Zusammenfassung
Lieferantenmanagement im Überblick
- Das Lieferantenmanagement umfasst die gezielte Planung und Steuerung der Lieferantenbeziehungen.
- Es dient der Optimierung der Wertschöpfungskette in technischer und wirtschaftlicher Hinsicht.
- Es beinhaltet Auswahl, Bewertung und Entwicklung von Lieferanten.
- Das Lieferantenmanagement ist ein zentraler Faktor in Branchen mit hohem Anteil an Fremdleistungen.
- Strategische Steuerung hilft, Risiken zu minimieren und Synergien zu nutzen
- Das Ziel des Lieferantenmanagements ist langfristige Zusammenarbeit und Innovationsförderung.
Definition
Was versteht man unter Lieferantenmanagement?
Das Lieferantenmanagement beschreibt die systematische Planung und Steuerung der Geschäftsbeziehungen eines Unternehmens zu seinen Lieferanten. Ziel ist es, durch gezielte Maßnahmen zur Auswahl, Bewertung und Entwicklung der Lieferanten die Qualität, Verfügbarkeit und Kosten der zu beschaffenden Güter und Dienstleistungen zu optimieren. Diese Prozesse tragen dazu bei, die Versorgungssicherheit zu gewährleisten, Risiken zu reduzieren und Innovationspartnerschaften zu fördern. In Branchen mit einem hohen Anteil an Fremdleistungen ist ein strukturiertes Lieferantenmanagement besonders wichtig, um die wirtschaftliche und technische Effizienz sicherzustellen.
Lieferantenmanagement in der Praxis: Aufgaben und Ziele
Ein gut durchdachtes Lieferantenmanagement hat das Ziel, die Geschäftsbeziehungen zu Lieferanten optimal zu gestalten, um sowohl kurz- als auch langfristig Wettbewerbsvorteile zu sichern. Da immer mehr Unternehmen große Teile ihrer Wertschöpfung an externe Dienstleister auslagern, gewinnt die systematische Steuerung und Überwachung der Lieferantenbeziehungen an Bedeutung. Vor allem der Einkauf ist stark involviert, da er den ersten Kontaktpunkt zu Lieferanten darstellt und alle relevanten Informationen über Preise, Qualität und Verfügbarkeiten koordiniert.
Das übergeordnete Ziel des Lieferantenmanagements ist es, verlässliche, leistungsfähige Lieferanten zu finden und bestehende Beziehungen strategisch auszubauen. Dadurch soll die gesamte Wertschöpfungskette effizienter gestaltet und das Unternehmen besser gegen mögliche Störungen im Lieferprozess abgesichert werden. Die wichtigsten Ziele sind:
- Langfristige Beziehungen aufbauen: Die Zusammenarbeit soll auf Dauer angelegt und partnerschaftlich gestaltet sein.
- Kostenoptimierung: Lieferanten sollen wettbewerbsfähige Preise bieten, ohne dass die Qualität leidet.
- Risikomanagement: Mögliche Ausfallrisiken und Abhängigkeiten sollen frühzeitig erkannt und minimiert werden.
- Förderung von Innovation: Durch eine enge Zusammenarbeit mit Lieferanten sollen neue Produkte oder Lösungen entwickelt werden.
Um diese Ziele zu erreichen, wird das Lieferantenmanagement in zwei große Bereiche unterteilt: das strategische und das operative Lieferantenmanagement. Beide Ansätze verfolgen unterschiedliche Schwerpunkte und Aufgaben, die aufeinander abgestimmt sind.
Der Prozess im Lieferantenmanagement
Das Lieferantenmanagement ist ein mehrstufiger Prozess, der aus verschiedenen Phasen besteht. Jede Phase baut auf der vorherigen auf und trägt zur Gesamtstrategie bei. Der Prozess lässt sich als Kreislauf darstellen, um die kontinuierliche Verbesserung der Lieferantenbeziehungen zu gewährleisten. Zu den wichtigsten Schritten gehören:
- Lieferantenbewertung: Die Erfassung und Beurteilung der Leistungsfähigkeit aller Lieferanten nach einheitlichen Kriterien. Dabei werden qualitative und quantitative Faktoren, wie Qualität, Lieferzuverlässigkeit und Preis-Leistungs-Verhältnis, berücksichtigt.
- Lieferantenentwicklung: Gezielte Programme zur Verbesserung der Leistungsfähigkeit der Lieferanten. Ziel ist es, Engpässe und Schwächen durch gemeinsame Projekte und Schulungen zu reduzieren.
- Lieferantenintegration: Integration ausgewählter Lieferanten in die internen Prozesse des Unternehmens. Dies kann eine Verlagerung von Aufgaben an den Lieferanten oder eine enge Zusammenarbeit in Entwicklungsprojekten beinhalten.
- Lieferantencontrolling: Die regelmäßige Überprüfung der im Rahmen der Lieferantenentwicklung festgelegten Ziele und Maßnahmen. Abweichungen werden analysiert und gegebenenfalls Anpassungen vorgenommen.
Diese Schritte bilden das Grundgerüst eines erfolgreichen Lieferantenmanagements und müssen regelmäßig überprüft und angepasst werden, um auf Marktveränderungen und neue Herausforderungen zu reagieren.
Operatives Lieferantenmanagement: Optimierung und Bewertung
Das operative Lieferantenmanagement konzentriert sich auf die Bewertung und Weiterentwicklung der Lieferantenbeziehungen. Es stellt sicher, dass Lieferanten den festgelegten Standards entsprechen und eine gleichbleibend hohe Qualität liefern. Die wichtigsten Schritte sind:
Lieferantenidentifikation und -analyse
Die Lieferantenidentifikation beginnt mit der Erfassung aller potenziellen Lieferanten in einer Datenbank, die alle relevanten Informationen wie Preise, Lieferzeiten und Qualitätskennzahlen enthält. Diese Datenbank dient als Grundlage für eine detaillierte Lieferantenanalyse, bei der die Wettbewerbsfähigkeit und das Preis-Leistungs-Verhältnis der Lieferanten untersucht werden. Die Analyse erfolgt über einen bestimmten Zeitraum, um fundierte Entscheidungen treffen zu können.
Die gesammelten Daten sollten regelmäßig aktualisiert und durch zusätzliche Kennzahlen ergänzt werden, um eine möglichst objektive Bewertung der Lieferanten zu gewährleisten. Zu den häufig verwendeten Methoden gehören Bilanzanalysen, Kennzahlenvergleiche und die Bewertung von Lieferfähigkeit und Finanzstärke der Lieferanten.
Lieferantenbewertung
Die Bewertung der Lieferanten erfolgt durch verschiedene Analysemethoden, die sowohl qualitative als auch quantitative Faktoren einbeziehen. Zwei zentrale Verfahren sind die ABC-Analyse und die Portfolioanalyse:
- ABC-Analyse: Die Lieferanten werden in die Gruppen A, B und C eingeteilt. Gruppe A umfasst die umsatzstärksten und wichtigsten Lieferanten, Gruppe C hingegen Lieferanten, die für das Unternehmen weniger relevant sind. Diese Einteilung erleichtert die Priorisierung der Zusammenarbeit.
- Portfolioanalyse: Dieses Verfahren berücksichtigt zusätzlich Risiken und Marktveränderungen. Neben der Lieferantenleistung werden dabei auch Faktoren wie Verfügbarkeit, Marktanteil und strategische Bedeutung analysiert. So können mögliche Schwachstellen frühzeitig identifiziert und Maßnahmen abgeleitet werden.
Ziel der Lieferantenbewertung ist es, die leistungsstärksten Lieferanten zu identifizieren und langfristige Partnerschaften mit diesen aufzubauen. Schwächere Lieferanten werden entweder entwickelt oder ausgetauscht, um die Qualität und Effizienz in der Lieferkette sicherzustellen.
Strategisches Lieferantenmanagement: Langfristige Ausrichtung
Das strategische Lieferantenmanagement legt den Schwerpunkt auf die langfristige Planung und Ausrichtung der Lieferantenbeziehungen. Es umfasst alle Maßnahmen, die darauf abzielen, eine nachhaltige Zusammenarbeit aufzubauen und die Wettbewerbsfähigkeit zu stärken.
Lieferantenauswahl und -controlling
Die Lieferantenauswahl basiert auf strengen Kriterien, die sich an den strategischen Zielen des Unternehmens orientieren. Neue Lieferanten werden systematisch ausgewählt und bestehende Lieferanten regelmäßig bewertet, um die Versorgungssicherheit und Qualität zu gewährleisten. Das Lieferantencontrolling überwacht kontinuierlich die Leistung der Lieferanten und überprüft, ob die gesetzten Ziele erreicht werden. Bei Abweichungen müssen entweder Anpassungen an den Prozessen vorgenommen oder die Zusammenarbeit beendet werden.
Aufgaben des Lieferantenmanagements
Das Lieferantenmanagement umfasst insgesamt vier Hauptaufgaben:
- Auswahl neuer Lieferanten: Auf Basis festgelegter Kriterien werden neue Lieferanten identifiziert und die Zusammenarbeit initiiert.
- Durchführung von Lieferantenaudits: Regelmäßige Audits prüfen, ob Lieferanten die definierten Standards und Vorgaben einhalten.
- Entwicklung bestehender Lieferanten: Maßnahmen zur Verbesserung der Leistungsfähigkeit und Effizienz der Lieferanten.
- Bewertung der Lieferanten: Kontinuierliche Überwachung und Analyse der Lieferantenperformance zur Sicherstellung der Qualität und Zuverlässigkeit.
Diese Aufgaben sind eng miteinander verzahnt und werden von verschiedenen Rollen im Unternehmen durchgeführt, wie z. B. dem Projektmanagement, der Methodenentwicklung und dem Informationsmanagement.
Projektmanagement
Das Projektmanagement steuert den gesamten Prozess und wird meist von einem Projektmanager übernommen. Zu den Aufgaben gehören die Entwicklung neuer Prozesse und Produkte basierend auf den bestehenden Lieferantendaten. Projektmanager sind in der Regel an der Lieferantenauswahl beteiligt und verfügen über detaillierte Einblicke in die Lieferantenbestände.
Methodenentwicklung und Qualitätssicherung
Dieser Bereich ist die theoretische Grundlage des Lieferantenmanagements. Hier werden die Kernprozesse regelmäßig überprüft und angepasst, um einen reibungslosen Ablauf sicherzustellen. Zu den Aufgaben gehört auch die Digitalisierung von Geschäftsprozessen und die Entwicklung von Tools, um die Arbeit effizienter zu gestalten.
Informationsmanagement
Das Informationsmanagement erfasst und analysiert alle relevanten Daten und Informationen zu den Lieferanten, sowohl intern als auch extern. Es ist maßgeblich für die Lieferantenbewertung verantwortlich und stellt die Datenbasis für alle weiteren Entscheidungen bereit.
Assistenz
Die Assistenz übernimmt administrative Aufgaben, wie die Protokollführung bei Meetings und die Koordination von Terminen. Obwohl diese Rolle oft unterschätzt wird, kann sie bis zu 30 % der gesamten Aufgaben im Lieferantenmanagement ausmachen.
Ein reibungsloses Lieferantenmanagement erfordert, dass alle Bereiche eng zusammenarbeiten. Nur so können langfristige Erfolge für das Unternehmen und die Lieferanten erzielt werden.