Gap-Analyse

Unternehmen stecken sich ambitionierte Ziele für Wachstum und Erfolg. Doch nicht immer entwickeln sich die tatsächlichen Geschäftszahlen wie geplant. Genau hier setzt die Gap-Analyse an: Sie zeigt auf, in welchen Bereichen Abweichungen bestehen und hilft dabei, frühzeitig Gegenmaßnahmen zu ergreifen. Wie die Methode funktioniert, welche Arten von Lücken unterschieden werden und wie eine Gap-Analyse konkret aufgebaut wird, erfahren Sie hier.

Zuletzt aktualisiert am 20.02.2025

Zusammenfassung

Gap-Analyse im Überblick

  • Die Gap-Analyse zeigt Abweichungen zwischen den gesetzten Zielen eines Unternehmens und der tatsächlichen Entwicklung auf.
  • Sie dient der Identifizierung von Lücken in der Unternehmensplanung.
  • Sie wird verwendet, um frühzeitig negative Entwicklungen zu erkennen.
  • Sie ist auch als „Lückenanalyse“ bekannt.
  • Die Gap-Analyse wird in operative und strategische Lücken unterteilt.
  • Der Aufbau erfolgt in mehreren Schritten.
  • Die Methode weist auch Schwächen auf, weswegen oft weitere Managementmethoden notwendig sind.

Definition

Was ist eine Gap-Analyse?

Die Gap-Analyse ist ein Instrument zur Darstellung und Analyse von Abweichungen zwischen den Unternehmenszielen (z. B. Umsatz, Gewinn) und der tatsächlichen Entwicklung. Die Methode wird genutzt, um mögliche Lücken in der Unternehmensplanung aufzudecken und diese durch geeignete Maßnahmen zu schließen. Sie wird häufig als Teil der strategischen Planung eingesetzt und ist auch unter dem Begriff „Lückenanalyse“ bekannt. Durch eine frühzeitige Erkennung der Lücken können Unternehmen gezielt reagieren und ihre Strategie entsprechend anpassen.

Wie wird die Gap-Analyse bewertet?

Nachdem eine Gap-Analyse durchgeführt wurde, hat das Unternehmen zwei grundlegende Reaktionsmöglichkeiten:

  1. Maßnahmen zur Schließung der Lücke: In diesem Fall werden operative oder strategische Maßnahmen erarbeitet, um die Zielabweichung zu korrigieren. Dazu zählen etwa Leistungssteigerungen, Kostensenkungen oder Projekte zur Marktexpansion.
  2. Anpassung der Ziele: Alternativ können die gesetzten Ziele so angepasst werden, dass die Lücke nicht mehr besteht. Dies geschieht meist dann, wenn die vorhandenen Ressourcen nicht ausreichen, um die ursprünglichen Ziele zu erreichen.

In der Regel wird versucht, die Lücke durch zusätzliche Maßnahmen zu schließen. Anpassungen der Zielgrößen werden nur dann vorgenommen, wenn keine ausreichenden Mittel zur Umsetzung der Maßnahmen zur Verfügung stehen.

Welche Arten der Lückenanalyse gibt es?

Um die Wettbewerbsfähigkeit und Effizienz eines Unternehmens zu verbessern, ist es wichtig, bestehende Lücken zu identifizieren und gezielt zu schließen. Die Lückenanalyse hilft dabei, Schwachstellen sowohl auf operativer als auch auf strategischer Ebene zu erkennen. Im Folgenden werden die differenzierte Gap-Analyse sowie die Rolle strategischer Projekte bei der Schließung dieser Lücken erläutert.

Differenzierte Gap-Analyse: Operative und strategische Lücken

Die differenzierte Gap-Analyse unterscheidet zwischen zwei Arten von Lücken:

  • Operative Lücke: Diese bezieht sich auf die Wettbewerbs-und Leistungslücken eines Unternehmens. Sie entsteht, wenn das Unternehmen im Vergleich zu seinen Wettbewerbern oder im Hinblick auf interne Effizienzprobleme schlechter abschneidet. Diese Lücke kann durch Maßnahmen wie Prozessoptimierungenoder Effizienzsteigerungen geschlossen werden.
  • Strategische Lücke: Sie entsteht, wenn die aktuelle Unternehmensstrategie nicht ausreicht, um die langfristigen Ziele zu erreichen. Hier müssen neue Strategien entwickelt werden, z. B. die Erschließung neuer Märkte oder die Einführung neuer Produkte.

Strategische Projekte als Mittel zur Lückenschließung

Unternehmen können gezielte Projekte einsetzen, um Lücken zu schließen. Diese Projekte zielen auf die Verbesserung derMarktposition oder die Erweiterung des Produktportfolios ab. Ein Beispiel wäre die Einführung eines neuen Produkts, um eine Umsatzlücke zu schließen. Solche strategischen Projekte sind oft langfristig angelegt und erfordern erhebliche Ressourcen.

Verknüpfung der Gap-Analyse mit der Produkt-Markt-Strategie

Ein häufig verwendetes Modell, um strategische Lücken zu schließen, ist die Kombination derGap-Analyse mit Produkt-Markt-Strategien. Die Ansoff-Matrix bietet hier eine gute Grundlage für strategische Überlegungen. Sie unterscheidet zwischen:

  • Marktdurchdringung: Verstärkung des Absatzes bestehender Produkte auf bestehenden Märkten
  • Marktentwicklung: Erschließung neuer Märkte für bestehende Produkte
  • Produktentwicklung: Entwicklung neuer Produkte für bestehende Märkte
  • Diversifikation: Neue Produkte für neue Märkte

Je nach strategischer Ausgangssituation und Zielsetzung lassen sich mit diesen Optionen gezielte Maßnahmen ableiten, um die Lücke zu schließen.

Im Hinblick auf die Wirksamkeit der einzelnen Produkt-Markt-Strategien sollte beachtet werden, dass das Synergiepotenzial bei zunehmender Diversifikation abnimmt. Je weiter eine Strategie von der Kernkompetenz entfernt ist, desto geringer fallen die Synergieeffekte aus.

Die systematische Unterscheidung der möglichen Produkt-Markt-Strategien bietet innerhalb der Gap-Analyse eine Orientierungshilfe, um geeignete Maßnahmen zur Überbrückung der strategischen Lücke zu identifizieren. Ein möglicher Ansatz zur Schließung der strategischen Lücke besteht in der Konzentration auf den Kostenbereich.

Ausgehend vom aktuellen Kostenniveau lässt sich ein in Zukunft angestrebtes Kostenlimit festlegen, das durch entsprechende Maßnahmen erreicht werden soll. Dies ermöglicht sowohl die Formulierung operativer Maßnahmen als auch die Definition neuer strategischer Ziele.

Beispiel: Eine Zielvorgabe könnte darin bestehen, die Materialkosten von 50 % auf 30 % des Umsatzes zu senken. Diese Einsparungen wirken sich positiv auf die Gesamtkostenstruktur aus und helfen, die Lücke zu schließen.

Info

Gap-Analyse reicht allein nicht aus

Die Gap-Analyse liefert nur eine erste Einschätzung der Unternehmenssituation und zeigt, wo Lücken entstehen könnten. Sie ist als Startpunkt für eine strategische Neuausrichtung gedacht, reicht jedoch nicht aus, um fundierte Entscheidungen zu treffen. Weitere Managementmethoden sind notwendig, um die strategische Planung umfassend zu gestalten und qualitative sowie quantitative Faktoren in die Analyse einzubeziehen.

Wie geht man beim Aufbau eines Gap-Diagramms vor?

Um die Gap-Analyse in einemDiagramm darzustellen, werden folgende Schritte durchgeführt:

  1. Erstellen eines Koordinatensystems: Auf der x-Achse wird die Zeit, auf der y-Achse die verschiedenen Ziel-, Ist- und Prognosegrößen abgebildet.
  2. Zielgröße festlegen: Die Soll-Größe, die zu einem bestimmten Zeitpunkt erreicht werden soll, wird als obere Linie eingetragen.
  3. Prognose des Ist-Zustands erstellen: Der zu erwartende Ist-Zustand wird unterhalb der Soll-Linie dargestellt.
  4. Lücke bestimmen: Die Differenz zwischen der Soll- und der prognostizierten Ist-Größe zeigt die Lücke an.
  5. Maßnahmen erarbeiten: Operative und strategische Maßnahmen zur Schließung der Lücke werden definiert.
  6. Wirksamkeit der Maßnahmen prognostizieren: Die erwarteten Effekte der Maßnahmen auf den Ist-Zustand werden in das Diagramm eingetragen.
  7. Strategische Lücke bestimmen: Wenn nach Umsetzung aller operativen Maßnahmen eine Abweichung bleibt, liegt eine strategische Lücke vor.
  8. Strategische Maßnahmen erarbeiten: Strategische Initiativen zur Schließung der verbleibenden Lücke entwickeln, z. B. durch Marktexpansion oder neue Produkte.
  9. Wirksamkeit der strategischen Maßnahmen prognostizieren: Diese Maßnahmen werden ebenfalls in das Diagramm integriert, um die erwarteten Ergebnisse darzustellen.
  10. Kontrollpunkte definieren: Strategische Kontrollpunkte festlegen, an denen die Wirksamkeit der umgesetzten Maßnahmen überprüft wird.

Praxisbeispiel: Umsatzsteigerung

Mio. EUR 01 02 03 04 05
Zielumsatz 45 65 90 100 110
Umsatz mit neuem Sortiment 43 62 80 90 100
Umsatz auf ausgeweitetem Markt 43 60 70 80 85
Umsatz bei verstärkter Werbung 43 55 60 65 70
Prognostizierter Ist-Umsatz 43 40 56 60 65

Die Nachteile der Gap-Analyse

Obwohl die Gap-Analyse eine nützliche Methode zur Identifizierung von Abweichungen darstellt, hat sie einige Schwächen:

  • Nur als Ausgangspunkt geeignet: Die Gap-Analyse dient in erster Linie als Ausgangspunkt für eine strategische Neuausrichtung. Sie zeigt bestehende Lücken auf, liefert jedoch keine direkten Lösungen.
  • Keine Berücksichtigung externer Umwelteinflüsse: Veränderungen im Marktumfeld oder politische Rahmenbedingungen werden nicht berücksichtigt.
  • Ungenaue Zukunftsprognosen: Die Berechnungen basieren auf Annahmen, die in der Praxis nicht immer zutreffen.
  • Weitere Managementmethoden notwendig: Um eine umfassende strategische Planung zu ermöglichen, sind weitere Instrumente wie die SWOT-Analyse oder die Ansoff-Matrix erforderlich.

Eine alleinige Betrachtung reicht daher oft nicht aus, um fundierte Entscheidungen zur Unternehmenssteuerung zu treffen.