Zusammenfassung
Joint Venture im Überblick
- Ein Joint Venture ist eine Form der Kooperation zwischen zwei Unternehmen. Diese kann rein vertraglich geregelt sein (Contractual Joint Venture) oder in der Gründung eines gemeinsamen Unternehmens münden (Equity Joint Venture).
- Motive für die Gründung eines Joint Ventures sind meist Wettbewerbsvorteile, strategische Gründe oder staatlicher bzw. rechtlicher Zwang.
- Grundlage der Zusammenarbeit ist der Joint-Venture-Vertrag, der die Verteilung von Gewinnen, Verantwortung und Risiko regelt.
Definition
Was ist ein Joint Venture?
Ein Joint Venture ist eine Kooperation zwischen mindestens zwei rechtlich und wirtschaftlich voneinander unabhängigen Partnerunternehmen. Der Begriff Joint Venture kommt aus dem Englischen und bedeutet übersetzt in etwa „gemeinsame Unternehmung“ oder auch „gemeinsames Wagnis“. Die Rechtsform kann je nach Joint Venture unterschiedlich sein – häufig wird sich für eine Kapitalgesellschaft, wie eine AG oder GmbH (aufgrund der beschränkten Haftung), entschieden.
Kluge Kooperation: Das zeichnet ein Joint Venture aus
Wie genau das Joint Venture strukturiert ist, hängt immer von den Zielen der Zusammenarbeit, der Branche und natürlich den beteiligten Unternehmen ab. Die Rechtswissenschaft definiert Joint Ventures anhand von drei wesentlichen Merkmalen:
- Gemeinsames Interesse: Die beteiligten Unternehmen möchten über die Gründung des Joint Ventures ein Vorhaben umsetzen, das sie alleine so nicht – beziehungsweise nicht mit denselben Erfolgschancen – realisieren könnten.
- Gewinnverteilung: Zwar muss nicht jedes der beteiligten Unternehmen zwangsläufig in gleichem Maße vom Joint Venture profitieren (auch wenn dies bei gleicher Kapitalbeteiligung meist der Fall ist). Doch Gewinne werden grundsätzlich aufgeteilt. Das Verhältnis der Gewinnverteilung ist im Joint-Venture-Vertrag genau festgelegt.
- Gemeinsame Kontrolle: Der Joint-Venture-Vertrag regelt außerdem, wer was zu sagen hat. Grundsätzlich gilt, dass alle beteiligten Unternehmen Mitspracherecht haben und Entscheidungen gemeinsam treffen. Strategische Gründe für ein gemeinsames Risikomanagement machen ein Joint Venture ebenfalls interessant.
Info
Venture Capital und Joint Venture
Der Begriff Venture Capital oder Wagniskapital bezeichnet eine Beteiligung an einem jungen Unternehmen mittels Risiko- oder Eigenkapital. Anders als beim Joint Venture investieren Venture-Capital-Gesellschaften hierbei in andere Unternehmen, um ihre Anteile anschließend gewinnbringend weiterzuverkaufen.
Verschiedene Formen von Joint Ventures
Beschäftigen Sie sich mit Joint Ventures, ist eine Aufteilung nach unterschiedlichen Kriterien denkbar:
- Sie können sich hinsichtlich der Kapitalbeteiligung der Partnerunternehmen unterscheiden. In sogenannten paritätischen Joint Ventures sind beispielsweise alle Unternehmen zu gleichen Teilen beteiligt und bringen somit gleiche Ressourcen, Kapital und Marktkenntnis ein.
- Im Vergleich dazu gibt es sogenannte ungleiche Joint Ventures. Diese gelten jedoch in den meisten Fällen nicht als Joint Ventures, sondern lediglich als Unternehmensbeteiligungen.
- Ein weiteres Kriterium zur Unterscheidung ist die Kooperationsrichtung: Stammen die beteiligten Unternehmen aus derselben Branche, handelt es sich um ein horizontales Joint Venture.
- Vertikale Joint Ventures bestehen dagegen aus Firmen, die an verschiedenen Punkten einer Wertschöpfungskette tätig sind – beispielsweise ein Hersteller von einzelnen Bauteilen und ein Zulieferer von Autoteilen.
- Bei konzentrischen Joint Ventures tun sich Unternehmen verwandter Branchen zusammen,
- Bei konglomeraten Joint Ventures sind die Beteiligten in komplett verschiedenen Industrie-Abschnitten beheimatet.
Info
Contractual Joint Venture und Equity Joint Venture
Nicht immer gründen Partnerunternehmen ein neues Unternehmen für ihr Joint Venture. Dies ist nur beim Equity Joint Venture der Fall, bei dem die Beteiligten Verantwortung und finanzielles Risiko teilen. Im Gegensatz dazu ist auch ein Contractual Joint Venture möglich. Hier setzen die Beteiligten lediglich einen Kooperationsvertrag auf, ohne ein Unternehmen zu gründen.
Gründe fürs Gründen: Wann sich ein Joint Venture lohnt
Unternehmen gründen Joint Ventures in der Regel, um bei einem bestimmten Vorhaben das Risiko und die Verantwortung zu teilen. Daher handelt es sich bei Joint Ventures in den meisten Fällen um Gemeinschaftsunternehmen, bei denen alle Beteiligten über wirtschaftliche Kontrolle verfügen. Allerdings fällt der Begriff oft auch im Zusammenhang mit Direktinvestitionenin oder durch ausländische Unternehmen. Damit diese getätigt werden können, verlangen die betroffenen Länder nämlich häufig die Beteiligung regionaler Partnerunternehmen. Dieses Modell ist vor allem in China und vielen osteuropäischen Ländern anzutreffen.
Somit lassen sich folgende Motive für die Gründung eines Joint Ventures festhalten:
Strategischer Nutzen
Häufig erhoffen sich Unternehmen von einem Joint Venture Synergieeffekte. Diese können beispielsweise einen geringeren Einsatz eigener Ressourcen oder die Steigerung der Effizienz umfassen. Durch den Zusammenschluss verbessern oder festigen Unternehmen ihre Marktposition und schwächen Mitbewerber. So zum Beispiel geschehen, als sich Siemens und Nokia 2007 für das Joint Venture „Nokia Siemens Networks“ zusammentaten: Ziel war unter anderem, gemeinsam die damaligen Mitbewerber Ericsson und Lucent/Alcatel zu überholen.
Markt- und Wettbewerbsvorteile
Durch Kooperationen sind Unternehmen in der Lage, schneller, ganzheitlicher und oft auch günstiger zu produzieren sowie qualitativere Leistungen anzubieten. Weil das Risiko einer Finanzierung geteilt ist, können die Beteiligten Vorhaben in ganz anderem Umfang umsetzen und auch eher riskante Unterfangen ausprobieren. Außerdem ergänzen sich die Partnerunternehmen in Sachen Know-how und Fähigkeiten. Das zeichnet viele bekannte Joint Ventures aus. Zum Beispiel die Zusammenarbeit der Versicherungsgesellschaft Allianz und dem VW-Tochterunternehmen Volkswagen Financial Services: Durch die Kombination der recht unterschiedlichen Kompetenzen konnten beide Firmen den Markt für Kfz-Versicherungen erobern.
Rechtliche Voraussetzungen
Vor allem in Entwicklungs- und Schwellenländern schreiben die Regierungen Direktinvestoren oft vor, mit regionalen Partnerunternehmen zu kooperieren. Gute Beispiele für entsprechende Joint Ventures sind die diversen Zusammenschlüsse von Volkswagen mit chinesischen Unternehmen: So arbeitet VW unter anderem mit SAIC (Shanghai Automotive Industry Corporation) und FAW (First Auto Works) zusammen.
Restrisiko bleibt: Vorteile und Nachteile von Joint Ventures
Die Motive für die Gründung eines Joint Ventures sind vielfältig. Daher ist es wichtig, genau abzuwägen, ob Sie wirklich ein Joint Venture mit einem (oder mehreren) anderen Unternehmen eingehen möchten. Denn auch wenn die Kooperation durchaus vorteilhaft sein kann, so birgt sie jedoch gewisse Risiken und hat auch Nachteile.
Vorteile | Nachteile |
---|---|
Joint Ventures verschaffen Unternehmen eine stärkere Position gegenüber Mitbewerbern und zusätzliche Handlungsmöglichkeiten. | Joint Ventures sind in vielen Fällen zeitlich begrenzt. |
Technologie- und Wissenstransfers beschleunigen den Fortschritt. | Weitergegebenes Know-how wird zum Nachteil, wenn der ehemalige Joint-Venture-Partner später als Konkurrent auftritt. |
Durch die Diversifikation des eigenen Leistungsportfolios sichern Unternehmen sich ab und erreichen außerdem neue Zielgruppen. | Da die beteiligten Unternehmen ihren eigenen Vorteil priorisieren, sind Joint Ventures häufig instabil. |
Kosten und Ressourceneinsatz sinken, während die Effizienz sich erhöht. | Es entsteht ein hoher Koordinationsaufwand, um alle Beteiligten in Entscheidungen miteinzubeziehen. |
Für die beteiligten Unternehmen besteht ein geringeres Risiko, besonders hinsichtlich finanzieller und wirtschaftlicher Fragen. | Länder können mittels Transferstopp verhindern, dass Joint Ventures Gewinne an ausländische Unternehmen ausschütten und diese im schlimmsten Fall sogar enteignen. |
Durch Joint Ventures haben Unternehmen bessere Einstiegschancen in fremde Märkte und Branchen. | Internationale Joint Ventures müssen nach den internationalen Rechnungslegungsvorschriften (IFRS) bilanziert werden – eine vergleichsweise komplexe und somit aufwändige Form des Jahresabschlusses. |
So gehen Sie vor: Checkliste für Ihr Joint Venture
Sie haben entschieden, dass das Joint Venture (beziehungsweise das Equity Joint Venture) das optimale Modell für Sie ist, und möchten nun ein Gemeinschaftsunternehmen gründen? Dann sollten Sie die folgenden Punkte berücksichtigen:
- Passenden Partner finden
Überlegen Sie genau, welches Projekt Sie umsetzen möchten und welche Vorteile Sie sich von einem Joint Venture erhoffen. Auf dieser Basis können Sie nach anderen Unternehmen suchen, die sich als Joint-Venture-Partner eignen. - Sondierungsgespräche führen
Haben Sie einen potenziellen Partner gefunden, gilt es, die Grundsätze Ihrer Zusammenarbeit auszuloten. Dazu gehört beispielsweise, zu klären, wer wie viel Kapital beisteuert und wie Sie Verantwortung und Kontrolle verteilen. - Machbarkeit überprüfen
Um sich hundertprozentig abzusichern, sollten Sie zum Beispiel eine Machbarkeitsstudie durchführen. Diese prognostiziert die Erfolgschancen Ihres Joint Ventures und berücksichtigt dabei auch rechtliche Unsicherheiten. - Joint-Venture-Vertrag aufsetzen
In Ihrem Vertrag halten Sie Details wie die Gewinnaufteilung genau fest. Soll Ihr Joint Venture nur für eine begrenzte Dauer bestehen, vermerken Sie die entsprechende Frist ebenfalls im Vertrag. - Joint Venture offiziell gründen
Zum Schluss gehen Sie die gängigen Schritte der Unternehmensgründung: die Genehmigung für Ihr Joint Venture beantragen und einholen, notwendige Registereinträge vornehmen und offene juristische Fragen klären.