Vorwärtskalkulation

Alle Unternehmer sollten ihre Waren und Dienstleistungen teurer verkaufen als sie diese einkaufen, denn mit der Differenz muss es gelingen, die restlichen Kosten, etwa für Personal und Mieten, zu decken und einen Gewinn zu erzielen. Bei der Kalkulation ihrer Preise ist für sie eine Handelskalkulation das wichtigste Instrument, denn nur so lässt sich die Existenz ihres Unternehmens weiter sichern. Was eine Handelskalkulation ist, wie sie aufgebaut ist und wie die sogenannte Vorwärtskalkulation zur Verkaufspreisberechnung im Detail aussieht, das erfahren Sie in diesem Beitrag.

Zuletzt aktualisiert am 20.12.2023
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Zusammenfassung

Vorwärtskalkulation im Überblick

  • Die Vorwärtskalkulation ist eine Art der Handelskalkulation.
  • Mit der Handelskalkulation werden Verkaufspreise berechnet und Preisuntergrenzen für verschiedene Produkte festgelegt.
  • Die Vorwärtskalkulation ermittelt den Verkaufspreis für Produkte oder Dienstleistungen.
  • Der Listeneinkaufspreis bildet den Ausgangspunkt der Vorwärtskalkulation.
  • Die angebotenen Produkte und Dienstleistungen dürfen nicht nur am Markt bestehen, sie müssen auch in die Preisstruktur des jeweiligen Marktes passen.

Definition

Was ist die Vorwärtskalkulation?

Die Vorwärtskalkulation dient dazu, den Verkaufspreis für Produkte oder Dienstleistungen zu ermitteln, z.B. wenn für Kunden ein Preisangebot gemacht werden soll. Daher nennt man die Vorwärtskalkulation auch Angebotskalkulation. Die Vorwärtskalkulation ist eine Art der Handelswarenkalkulation.

Den Ausgangspunkt bei der Vorwärtskalkulation bildet der Listeneinkaufspreis. Das ist der Preis, den man für die Beschaffung einer Ware an den Lieferanten zahlen muss. Zu diesem werden dann bei der Vorwärtskalkulation anhand eines einfachen Kalkulationsschemas alle anfallenden Kosten und Zuschläge addiert. So kann der Unternehmer schließlich den Listenverkaufspreis ermitteln. Ist dieser ermittelte Preis zu hoch, kann der Unternehmer an verschiedenen Stellschrauben nachjustieren, wie dem Einkaufspreis oder den Bezugskosten. Ist der Endpreis höher als seine entstandenen Kosten, wird das Unternehmen Gewinne einfahren.

Info

Was ist die Handelskalkulation?

Mittels der Handelskalkulation können Unternehmen ihre Verkaufspreise berechnen und so Preisuntergrenzen für verschiedene Produkte festlegen. Zudem können auf diese Weise die Kosten für den Ein- und Verkauf heruntergebrochen und abgebildet werden. Eine Handelskalkulation lässt sich in folgende drei Arten aufteilen:

Entsprechend der vorherrschenden Marktsituation und der gesuchten oder gegebenen Kennzahlen entscheiden Sie sich bei der Preiskalkulation für eine dieser drei Arten.

Gewinne maximieren: Vorwärtskalkulation

Die Vorwärtskalkulation ist Teil der Handelskalkulation, sodass nach einem Berechnungsschema der Verkaufspreis ermittelt wird. Dazu beginnen Sie mit dem Listeneinkaufspreis der Handelsware und berechnen anhand kleinerer Zwischenschritte schließlich den Listenverkaufspreis, indem Sie bei diesem Vorgehen sämtliche Kosten- oder Vergünstigungspunkte hinzuaddieren. So erhalten Sie am Ende den Bruttoverkaufspreis, zu dem das Unternehmen seine Ware anbietet.

Die einzelnen Zwischenschritte des Vorwärtskalkulations-Schemas sehen wie folgt aus:

1. Schritt: Bezugskalkulation bzw. Einkaufskalkulation

Zunächst ermitteln Sie den Bezugspreis bzw. Einstandspreis der Ware.

2. Schritt: Selbstkostenkalkulation

Bei diesem Schritt addieren Sie die Gemeinkosten zum Bezugspreis, etwa die Kosten für Personal, Mieten, Versicherungen, Werbung. 

3. Schritt: Verkaufskalkulation

Im letzten Schritt berechnen Sie schließlich denListenverkaufspreis Ihren Angebotspreis.

Die einzelnen Schritte der Vorwärtskalkulation anhand eines konkreten Beispiels

In folgendem Beispiel werden die einzelnen Schritte der Vorwärtskalkulation veranschaulicht. Die Preise verstehen sich, soweit nicht anders angegeben, netto ohne Umsatzsteuer.

1. Die Bezugskalkulation

Das Schema für die Bezugskalkulation ist:

Zieleinkaufspreis = Listeneinkaufspreis – Lieferantenrabatt
Bareinkaufspreis = Zieleinkaufspreis – Lieferantenskonto
Bezugspreis = Bareinkaufspreis + Bezugskosten

Im ersten Schritt der Bezugskalkulation starten Sie mit dem Listeneinkaufspreis – das ist der Einkaufspreis für die Ware – und ziehen davon den Lieferrabatt ab. Dies ist der sogenannte Zieleinkaufspreis, den der Händler bezahlt. Erhält der Händler nun noch einen Lieferantenskonto, so spricht man von dem Bruttoeinkaufspreis. Anschließend rechnen Sie noch die Bezugskosten zum Bareinkaufspreis dazu. Das sind die Kosten, die während der Lieferung anfallen - beispielsweise Versandkosten. Das Ergebnis ist der Bezugspreis, auch Einstandspreis genannt. Er entspricht schließlich den endgültigen Anschaffungskosten einer Ware und Sie können ihn auch dazu verwenden, um die Preise verschiedener Anbieter für eine Ware zu vergleichen.

Folgendes Rechenbeispiel soll die eben beschriebene Bezugskalkulation noch einmal veranschaulichen.

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<b>Kategorie</b>
Kategorie%Wert
Listeneinkaufspreis 100,00 €
– Lieferantenrabatt 8 % – 8,00 €
= Zieleinkaufspreis 92,00 €
– Lieferantenskonto 2 % – 1,84 €
= Bareinkaufspreis 90,16 €
+ Bezugskosten + 20,00 €
= Bezugspreis110,16 €

Achtung

Nicht jeder Berechnungsschritt ist für jeden relevant

Wichtig zu wissen ist, dass nicht jeder Punkt des obigen Kalkulationsschemas für die Kalkulation relevant sein muss. Bekommt beispielsweise ein Händler keinen Lieferskonto von seinem Lieferanten, dann wird dieser Schritt einfach weggelassen und Sie machen mit dem nächsten Berechnungsschritt weiter.

2. Die Selbstkostenkalkulation

Im zweiten Schritt werden jetzt die Gemeinkosten berücksichtigt. Das sind die Selbstkosten, die dem Händler durch allgemein anfallende Ausgaben entstehen. Dies können zum Beispiel die Miete für das Büro oder die Lagerhalle sowie Personalkosten sein. Diese Gemeinkosten addieren Sie dann prozentual zum ermittelten Bezugspreis. Das Ergebnis ist der Selbstkostenpreis.

Das entsprechende Rechenbeispiel gestaltet sich dann folgendermaßen:

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<b>Kategorie</b>
Kategorie%Wert
= Bezugspreis 110,16 €
+ Gemeinkosten 50 % + 55,08 €
= Selbstkostenpreis165,24 €

3. Die Verkaufskalkulation

Mit dem letzten Schritt, der Verkaufskalkulation, berechnen Sie schließlich der Verkaufspreis der Ware. Dieser sollte am Ende so hoch sein, dass alle anfallenden Kosten gedeckt sind und zudem ein Gewinn für den Händler entsteht.

Zunächst ist der Barverkaufspreis zu berechnen, indem Sie Gewinnzuschlag – das ist der Prozentsatz für den gewünschten Gewinn – zum Selbstkostenpreis addieren. Danach ermitteln Sie den Zielverkaufspreis, indem Sie den Skontosatz für die Kunden mit einkalkulieren. Ebenso berechnen Sie der Kundenrabatt mit ein, sodass am Ende der Nettoverkaufspreis feststeht. Auf diesen wird noch der jeweils gültige Umsatzsteuersatz addiert. 

Info

Die Art der Rechnung ändert sich

Ab dem Barverkaufspreis ändert sich die Art der Rechnung. Zur Berechnung des Zielverkaufspreises müssen Sie von 100 % ausgehen, davon werden dann – wie in dem angenommenen Rechenbeispiel – die 3 % Kundenskonto abgezogen, sodass noch 97 % nach Abzug der 3 % übrigbleiben. Um den Wert des Kundenskontos zu ermitteln, dividieren Sie deshalb 198,29 € durch 97 und multiplizieren das Ergebnis mit 3. Somit beträgt das Kundenskonto in untenstehendem Beispiel 6,13 €. Analog verfahren Sie bei der Berechnung des Kundenrabatts.

Um zuletzt den Bruttoverkaufspreis, auch Listenverkaufspreis (in brutto) genannt, zu erhalten, müssen Sie noch die derzeit aktuelle Umsatzsteuer in Höhe von 19 % auf den Nettoverkaufspreis dazurechnen. Die konkrete Verkaufskalkulation sieht dann im Rechenbeispiel so aus:

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<b>Kategorie</b>
Kategorie%Wert
= Selbstkostenpreis 165,24 €
+ Gewinnzuschlag 20 % + 33,05 €
= Barverkaufspreis 198,29 €
+ Kundenskonto 3 % + 6,13 €
= Zielverkaufspreis 204,42 €
+ Kundenrabatt 5 % + 10,76 €
= Nettoverkaufspreis 215,18 €
+ Umsatzsteuer 19 % + 40,88 €
= Bruttoverkaufspreis256,06 €

Mit diesem Schema lässt sich die Vorwärtskalkulation strukturiert und übersichtlich durchführen und der Bruttoverkaufspreis ermitteln.

Was ist eine Rückwärtskalkulation?

Die Rückwärtskalkulation ist ebenso wie die Vorwärtskalkulation eine Art der Handelskalkulation. Sie wird verwendet, wenn der Verkaufspreis eines Produkts vorgegeben ist und sie den maximalen Listeneinkaufspreis berechnen wollen. Bei dieser Methode rechnen Sie folglich vom Verkaufspreis zum Einkaufspreis zurück.

In einigen Fällen macht eine Rückwärtskalkulation mehr Sinn, da die Vorwärtskalkulation nicht immer anwendbar ist. Gerade im Zeitalter des Preisvergleichs sind Kunden immer auf der Suche nach dem günstigsten Anbieter, sodass die Händler in diesem Marktumfeld stets wettbewerbsfähig bleiben müssen. Deshalb geht der Händler bei der Rückwärtskalkulation von einem feststehenden Verkaufspreis aus und versucht mithilfe dieser Methode, Möglichkeiten zur Gewinnmaximierung zu finden. Denn bei der Rückwärtskalkulation können Sie Spielräume leicht identifizieren und durch verschiedene Stellschrauben Gewinnmargen – trotz fester Listenverkaufspreise – angepasst werden.

Die Vorwärts- und Rückwärtskalkulation gegenübergestellt

Infografik von Lexware zur Darstellung von Gegenüberstellung Vorwärts- und Rückwärtskalkulation

Wie bereits erwähnt, existieren grundsätzlich drei Arten der Handelskalkulation: die Vorwärtskalkulation, die Differenzkalkulation sowie die Rückwärtskalkulation. Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass die Vorwärtskalkulation das genaue Gegenstück zur Rückwärtskalkulation darstellt. Beide Methoden unterscheiden sich im Wesentlichen wie folgt, wie diese Übersicht zeigt:

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<b>Vorwärtskalkulation</b>
VorwärtskalkulationRückwärtskalkulation
Hat zum Ziel, den Bruttoverkaufspreis zu ermitteln. Hat zum Ziel, den Listeneinkaufspreis zu ermitteln.
Die Berechnung startet mit dem Listeneinkaufspreis. Die Berechnung startet mit dem Bruttoverkaufspreis.
Rechenrichtung: vorwärts Rechenrichtung: rückwärts
Eignet sich für Branchen, bei denen der Markt eine freiere Gestaltung von Verkaufspreisen zulässt. Eignet sich für Branchen, bei denen der Verkaufspreis überwiegend durch den Markt bestimmt ist.