Zusammenfassung
Gesamtkostenverfahren im Überblick
- Beim Gesamtkostenverfahren werden die gesamten betrieblichen Leistungen einer Periode den Gesamtkosten gegenübergestellt.
- Diese Methode wird für Jahresabschlüsse in Deutschland häufig angewendet.
- Das Umsatzkostenverfahren stellt eine Alternative dar, die international häufiger verwendet wird.
- Das Gesamtkostenverfahren ist insbesondere für kleinere Betriebe aufgrund seiner einfachen Handhabung geeignet.
- Beide Verfahren haben spezifische Vor- und Nachteile, die je nach Unternehmensgröße und Ausrichtung relevant sind.
Definition
Was ist das Gesamtkostenverfahren?
Das Gesamtkostenverfahren ist eine Methode der Erfolgsermittlung, bei der die gesamten betrieblichen Leistungen eines Unternehmens in einer Periode den Gesamtkosten gegenübergestellt werden. Die Gesamtkosten werden dabei nach Kostenarten wie Materialkosten, Personalkosten und Abschreibungen gegliedert. Es ist ein in Deutschland weit verbreitetes Verfahren zur Erstellung von Jahresabschlüssen, da es die gesamte Leistung eines Unternehmens berücksichtigt und einfach anzuwenden ist.
Die Bedeutung des Gesamtkostenverfahrens
Der Erfolg eines Unternehmens lässt sich durch den Jahresabschluss sowie durch monatliche kurzfristige Erfolgsrechnungen ermitteln. Hierbei werden die Kosten und Leistungen miteinander verglichen. Es gibt grundsätzlich zwei Möglichkeiten zur Erfolgsermittlung:
- Umsatzkostenverfahren: Die verkauften Produkte bilden die Basis der Ermittlung.
- Gesamtkostenverfahren: Die gesamte Betriebsleistung wird zur Bewertung herangezogen.
Das Gesamtkostenverfahren wird häufig in Deutschland verwendet, besonders für den Jahresabschluss. International ausgerichtete Unternehmen setzen dagegen häufiger auf das Umsatzkostenverfahren, nutzen jedoch teilweise weiterhin das Gesamtkostenverfahren oder ergänzen es.
Vor- und Nachteile des Gesamtkostenverfahrens
Das Gesamtkostenverfahren hat sowohl Vorzüge als auch Herausforderungen, die berücksichtigt werden sollten.
Vorteile | Nachteile |
---|---|
Einfacher in der Anwendung, besonders für kleinere Betriebe. | Die Ergebnisse müssen individuell interpretiert werden. |
Berücksichtigt die gesamte Betriebsleistung, nicht nur den Umsatz. | Schwankungen bei verschiedenen Produkten können das Ergebnis verfälschen. |
Gut geeignet für die Einführung von Erfolgsermittlungssystemen. | Größere Unternehmen, besonders solche mit internationaler Ausrichtung, bevorzugen das Umsatzkostenverfahren. |
Tipp
Gesamtkostenverfahren ideal für kleinere Unternehmen
Das Gesamtkostenverfahren ist aufgrund seiner einfachen Handhabung besonders für kleinere Unternehmen geeignet, während international tätige Unternehmen oft auf das Umsatzkostenverfahren umstellen müssen. Kleinere Betriebe sollten bei der Wahl eines Verfahrens diese Tatsache berücksichtigen.
Schwankende Leistungen im Gesamtkostenverfahren
In der freien Wirtschaft wird der Erfolg eines Unternehmens in erster Linie über den Umsatz dargestellt. Allerdings schwankt dieser in den meisten Fällen von Monat zu Monat. Dafür gibt es verschiedene Gründe:
- Marktentwicklung: Die Entscheidungen der Mitbewerber können Einfluss auf den Umsatz haben.
- Saisonale Schwankungen: Wetter und Urlaubszeiten beeinflussen den Absatz.
- Verzögerte Auslieferungen: Kundenwünsche oder interne Abläufe können dazu führen, dass Lieferungen nicht termingerecht erfolgen.
Unternehmen sind bestrebt, ihre Kapazitäten möglichst gleichmäßig auszulasten, um den Fixkosteneinsatz zu optimieren. Schwankungen im Umsatz können jedoch durch Spitzenphasen ausgeglichen werden. Wichtig ist dabei, dass das Unternehmen Bestände auf- oder abbaut, um seine Leistungen stabil zu halten.
Kostenrechnung als Ausgleich
Um die fehlende Synchronisation zwischen der Betriebsleistung und dem Erfolg des Unternehmens auszugleichen, kommt die Kostenrechnung ins Spiel. Mit Hilfe des Gesamtkostenverfahrens wird die gesamte Leistung eines Unternehmens während einer bestimmten Periode kalkuliert und den jeweiligen Gesamtkosten gegenübergestellt. Diese werden nach Kostenarten gegliedert und in der Erfolgsrechnung erfasst.
Nettoumsätze und Bestandsveränderungen im Gesamtkostenverfahren
Das Gesamtkostenverfahren umfasst neben den Nettoumsätzen auch die Bestandsveränderungen von fertigen und halbfertigen Produkten. Der Nettoumsatz ergibt sich aus dem fakturierten Umsatz, von dem Rabatte, Skonto, Boni und sonstige Preisminderungen abgezogen werden. Die Bestandsveränderungen sind dagegen komplexer zu berechnen.
Tipp
Planwerte bei kurzfristigen Erfolgsrechnungen nutzen
Wenn eine kurzfristige Erfolgsrechnung erstellt werden muss, kann es sinnvoll sein, Planwerte zu nutzen. Diese sind hilfreich, wenn zum Zeitpunkt der Rechnungserstellung noch nicht alle Zahlungseingänge erfolgt sind und somit die genauen Erlösschmälerungen wie Skonti noch nicht erfasst werden können.
Bestandsveränderungen bewerten
Die Ermittlung von Bestandsveränderungen ist anspruchsvoll. Unternehmen können dabei auf verschiedene Ansätze zurückgreifen:
- Methode 1: Bestände von fertigen und halbfertigen Erzeugnissen werden über
- Bewertungen und Inventur ermittelt. Auch unfertige Aufträge müssen erfasst werden.
- Methode 2: Artikel werden auf Basis der Herstellungskosten bewertet, wobei Vertriebsgemeinkosten nicht berücksichtigt werden. Verwaltungskosten werden anteilig bewertet.
- Methode 3: Die Summe der Bestandsveränderungen wird in der Erfolgsrechnung aufgeführt. In der Praxis übernimmt die Buchhaltung die Verbuchung der Bestände.
Tipp
Regeln für Bestandsbewertungen bei kurzfristigen Erfolgsrechnungen
Es gibt keine rechtlichen Vorschriften für die Bewertung von Beständen im Rahmen kurzfristiger Erfolgsrechnungen. Es ist jedoch ratsam, klare interne Regeln aufzustellen, die mit der Geschäftsführung abgestimmt sind. Beispielsweise können Vertriebskosten für Aufträge, die noch in der Produktion sind, in die Bewertung einfließen.
Wie wird das Gesamtkostenverfahren angewendet?
Im Gesamtkostenverfahren werden die Betriebsleistungen einer Periode den Gesamtkosten gegenübergestellt. Die Kosten werden dabei nach den jeweiligen Kostenarten aufgeteilt, wie Materialkosten oder Personalkosten. Für eine erfolgreiche Anwendung muss eine zeitliche Abgrenzung erfolgen, um die Kosten der richtigen Periode zuzuordnen.
Eine Gegenüberstellung der Kosten und Leistungen kann in einer Tabelle oder durch die Verwendung von Konten erfolgen. In der Praxis hat sich die Tabelle bewährt, da sie für die meisten Adressaten der Erfolgsrechnung leichter zu interpretieren ist.
Interpretation des Ergebnisses
Das Ergebnis zeigt, dass die Schwankungen im Absatz das Betriebsergebnis stark beeinflussen. In Periode 1 wurden 20 % der produzierten Güter nicht verkauft, was zu einem geringeren Gewinn von 25.000 EUR führt. Der Bestandsaufbau wird nur zu Herstellungskosten bewertet, nicht jedoch zu Verkaufspreisen. In Periode 2 wird der Lagerbestand verkauft, wodurch ein zusätzlicher Gewinn von 50.000 EUR entsteht. Insgesamt ergibt sich über die drei Perioden ein durchschnittlicher Gewinn von 75.000 EUR pro Periode.
Die Schwankungen im Betriebsergebnis hängen oft von kleinen, alltäglichen Ereignissen ab. Beispielsweise könnte eine Bestandserhöhung in Periode 1 durch die Fertigstellung eines Großauftrags am letzten Tag der Periode bedingt sein, während die Fakturierung erst in Periode 2 erfolgt. Solche kleinen Verschiebungen können das Ergebnis verzerren.
Praxis-Tipp: Kumulierte Werte verwenden
Um Schwankungen in der Erfolgsrechnung auszugleichen, sollten Sie kumulierte Werte verwenden. Dies kann dabei helfen, die Schwankungen aus der Vergangenheit aufzufangen und ein realistischeres Bild der Unternehmensleistung zu erhalten.