Zusammenfassung
Tätigkeiten des Wirtschaftsprüfers im Überblick
- Wirtschaftsprüfer überprüfen an erster Stelle die Finanzwerte von Betrieben auf deren Richtigkeit. Neben gesetzlich vorgeschriebenen Jahresabschlussprüfungen zählt dazu insbesondere die Prüfung von Bilanzen.
- Sie sind aber auch als Unternehmensberater, Gutachter, Sachverständige und Steuerfachleute tätig.
- Wirtschaftsprüfer werden von der Wirtschaftsprüferkammer (WPK) bestellt und müssten das Wirtschaftsprüferexamen bestehen. Diesem gehen ein Studium und mehrjährige Praxis voraus.
- Ein Berufseid und damit verbundene Berufspflichten unterstreichen die Unabhängigkeit des Berufsstandes.
- Er nimmt die Position des unparteiischen Dritten zwischen Mandanten und amtlicher Instanz, etwa Finanzamt oder Finanzgericht, ein.
- Der Unterschied zum Steuerberater ist die Befugnis zur Prüfungstätigkeit und zum Auftreten als Gutachter und Sachverständiger.
Definition
Was ist ein Wirtschaftsprüfer?
Der Status ist in etwa mit dem eines Notars vergleichbar: Ein Wirtschaftsprüfer legt einen Berufseid ab und ist eine Vertrauensperson, die unabhängig und uneigennützig berät. Wirtschaftsprüfer arbeiten gemäß § 1 Abs. 2 WPO freiberuflich und müssen öffentlich bestellt werden.
Doch was macht ein Wirtschaftsprüfer genau? Kurzgefasst: Ein Wirtschaftsprüfer überprüft die ordnungsgemäße Buchführung, Jahresabschlüsse oder auch den Lagebericht von Unternehmen. Er ist also ermächtigt, betriebswirtschaftliche Prüfungen vorzunehmen und Bestätigungsvermerke zu erteilen.
Keine Angst vor der Kontrolle: Ein WP ist weder dem Unternehmen noch dem Finanzamt unterstellt. Er agiert als Dritter, der nicht nur überprüft, sondern auch beratend tätig ist und so beispielsweise auch Unternehmensbewertungen liefern kann.
Berufspflichten eines Wirtschaftsprüfers
Wirtschaftsprüfer haben eine wichtige Rolle und damit einhergehende Verpflichtungen, die sie ernst nehmen müssen. Laut § 43 WBO umfassen diese Verpflichtungen:
- Unabhängigkeit: Wirtschaftsprüfer müssen in jeder Hinsicht unabhängig sein und dürfen sich von niemandem beeinflussen lassen.
- Gewissenhaftigkeit: Alle Aufgaben müssen sorgfältig und entsprechend den Gesetzen erledigt werden.
- Verschwiegenheit: Was sie bei ihrer Arbeit erfahren, bleibt unter Verschluss. Dies ist gesetzlich vorgeschrieben und bildet die Basis für das Vertrauensverhältnis zu ihren Klienten.
- Unparteilichkeit: Sie müssen in ihren Berichten und Analysen neutral bleiben und dürfen sich nicht auf eine Seite schlagen.
- Unvereinbarkeit: Sie dürfen sich nicht in Geschäften engagieren, die im Widerspruch zu ihrer beruflichen Rolle stehen oder ihrem Ansehen schaden könnten.
- Eigenverantwortlichkeit: Ein Wirtschaftsprüfer muss eigenverantwortlich handeln und die Konsequenzen seiner Entscheidungen tragen.
- Berufswürdigkeit: Es wird erwartet, dass Wirtschaftsprüfer sich jederzeit professionell verhalten, sowohl im Beruf als auch privat.
Diese Regeln sorgen dafür, dass Wirtschaftsprüfer vertrauenswürdig und professionell bleiben und ihren wichtigen Beitrag in der Wirtschaft leisten können.
Einsatzbereiche: Wer braucht wann einen Wirtschaftsprüfer und ist wirtschaftsprüfungspflichtig?
Das Expertenwissen wird von unterschiedlichen Unternehmensformen in Anspruch genommen. Sie können sich einmalig beraten lassen oder regelmäßig auf die Dienste eines Wirtschaftsprüfers zurückgreifen.
- Kleine Unternehmen aus Handel oder Dienstleistung, Solo-Selbstständige, Freelancer und Privatpersonen können Wirtschaftsprüfer bestellen, die Ihnen in Steuer- und Unternehmensfragen mit entsprechenden Empfehlungen weiterhelfen.
- Unternehmen mit gesellschaftlicher Aufgabe müssen Ihre Finanzen überprüfen lassen.
- Mittelgroße und große Unternehmen, Konzerne, Aktiengesellschaften (AGs) und Kapitalgesellschaften sind nach § 316 HGB zum Jahresabschluss und dessen Überprüfung verpflichtet.
Um als mittelgroße Unternehmung eingestuft zu werden, muss ein Unternehmen innerhalb zweier aufeinanderfolgender Geschäftsjahre in zwei von drei definierten Bereichen bestimmte Grenzen erreichen. Die relevanten Parameter hierfür sind: eine Bilanzsumme über 6 Millionen Euro, Umsatzerlöse, die die 12 Millionen-Euro-Marke überschreiten, sowie eine Belegschaft, die durchschnittlich 50 Personen umfasst.
Steigt ein Unternehmen in die Kategorie der großen Gesellschaften auf, so verschieben sich die Maßstäbe entsprechend nach oben. Die maßgeblichen Schwellenwerte belaufen sich dann auf eine Bilanzsumme ab 20 Millionen Euro, Umsatzerlöse ab 40 Millionen Euro und eine durchschnittliche Belegschaft von mindestens 250 Personen.
Wichtig: Die Wirtschaftsprüfung müssen Sie selbst in die Wege leiten. Wenn die Geschäftsführung dies versäumt, kann es zu empfindlichen Strafen kommen.
Neben der Pflicht zur Überprüfung profitieren große Konzerne und Gesellschaften vom Know-how eines Wirtschaftsprüfers in vielen rechtlichen, steuerlichen und betriebswirtschaftlichen Fragen. Die unabhängige Beratung und die Durchführung von Sonderprüfungen sind oftmals unerlässlich bei wichtigen Investitionen, Umstrukturierungen oder Entscheidungen.
Info
Was ist eine Wirtschaftsprüfung?
Bei einer Wirtschaftsprüfung wird die Finanzberichterstattung eines Betriebs kontrolliert. Entscheidend ist, ob im Ergebnis der Ist-Zustand der Finanzlage mit dem Soll-Zustand laut Abschluss bzw. Bilanzierung durch die Buchhaltung übereinstimmt. Die Pflicht zur Wirtschaftsprüfung ist an Bilanzsumme, Umsatz und Zahl der Mitarbeiter geknüpft. Die Schwellenwerte liefert § 267 HGB. Daher kommt in mittelgroßen und großen Kapitalgesellschaften mir die Wirtschaftsprüfung zum Einsatz, während man in kleineren Kapitalgesellschaften oder auch Personengesellschaften und Einzelunternehmen etc. von der Betriebsprüfung spricht.
Wirtschaftsprüfer oder Steuerberater?
Die Kosten für einen Wirtschaftsprüfer sind aufgrund seiner Beeidung und seiner hohen Expertise eine teure Angelegenheit. Dementsprechend ist in Sachen Steuer- und Rechtsberatung der Steuerberater oft die bessere Option.
Aufgaben eines Wirtschaftsprüfers
Prüfen, Beraten, Verwalten: Das sind die drei grundlegenden Tätigkeiten eines Wirtschaftsprüfers. Durch seine langjährige Erfahrung ist er in vielen betriebswirtschaftlichen Feldern und Branchen ein absoluter Profi. Seine große Verantwortung sowie sein abgelegter Berufseid verleihen ihm große Autorität. Diese macht sich jedoch auch im Honorar bemerkbar.
Folgende Aufgabenbereiche kann ein Wirtschaftsprüfer übernehmen:
Prüfer
Das Kerngeschäft ist das Prüfen. Doch was prüft ein Wirtschaftsprüfer? Es ergeben sich viele Gründe für die Geschäftsführung, eine unabhängige, dritte Person mit der Überprüfung von bestimmten Zahlen zu betrauen. Geprüft werden:
- Abschlüsse, etwa Jahresabschlüsse
- Aktien- und Wertpapierdepots
- die Einhaltung genossenschaftlicher Pflichten
- Unternehmensgründungen
- Schlussbilanzen
- Kapitalerhöhungen
- Aktienrechtliche Belange
- Unterbewertungen von Vermögen
Nicht alle Prüfungen sind gesetzlich vorgeschrieben. Viele sind für das Funktionieren eines Betriebs jedoch trotzdem unerlässlich. Nur so kann die Geschäftsführung im Blick behalten werden, ob die Zahlen und der Kurs stimmen.
Berater
Der Wirtschaftsprüfer kann aufgrund seines Expertenwissens auch als Unternehmensberater fungieren. Er kann durch einen Blick auf die Zahlen und weitere Anhaltspunkte wichtige Beurteilungen vornehmen. So ist er zugleich ein Berater, der:
- ungenutzte Potenziale offenlegt
- finanzielle Risiken frühzeitig erkennt
- aktuelle nationale und internationale Entwicklungen im Bereich Finanzen und Wirtschaft weitergeben kann
- Fusionen und Übernahmen beurteilt und begleitet
- als vertrauensvoller Berater mit ökonomischem Fachwissen zur Seite steht
- Alternativen und Verbesserungsmöglichkeiten aufzeigen kann
Viele Geschäftsführer setzen auf die Vorteile eines Wirtschaftsprüfers als unparteiischen Gesprächspartner von außen.
Steuerfachmann
Ein Wirtschaftsprüfer besitzt zugleich erstklassige Kenntnisse über das Steuerrecht. Viele haben bereits eine berufliche Vorqualifikation als Steuerberater und waren lange Jahre auf diesem Gebiet tätig. Sein Status ist gewissermaßen über dem des Steuerberaters, da nur er auch als Prüfer, Gutachter und Sachverständiger agieren darf. Als Steuer- und Wirtschaftsprüfer darf er seine Mandanten vor Finanzgerichten und Behörden vertreten.
Sachverständiger
Ein Wirtschaftsprüfer darf auch als Gutachter oder Sachverständiger tätig sein. Er kann zum Beispiel Gutachten über die Finanzlage eines Betriebes, über Unternehmenswerte oder angemessene Abfindungszahlungen erstellen. Durch seine Unabhängigkeit ist er ein transparenter Sachverständiger ohne Eigeninteresse.
Verwalter
Durch die Unabhängigkeit und Vereidigung ist auch eine Tätigkeit als Treuhand-Verwalter von Vermögenswerten aus Konkurs oder Nachlass möglich. Auch als Notgeschäftsführer kann der Wirtschaftsprüfer eingesetzt werden.
Wie erkennt man einen guten Wirtschaftsprüfer?
Es ist nicht so leicht, einen guten Wirtschaftsprüfer auf den ersten Blick zu erkennen. Es gibt aber bestimmte Eigenschaften, die einen guten WP ausmachen. Diese Eigenschaften können Sie schon während eines ersten Gesprächs herausfinden:
- Detailgenauigkeit: Ein versierter Wirtschaftsprüfer verliert nie den Blick fürs Detail und übersieht nichts.
- Zahlenaffinität: Eine Vorliebe für Zahlen ist unerlässlich. Ohne dieses Interesse ist die Fähigkeit, Zahlen richtig zu deuten und Fehler zu berichtigen, stark eingeschränkt.
- Kommunikationsstärke: Ein guter Wirtschaftsprüfer ist in der Lage, auch komplexe, fehlerhafte Vorgänge im Jahresabschluss so darzulegen, dass auch Laien sie verstehen können.
- Integrität: Es ist essenziell, dass ein Wirtschaftsprüfer vertrauliche Informationen nicht preisgibt und sich ethisch in Bezug auf die Handhabung sensibler Daten verhält.
Der Weg in den Beruf des Wirtschaftsprüfers
Um Wirtschaftsprüfer zu werden, sind viele Schritte notwendig. Der Weg geht in der Regel über Studiengänge im Bereich der Wirtschaftswissenschaften oder verwandter Disziplinen.
Viel praktische Erfahrung sowie Fachkenntnisse in Steuerrecht, Wirtschaftsrecht, BWL, VWL und vielen unternehmensrechtlichen Belangen sind zwingend erforderlich.
Der zukunftssichere Beruf bringt ein hohes Ansehen und Einkommen sowie viel Eigenverantwortung mit sich. Hinzu kommt, dass man keine Vorstrafen haben darf. Doch wie wird man Wirtschaftsprüfer?
Grundvoraussetzungen für Kandidaten
Neben vielen fachlichen Gesichtspunkten benötigen Aspiranten einige Voraussetzungen, um den Weg in den Beruf als Wirtschaftsprüfer zu meistern. Dazu zählen:
- Belastbarkeit und Ausdauer
- Zahlenaffinität und logisches Verständnis
- Empathie
- Akribie
- Integrität
- hohe Auffassungsgabe und Lernfähigkeit
- die Bereitschaft, sich lebenslang Wissen anzueignen
Außerdem müssen die eigenen Vermögenswerte geordnet sein. Zudem muss er die Berechtigung haben, in öffentlichen Ämtern tätig zu sein. Wie also wird man Wirtschaftsprüfer?
Info
Die Berufspflichten
Für die Arbeit als Wirtschaftsprüfer, muss man einen Berufseid ablegen. Dieser beinhaltet, Berufspflichten, die in §§43, 43a 49 WPO festgelegt sind, nachzukommen. Darunter fallen:
- Unabhängigkeit
- Gewissenhaftigkeit
- Verschwiegenheit
- Eigenverantwortliches Ausüben des Berufs
- Berufswürdiges Verhalten
Das Studium
Um Wirtschaftsprüfer zu werden, ist eine Ausbildung nach §8 WPO oder §13 WPO notwendig, die mit dem Bestehen der Abschlussprüfung, also des Wirtschaftsprüfersexamens abgeschlossen wird.
- Grundlage ist ein Hochschulstudium. Die überwiegende Mehrheit studiert BWL, aber auch Juristen und VWLer kommen häufig vor. Wichtig ist, dass man bereits im Studium Inhalte wie Steuerrecht vertieft und möglichst viel Praxiserfahrung sammelt.
- Bestimmte Hochschulen bieten Masterstudiengänge nach §8a WPO an, die gezielt in den Beruf des Wirtschaftsprüfers führen.
- Es gibt zudem Hochschulen, in deren Studiengängen einzelne Prüfungen und Leistungen im Rahmen von §13b WPO anbieten, die dann bereits zum Examen zählen und dieses somit verkürzen können.
- Je nach Studiengang und Ausbildungsweg sind mehrere Jahre Praxis während oder nach dem Studium nachzuweisen, etwa im Rahmen einer Prüfungstätigkeit für eine Wirtschaftsprüfungsgesellschaft.
- Anschließend folgt das Wirtschaftsprüferexamen, das sich je nach bereits vorhandenen Studienleistungen aus verschiedenen Teilbereichen zusammensetzt.
- Für Steuerberater und Buchprüfer gilt ein verkürztes Examen.
Ist das Examen bestanden, so wird man durch die Wirtschaftsprüferkammer (WPK) als Wirtschaftsprüfer bestellt. Es folgt die Vereidigung.
Das Gehalt
Stundensätze von Wirtschaftsprüfern sind sehr weit oben angesiedelt. Das Wirtschaftsprüfer-Gehalt beginnt für Berufseinsteiger bei bis zu 4.500 Euro brutto und wächst mit der Berufserfahrung stetig. Ein sechsstelliges Jahresgehalt ist für diesen Berufszweig durchaus möglich.
Info
Einen Wirtschaftsprüfer finden
Einen Wirtschaftsprüfer finden Sie am einfachsten über entsprechende Verzeichnisse. Die Wirtschaftsprüfkammer (WPK) ist hier die beste Anlaufstelle. Hier können Sie nach Prüfstellen und eingetragenen Prüfern suchen.