Fremdkapital

Fremdkapital beschreibt Kapital, das ein Unternehmen von externen Geldgebern erhält und zu einem späteren Zeitpunkt zurückzahlen muss. Es dient zur Finanzierung von Investitionen und Betriebsmitteln und unterscheidet sich vom Eigenkapital, das dem Unternehmen dauerhaft zur Verfügung steht. In der Bilanz wird Fremdkapital auf der Passivseite aufgeführt und ist ein wichtiger Bestandteil der Unternehmensfinanzierung.

Zuletzt aktualisiert am 30.10.2024
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Zusammenfassung

Fremdkapital im Überblick

  • Fremdkapital bezeichnet Mittel, die von externen Geldgebern bereitgestellt werden und zurückgezahlt werden müssen.
  • Es wird in kurzfristiges und langfristiges Fremdkapital unterschieden und umfasst verschiedene Arten von Verbindlichkeiten, wie Rückstellungen, Kredite und Lieferantenverbindlichkeiten.
  • Fremdkapital stammt von Gläubigern.
  • Es wird in kurzfristiges und langfristiges Fremdkapital unterteilt.
  • Rückstellungen, Verbindlichkeiten und Rechnungsabgrenzungsposten zählen zu Fremdkapital.

Definition

Fremdkapital Definition

Fremdkapital sind finanzielle Mittel, die einem Unternehmen von externen Geldgebern (Gläubigern) für eine festgelegte Zeit zur Verfügung gestellt werden. Im Gegensatz zum Eigenkapital, das dem Unternehmen dauerhaft gehört, muss Fremdkapital inklusive Zinsen innerhalb der vereinbarten Frist zurückgezahlt werden. Typische Fremdkapitalpositionen sind Verbindlichkeiten, Rückstellungen und latente Steuern.

Was ist Fremdkapital?

Fremdkapital bezeichnet das Kapital, das einem Unternehmen von Gläubigern zeitlich befristet zur Verfügung gestellt wird. Es stellt den Teil des Gesamtkapitals dar, der nicht den Eigentümern gehört, sondern den externen Kapitalgebern. Zum Fremdkapital zählen etwa Darlehen, Kredite, Verbindlichkeiten und Rückstellungen. Nach Ablauf der vereinbarten Frist muss das Fremdkapital inklusive vereinbarter Zinsen zurückgezahlt werden.
Im Gegensatz dazu steht das Eigenkapital, das den Eigentümern des Unternehmens gehört und dauerhaft zur Verfügung steht. Gemeinsam bilden Eigenkapital und Fremdkapital das Gesamtkapital eines Unternehmens.

Kurzfristiges und langfristiges Fremdkapital

Fremdkapital wird in kurzfristiges und langfristiges Fremdkapital unterteilt, basierend auf der Dauer, für die das Kapital im Unternehmen verbleibt.

  • Kurzfristiges Fremdkapital umfasst Verbindlichkeiten, die innerhalb eines Jahres beglichen werden müssen. Dazu zählen beispielsweise Lieferantenverbindlichkeiten, kurzfristige Bankkredite oder erhaltene Anzahlungen von Kunden. In der Regel beträgt die Laufzeit dieser Verbindlichkeiten bis zu einem Jahr.
  • Langfristiges Fremdkapital bezieht sich auf Verbindlichkeiten, die eine Laufzeit von mehr als einem Jahr haben. Dazu gehören Bankdarlehen, Anleihen und ähnliche Finanzierungsformen, deren Rückzahlungsfrist meist mehrere Jahre beträgt.

Die Laufzeit beeinflusst direkt die Liquidität und Finanzplanung des Unternehmens, da kurzfristiges Fremdkapital schneller zurückgeführt werden muss.

Arten von Fremdkapital

Das Fremdkapital eines Unternehmens wird in der Bilanz nach verschiedenen Positionen unterteilt. Gemäß § 266 HGB gehören dazu vor allem Rückstellungen, Verbindlichkeiten, Rechnungsabgrenzungsposten und passive latente Steuern.

Rückstellungen

Rückstellungen sind Verbindlichkeiten, die zwar bereits bekannt sind, deren Höhe oder Fälligkeit aber noch ungewiss ist. Sie werden gebildet, um zukünftige Ausgaben, deren genaue Beträge noch nicht feststehen, finanziell abzusichern. Man unterscheidet verschiedene Arten von Rückstellungen:

  • Rückstellungen für Pensionen: Sie decken zukünftige Verpflichtungen aus der betrieblichen Altersvorsorge ab. Da die genaue Höhe der Auszahlungen oft erst in der Zukunft feststeht, werden entsprechende Rückstellungen gebildet.
  • Steuerrückstellungen: Diese Rückstellungen werden für Steuerverpflichtungen wie Umsatz- oder Gewerbesteuer gebildet, wenn die genaue Steuerlast noch nicht feststeht.
  • Sonstige Rückstellungen: Darunter fallen alle Rückstellungen, die für ungewisse Verpflichtungen gebildet werden, wie z. B. für Rechtsanwaltskosten, Prozessrisiken oder Garantieverpflichtungen.

Rückstellungen stellen somit eine Art Puffer dar, um das Unternehmen auf zukünftige finanzielle Verpflichtungen vorzubereiten.

Verbindlichkeiten

Verbindlichkeiten sind finanzielle Verpflichtungen eines Unternehmens gegenüber Dritten. Sie entstehen durch Kredite, Lieferungen und Leistungen oder andere Geschäfte, bei denen das Unternehmen in der Pflicht steht, Geld zu zahlen. Zu den wichtigsten Verbindlichkeiten gehören:

  • Verbindlichkeiten aus Anleihen: Wenn ein Unternehmen Anleihen ausgibt, erhält es Kapital von den Käufern der Anleihen. Das Unternehmen muss dieses Kapital zu einem festgelegten Zeitpunkt mit Zinsen zurückzahlen.
  • Erhaltene Anzahlungen: Diese Verbindlichkeiten entstehen, wenn Kunden bereits einen Teil des Kaufpreises vor der Lieferung der Ware oder Leistungserbringung zahlen.
  • Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten: Diese Verbindlichkeiten entstehen aus der Aufnahme von Krediten oder Darlehen bei Banken oder anderen Finanzinstitutionen.
  • Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen: Hierunter fallen offene Rechnungen bei Lieferanten, für die das Unternehmen die Ware oder Dienstleistung erhalten, aber noch nicht bezahlt hat.
  • Wechselverbindlichkeiten: Diese betreffen schriftliche, formale Schuldversprechen, die ein Unternehmen auf Basis eines Wechsels eingeht.
  • Verbindlichkeiten gegenüber verbundenen Unternehmen: Diese entstehen, wenn Geschäfte zwischen Mutter- und Tochtergesellschaften oder anderen verbundenen Unternehmen durchgeführt werden.
  • Sonstige Verbindlichkeiten: Darunter fallen weitere Verpflichtungen, wie z. B. Sozialversicherungsbeiträge, die noch nicht beglichen wurden.

Rechnungsabgrenzungsposten

Rechnungsabgrenzungsposten entstehen, wenn ein Unternehmen bereits im laufenden Geschäftsjahr Einnahmen erzielt hat, die Leistung aber erst im nächsten Jahr erbracht wird. Diese Positionen dienen der zeitlichen Abgrenzung von Erträgen, um die Gewinnermittlung korrekt darzustellen. Ein Beispiel sind erhaltene Mietzahlungen für das kommende Jahr, die bereits jetzt als Verbindlichkeit erfasst werden.

Passive latente Steuern

Passive latente Steuern entstehen, wenn es Differenzen zwischen der Handels- und der Steuerbilanz gibt, die zu zukünftigen Steuerverpflichtungen führen. Diese ergeben sich aus unterschiedlichen Bewertungsansätzen, z. B. bei Abschreibungen, und werden als potenzielle Steuerlasten für kommende Geschäftsjahre berücksichtigt.

Fremdkapitalgeber

Fremdkapitalgeber sind Gläubiger, die einem Unternehmen finanzielle Mittel zur Verfügung stellen. Im Gegensatz zu Eigenkapitalgebern, wie z. B. Aktionären oder Gesellschaftern, haben Fremdkapitalgeber keinen Anspruch auf Unternehmensanteile oder Mitbestimmung im Unternehmen. Sie erwarten jedoch die Rückzahlung des geliehenen Kapitals zuzüglich Zinsen.
Zu den typischen Fremdkapitalgebern gehören:

  • Banken: Die häufigste Quelle für Fremdkapital sind Banken, die dem Unternehmen Kredite oder Darlehen gewähren. Diese werden meist gegen Sicherheiten vergeben und sind mit Zinszahlungen verbunden.
  • Lieferanten: Viele Lieferanten gewähren Zahlungsziele, wodurch Unternehmen Waren oder Dienstleistungen auf Kredit erhalten und die Zahlung erst nach einer gewissen Frist erfolgt.
  • Investoren in Anleihen: Wenn ein Unternehmen Anleihen ausgibt, erhält es Kapital von Investoren, die diese Anleihen kaufen. Im Gegenzug muss das Unternehmen das Kapital zu einem festgelegten Zeitpunkt zurückzahlen und Zinsen leisten.
  • Leasinggeber: Leasing ist eine weitere Form der Fremdfinanzierung, bei der Unternehmen Vermögensgegenstände, wie z. B. Maschinen oder Fahrzeuge, mieten. Der Leasinggeber bleibt Eigentümer des Objekts, und das Unternehmen zahlt für dessen Nutzung.

Fremdkapitalgeber tragen im Gegensatz zu Eigenkapitalgebern kein direktes unternehmerisches Risiko, da sie keinen Anteil an Gewinnen oder Verlusten haben. Ihr Risiko besteht hauptsächlich in der Fähigkeit des Unternehmens, die Schulden samt Zinsen zu tilgen. Daher ist für Fremdkapitalgeber eine gute Bonität des Unternehmens von entscheidender Bedeutung.

Vor- und Nachteile von Fremdkapital

Vorteile von Fremdkapital

Die Aufnahme von Fremdkapital bietet Unternehmen mehrere Vorteile:

  • Steuervorteile: Die Zinsen, die ein Unternehmen für Fremdkapital zahlt, sind in der Regel als Betriebsausgaben steuerlich absetzbar. Dies reduziert die Steuerlast und macht Fremdkapital zu einer attraktiven Finanzierungsquelle.
  • Keine Mitspracherechte für Gläubiger: Fremdkapitalgeber haben kein Mitbestimmungsrecht im Unternehmen. Im Gegensatz zu Eigenkapitalgebern, die durch den Erwerb von Anteilen am Unternehmen beteiligt sind, behalten die Eigentümer die volle Kontrolle über Unternehmensentscheidungen.
  • Erhöhung des finanziellen Handlungsspielraums: Durch den Einsatz von Fremdkapital kann ein Unternehmen seine Eigenkapitalrendite steigern, da es mehr Investitionen tätigen kann, ohne eigenes Kapital aufzuwenden. Dies ist vor allem in Wachstumsphasen wichtig.

Nachteile von Fremdkapital

Neben den Vorteilen gibt es auch einige Nachteile, die Unternehmen bei der Nutzung von Fremdkapital berücksichtigen müssen:

  • Erhöhtes Insolvenzrisiko: Je höher der Anteil des Fremdkapitals an der Unternehmensfinanzierung, desto größer ist das Risiko einer Überschuldung. Wenn das Unternehmen seine Verbindlichkeiten nicht mehr bedienen kann, droht die Insolvenz.
  • Zinsbelastung: Fremdkapital ist nicht kostenlos. Die Zinsen, die das Unternehmen zahlen muss, können mit der Zeit erheblich steigen, insbesondere wenn die Bonität des Unternehmens sinkt oder die Zinssätze auf dem Markt ansteigen. Dies kann die Liquidität des Unternehmens belasten.
  • Abhängigkeit von Gläubigern: Unternehmen, die stark auf Fremdkapital angewiesen sind, können abhängig von ihren Gläubigern werden. Vor allem Banken verlangen oft Sicherheiten und beeinflussen damit die finanzielle Flexibilität des Unternehmens. Bei hohen Schuldenlasten wird es zudem schwieriger, weiteres Fremdkapital zu beschaffen.

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<b>Kriterium</b>
KriteriumEigenkapital (EK)Fremdkapital (FK)
Rechtliche Stellung der Kapitalgeber Eigentümer Gläubiger
Haftung für Verluste des Unternehmens Haftung in voller Höhe; nachrangiger Anspruch der Kapitalgeber im Insolvenzfall Keine Haftung; vorrangiger Anspruch der Kapitalgeber im Insolvenzfall
Partizipation an der Unternehmensleitung Recht zur Geschäftsführung Kein Recht zur Geschäftsführung
Zeitliche Verfügbarkeit Unbefristete Laufzeit Befristete Laufzeit
Beteiligung am Unternehmenserfolg Unbegrenzte Beteiligung am variablem Gewinn bzw. Verlust Fester Zinsanspruch; keine Gewinn bzw. Verlustbeteiligung
Steuerliche Behandlung Belastung des Gewinns mit Ertragssteuern Steuerliche Entlastung durch Zinszahlungen
Belastung der Liquidität Ausschüttung nur bei Gewinnerzielung Gewinnunabhängige (feste) Zinszahlungen

Die Entscheidung, wie viel Fremdkapital ein Unternehmen aufnehmen sollte, hängt von seiner finanziellen Situation, den geplanten Investitionen und der allgemeinen Marktlage ab. Es ist ratsam, eine gesunde Balance zwischen Eigen- und Fremdkapital zu finden, um finanzielle Stabilität und Flexibilität zu gewährleisten.