Franchising

Eine gute Geschäftsidee kann Gold wert sein. Und zwar nicht nur hinsichtlich hergestellter Produkte: In bestimmten Fällen können Sie diese selbst weiterverkaufen und damit Geld machen. Auf der anderen Seite ist es auch möglich, dass Sie von den Einfällen eines Dritten profitieren und sich daran beteiligen, um eine Existenzgründung einfacher zu gestalten. Diese beiden Perspektiven lassen sich zum Beispiel mit dem Franchising-System umsetzen. Aber was versteht man eigentlich unter Franchising und wie gründen Sie ein Franchise-Unternehmen? In diesem Artikel finden Sie praktische Hinweise, um zu verstehen, wie Sie das Geschäftsmodell selbst umsetzen können.

Zuletzt aktualisiert am 18.12.2024
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Franchising im Überblick

  • Franchising ist ein Modell, bei dem ein Unternehmen sein Geschäftskonzept, seine Marke und sein Corporate Design anderen Unternehmern gegen Lizenzgebühren bzw. Franchisegebühren zur Verfügung stellt.
  • Franchising kann sich sowohl auf einzelne Produkte als auch auf Services oder ganze Vertriebsstrukturen beziehen.
  • Franchisenehmer profitieren von der Bekanntheit einer etablierten Marke und den bewährten Abläufen des Franchisegebers. Auf der anderen Seite sind Franchisenehmer weniger flexibel als mit einem eigenen Unternehmen und auf lange Sicht abhängig vom Franchisegeber.
  • Zu den Pflichten eines Franchisegebers gehört es, dem Franchisenehmer mit Rat und Tat, Schulungen und Tipps zur Seite zu stehen, um so zum Erfolg des Unternehmens beizutragen. 
  • Ein eingeführtes Franchising-Konzept und ein professioneller Businessplan sind gute Voraussetzungen, um als Franchisenehmer Kredite zur Gründung zu erhalten.

Definition

Was ist ein Franchise-Unternehmen?

Franchising ist eine Art von Geschäftsmodell, bei dem ein Unternehmen (der Franchisegeber) einem unabhängigen Unternehmer (dem Franchisenehmer) mittels Franchiselizenz das Recht einräumt, das Businesskonzept und die Marke (inklusive des Markendesigns) des Franchisegebers zu nutzen und zu betreiben.

Geben und Nehmen: So funktioniert Franchising

Beim Franchising nutzen Sie ein erprobtes Konzept und ein kooperatives Vertriebssystem. Der Franchisegeber unterstützt den Franchisenehmer zum Beispiel bei folgenden Themen:

  • bei der Wahl des Standorts
  • bei der Geschäftsausstattung
  • im Rahmen der Einkaufs- und Logistikprozesse
  • im Marketing und bei Werbemaßnahmen

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So funktioniert ein Franchisesystem: Franchise einfach erklärt

Angenommen, Sie möchten in der Innenstadt eine Fast-Food-Kette eröffnen. Wie sehen dann die ersten Schritte aus? Zuerst informieren Sie sich darüber, was ein Franchising-System eigentlich kennzeichnet und suchen anschließend im Internet einen passenden Partner. 

Sobald Sie diesen gefunden haben, nehmen Sie Kontakt zum Franchisegeber auf. Dieser wird Ihnen alle notwendigen Informationen für eine Partnerschaft mitteilen und Ihnen das Geschäftskonzept in unterschiedlichen Schulungen vermitteln. Entscheiden Sie sich für das Konzept, ist es wichtig, dass Sie Ihren gesamten Businessplan so ausrichten, wie es der Franchisepartner erwartet. Nachdem Sie auch die Finanzierung auf die Beine gestellt und den Vertrag geschlossen haben, steht Ihrer Unternehmenskarriere nichts mehr im Weg.

Grafik zur Veranschaulichung, wie Franchise funktioniert

Im Gegenzug zahlt der Franchisenehmer eine Einstiegsgebühr an den Franchisegeber, die in der Regel aus einem Umsatzanteil oder einem festen Betrag pro Monat besteht. Wer als Partnerbetrieb Teil eines Franchise werden möchte, muss neben den Franchisegebühren mit weiteren Kosten rechnen. Folgendes gilt es zu bedenken:

  • Zur Gründung ist eine große Summe an Eigenkapital notwendig. Bei populären Schnellrestaurantketten mit Franchisesystem liegt der erforderliche Betrag nicht selten im mittleren sechsstelligen Bereich.
  • Aus rechtlicher Sicht ist der Nehmer des Franchise selbstständig und bleibt aus Sicht seiner Geschäftstätigkeiten auch selbstbestimmt. Dennoch ist er verpflichtet, sich an die Vereinbarungen des Franchisevertrags zu halten. In diesem und dem Franchisehandbuch sind genaue Leitlinien, Betriebsmethoden etc. festgelegt, nach denen sich alle Franchisebetriebe zu richten haben.

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Die Geschichte des Franchising

Das Franchising hat seine Ursprünge im 19. Jahrhundert in den USA. Als eines der ersten per Franchisesystem vertriebenen Produkte gilt ein bis heute erfolgreiches, koffeinhaltiges Erfrischungsgetränk. Doch rasch setzte sich diese Geschäftsidee auch in der Gastronomie durch. Einen regelrechten Boom gab es, als ein Fast-Food-Riese Franchising in den 1950er Jahren populär machte und in den 1970er Jahren auch nach Deutschland brachte. Heute ist die Franchisewirtschaft ein wichtiger Teil der deutschen Unternehmenslandschaft und seit 1978 im Deutschen Franchiseverband e. V. organisiert.

Der Unterschied zwischen Franchise und Filiale

Von einem Filialsystem unterscheidet sich das Franchisesystem vor allem in diesen Punkten: 

  • Eigentum und Kontrolle: Im Filialsystem besitzt und kontrolliert das Unternehmen alle Filialen, während Franchising auf der Kooperation von Franchisegeber und -nehmer beruht. Der Franchisenehmer trifft Entscheidungen eigenverantwortlich, da er auch das volle unternehmerische Risiko trägt.
  • Angebot und Geschäftsmodell: Filialen bieten – mehr oder weniger – dieselben Produkte und Dienstleistungen an und halten sich an dieselben Geschäftspraktiken. Franchisenehmer haben hingegen die Freiheit, das Geschäftsmodell an die Bedürfnisse und Anforderungen ihres Standorts und ihrer lokalen Zielgruppe anzupassen – zumindest, solange sie die Vorgaben des Franchisegebers einhalten.
  • Finanzierung und Risiko: Im Filialsystem finanziert das Unternehmen alle Filialen. Es trägt das Risiko, profitiert aber auch von sämtlichen Einnahmen. Im Franchisesystem muss jeder Franchisenehmer seine eigene Finanzierung aufbringen, um das Franchise zu eröffnen und zu betreiben. Gleichzeitig hat er auch eine größere Verantwortung für sein Budget. Das heißt, er behält einen Teil seiner Einnahmen und muss finanzielle Unwägbarkeiten allein stemmen.

Verschiedene Arten für Franchising

Unternehmen mit einem Franchising-Modell finden sich inzwischen in einer Vielzahl unterschiedlicher Branchen. Am prominentesten ist das Geschäftsmodell eines Franchise in der Gastronomie vertreten. Doch auch im lokalen Einzelhandel, in Online-Shops, im Dienstleistungssektor, im Handwerk und sogar im Gesundheitswesen gehören Franchises bzw. das Franchising mittlerweile zur gängigen Praxis. Dabei kommen verschiedene Konzepte zum Einsatz:

  • Produktfranchising bezieht sich auf die Herstellung und den Vertrieb einzelner Waren. Der Franchisenehmer erhält dann beispielsweise vom Geber des Franchisings ein Rezept für ein Nahrungsmittel und kann dieses fortan selbst produzieren. Bekannte Beispiele sind Pepsi, Coca-Cola oder Cartridge World.
  • Besonders oft vertreten ist das Vertriebsfranchise, bei dem der Franchisenehmer statt einzelner Produkte ganze Produktpaletten im Namen des Franchisegebers verkauft.     Bekannte Beispiele für Vertriebsfranchisen sind OBI, Fressnapf oder Aral.
  • Beim Dienstleistungsfranchise geht es um Services. Diese bietet der Franchisenehmer unter der Marke des Franchisegebers an. Dabei ist es essenziell, dass die Dienstleistungen auf einem einheitlichen Standard beruhen. Sie gehören heutzutage zu der häufigsten Form des Franchisings. Bekannte Beispiele für ein Dienstleistungsfranchise sind: Kieser Training, Holiday Inn oder Schülerhilfe. Geht es um die Wahl der geeigneten Rechtsform für diese Art des Franchisings, könnten die freien Berufe wie etwa Coaches, Journalisten oder Unternehmensberater gemäß § 18 Einkommenssteuergesetz (EstG) dieses beeinflussen.  

Einfacher Start: Vorteile von Franchising

Ein Unternehmen als Franchising aufzuziehen, bringt für den Franchisegeber häufig viele Vorteile und ist in der Regel äußerst profitabel. Doch auch als Franchisenehmer bringt Ihnen das Geschäftsmodell viele Vorteile.

  • Etablierte Marke: Franchisenehmer, auch Franchisepartner, profitieren davon, eine bereits bekannte und etablierte Marke zu nutzen. Ein gewisses Grundvertrauen existiert damit ebenso wie ein bereits vorhandener Kundenstamm.
  • Verlässliches Geschäftsmodell: Sein Geld in eine Franchiselizenz zu stecken, bedeutet, in ein bewährtes Konzept zu investieren. Das Geschäftsmodell des jeweiligen Unternehmens wurde schließlich in der Praxis bereits getestet und hat sich als erfolgreich erwiesen.
  • Umfassende Unterstützung: Franchisegeber haben großes Interesse daran, ihre Franchisepartner erfolgreich zu machen. Daher bieten sie beispielsweise Schulungen, Betriebsberatung und andere Services an.
  • Bessere Einkaufsbedingungen: Aufgrund der Größe von Franchisesystemen können Franchisenehmer oft in ganz anderen Mengen und Dimensionen einkaufen. So profitieren Sie von besseren Einkaufsbedingungen, wie zum Beispiel günstigeren Preisen.
  • Geringeres Risiko: Ein eigenes Unternehmen zu gründen, ist immer risikobehaftet. Das Franchisesystem ist eine Möglichkeit, sich selbstständig zu machen und dank des bestehenden sowie bewährten Geschäftsmodells vergleichsweise verlässliche Erfolgsaussichten zu haben.

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Franchise ohne Eigenkapital gründen

Prinzipiell ist es auch möglich, ohne Eigenkapital ein Franchise-Unternehmen zu gründen. Dabei sollten Sie jedoch beachten, dass Sie monatlich einen gewissen Betrag an den Franchisegeber zahlen müssen. Außerdem wird Kapital für den Grundstock an Waren, Gebühren von Behörden, evtl. Gründung einer Franchise-GmbH sowie der Erstausstattung der Franchise-Filiale gebraucht. Daher empfiehlt sich in der Regel ein Eigenkapitalanteil in Höhe von 20 Prozent bei der Gründung eines Franchise.

Ständige Abhängigkeit: Nachteile von Franchising

Wie bei nahezu allem gibt es auch beim Franchising eine Kehrseite. Abhängig von dem, was Sie von einem eigenen Unternehmen erwarten, hat das Konzept auch gewisse Nachteile:

  • Laufende Kosten: Zwar gibt es auch Franchisemodelle, in welchen Sie nur einen einmaligen Betrag zum Erwerb der Franchiselizenz aufzubringen haben. In der Regel zahlen Sie jedoch regelmäßig an den Franchisegeber. Hinzu kommen erhebliche Investitionen in Ausrüstung, Inventar und mehr. Auch Franchise-Kosten für laufende Unterstützung, z.B. die Übernahme von Werbung und Buchhaltung, müssen bezahlt werden.
  • Weniger Flexibilität: Als Franchisenehmer sind Sie oft an genaue Vorgaben des Franchisegebers gebunden. Bestimmte Angebote können Sie zum Beispiel nur machen, wenn der Franchising-Vertrag dies zulässt. Zudem sind Sie häufig dazu verpflichtet, das Franchise für einen gewissen Zeitraum zu nutzen und Marketingmaßnahmen mitzutragen.
  • Starke Konkurrenz: Nicht nur andere Unternehmen gelten als Mitbewerber. Franchisenehmer müssen sich oft mit anderen Partnerbetrieben desselben Franchisegebers messen.

Auch für den Franchisegeber hat dieses Konzept gewisse Nachteile. So wird es beispielsweise zunehmend schwierig, vertrauenswürdige Gründer zu finden und auch die Organisation eines Franchising-Systems birgt viele Komplikationen und Herausforderungen. 

Was sollten Franchisenehmer mitbringen?

Neben den nötigen finanziellen Mitteln sind auch gewisse persönliche Voraussetzungen von Vorteil, um erfolgreich ein Franchise zu gründen. Wichtige Eigenschaften für Franchise-Unternehmer sind:

  • Sie sollten Kundenkontakt mögen, um für eine hohe Kundenzufriedenheit zu sorgen. 
  • Sie sollten kaufmännisches Geschick haben, um mit Lieferanten zu verhandeln, sich Werbeaktionen auszudenken oder Preise für bestimmte Produkte und Dienstleistungen festzulegen. 
  • Sie sollten Teamgeist zeigen, um die Arbeit mit Kollegen zu erleichtern. 

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Auch im Franchising ist Kreativität gefragt

Als Franchise-Unternehmer sind Sie zwar zu einem großen Teil von Ihrem Franchisegeber abhängig. Das bedeutet aber nicht, dass Sie gar keinen individuellen Spielraum haben. Vor allem im Hinblick auf Werbeaktionen oder Preisbestimmungen haben Sie oft freie Hand. Dabei erfordert es kreative Ideen für das Franchise, um nebenbei die Vorgaben der Franchise-Zentrale zu berücksichtigen.

Tipp

Das passende Franchising-Konzept finden

Mittlerweile finden Sie im Netz verschiedene Franchiseportale. Dort können Sie sich informieren und erfahren, welche Unternehmen aktuell Franchisenehmer suchen. Sie können die Angebote dazu beispielsweise nach Branche filtern und sehen auch direkt, wie viel Eigenkapital Sie benötigen, um als Franchisenehmer einzusteigen. Auch Angaben zur Lizenzgebühr sind an dieser Stelle vermerkt. 

Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Auswahl der richtigen Rechtsform in Deutschland. Hier sind grundsätzlich eigentlich nahezu alle denkbar, wie:

  • Kaufmann
  • GbR
  • GmbH
  • Kleine Aktiengesellschaft (AG)

Förderung für Franchisenehmer

Auch als Franchisenehmer ist eine Gründung äußerst kostenintensiv. Allerdings können Sie verschiedene Möglichkeiten nutzen, um Fördermittel für Ihr Unternehmen zu beantragen.

  • Eine besondere Rolle spielt hier die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW). Die staatliche Förderbank vergibt günstige Darlehen und fördert Gründungen mit entsprechenden Programmen – ob Franchising oder nicht, ist dabei unerheblich. Zusätzlich bieten auch viele Bundesländer eigene Fördermaßnahmen zur Unternehmensfinanzierung an.
  • Eine weitere Möglichkeit der Förderung bietet der Mikromezzaninfonds Deutschland. Diese Fördermaßnahme richtet sich sowohl an kleine und junge Unternehmen als auch an Existenzgründer. Maximal können Sie hier 50.000 Euro bei einer Laufzeit von zehn Jahren abrufen. Dieses Förderprogramm richtet sich vorrangig an Unternehmen, die von Frauen oder Menschen mit Migrationsgeschichte oder aus einer Arbeitslosigkeit gegründet wurden. Aber auch Unternehmen, die eine Ausbildung anbieten, umweltorientiert sind oder aus der Pflege, können hier eine Förderung erhalten.