Szenariotechnik

Die Szenariotechnik ist eine Methode, mit der Unternehmen verschiedene mögliche Entwicklungen für die Zukunft analysieren und entsprechende Handlungsstrategien entwickeln. Ziel ist es, mögliche Unternehmenssituationen in der Zukunft darzustellen und Wege zu erarbeiten, wie diese erreicht werden können. Anhand der Szenarien lassen sich gezielt Maßnahmen ableiten, um auf zukünftige Veränderungen vorbereitet zu sein und die strategische Ausrichtung des Unternehmens anzupassen.

Zuletzt aktualisiert am 06.03.2025

Zusammenfassung

Szenariotechnik im Überblick

  • Die Szenariotechnik wird als wichtiges Instrument zur Planung eingesetzt, um auf mögliche Entwicklungen vorbereitet zu sein.
  • Szenarien bieten alternative Entwicklungswege für zukünftige Unternehmenssituationen.
  • Sie ergänzen Prognosemodelle, die auf Daten der Vergangenheit basieren.
  • Sie ermöglichen eine gezielte Reaktion auf unvorhersehbare Störereignisse.
  • Die systematische Vorgehensweise der Szenariotechnik umfasst sieben Schritte.
  • Die Ergebnisse unterstützen die Unternehmensstrategie und die Entscheidungsfindung.

Definition

Szenariotechnik: Bedeutung und Zielsetzung

Die Szenariotechnik ist ein strategisches Planungsverfahren, das genutzt wird, um unterschiedliche zukünftige Entwicklungen für Unternehmen und ihre Umgebung darzustellen. Durch die Analyse verschiedener Einflussfaktoren und deren mögliche Veränderungen lassen sich mehrere Zukunftsszenarien entwickeln. Diese Szenarien dienen als Grundlage für strategische Entscheidungen und zeigen mögliche Chancen sowie Risiken auf. Insbesondere in unsicheren oder sich stark wandelnden Märkten stellt die Szenariotechnik eine wichtige Orientierungshilfe dar, um das Unternehmen auf verschiedene Eventualitäten vorzubereiten.

Warum ist die Szenariotechnik nützlich?

Klassische Prognosemodelle haben den Nachteil, dass sie lediglich auf historischen Daten basieren und künftige Diskontinuitäten oder sonderbare Entwicklungen nicht erfassen können. Die Szenariotechnik ermöglicht hingegen, unvorhersehbare Ereignisse und abrupte Marktveränderungen zu berücksichtigen. Sie ist somit ein wertvolles Planungswerkzeug, das Unternehmen hilft, sich auf verschiedene mögliche Zukunftssituationen einzustellen.

Praktisches Beispiel für den Einsatz der Szenariotechnik

Ein anschauliches Beispiel ist der Zusammenbruch der Sowjetunion und die daraus resultierenden Marktveränderungen. Diese Entwicklungen konnten durch klassische Prognosen nicht vorhergesagt werden. Die Szenariotechnik hingegen ermöglichte es, den Zusammenbruch als mögliches Szenario zu simulieren und entsprechende Reaktionspläne zu erarbeiten. Weitere Anwendungsfälle sind zum Beispiel die Veränderung des Absatzpotenzials, die Einführung neuer Produktionsmethoden oder die Verfügbarkeit neuer Rohstoffe.

Das Konzept des Szenario-Trichters

Die Szenariotechnik basiert auf dem Denkmodell des Szenario-Trichters. Dabei wird in der Gegenwart gestartet, bei der die Einflussfaktoren und deren Zusammenspiel weitgehend bekannt sind. Im Verlauf des Trichters nehmen die Unsicherheiten zu, je weiter man in die Zukunft blickt. Die mittlere Linie des Trichters stellt das sogenannte Trendszenario dar, das sich bei einer unveränderten Entwicklung ergibt. Die Ränder des Trichters stehen für die Extremszenarien, die durch unwahrscheinliche, aber mögliche Entwicklungen gekennzeichnet sind.

Die Bedeutung von Störereignissen

Je häufiger Störereignisse auftreten und je gravierender diese sind, desto stärker weicht die Entwicklung vom Trendszenario ab. Die Herausforderung für das Management besteht darin, auf solche Ereignisse schnell und zielgerichtet zu reagieren. Der Trichter wird durch ein positives und ein negatives Extremszenario begrenzt, die die jeweiligen Extrementwicklungen darstellen.

1. Definition und Abgrenzung des Untersuchungsgegenstands

Im ersten Schritt wird der Untersuchungsgegenstand eindeutig definiert. Dies kann das gesamte Unternehmen, ein bestimmtes Produkt oder eine Strategieentscheidung umfassen. Wichtig ist eine präzise Abgrenzung, um den Anwendungsbereich der Szenariotechnik festzulegen. Anschließend wird der Zeithorizont bestimmt, für den das Szenario erstellt werden soll. Zu Beginn sollte zudem eine Stärken-Schwächen-Analyse (SWOT-Analyse) durchgeführt werden, um die Ausgangssituation zu beschreiben.

2. Identifikation der Einflussfaktoren

In diesem Schritt werden die Einflussbereiche definiert, aus denen die relevanten Einflussfaktoren stammen. Dazu zählen interne und externe Faktoren wie gesetzliche Rahmenbedingungen, Wettbewerb, Infrastruktur oder das Konsumverhalten. Die Ermittlung der Faktoren kann beispielsweise durch Brainstorming erfolgen. Anschließend wird eine Priorisierung vorgenommen, um die bedeutendsten Einflussfaktoren herauszufiltern.

3. Beschreibung und Analyse des Ist-Zustands

Im nächsten Schritt wird der Ist-Zustand der Einflussfaktoren festgehalten. Dies bildet die gemeinsame Datenbasis für alle Beteiligten. Die Ermittlung der Ausgangssituation erfolgt durch die Sammlung relevanter Kennzahlen und qualitativer Merkmale, die den aktuellen Zustand beschreiben.

4. Festlegung von Annahmen über zukünftige Entwicklungen

Auf Basis der identifizierten Einflussfaktoren werden Annahmen über deren künftige Entwicklung formuliert. Die Annahmen werden zu Annahmebündeln kombiniert, um eine überschaubare Anzahl an Szenarien zu erstellen. Ziel ist es, eine konsistente Entwicklung für die verschiedenen Szenarien sicherzustellen.

5. Ermittlung von Störereignissen

Parallel zu den Annahmen werden mögliche Störereignisse identifiziert. Dies sind Ereignisse, die einen erheblichen Einfluss auf die Unternehmensentwicklung haben und zu einem Trendbruch führen können. Beispiele hierfür sind politische Unruhen, gesetzliche Änderungen oder wirtschaftliche Krisen.

6. Ausarbeitung der Szenarien

Die formulierten Annahmen und die Störereignisse werden zu konkreten Szenarien ausgearbeitet. Dabei werden sowohl ein optimistisches als auch ein pessimistisches Szenario entwickelt, die die beiden Extremsituationen darstellen. Die Darstellung erfolgt durch tabellarische Aufstellungen, Grafiken oder Skizzen.

7. Interpretation der erarbeiteten Szenarien

Abschließend werden die Szenarien interpretiert und die Schlüsselaussagen herausgearbeitet. Diese Schlussfolgerungen dienen als Grundlage für die strategische Planung. Die Szenario-Leitsätze fassen die wichtigsten Erkenntnisse zusammen. 

Wer entwickelt die Szenarien?

Die Akzeptanz der erarbeiteten Szenarien durch das Management ist entscheidend für den Erfolg. Deshalb sollte das Szenario-Team aus Führungskräften verschiedener Unternehmensbereiche bestehen. Diese sollten über Fachwissen in den Bereichen Marktentwicklung, Produktentwicklung und Umfeldanalyse verfügen.

Die Einbindung aller Unternehmensbereiche

Um eine effiziente Zusammenarbeit sicherzustellen, sollte das Szenario-Team auf maximal zehn Personen begrenzt werden. Ein externer Moderator kann den Prozess strukturieren und methodische Unterstützung bieten. Durch seine objektive Position und Erfahrung trägt er dazu bei, dass das Szenario-Team sich auf die strategische Planung fokussiert und keine operativen Probleme diskutiert.