Zusammenfassung
Lieferantenkredit im Überblick
Bei einem Lieferantenkredit gewährt ein Lieferant einem Käufer Zahlungsaufschub oder ein längerfristiges Zahlungsziel (z. B. 30 Tage).
Ein Lieferantenkredit ist nur unbar möglich.
Lieferanten sichern sich über den sogenannten Eigentumsvorbehalt ab. Das heißt, das Eigentum geht erst mit vollständiger Zahlung an Sie als Käufer über.
Bei einem Lieferantenkredit erhalten Sie als Käufer bei vorzeitiger Zahlung häufig einen Skonto von üblicherweise 2-3 %.
Der Lieferantenkredit erfordert keine Bonitätsprüfung und schont die Liquidität, ist aber mit einer hohen Effektivverzinsung verbunden.
Übliche Alternativen zum Lieferantenkredit sind ein Kontokorrentkredit oder eine Ratenzahlung.
Definition
Lieferantenkredit einfach erklärt
Der Lieferantenkredit wird auch Handelskredit und Warenkredit genannt. Bei diesem gewährt ein Lieferant (Kreditor) Ihnen als Kunde (Debitor) einen Zahlungsaufschub oder ein längerfristiges Zahlungsziel.
Die gelieferte Ware muss also nicht sofort, sondern innerhalb eines festgelegten Zeitrahmens bezahlt werden. Dieser Zeitraum beträgt in Deutschland üblicherweise 14 bis 30 Tage, wird aber letztlich individuell vom Lieferanten festgelegt. So kann die Laufzeit eines Lieferantenkredits zum Beispiel auch bei über 30 Tagen liegen. Als Käufer können Sie dadurch finanzielle Engpässe überbrücken und Ihre Liquidität schonen.
Keine Barzahlung beim Lieferantenkredit möglich
Eines der wichtigsten Merkmale des Lieferantenkredits: Er ist nur unbar möglich! Wollen Sie Waren oder Dienstleistungen bar bezahlen, können Sie also keinen Lieferantenkredit in Anspruch nehmen.
So sichern sich Lieferanten ab
Anders als ein Bankkredit bietet Ihnen ein Lieferantendarlehen folgende Vorteile:
Sie müssen keinen Antrag stellen.
Bürokratische Hürden wie SCHUFA-Auskunft und weitere Bonitätsprüfungen entfallen.
Kennt der Lieferant Sie, müssen Sie auch keine Sicherheiten nachweisen.
Die Sicherheit beim Lieferantenkredit läuft stattdessen über den sogenannten Eigentumsvorbehalt ab. Das Eigentum geht also erst mit vollständiger Zahlung des Kaufpreises an Sie über.
Sie können sich das ähnlich wie bei einer Autofinanzierung vorstellen. Erst wenn Sir den vollen Kaufpreis für das Auto bezahlt haben, gehört es auch wirklich Ihnen. Bis dahin ist es Eigentum des Autohauses. Wenn Sie Ihre Raten nicht mehr bezahlen können, kann das Autohaus Ihr Fahrzeug einfach einziehen.
Genauso läuft das auch beim Lieferantenkredit ab. Können Sie die Waren nach der Frist nicht bezahlen, kann der Lieferant diese zurückfordern. Allerdings besteht die Gefahr, dass die Waren bereits verkauft oder weiterverarbeitet wurden. Lieferanten gehen dadurch immer ein gewisses Ausfallrisiko ein. Bei vielen Dienstleistungen ist ein Eigentumsvorbehalt auch nicht möglich.
Achtung
Kein Lieferantenkredit bei Erstbestellungen
Ein Lieferantenkredit wird meist nur Kunden gewährt, die für Lieferanten vertrauenswürdig sind. Bei einer neuen Geschäftsbeziehung müssen Sie die erste Bestellung deshalb üblicherweise sofort bezahlen.
Wie funktioniert ein Lieferantenkredit?
Die Frage, was ein Liefererdarlehen ist, lässt sich am besten mit der Funktionsweise und den Abläufen erklären. Die Gewährung eines Lieferantenkredits ist recht unkompliziert. Kunden erhalten die Ware zum vereinbarten Liefertermin und dürfen diese weiterverkaufen oder zu einem Endprodukt verarbeiten. Die Lieferanten geben bei der Rechnung wiederum eine Zahlungsfrist vor – zum Beispiel 30 Tage – oder vereinbaren die Bedingungen separat mit ihren Kunden.
Zahlen Kunden die Rechnung vor Ablauf der Zahlungsfrist, darf, sobald das vertraglich vereinbart ist, ein Skonto vom Lieferantenkredit abgezogen werden. Dieser beträgt häufig 2-3 %, kann aber auch höher oder niedriger ausfallen. Die genauen Konditionen vereinbaren Lieferanten und Kunden jedoch individuell miteinander. Nach Ablauf der Frist müssen Kunden den vollen Betrag begleichen.
Die Dauer des Lieferantenkredits
Die Dauer eines Lieferantenkredits unterscheidet zwischen zwei Arten:
- Kurzfristiger Lieferantenkredit
- Langfristiger Lieferantenkredit
Kurzfristige Lieferantenkredite sind am gängigsten und bieten eine Zahlungsfrist von bis zu 30 Tagen. Diese kürzere Frist ist beliebt, da Lieferanten oft selbst laufende Kosten decken müssen und nicht zu lange auf Zahlungen warten können.
Langfristige Lieferantenkredite hingegen haben eine Frist von 30 Tagen ohne eine feste Obergrenze. Sie werden meist Stammkunden mit einem langjährigen, vertrauensvollen Verhältnis angeboten, da Lieferanten hier eher bereit sind, längere Wartezeiten in Kauf zu nehmen. Dabei gelten jedoch die Bestimmungen des Bürgerlichen Gesetzbuchs (BGB).
Lieferantenkredit: Vor- und Nachteile
Als Unternehmer sollten Sie sich immer gut überlegen, ob sich der Lieferantenkredit für Sie lohnt. Gerade die hohe Effektivverzinsung kann sonst schnell teuer werden. Denn diese beträgt nach Ablauf der Skontofrist teilweise mehr als 30 Prozent.
Achtung
Achten Sie auf versteckte Zinssätze
Häufig sind hohe Zinssätze bei Lieferantendarlehen auf den ersten Blick nicht ersichtlich. Viele glauben, dass sie einen zinslosen Kredit erhalten haben, obwohl dies nicht der Fall ist. Denn ein guter Unternehmer bzw. Lieferant berechnet die spätere Zahlung in seiner Kalkulation. Dadurch merken Sie auch leider erst zu spät, dass Sie mit einem Bankkredit unter Umständen günstiger gefahren wären. Deshalb sollten Sie sich immer alles ganz genau durchlesen, bevor Sie einen Lieferantenkredit verbindlich abschließen.
Auf der anderen Seite ist der Lieferantenkredit eine einfache Möglichkeit, dringend benötigte Ware zu erhalten, ohne Verpflichtungen gegenüber Dritten einzugehen.
Übersicht der Vor- und Nachteile
Wir haben Ihnen die Vorteile und Nachteile von Skonto in einer praktischen Übersicht zusammengefasst. So können Sie abwägen, welche Faktoren für Sie die größte Rolle spielen:
Vorteile | Nachteile |
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Alternativen zum Lieferantenkredit
Kommt ein Lieferantenkredit für Sie nicht infrage, gibt es daneben auch noch den Ratenkredit oder den Kontokorrentkredit. Sie unterscheiden sich in erster Linie bei der Verzinsung.
Während Sie den Rechnungsbetrag beim Ratenkredit in (meist monatlichen) Raten bezahlen, ist der Kontokorrent nichts anderes als das Überziehen Ihres Bankkontos bis zu einer mit der Bank vereinbarten Kreditlinie. Der Kontokorrentkredit läuft über das Girokonto und kann dort jederzeit eingesehen oder zurückgezahlt werden.
Als Alternative zum Lieferantenkredit ist der Kontokorrentkredit zwar aufwändiger und erfordert eine Bonitätsprüfung durch Ihre Bank. Durch die Verwendung der Bankkreditlinie können Sie allerdings den Skonto nutzen und haben keine Lieferantenabhängigkeit. Allerdings fallen hohen Zinsen an, oft deutlich über 10 %.
Gute Bonität für Kontokorrentkredite nötig
Die Inanspruchnahme eines Kontokorrentkredits läuft über das Kreditinstitut Ihres Geschäftskontos und setzt jedoch eine gute Bonität voraus. Dafür werden Sicherheiten, Einkommensnachweise oder eine SCHUFA-Auskunft benötigt. Können Sie diese nicht liefern, ist ein Kontokorrentkredit nicht möglich.
Wann ist ein Lieferantenkredit sinnvoll?
Für Sie als Käufer ist ein Lieferantenkredit vor allem dann sinnvoll, wenn Sie Ware dringend benötigen, diese aber nicht direkt bezahlen können oder wollen. Dies ist in der Regel der Fall, wenn die Bank aufgrund von mangelnder Kreditwürdigkeit kein Geld verleihen will oder einige eigene Kunden nicht pünktlich zahlen. Der Lieferantenkredit ist in diesen Fällen häufig die einzige Alternative für die Finanzierung. Auch wenn ein Unternehmen in Zahlungsschwierigkeiten steckt, kann der Lieferantenkredit sinnvoll sein.
Allerdings setzt sie ein gewisses Vertrauen zwischen Lieferant und Käufer voraus. Den Zahlungsaufschub durch das Lieferantendarlehen können Sie dann nutzen, um durch den Warenverkauf Einnahmen zu erzielen, mit denen Sie dann die Rechnung bezahlen.
Aber auch bei einer guten Bonität kann der Lieferantenkredit die bessere Option sein. Denn dadurch müssen Sie keine Verpflichtungen gegenüber Dritten eingehen und können zum Beispiel einen teureren Kontokorrentkredit vermeiden.
Auch für Lieferanten bringt der Lieferantenkredit Vorteile. Zum Beispiel können sie ihn zur gezielten Kundenbindung nutzen, da sie dadurch den Vorzug gegenüber anderen Lieferanten erhalten, die kein längeres Zahlungsziel einräumen.
Kosten für den Lieferantenkredit berechnen
Die Kosten für einen Lieferantenkredit können Sie mit dem Skonto und der Skontofrist bestimmen. Um die Kreditkosten zu berechnen, ermitteln Sie die Differenz zwischen dem vollen Zahlungsbetrag und dem Zahlungsbetrag mit abgezogenem Skonto. Allerdings lassen sich die Zinsen nicht direkt vom Skontosatz ableiten, sondern fallen deutlich höher aus. Den Jahreszinssatz berechnen Sie für den Lieferantenkredit mit folgender Formel:
(Skontosatz x 360) / (Zahlungsziel – Skontofrist) = Jahreszinssatz
Info
Lieferantenkredit – Kosten an einem Beispiel berechnet
Beispiel: Ein Unternehmen bestellt Waren im Wert von 10.000 Euro mit einem Zahlungsziel von 30 Tagen und 2 % Skonto bei Zahlung innerhalb von 10 Tagen:
(2 % x 360) / (30 – 10) = 36 %
Zahlung innerhalb der Skontofrist: 10.000 Euro – (2 % von 10.000 Euro) = 9.800 Euro
Die Differenz von 200 Euro stellt hier die Kosten dar, die Sie zahlen müssen, wenn Sie kein Skonto ziehen. Begleichen Sie die Kosten erst nach einem Monat, beträgt der Preis demnach 10.000 Euro.
Ob der Lieferantenkredit besser als ein Kontokorrentkredit ist, sollten Sie deshalb immer gut überlegen, wenn Sie die Möglichkeit dazu haben.
Lieferantenkredit vs. Kontokorrentkredit – Ein Beispiel
Wie Sie den Lieferantenkredit und Kontokorrentkredit miteinander vergleichen können, wollen wir Ihnen anhand dieses Beispiels zeigen.
Lieferantenkredit | Kontokorrentkredit |
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Rechnungsbetrag: 30.000 Euro; Zahlungsziel: 30 Tage; Skonto bei Zahlung innerhalb von 14 Tagen: 3 %; Ersparnis durch Skonto: 900 Euro; Gesamtkosten: 29.100 Euro | Kreditlinie: 30.000 Euro; Laufzeit: 14 Tage; Sollzins: 9,8 %; Zinskosten: 114,34 Euro; Gesamtkosten: 30.114,34 Euro |
An diesem Beispiel sehen Sie, dass in diesem Fall der Lieferantenkredit für Sie wirtschaftlicher als ein Kontokorrentkredit ist.
Lieferantenkredit in der Bilanz korrekt ausweisen
Damit Sie rechtlich auf der sicheren Seite sind, müssen Sie laut dem Handelsgesetzbuch (HGB) einen Lieferantenkredit sowohl als Käufer als auch als Lieferant in der Buchführung richtig ausweisen:
- Lieferanten (Kreditoren) müssen den Rechnungsbetrag als „Forderungen aus Lieferungen und Leistungen“ eintragen. Dabei gilt der Nennwert der Forderung, da sie noch nicht wissen, ob die Kunden den Preisnachlass in Form des Skontos in Anspruch nehmen.
- Abnehmer der Ware (Debitoren) verbuchen den Lieferantenkredit als „Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen". Die Summe zählt dabei als Fremdkapital, da der Betrag noch nicht bezahlt wurde. Somit muss er auf der rechten (aktiven) Seite der Bilanz stehen.