Zusammenfassung
Business Angels im Überblick
- Business Angels unterstützen Gründer finanziell bei der Umsetzung ihrer Geschäftsidee.
- Sie bringen außerdem auch ihr Know-how und ihr Netzwerk mit in das Start-up ein.
- Beteiligungen von Business Angels liegen in der Regel zwischen 20 und 49 Prozent.
- Als Business Angel können Sie mit Gründern zum Beispiel über Ihr soziales oder berufliches Netzwerk, Wettbewerbe oder das BAND in Kontakt treten.
- Die Gründer sollten Sie vor allem mit ihrem Geschäftskonzept überzeugen.
- Auch die zwischenmenschliche Komponente ist wichtig für eine funktionierende Geschäftsbeziehung.
- Nutzen Sie Ihre Referenzen, um als Business Angel zu überzeugen.
Definition
Business Angel: Was ist das?
Es ist offensichtlich, dass zahlreiche Existenzgründer besonders in der Frühphase ihrer Unternehmensgründung finanzielle Probleme haben und häufig auf Unterstützung Dritter oder Gründerkredite angewiesen sind. Oft fehlt die nötige Finanzkraft genauso wie die unternehmerische Erfahrung. Möchten sie beispielsweise einen Businessplan erstellen, müssen Sie auf die Marktfähigkeit ihrer Idee achten. Denn nicht alles, was sich im Businessplan gut liest, kommt auf längere Sicht bei den Kunden an. Beratung und Netzwerke sind für Gründer deshalb ebenso wichtig wie ausreichendes Startkapital.
Hier kommen die Business Angels als Investoren ins Spiel. Sie sind meistens selbst ehemalige Unternehmer oder erfahrene Manager. Ein Business Angel setzt, laut Definition, Risikokapital ein und baut auf schnell wachsende Firmen – er fungiert als Investor. Er weiß, wie der Markt, die Mitbewerber und die Kunden ticken und bietet Gründern als Investor seine Hilfe an, um in den ersten Jahren die Hürden nach der Gründung zu bewältigen. Im Gegenzug erhält dieser „Geschäftsengel“ Unternehmensanteile und profitiert aktiv vom Erfolg.
Unternehmensanteile: Das sollten Sie wissen
Je nach dem kalkulierten Unternehmenswert des Start-ups liegen Beteiligungen und Investitionen von Business Angels per Definition bei 20 bis 49 Prozent. Mehr akzeptieren Gründer oft nicht, sonst riskieren sie, dass ihnen das Heft komplett aus der Hand genommen wird. Ein Business Angel bleibt nicht für immer. Der Exit des Business Angels erfolgt nach ungefähr vier bis sieben Jahren, wenn die erste Wachstumsphase geschafft ist. Dann sollten Sie sich als Business Angel verabschieden und Ihre Unternehmensanteile möglichst gewinnbringend am Markt verkaufen. Das ist der Deal und Inhalt der Zusammenarbeit zwischen Ihnen und dem Gründer! Kann man auf beiden Seiten als Nachteil, aber auch als Vorteil sehen.
Business Angel werden: Wie gehen Sie vor?
Als Business Angel passende Gründer zu finden, ist gar nicht so leicht. Europaweit gibt es rund 10.000 aktive Business Angels, die jedoch meistens keine riesigen Summen zur Verfügung stellen. Wenn Sie Business Angel werden wollen bzw. an dieser Form der Finanzierung interessiert sind, gibt es verschiedene Wege, mit Gründern und ihren Unternehmen in Kontakt zu treten und ein Gespräch zu vereinbaren:
- Ihr persönliches Netzwerk: Möglicherweise kennen Sie jemanden, der eine gute Geschäftsidee, aber nicht das nötige Eigenkapital dafür hat. Wenn nicht, können Sie innerhalb Ihrer Familie und Freunde Ihr Vorhaben kommunizieren. Denn häufig geraten Business Angels per Empfehlungen Dritter auf die Spur innovativer Gründungsideen mit Erfolgspotential.
- Berufliche Netzwerke: Manche Business Angels haben sich online den populären Netzwerken Xing oder LinkedIn bedient und wurden fündig. Schreiben Sie dort den Begriff „Gründer“ einfach ins Suchfeld der jeweiligen Webseite und nehmen Sie mit Personen Kontakt auf, die infrage kommen.
- Gründerwettbewerbe und Pitch-Events: Teilnehmer z. B. am Gründermarkt, der zweimal im Jahr in Wiesbaden stattfindet, können interessante Fachleute sowie investitionswillige Business Angels treffen und sozusagen aus dem Stand heraus ihre Geschäftsidee auf der Bühne präsentieren und pitchen. Die Zuhörer dort suchen nach neuen Investments. Auch branchenspezifische Veranstaltungen zählen zu geeigneten Orten, um als Business Angel auf Gründer zu treffen.
- Das zentrale Business Angel Netzwerk Deutschlands (BAND): Über diesen Verband wird es Ihnen als Business Angel auf jeden Fall gelingen, Kontakt zu Gründern in Deutschland aufzunehmen. Auf der Internetseite des BAND können Gründer einen „One Pager“ herunterladen und ausgefüllt zurück an das Netzwerk schicken. Auf dieser Vorlage stellen sie ihre Person bzw. das Gründerteam sowie das Geschäftsmodell vor. Wecken sie Interesse, leitet der Verband die Anfrage an passende regionale Mitglieder von Business-Angel-Netzwerken weiter. In Deutschland gibt es 40 davon, ihnen gehören ungefähr 6.000 bis 9.000 aktive Business Angels an.
- Gründerplattformen: Sie sind eine perfekte Gelegenheit, Gründer mit guten Geschäftsideen zu finden. Eine davon ist zum Beispiel Crunchbase.com. Dort können sich Gründer mit ihrem Gründungsteam und Geschäftsmodell vorstellen. Ähnlich funktioniert die Business-Angel-Plattform „AngelList“. Innerhalb dieser Netzwerke erstellt ein Gründer (gemeinsam mit seinem Gründungsteam) sein Profil und sucht nach passenden Unterstützern wie Ihnen. Start-ups können hier Fundraising betreiben und ihre favorisierten Business Angel direkt ansprechen.
- Start-up-Konferenzen: Veranstaltungen wie der Entrepreneurship-Kongress der EBS University of Business and Law im Rheingau sowie der IdealLab der Otto-Beisheim-School of Management bei Koblenz bieten Ihnen als Business Angel regelrechte Speed-Dating-Gelegenheiten mit potentiellen Gründern mit oder ohne deren Gründungsteams. Portale wie „ExchangeBA“ gehören ebenfalls dazu und vermitteln Kontakte zwischen Gründern und finanzstarken Investoren.
Was macht ein Business Angel Investor?
Die direkte Übersetzung von „Business Angel“ ist „Unternehmensengel“. Das impliziert, dass diese Art von Investoren eine schützende Hand über das Unternehmen hält. Das ist aber nicht ganz korrekt. Die Haftung im Unternehmen zum Beispiel bleibt unverändert bei einer Investition durch einen Business Angel. Trotzdem bringt ein Business Angel mehr in das Unternehmen ein als ausschließlich Kapital. Bei Business Angels handelt es sich häufig um ehemalige Unternehmer und/oder erfahrene Manager. So bringen Business Angels also vor allem Erfahrung mit in ein junges Unternehmen.
Das Ziel eines Business Angels ist es immer, dem Unternehmen zu langfristigem Erfolg zu verhelfen. Es handelt sich dabei also immer um ein langfristiges Investment, während reine Investoren durchaus auch auf den kurzfristigen Erfolg aus sein können. Der Anreiz für viele Business Angels ist nicht der reine Gewinn, der durch die Investition entstehen soll. Die meisten wollen vor allem dabei helfen, innovative Ideen umzusetzen und entsprechende Unternehmen auf den richtigen Weg zu bringen. Sie lieben das Unternehmerleben und wollen sich immer neuen Herausforderungen stellen.
Wie hoch das Investment eines Business Angels in ein Start-up ausfällt, hängt natürlich von mehreren Faktoren ab. Meistens handelt es sich bei der Investition um eine Summe zwischen 25.000 Euro und 100.000 Euro. Bei höheren Investitionen schließen sich häufig auch mehrere Business Angels zu einem Netzwerk zusammen. Dadurch verteilt sich das Investitionsrisiko auf mehrere Köpfe.
Tipp
Weitere Clubs und Vereinigungen
Darüber hinaus finden Sie Business Angel Clubs oder Vereinigungen unter „wellfound.com“. Dort können Sie sich als Business Angel listen lassen, auch mit internationalem Fokus. Hochinteressant ist zudem der Deutsche Business Angels Tag, ein bundesweites Treffen, das einmal jährlich in Köln stattfindet.
Wie finden Sie als Business Angel Gründer, die überzeugen?
Es ist eine Sache, einen Gründer oder ein Gründungsteam zu finden, aber eine andere, einen mit einer überzeugenden Idee mit Potential und Branche zu finden. Welche Geschäftskonzepte am ehesten Chancen haben, von finanzstarken Privatleuten wie den Business Angels finanziert und unterstützt zu werden, ist pauschal nur schwer zu beantworten. Noch immer gibt es erfolgsträchtige Technologie-Branchen und angesagte Wachstumsmärkte wie z. B. E-Commerce, der auf Produkte und Dienstleistungen für das Internet spezialisiert ist. Doch Gründer müssen vor allem mit ihrem Geschäftskonzept beeindrucken, um nicht sofort im Papierkorb des Business Angels zu landen. Auf Folgendes sollten Sie als Business Angel achten, um Gründer mit guter Geschäftsidee zu finden:
- Ihr Geschäftsmodell muss innovativ, klar und skalierbar die Idee vermitteln.
- Der Businessplan muss nachvollziehbare Annahmen zur Branche und zur Geschäftsentwicklung liefern sowie einen fundierten Überblick zu den Gründungskosten bieten.
- Das Team muss überzeugen. Als Business Angel setzen Sie auf Ideen, die Wachstum versprechen, aber vor allem auf Gründer mit persönlichem Potential und Marktkompetenz.
- Gründer müssen deshalb nicht nur fachlich versiert sein, sondern auch die Mitbewerber und das Produkt gut kennen.
- Gründer sollten zeigen, dass sie selbst bereit sind, ein Risiko einzugehen und etwas in die Neugründung investieren wollen.
Tipp
Wettbewerbe nutzen
Hilfreich bei der Gründersuche sind für Sie sogenannte Businessplan-Wettbewerbe. Gründer haben dabei die Chance, ihre Ideen von Profis prüfen zu lassen. Das sollten Sie nutzen, um als Business Angel mit diesen ins Gespräch zu kommen.
Business Angel: Worauf Gründer achten
Bei Business Angels gibt es sowohl Vor- und Nachteile. Mit einem finanzstarken Engel an der Seite gehen Gründer (inkl. Gründerteam) jedoch eine Verpflichtung ein, die sie auf Jahre festlegt und zudem Auswirkungen auf ihre Entscheidungsfreiheit in der Unternehmensführung hat. Dazu kommt die zwischenmenschliche Komponente. Auch sie muss passen, anderenfalls sind psychischer Stress und Streit vorprogrammiert. Hier ist Vertrauen eine Währung, auf die Sie als Business Angel nicht verzichten können. Denn viele Gründer fürchten Business Angels, denen es nur um eine schnelle Rendite geht.
Gründer tauschen sich oft über Internetforen wie „deutsche-startups.de“ mit anderen Gründern aus. Hier finden sie schnell heraus, welcher Business Angel in Gründerkreisen bekannt ist und welchen Ruf er genießt. Denn es ist wichtig für Gründer, zu erfahren, was die Intention ihres favorisierten Business Angels ist, bevor sie sich vertraglich binden.
Tipp
Referenzen nutzen
Überzeugen Sie Gründer oder Gründerteams mit Ihren Referenzen als Business Angel. Geben Sie Ihre Investitionsschwerpunkte an und vor allem, welche Vorteile und Kompetenzen Sie als Business Angel in das Start-up mitbringen. Schließlich möchten Gründer von Ihrer Branchenerfahrung als Business Angel profitieren und das gelingt nur, wenn Sie ihnen Ihre Kontakte zum Beispiel zu Fachleuten, Rechtsanwälten und Co. zur Verfügung stellen.
Business Angels vs. Venture-Capital: Was ist der Unterschied?
Als Unternehmer haben Sie sich vielleicht mit dem Begriff Venture-Capital beschäftigt und wissen, dass es sich dabei um Wagniskapital- und Risikokapital handelt, das Dritte in Jungunternehmen investieren. Diese Form von Beteiligungskapital halten Gesellschaften bereit, um in erfolgversprechende Unternehmen zu investieren und von deren Gewinn zu profitieren. Im Rahmen einer Venture-Capital-Beteiligung wird Gründern also Kapital zur Verfügung gestellt, ähnlich wie das ein Business Angel tut. Damit enden die Gemeinsamkeiten. Folgende Übersicht erklärt Ihnen die Unterschiede:
- Eine Venture-Capital-Beteiligung durch eine Gesellschaft findet meist erst in einer späteren Unternehmensphase statt. Das heißt, Beratung und Betreuung – wie das ein Business Angel bietet – gibt es in der Regel nicht.
- Bei einer Venture-Capital-Beteiligung überwiegen finanzielle Interessen der Investoren, deshalb fallen Investitionssummen wesentlich höher aus. Dementsprechend fordern jene Gesellschaften höhere Beteiligungen an jungen Unternehmen ein.
- Venture-Capital-Gesellschaften investieren oft in mehrere Unternehmen gleichzeitig. Sie sind ihrerseits privaten Investoren verpflichtet, deren Geld sie anlegen. Deshalb müssen sie möglichst erfolgreich arbeiten und hohe Risikostandards festlegen. Denn ihr Ziel ist es immer, bei Wiederveräußerung der Beteiligung möglichst viel Rendite zu erwirtschaften.
- Auch Förderbanken beteiligen sich in Deutschland über Beteiligungsgesellschaften an Existenzgründungen. Eine Mindestbeteiligung startet in der Regel ab einer Summe von 20.000 Euro.
Wie läuft eine Investition ab?
Wie bereits erwähnt, liegt die Investitionssumme durch einen Business Angel meistens irgendwo zwischen 25.000 Euro und 100.000 Euro.
Business Angels sind meistens die ersten Investoren in Start-ups, weil sie darauf aus sind, so früh wie möglich in eine Idee zu investieren. Die Auswirkungen einer Investition sehen ungefähr so aus:
- Drei Gründer gründen ein Start-up und halten gemeinsam 100 Prozent ihrer GmbH. Sie haben also das nötige Startkapital von 25.000 Euro in die GmbH eingezahlt und suchen jetzt noch nach einem Investor oder einer Investorin für 100.000 weitere Euro.
- Die Gründer finden einen Business Angel und man einigt sich darauf, dass für die Investition von 100.000 Euro ein Unternehmensanteil von 10 Prozent dem Business Angel zugeschrieben wird.
- Das Stammkapital der GmbH wird von 25.000 Euro auf 27.778 Euro erhöht. Die zusätzlichen 2.778 Euro entsprechen 10 Prozent. Die restlichen 97.222 Euro des Investments gehen als Rücklagen in die GmbH.
- An Ausschüttungen wird der Business Angel dem Anteil entsprechend beteiligt.
Die Beteiligung des Business Angels an der GmbH wird in einem sogenannten Beteiligungsvertrag festgehalten. Darin werden unter anderem Meilensteine, Beteiligungen, Liquiditätspräferenzen und andere Regelungen festgeschrieben.
Einzelne Business Angels beschränken sich aufgrund ihrer Expertise und Erfahrung auf bestimmte Branchen. Bei größeren Investitionen in Form von Netzwerken kann es auch sein, dass sich Business Angels anschließen, die nicht direkt vom Fach sind. Im Grunde kann so ein Netzwerk für ein Start-up aber den Vorteil mitbringen, dass mehr Erfahrung in das Unternehmen einsteigt. Größere Investitionen gehen meistens in den Bereich von 1.000.000 Euro. Darüber hinaus sind Investitionen selbst mit Netzwerken eher selten. Größere Investitionen können aber natürlich auch weiterhin über andere Investitionsmöglichkeiten eingeholt werden.
Business Angels und ihr Mitspracherecht
Wenn Sie als Investor sich an einem Start-up beteiligen, sollten Sie sich vorab mit Ihrer eigenen Erwartungshaltung sowie den Vor- und Nachteilen als Business Angel auseinandersetzen. Ein Business Angel erwirbt mit einem Beteiligungsvertrag ein konkretes Mitspracherecht am Start-up und beeinflusst somit die Entwicklung des Unternehmens mit. Im Gegenzug profitieren Gründer bei diesem Engagement von Ihrem Wissen als Business Angel, Ihrem Netzwerk und Ihrer Markterfahrung. Wenn es genau das ist, was Sie sich vorstellen, dann brauchen Sie Geduld, bis Sie den richtigen Gründer gefunden haben.
Sie selbst sollten bei der Auswahl eines Business Angels vor allem deren Absichten herausfinden. Es gibt sowohl Business Angels, die an der Förderung von Start-ups mit guten Ideen interessiert sind, als auch solche, die einfach nur die Gewinnabsicht verfolgen. In beiden Fällen werden Sie einen Vorteil bei der Gründung Ihres Start-ups erhalten, aber Sie müssen selbst entscheiden, welchem Business Angel Sie vertrauen und in Ihr Unternehmen holen wollen.