Liquide Mittel

Liquide Mittel sind entscheidend für die Zahlungsfähigkeit eines Unternehmens. Sie umfassen Vermögensgegenstände, die sich kurzfristig in Bargeld umwandeln lassen, sowie Bargeld selbst. Diese Mittel werden in verschiedenen Ordnungen eingeteilt, je nachdem, wie leicht sie zu Geld gemacht werden können. Erfahren Sie hier, welche Arten liquider Mittel es gibt, wie sie in der Bilanz dargestellt werden und wie die Liquidität eines Unternehmens anhand dieser Mittel berechnet wird.

Zuletzt aktualisiert am 09.04.2025

Zusammenfassung

Liquide Mittel im Überblick

  • Liquide Mittel sind Vermögenswerte, die einem Unternehmen schnell als Zahlungsmittel zur Verfügung stehen.
  • Sie umfassen Bargeld, Bankguthaben und Wertpapiere.
  • Die Liquidität wird in drei Ordnungen unterteilt: Bargeld (erste Ordnung), kurzfristige Forderungen (zweite Ordnung) und Warenbestände (dritte Ordnung).
  • Eine niedrige Liquidität gefährdet die Zahlungsfähigkeit eines Unternehmens.
  • Bei der Berechnung der Liquidität gibt es drei Grade: ersten, zweiten und dritten Grades, die jeweils unterschiedliche Vermögenswerte berücksichtigen. 

Definition

Was sind liquide Mittel?

Als liquide Mittel werden alle Vermögenswerte eines Unternehmens bezeichnet, die jederzeit in Geld umgewandelt werden können oder bereits als Bargeld zur Verfügung stehen. Sie dienen dazu, die Zahlungsfähigkeit eines Unternehmens sicherzustellen, indem sie flexibel für Rechnungen, Löhne und kurzfristige Verpflichtungen verwendet werden können. Dazu zählen unter anderem Bargeld, Bankguthaben und Wertpapiere. Liquide Mittel werden in der Bilanz auf der Aktivseite als Teil des Umlaufvermögens aufgeführt. 

Bedeutung liquider Mittel

Der Begriff "liquide Mittel" leitet sich vom lateinischen Wort „liquidus“ ab, was übersetzt „flüssig“ bedeutet. Die Redewendung „flüssig sein“ stammt ebenfalls aus diesem Zusammenhang und wird verwendet, wenn jemand in der Lage ist, offene Forderungen sofort zu begleichen. Synonyme wie "solvent", "zahlungsfähig" oder "liquide" beschreiben den Zustand, über ausreichend finanzielle Mittel zu verfügen, um Verbindlichkeiten zu bedienen.

Liquide Mittel sind alle Bargeldbestände sowie kurzfristig verfügbare Vermögenswerte, die jederzeit in Geld umgewandelt werden können. Um die Zahlungsfähigkeit langfristig sicherzustellen, sollten Unternehmen sicherstellen, dass ein Teil des Vermögens stets in Form liquider Mittel verfügbar ist. Auf diese Weise kann das Unternehmen bei Zahlungsverzögerungen oder unerwarteten Kosten flexibel reagieren und notwendige Zahlungen wie Löhne, Gehälter oder laufende Betriebskosten pünktlich begleichen. 

Wie wirkt sich die Höhe der liquiden Mittel auf die Zahlungsfähigkeit aus?

Die Liquidität eines Unternehmens setzt sich aus verschiedenen Faktoren zusammen, darunter Bargeldbestände, Bankguthaben sowie kurzfristige Forderungen, die jederzeit bzw. kurzfristig in Geld umgewandelt werden können. Sinkt der Bestand an liquiden Mitteln, so gefährdet dies die finanzielle Stabilität des Unternehmens. Eine zu niedrige Liquidität kann die Zahlungsfähigkeit beeinträchtigen und zu einer Insolvenz führen. Einzahlungen hingegen erhöhen die Verfügbarkeit liquider Mittel und verbessern damit die Zahlungsfähigkeit. 

Arten von liquiden Mitteln

Liquide Mittel können in verschiedene Kategorien eingeteilt werden, je nach ihrer Verfügbarkeit und der Schnelligkeit, mit der sie in Geld umgewandelt werden können. Dabei lassen sich drei Ordnungen unterscheiden: 

Liquide Mittel erster Ordnung

Zu den liquiden Mitteln erster Ordnung gehören Bargeldbestände sowie Sichteinlagen auf Bankkonten. Diese Mittel sind direkt verfügbar und können unmittelbar zur Begleichung von Verbindlichkeiten genutzt werden. Alle Geldbestände, die das Unternehmen in diesem Moment nutzen könnte, fallen in diese Kategorie. 

Liquide Mittel zweiter Ordnung

Liquide Mittel der zweiten Ordnung umfassen Vermögenswerte, die ohne großen Aufwand kurzfristig in Bargeld umgewandelt werden können. Dazu gehören: 

Diese Mittel stehen dem Unternehmen in der Regel innerhalb weniger Tage zur Verfügung und können genutzt werden, um Zahlungsverpflichtungen schnell nachzukommen. 

Liquide Mittel dritter Ordnung

Die dritte Ordnung umfasst alle Vermögenswerte, die sich nur mit Aufwand in Geld umwandeln lassen. Dazu zählen: 

  • Warenbestände
  • Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe
  • Halb- und Fertigfabrikate 

Da diese Mittel nicht sofort für die Begleichung von Rechnungen oder Schulden eingesetzt werden können, zählen sie nur bedingt zu den liquiden Mitteln. Dennoch sind sie ein wichtiger Teil des Unternehmensvermögens. 

Liquide Mittel in der Bilanz

Liquide Mittel werden in der Bilanz eines Unternehmens als Umlaufvermögen auf der Aktiv-Seite erfasst. Neben den Bargeldbeständen werden hier auch alle anderen schnell liquidierbaren Vermögenswerte aufgelistet. Diese Positionen geben Aufschluss darüber, wie flexibel ein Unternehmen auf finanzielle Verpflichtungen reagieren kann. 

Unternehmen sollten ihre liquiden Mittel regelmäßig überwachen und eine Übersicht über die Bestände und deren Veränderungen führen. Eine unzureichende Kontrolle der flüssigen Mittel kann schnell zu finanziellen Engpässen führen, die die Stabilität des Unternehmens gefährden. Daher ist es wichtig, die Bilanzpositionen der liquiden Mittel immer im Blick zu behalten. 

Tipp

Übersichtliche Bilanzvorlage nutzen

Nutzen Sie zur Verwaltung und Analyse der liquiden Mittel geeignete Vorlagen und Tools. Mit einer übersichtlichen Bilanzvorlage wie der von Lexware können Sie Ihre liquiden Mittel besser strukturieren und analysieren.

Formeln zur Berechnung der Liquidität anhand liquider Mittel

Die Liquidität eines Unternehmens gibt an, in welchem Umfang es in der Lage ist, kurzfristige Verbindlichkeiten mit den vorhandenen liquiden Mitteln zu begleichen. Um die Zahlungsfähigkeit zu beurteilen, werden verschiedene Kennzahlen verwendet, die in sogenannte Liquiditätsgrade unterteilt sind. Dabei unterscheidet man zwischen Liquidität ersten, zweiten und dritten Grades. Jede dieser Kennzahlen berücksichtigt verschiedene Bestandteile der liquiden Mittel.

Liquidität ersten Grades

Die Liquidität ersten Grades misst, in welchem Umfang das Unternehmen seine kurzfristigen Verbindlichkeiten nur mit den sofort verfügbaren liquiden Mitteln (erster Ordnung) decken kann. Zur Berechnung wird folgende Formel verwendet:

Liquidität 1. Grades = liquide Mittel / kurzfristige Verbindlichkeiten x 100

Das Ergebnis wird in Prozent angegeben und sollte idealerweise zwischen 10 und 30 Prozent liegen. Dieser Wert zeigt an, dass das Unternehmen zumindest einen Teil seiner kurzfristigen Schulden sofort begleichen könnte.

Beispiel: Ein Unternehmen hat 500 EUR liquide Mittel und 1.000 EUR kurzfristige Verbindlichkeiten. Die Berechnung lautet:

500 EUR / 1.000 EUR x 100 = 50 %

Das Unternehmen wäre demnach in der Lage, 50 Prozent seiner kurzfristigen Schulden nur mit den liquiden Mitteln der ersten Ordnung zu decken. 

Liquidität zweiten Grades

Die Liquidität zweiten Grades berücksichtigt neben den Bargeldbeständen auch die kurzfristigen Forderungen des Unternehmens. Damit wird die Berechnungsgrundlage erweitert, und die Liquidität kann genauer beurteilt werden. Die Formel lautet: 

Liquidität 2. Grades = (liquide Mittel + kurzfristige Forderungen) / kurzfristige Verbindlichkeiten x 100 

Der Zielwert für die Liquidität zweiten Grades liegt zwischen 100 und 120 Prozent. Ein Wert in diesem Bereich bedeutet, dass das Unternehmen in der Lage ist, alle kurzfristigen Verbindlichkeiten durch vorhandenes Bargeld und offene Forderungen zu begleichen. 

Beispiel: Ein Unternehmen hat 500 EUR liquide Mittel und 400 EUR kurzfristige Forderungen. Bei 1.000 EUR kurzfristigen Verbindlichkeiten ergibt sich folgende Berechnung: 

(500 EUR + 400 EUR) / 1.000 EUR x 100 = 90 % 

Das Unternehmen könnte demnach 90 Prozent seiner Schulden begleichen, wenn es auf alle kurzfristig verfügbaren Mittel zurückgreift. 

Liquidität dritten Grades

Bei der Liquidität dritten Grades werden zusätzlich noch die Vorräte in die Berechnung einbezogen. Diese Kennzahl zeigt an, ob das Unternehmen durch die vollständige Auflösung seiner kurzfristigen Vermögenswerte in der Lage wäre, seine Schulden zu begleichen. Sie wird mit folgender Formel berechnet:

Liquidität 3. Grades = (liquide Mittel + kurzfristige Forderungen + Vorräte) / kurzfristige Verbindlichkeiten x 100

Ein Wert von 120 bis 150 Prozent gilt als positiv, da das Unternehmen in diesem Fall alle kurzfristigen Verbindlichkeiten begleichen und gleichzeitig noch einen Teil seines Vermögens als Reserve behalten könnte.

Beispiel: Ein Unternehmen hat 500 EUR liquide Mittel, 400 EUR kurzfristige Forderungen und 300 EUR Vorräte. Die Berechnung bei 1.000 EUR kurzfristigen Schulden sieht wie folgt aus:

(500 EUR + 400 EUR + 300 EUR) / 1.000 EUR x 100 = 120 %

Das Unternehmen könnte alle Schulden begleichen und hätte dennoch 300 EUR an Vorräten übrig. Allerdings sollten Vorräte nicht der Hauptbestandteil der Liquidität sein, da ihre Umwandlung in Geld aufwendig sein und dauern kann. 

Besondere Aspekte bei der Bewertung liquider Mittel

Bei der Bewertung der liquiden Mittel ist es wichtig, deren tatsächlichen Wert zu berücksichtigen. Nach dem Niederstwertprinzip müssen Vermögenswerte in der Bilanz immer mit dem niedrigeren Wert angesetzt werden. Dies bedeutet, dass Schecks oder andere Forderungen, deren Einbringlichkeit unsicher ist, entsprechend niedriger bewertet werden müssen. 

Ein weiteres Beispiel betrifft Fremdwährungsbestände: Diese müssen stets zum Stichtagskurs umgerechnet werden. Veränderungen der Wechselkurse können daher den Wert liquider Mittel beeinflussen und sollten berücksichtigt werden, um eine korrekte Bewertung in der Bilanz sicherzustellen.