Zusammenfassung
Preisuntergrenze im Überblick
Bei der Preisuntergrenze (PUG) handelt es sich um eine Kennzahl, mit der Produktpreise angepasst werden können. Sie gibt nicht an, ab wann ein Produkt gewinnbringend ist, sondern definiert nur, ab wann kein Verlust mehr besteht.
Zur Ermittlung der Preisuntergrenze in ihren Varianten sollten Sie die Deckungsbeitragsrechnung zu nutzen. Dabei werden drei Arten von Preisuntergrenzen unterschieden:
- Kurzfristige Preisuntergrenze
- Langfristige Preisuntergrenze
- Liquiditätsorientierte Preisuntergrenze
Der Verkauf von Produkten mit der kurzfristigen oder langfristigen Preisuntergrenze kann immer nur eine vorübergehende Lösung sein. Für jede dieser Arten gibt es Besonderheiten bei der Anwendung, und jede davon berechnen Sie unterschiedlich.
Definition
Definition: Was ist die Preisuntergrenze?
Die Preisuntergrenze bezeichnet jenen Verkaufswert, den Sie als Unternehmer mindestens erzielen müssen, um keine Verluste zu erwirtschaften. Eine Ermittlung der Preisuntergrenze erfolgt fast ausnahmslos auf der Grundlage der Deckungsbeitragsrechnung.
Welche Preisuntergrenzen gibt es?
Es gibt unterschiedliche Arten von Preisuntergrenzen, diese sind:
1. Die kurzfristige Preisuntergrenze (KPU)
Die kurzfristige Preisuntergrenze wird ebenfalls als absolute Preisuntergrenze bezeichnet. Sie entspricht den variablen Stückkosten, die Ihnen als Unternehmer bei einer Produktion entstehen. Der Nachteil der kurzfristigen Preisuntergrenze ist, dass Fixkosten des Unternehmens nicht berücksichtigt werden. Ohne die Einbeziehung der Fixkosten bedeutet dies, dass die Produkte mit einem Verlust verkauft werden. Dieser Verlust entspricht der Situation, als würde das Unternehmen überhaupt nicht produzieren. Dadurch würden die variablen Kosten entfallen, aber auch jegliche Einnahmen aus dem Verkauf. Dementsprechend sollten Sie die kurzfristige Preisuntergrenze im Rechnungswesen genau beachten.
2. Die langfristige Preisuntergrenze (LPU)?
Die langfristige Preisuntergrenze bezieht sich auf die Selbstkosten. Sie ergibt sich im Rahmen der Deckungsbeitragsrechnung. Dabei wird die Preisuntergrenze ermittelt, mit der Verluste vermieden werden. Gleichzeitig handelt es sich um die Grenze, bei der das Unternehmen weder Gewinne noch Verluste macht. Sie berücksichtigt neben den variablen Kosten, die erzeugnisfixen Kosten, die erzeugnisgruppenfixen Kosten und unternehmensfixen Kosten.
So werden bei der Ermittlung der langfristigen Preisuntergrenze alle fixen Kosten berücksichtigt. Dabei sollte bei der Berechnung beachtet werden, dass die fixen Kosten immer gleichbleibend hoch sind. Sollten Sie also Produkte herstellen, dann wird bei einer niedrigen Stückzahl der Einzelpreis höher sein als bei einer hohen Stückzahl.
Info
Was sind erzeugnisgruppenfixe und unternehmensfixe Kosten?
Erzeugnisgruppenfixe Kosten sind Teile der fixen Kosten, die sich nicht einem Kostenträger, jedoch einer Kostenträgergruppe zuordnen lassen. Hierzu zählen Dinge, die für dieses Produkt, aber auch für andere Produkte benutzt werden können/müssen.
Zu den unternehmensfixen Kosten zählen alle restlichen Fixkosten, die sich weder einem Erzeugnis noch einer Erzeugnisgruppe zuordnen lassen. Dazu gehören unter anderem Kosten für die Geschäftsleitung und den Verwaltungsapparat.
3. Die liquiditätsorientierte Preisuntergrenze
Bei der Ermittlung der kurzfristigen und langfristigen Preisuntergrenze wird der Faktor Liquidität nicht berücksichtigt. Dieser Faktor ist jedoch für Unternehmen von großer Relevanz. Denn es kann nicht garantiert werden, dass alle Produkte tatsächlich verkauft werden. Ohne die Berücksichtigung der Liquidität können diese eventuell benötigten Materialien nicht einkaufen und eine Fortsetzung der Produktion kann nicht stattfinden.
Die liquiditätsorientierte Preisuntergrenze gilt als Form der KPU und bezieht die variablen Kosten, die Einnahmen und die fixen Kosten in die Kalkulation ein. Sie verhindert Verluste durch zu niedrig angesetzte Preise und befähigt zu einem kurzfristigen Handeln.
Preisgrenzen berechnen
1. Kurzfristige Preisuntergrenze berechnen
Zur Berechnung der KPU wird folgende Formel verwendet:
Kurzfristige Preisuntergrenze = Summe der variablen Kosten / Stückzahl
Beispiel:
Ein Hersteller von Metallstangen, die in Tischkickern als Spielstangen für die Figuren eingebaut werden, berechnet die Preisgrenzen. Im Unternehmen sollen im kommenden Monat insgesamt 10.000 Metallstangen verkauft werden. Zuerst müssen die Kosten aufgeschlüsselt werden.
Kostenart | Preis |
---|---|
Materialkosten (variabel) | 50.000 € |
Transportkosten (variabel) | 10.000 € |
Vertriebskosten (variabel) | 10.000 € |
Verwaltungskosten (fix) | 20.000 € |
Gehaltskosten (fix) | 50.000 € |
2. Langfristige Preisuntergrenze berechnen
In die Berechnung der kurzfristigen Preisuntergrenze (KPU) fließen nun alle variablen Kosten ein. Daraus ergibt sich folgendes Ergebnis:
KPU = (50.000 + 10.000 + 10.000/10.000) = 7 € pro Metallstange
Dementsprechend muss das Unternehmen jede Metallstange mindestens zu einem Stückpreis von 7 € verkaufen. Damit werden alle variablen Kosten gedeckt.
Demgegenüber sieht die Berechnung der langfristigen Preisuntergrenze (LPU) folgendermaßen aus:
LPU = (50.000 + 10.000 + 10.000 + 20.000 + 50.000/10.000) = 14 € pro Metallstange
Hier werden die variablen und fixen Kosten in die Berechnung miteinbezogen und nicht mehr voneinander unterschieden. Mit dieser Formel können Sie auch das Betriebsoptimum berechnen. Dieses liegt dort, wo die durchschnittlichen Gesamtkosten ihren niedrigsten Punkt erreichen.
3. Liquiditätsorientierte Preisuntergrenze berechnen
Das vorangegangene Beispiel der Preisuntergrenze geht davon aus, dass alle einkalkulierten Kostenausgaben wirksam sind. Dies bedeutet, sie führen alle in der betreffenden Periode zu Ausgaben .
Das ist im Geschäftsleben jedoch nur selten der Fall. Meist werden nicht alle Produkte, in diesem Fall die Metallstangen, im selben Monat verkauft, indem diese hergestellt werden. Manchmal treten aber auch Zahlungsschwierigkeiten oder Zahlungsverzögerungen durch die Kunden auf. Dies beeinflusst die Liquidität eines Unternehmens.
Deshalb werden bei der Berechnung der liquiditätsorientierten Preisuntergrenze neben den variablen Kosten und den Fixkosten auch die Einnahmen berücksichtigt. So ergibt sich hier folgende Formel zur Preisuntergrenze:
Liquiditätsorientierte PU = (variable Kosten + ausgabenwirksame Fixkosten) / Absatzmenge
Hier wird, bezogen auf das obige Beispiel, ein Absatz von 5.000 Metallstangen angenommen.
Liquiditätsorientierte PU = (50.000 + 10.000 + 10.000 + 20.000 + 50.000) / 5.000 = 28 € pro Metallstange
Der Verkaufspreis einer Metallstange gegenüber der kurzfristigen Preisuntergrenze hat sich vervierfacht. Vor allem zeigt sich, wie wichtig es ist, die Preisuntergrenze zu berechnen.
Wann ist die kurzfristige und wann die langfristige Preisuntergrenze sinnvoll?
Der Verkauf von Produkten mit der kurzfristigen oder langfristigen Preisuntergrenze, kann immer nur eine vorübergehende Lösung sein. Deshalb sollten Sie diese Preismodelle nur in bestimmten Situationen nutzen. Welches Modell für Ihr Unternehmen sinnvoll ist, hängt von verschiedenen Faktoren ab. So sollten Sie sowohl strategische Ziele als auch langfristige Ziele des Unternehmens berücksichtigen.
Die kurzfristige Preisuntergrenze deckt nur die variablen Kosten ab und Ihrem Unternehmen entstehen somit Verluste in Höhe der Fixkosten. Sie können damit Ihren Betrieb für eine begrenzte Zeit absichern und es wird als Mittel genutzt, um Marktanteile zu generieren. Bedenken müssen Sie, dass dies nur für eine kurze Zeit funktionieren kann. Es werden beim Einsatz der kurzfristigen Preisuntergrenze keine Fixkosten miteinbezogen und deshalb wird ein negatives Betriebsergebnis die Folge sein.
Die langfristige Preisuntergrenze bezieht variable und fixe Kosten bei der Berechnung mit ein. Die LPU berechnet den Mindestpreis eines Produkts/Dienstleistung, mit dem die Stückkosten gedeckt sind. Bei diesem Produktpreis erwirtschaftet das Unternehmen weder Gewinne noch Verluste. Bei dieser Berechnung können Sie Ihr Unternehmen über einen längeren Zeitraum am Laufen halten. Dieses Modell nutzen Sie vorzugsweise dann, wenn zu erwarten ist, dass Sie die Stückzahl an Produkten in Zukunft erhöhen können. Denn die Fixkosten bleiben gleich und die Kosten pro Produkt sinken dementsprechend.
Gibt es die mittelfristige Preisuntergrenze
Die mittelfristige Preisuntergrenze ist der Preis, zu dem ein Unternehmen alle variablen Kosten und die wichtigsten Fixkosten decken kann, um die Produktion mittelfristig aufrechtzuerhalten, ohne Gewinn zu erzielen. Sie ist somit zwischen der kurzfristigen und der langfristigen Preisuntergrenze einzuordnen. Diese Preisuntergrenze ermöglicht es Ihnen, kurzfristige Verluste zu vermeiden und die Fixkosten zumindest teilweise zu decken, auch wenn der Kostendeckungsbeitrag und der Gewinn erst bei der LPU erreicht werden können.
Sinnvoll ist diese PUG nur in wirtschaftlich angespannten Phasen eines Unternehmens.
Ist die kurzfristige Preisuntergrenze der Deckungsbeitrag?
Ja, die kurzfristige Preisuntergrenze ist rein rechnerisch der Deckungsbeitrag. Hierbei werden beim Berechnen des kostendeckenden Preises alle variablen Kosten abgezogen. So erhalten Sie den Betrag, der die Fixkosten deckt. Sollten Sie also ein Produkt mit der kurzfristigen Preisuntergrenze verkaufen, ist der Deckungsbeitrag 0. Denn hier bleiben die Fixkosten unberücksichtigt.
Ist die langfristige Preisuntergrenze der Break Even Point?
Ja und Nein. Diese Fragestellung ist etwas knifflig, da das Erreichen des Break Even nur mit folgender Fragestellung beantwortet werden kann:
„Bei welcher Verkaufsmenge ist eine Deckung der Gesamtkosten erreicht?“.
Somit müssen Sie zum Erreichen des Break Even Points ein Minimum an Produkten mit der langfristigen Preisuntergrenze verkaufen. Sobald die Anzahl darunterfällt, können Sie kein Break Even erreichen.
Was sind erzeugnisfixe Kosten bei der langfristigen Preisuntergrenze?
Erzeugnisfixe Kosten sind Kosten, die direkt einem Produkt/Erzeugnis zugeordnet werden können. Diese Kosten stehen aber nicht in Abhängigkeit zur erzeugten Menge.
Hierzu zählen:
- Spezialwerkzeuge
- Fertigungsanlagen
- Werbemaßnahmen
usw.