektive
  2. Die Kundenperspektive
  3. Die Prozessperspektive
  4. Die Entwicklungsperspektive
  5. Die Innovationsperspektive

Mit einer Betrachtung anhand der Balanced Scorecard ist es möglich, die Ziele, Vorgaben, Faktoren und Maßnahmen in einen größeren Zusammenhang zu stellen, die Beziehungen untereinander sichtbar zu machen und diese sinnvoll zu verknüpfen.

Die vier Perspektiven der Balanced Scorecard

Infografik von Lexware zur Darstellung von Balanced Scorecard

Die Balanced Scorecard setzt sich aus vier unterschiedlichen Perspektiven zusammen:

Die Finanzperspektive

Bei der Finanzperspektive steht die Frage im Mittelpunkt, wie sich das Unternehmen gegenüber Teilhabern oder anderen Investoren verhalten soll, damit diese weiter Kapital geben – das macht die Finanzperspektive wichtiger als alle anderen. Natürlich spielen auch die ganz allgemeine finanzielle Situation und der Marktanteil des Unternehmens eine Rolle bei der Finanzperspektive.

Das finanzielle Hauptziel orientiert sich an der Phase des Lebenszyklus, in der sich das jeweilige strategische Geschäftsfeld befindet. Hierbei werden die Geschäftsfelder nach Wachstums-, Reife- und Erntephase unterteilt. Dies soll den Unternehmen dabei helfen, eine geeignete Strategie festzulegen. So besitzt beispielsweise die Wachstums- andere Maßstäbe als die Erntephase. In der Wachstumsphase müssen zunächst Entwicklungskosten und Anfangsinvestitionen ausgeglichen werden, woraufhin in diesem Geschäftsfeld normalerweise die Einzahlungsüberschüsse entfallen. Ein erstes Ziel könnte es deshalb sein, die Ergebniswachstumsrate oder den Umsatz zu steigern. 

In der Reifephase hingegen rückt die Verzinsung des eingesetzten Kapitals in den Fokus. Eine Phase, in der es vor allem um den Ausbau der Wettbewerbsposition und Kapazitätserweiterung geht. In diesem Geschäftsfeld liegt das Ziel auf einer möglichst hohen Rentabilität.

Bei der Erntephase geht es dann darum, die „Früchte“ aus den beiden ersten Phasen zu ernten. Das priorisierte Ziel lautet deshalb, die Rückflüsse aus dem Umsatzprozess zu maximieren. Grundsätzlich richtet ein Unternehmen seine Gesamtzielsetzung ausdrücklich an finanzwirtschaftlichen Zielen aus. Deshalb ist die Balanced Scorecard darauf ausgelegt, dass die Ziele der verschiedenen Perspektiven mit den finanziellen Vorgaben harmonieren. Hierdurch kommt es zu einer sogenannten Doppelfunktion: Sie definieren die finanzielle Leistung und setzen gleichzeitig die Endziele für die anderen Perspektiven der Scorecard fest.

Info

Beispiel: Ein Unternehmen setzt sich als Ziel, seinen Gewinn zu steigern

Nehmen wir an, das finanzielle Ziel des Unternehmens lautet, den Gewinn zu steigern. Um zu überprüfen, ob dieses Ziel erreicht wurde, sollten Sie vorab eine Kennzahl festlegen. In diesem Fall ist das recht einfach: Ob das Ziel (Gewinn steigern) erreicht wurde, erkennen Sie daran, dass die Kennzahl (Gewinn pro Zeitraum) größer geworden ist. Dies ist auch möglich, wenn der Umsatz gleich blieb und Kosten reduziert werden konnten.

Kennzahlen für die finanzwirtschaftliche Perspektive können sein:

  • Messung der Rendite (bspw. Eigenkapitalrentabilität, Gesamtkapitalrentabilität, Return on Investment)
  • Cashflow oder Shareholder-Value
  • Messung zum Umsatzwachstum
  • Kosten- und Produktivitätskennziffern
  • Kennziffern zur Messung der Kapitalbindung (bspw. Umschlagshäufigkeiten)

Die Kundenperspektive

Damit das Unternehmen wachsen kann, müssen die Kunden zufrieden sein. Die Kundenperspektive ist daher ebenfalls ein wichtiger Bestandteil der Balanced Scorecard.

Das Ziel des Unternehmens könnte zum Beispiel lauten, den Gewinn zu steigern, indem es neue Kunden gewinnt. Dazu müssen sich die Verantwortlichen im Unternehmen eine passende Strategie überlegen, wie sie neue Kunden gewinnen können.

Natürlich darf auch in diesem Schritt nicht fehlen, die Umsetzung der Strategie anhand von Kennzahlen zu überprüfen. In diesem Fall könnten Sie als Frühindikator auf die Zahl der Neukunden, aber auch die Zufriedenheit der Bestandskunden und die Kundenbindung schauen.

Die Prozessperspektive

Bei der Prozessperspektive innerhalb der Balanced Scorecard stehen die internen Prozesse im Fokus. Bezogen auf unser Beispiel könnten Sie sich ansehen, welche internen Prozesse verbessert werden könnten, um die Kundenbindung und Qualität zu erhöhen. Oder aber Sie würden sich zum Ziel setzen, die Prozesse zu vereinfachen, um schneller neue Kunden zu gewinnen, also ihre Kundschaft zu erweitern und damit den Gewinn zu steigern.

Möglich ist aber auch, sich auf das Produkt zu fokussieren und zunächst hier Veränderungen anzustreben. Zum Beispiel könnte der Unternehmer versuchen, durch bessere Maschinen oder Abläufe mehr zu produzieren und auf diese Weise den Gewinn zu steigern.

Kennzahlen für die Prozessperspektive könnten sein:

  • Fehlerquoten
  • Innovationsrate, Anteil des Umsatzes mit neuen Produkten
  • Effizienz des Leistungserstellungs- und -verwertungsprozesses (bspw. Soll-Ist-Vergleich)
  • Arbeitsproduktivität oder Materialausbeute

Die Mitarbeiterperspektive

Unternehmer, die sich mit der Mitarbeiterperspektive beschäftigen, suchen nach Möglichkeiten, ihre Mitarbeiter zu fördern und so die Produktivität langfristig zu steigern.

Der operative Output lässt sich auch erhöhen, wenn der Krankenstand innerhalb der Belegschaft sinkt und/oder die Mitarbeiterzufriedenheit steigt. Denn zufriedene Mitarbeiter sind produktiver und arbeiten effektiver.

Betriebswirtschaftliche Kennzahlen bzw. Indikatoren können sein:

  • Krankenquote
  • Mitarbeiterzufriedenheit
  • Wechselwilligkeit der Mitarbeiter
  • Weiterbildungsquote

Da es bei der Mitarbeiterperspektive um die Entfaltung der Potentiale der einzelnen Mitarbeiter geht, nennt man diese Perspektive auch Potential- oder Lern- und Entwicklungsperspektive.

Die einzelnen Perspektiven der Balanced Scorecard

Wenn Sie die Balanced Scorecard anwenden möchten, dürfen Sie nicht vergessen, dass die einzelnen Perspektiven sich gegenseitig beeinflussen. Die Mitarbeiterperspektive hat einen direkten, messbaren Einfluss auf die Kundenperspektive: Wenn Mitarbeiter zufrieden sind und ihren Job mit Freude machen, gehen sie bei Geschäften ganz anders auf Kunden zu. Das erhöht die Leistung sowie die Kundenbindung und nimmt letztlich eine positive Entwicklung mit Blick auf den Umsatz und damit die Rendite.

Die Vorteile der Balanced Scorecard

Unternehmer, die sich für die Balanced Scorecard entscheiden, profitieren gleich auf mehreren Ebenen:

  1. Sie müssen ihre Unternehmensstrategie, die Vision für die Zukunft und Ziele ihrer Organisation klar und deutlich formulieren.
  2. Sie müssen passende Messgrößen für das jeweilige Unternehmensziel definieren, um die Zielerreichung überprüfen zu können.
  3. Diese Kennzahlen müssen so definiert werden, dass sie im Unternehmen kommuniziert werden können.
  4. Die Verflechtungen, Verknüpfungen, Ursachen und gegenseitigen Beeinflussungen, die die verschiedenen Abteilungen untereinander haben, werden durch die Balanced Scorecard sichtbar.

Wie erstellt man eine Balanced Scorecard?

Planen Sie die Einführung einer Balanced Scorecard, müssen Sie als Unternehmer folgende Schritte durchlaufen:

1. Strategische Ziele festlegen

 

Zunächst müssen Sie ein Ziel festlegen, das Sie erreichen wollen. Anhand dieses übergeordneten Ziels können Sie weitere kleinere Ziele definieren – gewissermaßen als Zwischenschritte auf dem Weg zu dem Hauptziel.

2. Kennzahlen definieren

 

Für jede der vier Perspektiven definieren Sie im nächsten Schritt geeignete Kennzahlen. Diese Messgrößen müssen es ermöglichen, dass Sie überprüfen können, ob Sie auf dem richtigen Weg sind.

3. Zielwerte bestimmen

 

Einen Eindruck davon, wo Sie sich auf dem Weg hin zu Ihrem Ziel befinden, erhalten Sie, wenn Sie vorab bestimmte Zielwerte festlegen. Wenn Ihr Umsatzziel bei 900.000 Euro liegt, wissen Sie, dass Sie bei einem Umsatz von 850.000 Euro schon vieles richtig machen.

4. Maßnahmen ermitteln

 

Damit alle Beteiligten wissen, was zu tun ist, werden Maßnahmen festgelegt, wie die jeweiligen Ziele erreicht werden können.

5. Kennzahlen überprüfen

 

In regelmäßigen Abständen müssen die Verantwortlichen überprüfen, ob die Vereinbarungen und damit das Kennzahlensystem der Balanced Scorecard eingehalten werden. So kann beispielsweise das Controlling die Einhaltung der Balanced Scorecard überwachen.

Beispiel für eine Balanced Scorecard

Eine Balanced Scorecard ist ein recht vielfältiges Instrument. So kann man die Balanced Scorecard zum einen als Berichtsbogen begreifen, in dem die verschiedenen Ziele, Maßnahmen und Kennziffern festgehalten werden.

Auf der anderen Seite ist eine Balanced Scorecard aber auch ein abgerundetes Konzept zur Strategieplanung und strategischen Ausrichtung des Unternehmens. Will ein Unternehmen sich verstärkt auf Nachhaltigkeit konzentrieren, erstellt es eine nachhaltige Balanced Scorecard, auch Sustainability Balanced Scorecard (SBSC) genannt.

Liegt der Fokus auf Innovation, kommt eine Innovations Scorecard zum Einsatz. Steht das strategische IT-Management im Mittelpunkt, nutzt man eine IT Balanced Scorecard. Kurzum, für nahezu jedes strategische Feld im Unternehmen gibt es die passende BSC.

Und je nach Schwerpunkt könnte die BSC zum Beispiel so aussehen:

Darstellung von Tabellen auf Desktop besser lesbar

<b>Perspektive</b>
PerspektiveZielKennzahlVorgabe
Finanzen Gewinn­steigerung Gewinn Steigerung des Gewinns um 15 Prozent
Kunden Bestandskunden enger an das Unternehmen binden und Upselling ermöglichen Kundenbindung Upselling in Höhe von durchschnittlich 5 Prozent pro Kunde
Prozess Kommunikation mit Bestandskunden vereinfachen Kunden­zufriedenheit Steigerung um 10 Prozent pro Kunde (im Durchschnitt)
Mitarbeiter Zufriedenheit der Mitarbeiter steigern Mitarbeiter­zufriedenheit Steigerung der Mitarbeiter­zufriedenheit von 60 auf 80 Prozent