Shareholder Value

Das Shareholder-Value-Konzept wurde 1986 vom US-amerikanischen Wirtschaftswissenschaftler Alfred Rappaport entwickelt. Es misst den Wert eines Unternehmens anhand des Kurswerts seiner Aktien. Ziel des Shareholder-Value-Ansatzes ist es, den Unternehmenswert kurz- und langfristig für die Anteilseigner zu steigern. Kritiker sehen darin eine einseitige Orientierung auf den Aktionär, während Befürworter argumentieren, dass Unternehmen mit diesem Fokus innovativer und produktiver arbeiten und Arbeitsplätze schaffen.

Zuletzt aktualisiert am 21.03.2025

Zusammenfassung

SHareholder Value im Überblick

  • Das Shareholder Value-Konzept ist ein zentrales Element der Unternehmensführung und hat zum Ziel, den Wert des Unternehmens für die Aktionäre zu maximieren.
  • Es misst den Unternehmenswert anhand des Eigenkapitals.
  • Die Maximierung des Eigenkapitals ist das primäre Ziel des Managements.
  • Kritiker sehen Nachteile für andere Interessengruppen, während Befürworter die Vorteile für Innovation und Arbeitsplätze betonen.

Definition

Was ist der Shareholder Value?

Der Shareholder Value beschreibt den Unternehmenswert aus der Perspektive der Anteilseigner. Ziel ist es, den Wert des Eigenkapitals zu steigern. Das Konzept konzentriert sich auf die Maximierung der finanziellen Rendite für die Aktionäre durch strategische Maßnahmen des Managements.

Zweck des Shareholder Value

Der Shareholder Value ist ein wichtiges Element der strategischen Zielplanung eines Unternehmens. Das Management sollte danach streben, das Eigenkapital zu steigern, da die Eigentümer das wirtschaftliche Risiko tragen. Durch den Shareholder-Value-Ansatz können Managementstrategien bewertet und deren Erfolg anhand der Vermehrung des Eigenkapitals gemessen werden.

Unterschiede zwischen Shareholder und Stakeholder

In der Betriebswirtschaftslehre sind die Begriffe Shareholder und Stakeholder von zentraler Bedeutung. Shareholder sind Aktionäre des Unternehmens, während Stakeholder unterschiedliche Interessengruppen wie Lieferanten, Kunden und Mitarbeiter repräsentieren. 

  • Shareholder sind finanziell am Unternehmen beteiligt und verfolgen das Ziel der Wertsteigerung.
  • Stakeholder haben unterschiedliche Interessen wie z. B. stabile Geschäftsbeziehungen, sichere Arbeitsplätze oder nachhaltiges Wirtschaften. 

Diese unterschiedlichen Interessen führen zu abweichenden Zielen der beiden Gruppen.

Wichtige Faktoren im Shareholder-Value-Konzept

Für die Bestimmung des Shareholder Value sind mehrere Schlüsselfaktoren wichtig, die strategisch berücksichtigt werden müssen: 

  • Umsatzwachstum und Rentabilität
  • Steuerquote
  • Netto-Investitionen in Anlage- und Umlaufvermögen
  • Wettbewerbsvorteile und deren Dauer  
  • Kapitalkosten 

Diese Faktoren beeinflussen den Erfolg der Unternehmensstrategie und die Bewertung des Unternehmens aus Sicht der Shareholder.

Die Berechnung des Shareholder Value erfolgt durch die Bestimmung des Barwerts zukünftiger Geldzuflüsse (Cashflows). Der Barwert wird nach folgender Formel berechnet: 

Barwert=t=0TCashflow1/t(1+k)t

Um den Shareholder Value zu berechnen, wird der Barwert dieser zukünftigen Cashflows mithilfe eines Diskontierungsfaktors (Kapitalkostensatz) berechnet. Zusätzlich wird der Endwert der Cashflows nach dem Planungszeitraum berücksichtigt. Dieser Endwert, auch Residualwert genannt, wird als ewige Rente der Cashflow-Zuflüsse nach der Planungsperiode erfasst. 

Formel zur Berechnung des Shareholder Value:

Shareholder Value=t=1TCFt(1+Kt)+Residualwert(1+K)T

t = Planungsperiode (z. B. 1-5 Jahre) 

CF = Cashflow 

K = Kapitalkostensatz 

Im nächsten Schritt müssen die Kapitalkosten für Eigen- und Fremdkapital bestimmt werden. Dies erfolgt anhand der gewichteten Kapitalkosten (WACC):

WACC = (EK/ (EK + FK)) * rE + (FK / (EK + FK)) * rF * (1 - S) 

EK = Eigenkapital 

FK = Fremdkapital 

rE = Eigenkapitalkostensatz 

rF = Fremdkapitalkostensatz 

S = Steuersatz 

Die Berechnung des Shareholder Value erfolgt in der Regel über einen Planungszeitraum von fünf bis zehn Jahren. Der Endwert berücksichtigt die dauerhafte Erzielung von Netto-Cashflows nach Ablauf des Planungszeitraums. In vielen Fällen wird eine gleichbleibende Höhe dieser Cashflows angenommen, was die Berechnung als ewige Rente vereinfacht.

Beispiel zur Berechnung des Shareholder Value

Ein Unternehmen plant, ein neues Produkt in den Markt einzuführen. Es fallen Investitionen in Höhe von 8,7 Mio. EUR an, und die Umsätze für die nächsten sechs Jahre sind prognostiziert. Die Berechnung der Cashflows und des Shareholder Value sieht wie folgt aus: 

Jahr 1: Umsatz 5,5 Mio. EUR, Deckungsgrad 25 %, Netto-Cashflow 1,557 Mio. EUR 

Jahr 2: Umsatz 11 Mio. EUR, Deckungsgrad 24 %, Netto-Cashflow 2,190 Mio. EUR 

Jahr 3: Umsatz 16,5 Mio. EUR, Deckungsgrad 23 %, Netto-Cashflow 2,767 Mio. EUR 

Jahr 4: Umsatz 19,5 Mio. EUR, Deckungsgrad 22 %, Netto-Cashflow 3,015 Mio. EUR 

Jahr 5: Umsatz 21 Mio. EUR, Deckungsgrad 21 %, Netto-Cashflow 3,075 Mio. EUR 

Jahr 6 ff: Umsatz 21 Mio. EUR, Deckungsgrad 20 %, Netto-Cashflow 2,100 Mio. EUR 

Der Barwert dieser Cashflows wird für jeden Zeitraum mit einem Kapitalkostensatz von 15 % berechnet. Der Endwert wird ab Jahr 6 als ewige Rente angenommen. Berechnung des Barwerts der Cashflows: 

Jahr 1: Barwert = 1,557 Mio. EUR × 0,869565 = 1,354 Mio. EUR 

Jahr 2: Barwert = 2,190 Mio. EUR × 0,756143 = 1,655 Mio. EUR 

Jahr 3: Barwert = 2,767 Mio. EUR × 0,657516 = 1,820 Mio. EUR 

Jahr 4: Barwert = 3,015 Mio. EUR × 0,571753 = 1,724 Mio. EUR 

Jahr 5: Barwert = 3,075 Mio. EUR × 0,497176 = 1,529 Mio. EUR 

Endwert (ewige Rente): Barwert = 14 Mio. EUR × 0,432327 = 6,053 Mio. EUR 

Der kumulierte Shareholder Value ergibt sich als Summe der Barwerte: 

1,354 + 1,655 + 1,820 + 1,724 + 1,529 + 6,053 = 14,135 Mio. EUR. 

Dieses Beispiel zeigt, wie die Investition und die erwarteten Cashflows über mehrere Jahre den Wert des Unternehmens für die Aktionäre erhöhen.

Shareholder-Value-Management

Das Shareholder-Value-Management ist ein Prozess, der die Maximierung des Unternehmenswerts für die Aktionäre zum Ziel hat. Es umfasst mehrere Schritte: 

  1. Ermittlung des realen Marktwerts des Unternehmens.
  2. Berechnung des theoretischen Unternehmenswerts mit dem Discounted-Cashflow-Verfahren.
  3. Analyse von internen und externen Maßnahmen, die zur Wertsteigerung führen (z. B. Umsatzsteigerung, Investitionen, Unternehmensübernahmen).
  4. Zusammenführung aller Maßnahmen zur Optimierung des Unternehmenswerts.

Info

Strategien zur Steigerung des Shareholder Value

Unternehmen können den Shareholder Value durch verschiedene Maßnahmen erhöhen: 

  • Optimierung der Kapitalstruktur (z. B. Verhältnis von Fremd- und Eigenkapital)
  • Senkung der Kapitalkosten
  • Investitionen in neue Produkte und Innovationen
  • Strategische Übernahmen oder der Verkauf unrentabler Geschäftsbereiche